In der neunten Runde von Wijk aan Zee ((Turnierseite)) schlug Topalov seinen Freund Kramnik in sehenswertem Stil. Nachdem die beiden vor der Partie das Händeschütteln vergassen, gelang Veselin dank einer seit drei Jahren vorbereiteten Neuerung durch seinen Sekundanten Ivan Cheparinov ein kleines Meisterwerk. Nach der Partie erläuterte der Sieger seine Partie in der Pressekonferenz ((Video der Pressekonferenz auf Chessvibes)) und wies auf einige Feinheiten hin, die das Team Topalov in petto hatte. Allerdings ist ihm während der Partie eine Kleinigkeit entgangen, die den Ausgang der Partie vielleicht noch zu seinem Ungunsten hätte verlaufen lassen können.

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Topalov – Kramnik [D43]
CCT 2008 Wijk aan Zee, 2008

1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sf3 Sf6 4.Sc3 e6 5.Lg5 h6 6.Lh4 dxc4 7.e4 g5 8.Lg3 b5 9.Le2 Lb7 10.0-0 Sbd7 11.Se5 Lg7

Diagramm 1

12.Sxf7!?N Was für ein Zug! Weiss opfert den Springer, um den schwarzen König kein ruhiges Plätzchen zu gönnen. Das weisse Konzept ist auf lange Sicht angelegt. Die schwarze Spielweise erleidet in Wijk aan Zee ein wenig Schiffbruch. Radjabov gewann in der ersten Runde schon gegen Anand und Kramnik (mit Weiss!) gegen Aronian. Allerdings wählten beide den Hauptzug 12.Sxd7. 12…Kxf7 13.e5 Sd5 14.Se4 Ke7 15.Sd6 Db6 16.Lg4 Taf8 17.Dc2 Topalov weist in der Pressekonferenz darauf hin, dass es sich an dieser Stelle um eine der kritischen Stellungen handelt, die sein Sekundant Ivan Cheparinov analysiert hat. Die weisse Dame droht über g6 konkrete Drohungen gegen den schwarzen König aufzustellen.

Diagramm 2

17…Dxd4?! Laut Topalov ein Fehler, da Weiss danach die Figur zurückgewinnt und nur mit einem Minusbauern die weitere Partie bestreiten muss. Rein psychologisch fühlte er sich hier schon auf der Siegerstrasse. 17…Thg8 war der Hauptzug, den das Team Topalov analysiert hatte. 18.Dg6 Sc7 19.Dh7 Dxd4 20.Lh5 Sxe5 21.Sxb7 Sd5 22.Tad1 Sd3 23.Ld6+ Kd7 24.Lxf8 Txf8 25.Sc5+ Dxc5 26.Dxg7+ De7 ist eine der möglichen Varianten. Die Stellung bleibt weiterhin sehr kompliziert. Ein klarer Vorteil ist für keine der beiden Seiten in Sicht. 18.Dg6 Dxg4 19.Dxg7+ Kd8 20.Sxb7+ Kc8 21.a4! Stark, Weiss lockert die Struktur am Damenflügel, um eindringen zu können. 21…b4 22.Tac1 c3 Die weisse Dame anzugreifen, hätte nichts gebracht. Nach 22…Tfg8 23.Df7 Tf8 24.Sd6+ Kc7 25.Dg6 Thg8 26.Dc2 c3 27.Tfd1! droht das Turmopfer auf d5 mit Zerstörung der schwarzen Verteidigung. Wahrscheinlich steht hier Weiss klar besser. Z.B. 27…b3 28.Dxb3 Tb8 29.Sb5+! Kd8 30.f3 Df5 (30…Db4 31.Dxb4 Sxb4 32.Sxc3±) 31.Txd5! exd5 32.Dxc3+-. 23.bxc3 b3?! 23…Tfg8 24.Df7 Tf8 25.Sd6+ Kc7 26.Dg6 Sf4!? 27.Dc2! Se2+ 28.Kh1 Sxc1 29.Txc1 und die schwarze Königsstellung ist der entscheidende Faktor. 24.c4 Tfg8 25.Sd6+ Kc7 26.Df7 Tf8

Diagramm 3

27.cxd5! Es war die Zeit gekommen, die Dame zu opfern, meinte Topalov nach der Partie, doch er hatte eine Kleinigkeit übersehen. Auf 27.h3 Txf7 28.hxg4 Sf4 29.Sxf7 Se2+ 30.Kh2 Sxc1 31.Txc1 Tb8 wollte er sich nicht einlassen, da der b-Bauer ihm zu stark erschien. 32.Tb1 b2 33.f4! gxf4 34.Lf2 c5 35.Le1 Tb3 36.a5 hätte aber einfach gewonnen. 27…Txf7 28.Txc6+ Kb8 29.Sxf7

Diagramm 4

29…Te8? Das leistet keinen nennenswerten Widerstand. 29…Dxa4! Diesen Zug hatte Topalov während und nach der Partie in der Pressekonferenz nicht auf der Rechnung und wähnte sich hier schon klar auf der Gewinnerstrasse. Doch die Sache ist gar nicht so simpel. 30.Sxh8 Sb6 und nur durch einige Kraftzüge ist der b-Bauer aufzuhalten. (30…b2? 31.dxe6 Dxc6 32.exd7 Dxd7 33.e6++-) 31.Txe6 b2 32.Txb6+!! Nur das gewinnt klar, da Weiss den Läufer für den Bauer geben kann. (Nach dem „logischen“ 32.h3 Da1 33.Txa1 bxa1D+ 34.Kh2 Sc4! droht Schwarz durch das Mannöver 35…Sd2 und 36. Sf1+ den Weissen vor schwierigen Problemen zu stellen.) 32…axb6 33.e6+ Kb7 34.Le5 b1D 35.Txb1 De4 36.Tf1 Dxe5 37.Sf7 Dxd5 38.h3! h5 39.Te1 Dd2 40.Te4 Dc1+ 41.Kh2 Dc7+ 42.Te5 De7 43.Sxg5 h4 44.f4 und die weissen Freibauern sollten die Partie entscheiden. 30.Sd6 Th8 31.Tc4 De2 32.dxe6 Sb6 33.Tb4 Ka8 34.e7?! Vielleicht die einzige Ungenauigkeit von Topalov in dieser Partie. Diesen gefährlichen Freibauern hätte er nicht einstellen müssen. 34.Txb3!+- hätte den b-Bauern beseitigt und die Partie sofort entschieden. 34…Sd5 35.Txb3 Sxe7 36.Tfb1 Sd5 37.h3

Diagramm 5

37…h5? Stellt den Bauern auf g5 ein. Nach 37…Sf4 hätte Weiss wieder genau rechnen müssen, um den Sack endgültig zu zumachen. 38.Lxf4 gxf4 39.Sb5 Dxe5 40.Tc1 Kb8 (40…Tb8 41.Sc7+ Dxc7 42.Txc7 Txb3 43.Tc4+- hätte ein gewonnenes Turmendspiel ergeben.) 41.Sc7+ Kc8 42.Sa6+ Kd7 43.Tb7+ Kd6 44.Sb4+- 38.Sf7 Tc8 39.e6! droht Matt auf b8! 39…a6 40.Sxg5 h4 41.Ld6! Tg8 42.T3b2 Dd3 43.e7 Sf6 44.Le5 Sd7 45.Se6

Diagramm 6

und Schwarz kann die vielfältigen Drohungen nicht mehr parieren 1-0

Ganze elf Monate habe ich diese Serie brach liegen lassen ((Vgl.: Der Faktor Entwicklungsvorsprung (2))). Es gibt aber kaum einen besseren Anlass als zu Ehren des verstorbenen 11. Weltmeisters sie wiederzubeleben. Ich habe eine Partie aus der Olympiade in Varna 1962 ausgewählt. In diesem Turnier performte Bobby zwar unter Erwartung, gewann aber u.a. gegen Najdorf in glänzendem Stil.

Partie online nachspielen

Fischer, Robert James – Najdorf, Miguel [B90]
Varna Olympiade 1962, 2. Runde

1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6 6.h3

Diagramm 1

Ein sehr selten gespielter Zug gegen die Najdorf-Variante, den Fischer aber regelmässig mit Erfolg anwandte. 6…b5 Die schärfste Erwiderung (Fischer). 6…e6!? 7.g4 b5 8.Lg2 Lb7 ergibt laut Kasparov eine vergleichsweise vorteilhafte Version des Keres-Angriffs aus der Scheveninger-Variante. 7.Sd5!?

Diagramm 2

Wie man nach 6.h3 und 7.Sd5 Entwicklungsvorsprung erhalten soll, bleibt erstmal schleierhaft. Die Idee von 7.Sd5 ist die Schwäche des Feldes c6 auszunutzen. Fischer selbst nannte diesen Zug exzentrisch. 7…Lb7?! 7…Sxe4?! 8.Df3 Sc5 9.b4! e6! 10.bxc5 exd5 11.Dxd5 Ta7 12.c6 mit einigem Vorteil für Weiss (Fischer); 7…e6 8.Sxf6+ Dxf6 9.c4 (9.a4 scheint ein vernünftiger Zug zu sein, um um Vorteil zu kämpfen.) 9…b4?! mit Vorteil für Weiss (Fischer). 9…d5! 10.cxd5 Lb4+ mit Gegenspiel ist allerdings möglich. 8.Sxf6+ gxf6 Weiss hat es geschafft, die schwarze Bauernstruktur zu schwächen. 9.c4!?

Diagramm 3

Ein aggressiver Vorstoss, typisch Fischer (Kasparov). 9…bxc4?! Entwickelt den weissen Läufer mit Tempo. 9…b4 10.Ld3 Sd7 wäre besser gewesen; Nach 9…Lxe4 10.cxb5 Lg7 11.Dg4 Lg6 12.Sf5 hätte Weiss Vorteil gehabt (Kasparov). 10.Lxc4 Lxe4 10…Da5+ 11.Ld2 De5 12.Db3! Dxe4+ 13.Kd1! mit starkem Angriff (Fischer). Z.B. 13…e6 14.Te1! Dxd4 15.Dxb7 Lh6 16.Te2 Lxd2 17.Txd2 Dxc4 18.Tc1 Df1+ 19.Kc2 Db5 20.Dxa8± 11.0-0 Da ist er, der Entwicklungsvorsprung! Weiss hat zwei Figuren, im Gegensatz zu einer des schwarzen, im Spiel und seinen König in Sicherheit. Dafür hat er einen Bauern geopfert. 11…d5 12.Te1?! 12.Lb3! mit Initiative wäre besser gewesen (Kasparov). Z.B. 12…e6 13.Le3 Lg7 14.f3 Lg6 15.f4! f5 16.La4+ Sd7 17.Sc6 etc. 12…e5?

Diagramm 4

Schwächt die Diagonale a2-g8 und das Feld f5! 12…Lxg2! Der einzige Zug. 13.Kxg2 [13.Da4+ Sd7 14.Sf5 e6 15.Dc6 Le4 16.Txe4 dxe4 17.Lxe6 Tc8 18.Dxa6 Tg8+ 19.Kf1 Tc5 20.Le3 Te5 21.Lxd7+ Dxd7 22.Da8+ Dd8 23.Dc6+= (Hübner)]. 13…dxc4 14.Df3 Sd7 15.Sf5 Tg8+ 16.Kh1 e5 (16…e6 17.Dc6!) 17.Le3 mit gewinnbringendem Angriff (Fischer). Aber nach 17…Tc8 18.Tad1 Dc7 19.Td5 Dc6 20.Ted1 Tc7 21.Kh2 Db7 sind die Chancen des Schwarzen intakt (Hübner). 13.Da4+! Sd7 13…Dd7 14.Lb5! axb5 15.Dxa8 Ld6 16.Txe4! dxe4 17.Dxe4± (Fischer).

Diagramm 5

14.Txe4! Fischer ist nun in seinem Element. Er entfernt den starken Läufer, wonach seine Leichtfiguren sehr schöne Felder besetzen und optimalen Druck ausüben. 14…dxe4 15.Sf5! Lc5 16.Sg7+! Verhindert die Rochade. 16…Ke7 16…Kf8 17.Lh6 Kg8 18.Db3+- (Fischer). 17.Sf5+ Ke8 18.Le3 18.Lh6 (Tal) hätte auch gewonnen. Z.B. 18…Ta7 19.Td1 Db6 20.Lg7! Lxf2+ 21.Kf1 Lg1 22.Td2 Tg8 23.Lxf7+! Kxf7 24.Dc4+ De6 25.Sh6++-. 18…Lxe3 19.fxe3 Jetzt droht 20.Sd6+. 19…Db6

Diagramm 6

20.Td1 Ta7 21.Td6! Dd8 21…Dxb2 22.Lxf7+! Kd8 23.Da5+ Tc7 24.Le6+- 22.Db3 Dc7 23.Lxf7+ Kd8 24.Le6 und Schwarz gab wegen 24…Tb7 25.Da4 auf. 1-0

Eine lehrbuchmässige Partie zum Thema Entwicklungsvorsprung.

Das Schachgenie Robert James „Bobby“ Fischer verstarb im Alter von 64 Jahren in Island. Nachruf auf Schwatt und Weiss ((Bobby Fischer ist tot)).

Am heutigen Donnerstag fuhren Sebastian Siebrecht, Bernard Verfürden und meine Wenigkeit nach Wijk aan Zee, um das Corus Chess Festival ((Turnierseite)) aus allernächster Nähe zu betrachten. Es ist ein hervorragend organisiertes Event, das die kleine Stadt für drei Wochen in Atem hält. Viele Top-Spieler, Zuschauer und ein grosses Rahmenprogramm bieten allerhand Storys. Ich nahm die Gelegenheit wahr und hielt u.a. einige Impressionen in Bildern fest.

Wijk aan Zee
Nasskalt und windig. Dementsprechend habe ich kaum Aussenaufnahmen gemacht.

Adams-Kramnik
Adams-Kramnik, Remis nach 25 Zügen.

Anand
Der Weltmeister leistete in der 5. Runde Kurzarbeit. Remis nach 20 Zügen mit Schwarz gegen Aronian.

Caruana
Das italienische Wunderkind Fabiano Caruana. Remis mit Schwarz gegen Grivas in der C-Gruppe.

Cheparinov
Der Bulgare Ivan Cheparinov konzentriert sich vor der Partie.

Eljanov
Der Ukrainer Pavel Eljanov ziert das Tabellenende der A-Gruppe.

Gelfand
Der sympathische Boris Gelfand auch.

Harikrishna
Der Inder Pentala Harikrishna in einer typischen Pose.

Hou Yifan
Die erst 13jährige Chinesin Yifan Hou beim Post Mortem.

Iwantschuk
Ein typischer Iwantschuk vor der Partie.

Koneru
Die Inderin Humpy Koneru studiert vor der Partie das Bulletin.

Krasenkow
Der Pole Michal Krasenkow bereitet sich auf die Partie vor.

Grivas
Mein Landsmann Stratos Grivas bei einer seiner Lieblingsbeschäftigungen. Links steht ein Schiedsrichter, der darüber wacht, dass keine unerlaubten Mittel in Anspruch genommen werden.

L`Ami-Cheparinov
Erwin L`Ami gegen Ivan Cheparinov, 1-0.

Negi
Noch ein Wunderkind. Der 14jährige Parimarjan Negi aus Indien.

Polgar
Gibt es jemanden, der diese Frau nicht kennt?

Radjabov
Radjabov in Top-Form. In der 5. Runde schlug er mit Schwarz Eljanov (Das Foto ist mein persönlicher Favorit).

Ruijgrok-Braun
Leider verdarb Arik Braun den eigentlich schon sicheren Sieg, führt aber immer noch die C-Gruppe an.

Short
Gut gelaunt geht Short in die Partie.

Smeets-Bacrot
Einzügig (!) liess sich Smeets von Bacrot Matt setzen und war untröstlich.

Spoelman
Der junge Holländer Wouter Spoelman holte in der B-Gruppe seinen ersten halben Punkt.

Topalov
Der Ex-Weltmeister holte seinen ersten vollen Punkt im Turnier. Leidtragender war Gelfand.

Ushenina
Die Ukrainerin Anna Ushenina. Tabellenletzte der C-Gruppe.

Van Wely
Loek van Wely wurde in der 5. Runde von Mamedyarov mit 2.b3 im Sizilianer überrascht.

Van der Wiel
Der erfahrene und überaus sympathische John van der Wiel spielte Remis gegen van der Werf.

Analyse Zuschauer
Volles Haus im Analysecenter.

In einem der Fotos ist mein Kompagnon Bernard Verfürden versteckt. Findet ihn jemand?

PS: Vor Montag wird es keine Aktualisierung von Wijk geben. Bin unterwegs.

PPS: Ich habe am 18.01.2008 auf Schwatt und Weiss ein kurzes Video ((Video Stellwagen-Short)) von Short und Stellwagen online gestellt.

Während der Rest des Teilnehmerfeldes sich gerade warm lief, konnte Arik Braun das Geschehen von der Galerie aus betrachten. Sein heutiger Gegner war nur ein Spielball und konnte dem Spielwitz des Deutschen nichts entgegensetzen. Nachdem der Co-Leader Caruana über ein Remis gegen Reindermann nicht hinauskam, übernahm Braun eindrucksvoll die alleinige Tabellenspitze ((Tabelle C-Gruppe.))

Braun, Arik (2536) – Van Der Werf, Mark (2389)
Corus Chess 2008 Wijk aan Zee C-Gruppe (4), 15.01.2008

Stellung nach 14…Df5:

Braun-van der Werf

15.De3! Sieht auf dem ersten Blick sehr gefährlich aus, aber sobald man die Engine ein wenig tiefer rechnen lässt, wird deutlich, dass die Aktivität der weissen Figuren immens ist. 15.Ld6 Td8 16.Dc3 Se8 17.Thg1 Le6 18.b3 Df6 19.Le5 Txd1+ 20.Txd1 Dg5+ 21.Kb2 Sc5 22.Ld4 De7 23.Tg1 g6 24.De3 Sd7 25.Sf4 Sg7 26.Lg4 Te8 27.Te1 Dh4 28.Lxg7 Kxg7 29.Lxe6 Df6+ 30.Ka3 fxe6 31.Td1 De7+ 32.Kb2 e5 33.Se2 Sc5 34.Sc3 Tf8 35.f3 Tf4 36.Td2 a5 37.Te2 Dd6 38.Kc2 Se6 39.Dxe5+ Dxe5 40.Txe5 Sd4+ 41.Kd3 Sxf3 42.Txa5 Sxh2 43.Ta7 Tf3+ 44.Kd2 Sf1+ 45.Ke2 Tf7 46.Se4 h5 47.Sd6 Sg3+ 48.Ke1 Tf1+ 49.Kd2 Kf6 50.Txb7 Kg5 51.Th7 Tf2+ 52.Ke3 Txa2 53.Kf3 Sf1 54.b4 Ta3+ 55.Ke4 Sg3+ 56.Kd4 Sf5+ 57.Sxf5 Kxf5 58.Kc5 Tc3 59.Tf7+ Kg5 60.Tc7 h4 61.Txc6 h3 62.Tc8 Kf4 63.b5 g5 64.b6 Tb3 65.Kc6 g4 66.Th8 Kg3 67.b7 Kh2 68.Kc7 g3 69.b8D Txb8 70.Kxb8 g2 71.Tg8 g1D 72.Txg1 Kxg1 73.c5 h2 74.c6 h1D 75.c7 ½-½ Leitao, R (2601)-Shulman, Y (2616), Khanty-Mansiysk RUS 2007. 15…Sb4 16.Sd4 Sxa2+ 16…Dg6 17.Thg1 Sg4 18.Lxg4 Lxg4 19.h3 Sxa2+ 20.Kd2+- scheint an der Bewertung nichts zu ändern, auch wenn die Sache kompliziert ist. 17.Kd2 Td8 17…Dg6 18.Thg1 Lg4 19.Df4+- 18.Ke2

Braun-van der Werf 1

18…Dxe5? Das verliert forciert und wahrscheinlich hatte der junge Deutsche das im stillen Kämmerlein ausanalysiert. 18…Txd4 kam in der Partie Kuljasevic, D (2464)-Robson, R (2368), Richardson USA 2007, vor, doch nach dem genauen 19.Lxf6! Le6 20.Lxd4 Lxc4+ 21.Ke1 hat Weiss einen Turm mehr. 18…Dg6! ist der einzige Zug, der die Partie aber wahrscheinlich auch nicht rettet. 19.Thg1 Sg4 [19…Lg4 20.Lxf6 Dxf6 (20…Te8 21.Le7 Lxf3+ 22.Kxf3 Dh5+ 23.Kg2 c5 24.Kh1!+-) 21.Txg4 c5 (21…Te8 22.Te4 Txe4 23.Dxe4+-) 22.Tdg1 g6 23.Sb5 Dxb2+ 24.Kf1±] 20.Lxg4 Lxg4+ 21.f3 h5 22.fxg4 Te8 23.gxh5 Dxh5+ 24.Sf3 f6 25.Td7 g6 26.Kf2 fxe5 27.Td6+- 19.Dxe5 Te8 Darauf hatte sich Schwarz verlassen, aber nach einer Reihe von Kraftzügen ist die Sache entschieden. 20.Dxe8+! Sxe8 21.Sxc6! bxc6 22.Td8

Braun-van der Werf 2

Und Schwarz gab auf, da er nach 22…Lb7 23.Txa8 Lxa8 24.Ta1 eine Figur verliert. 1-0

In der A-Gruppe konnten Kramnik, Polgar und van Wely ihre ersten vollen Punkte einfahren und damit den Abstand zu Aronian und Carlsen verkürzen ((Tabelle A-Gruppe)). Leidtragende waren Eljanov, Gelfand und Topalov, der noch überhaupt keinen Rhythmus gefunden hat. Auch Weltmeister Anand, der heute mit Weiss gegen Adams über ein Remis nicht hinauskam, dümpelt noch in ungewohnten Gefilden rum.

In der B-Gruppe konnten Cheparinov und Harikrishna voll punkten. Der Rest endete Remis. Hier führt ein Dreigestirn die Tabelle an ((Tabelle B-Gruppe)). Mein Nachspieltipp des heutigen Tages lautet, neben Brauns Partie natürlich, Gelfand-Polgar. Die Ungarin zeigte ein Mal mehr, dass sie taktisch auf einem ganz hohen Niveau zu spielen vermag.

Arik Braun, eines der grössten deutschen Schachtalente, spielt in der C-Gruppe von Wijk aan Zee begeistert auf und führt zusammen mit dem jungen Italiener – die sind auch mal froh ein Talent zu haben – Caruana, die Tabelle ((Tabelle)) an. Er überzeugt insbesondere durch seine taktischen Finessen und seine Fähigkeit aus dem Nichts einen entscheidenden Konterangriff anzusetzen. Anlass genug, um sich zumindest die entscheidenden Momente der ersten drei Runden anzuschauen.

Nijboer,Friso (2578) – Braun,Arik (2536)
Corus Chess 2008 Wijk aan Zee C-Gruppe (1), 12.01.2008

Stellung nach 33…Se7:

Nijboer-Braun

Schwarz hatte in einer selten gespielten französischen Variante einige schöne Ideen gezeigt und die Stellung nach und nach zu seinem Gunsten verbessert, bis seine Figuren in die gegnerische Stellung einfielen. Hier steht er klar besser und Weiss macht es ihm in der Folge leicht. 34.Df4? Lässt die einfache Kombi 34…Txg1+ 35.Kxg1 Dxe2 zu. Nach 36.Tf1 Lc4 37.Tf2 De1+ 38.Kg2 Sd5 39.Dh4 a6 gab Weiss in einer völlig hoffnungslosen Stellung auf. 0-1

Braun,Arik (2536) – Negi,Parimarjan (2526)
Corus Chess 2008 Wijk aan Zee C-Gruppe (2), 13.01.2008

Stellung nach 26.Db2:

Braun-Negi

Weiss hatte Schwarz komplett überspielt und vielleicht hätte 26…Kf7 noch ein wenig Hoffnung gelassen. 26…Dc4?? Danach ist es aber wegen der Grundreihenschwäche sofort aus. 27.Sxb5! Se6 28.Txd8+ Sxd8 29.Sd6 Da4 30.Db8 Dd7

Braun-Negi1

31.Lc6! 1-0

Peng,Zhaoqin (2461) – Braun,Arik (2536)
Corus Chess 2008 Wijk aan Zee C-Gruppe (3), 14.01.2008

Stellung nach 29.Sxa7:

Peng-Braun

Schwarz hatte die ganze Partie Raumnachteil und musste sich umsichtig verteidigen. Nun war die Chance zum Kontern gekommen. 29…Tf6! 30.Db2 Einfacher war 30.Dxd5 Dxf2+ 31.Kh2 Dxa7 32.De5! und Schwarz kann den Mehrbauern wohl nicht verwerten, da der b-Bauer und die Dame auf e5 einfach zu stark sind. 30…Sf4 Danach muss Weiss sehr genau spielen. Es tauchen allerlei Mattdrohungen plötzlich auf. 31.f3? Das funktioniert nicht. Nach 31.Sc6! Dg5 32.f3 Sxh3+ 33.Kh2 Sf4 34.b6 Dh5+ 35.Kg1 entsteht eine sehr komplizierte Stellung. Remis ist das objektiv wahrscheinlichste Ergebnis. Z.B. 35…Dc5+ (oder 35…Sxg2 36.b7 Se3 37.b8D Dg5+ 38.Kh1 Dh5+ 39.Kg1 Dg5+=) 36.Kh1 Se2 37.Dxe2 Txc6 38.Db2+ f6 39.b7 Dh5+ 40.Kg1 Dc5+ 41.Kf1 Dc4+= 31…Sxh3+!

Peng-Braun1

32.gxh3? 32.Kh2 Sf4 33.Sc6 und Schwarz hat ein Tempo mehr im Vergleich zur Variante nach 31…Sc6. 33…Dh5+ 34.Kg1 Dc5+ 35.Kh2 De3 und Schwarz steht klar besser. 32…Dxf3 33.Ta1? 33.Td2 De3+ 34.Kg2 Dxa7-+ 33…Dg3+ 34.Dg2 34.Kh1 Dxh3+ 35.Kg1 De3+ 36.Kh1 e5 34…De3+ 35.Kh1 Tf2 36.Dg4 De5

Peng-Braun

0-1

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