Schach 9/2008

Archiviert unter Kolumne, Schach 


Im Vergleich zu den letzten Ausgaben liefert die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Schach weniger Höhepunkte als vielmehr Standard-Turnierberichterstattung. Der einzige Beitrag, bei dem ich etwas länger hängen blieb, war Jens-Uwe Maiwalds Bericht vom ZMD-Festival in Dresden.

Standesgemäss wird auf 17 Seiten über die Chess Classic in Mainz berichtet. Dirk Poldaufs Urteil über dieses Festival fällt, wie nicht anders zu erwarten, überaus positiv aus. Die interessanteste Analyse kreist sich um die 1. Finalpartie zwischen Anand und Carlsen, in der der Inder durch eine starke Neuerung gegen Carlsens Drachen die Weichen auf Sieg stellte. Der theoretische Disput in dieser Variante wird durch eine Kurzanalyse der Partie Karjakin-Radjabov vom FIDE Grand Prix in Sotschi, in der Schwarz Carlsens Spielweise verbesserte, komplettiert. Diese Partie hatte ich auf meinem Blog auch analysiert und mir war ein Fehler unterlaufen, den ich durch die Lektüre der Zeitschrift korrigiert habe ((Spektakulär spielten andere)).

Nachdem Arik Braun der verdiente Platz für seine nach tollen Partien eroberte Bronzemedaille bei der U-20 WM eingeräumt wird, folgt ein Beitrag über den FIDE Grand Prix in Sotschi. Peter Doggers, bekannt für seine Webseite ChessVibes ((ChessVibes)) und inzwischen mit der Videokamera auch auf grossen Events unterwegs, lieferte einen ordentlichen Bericht ab, aber die Analysen, bedenkt man welch starke Spieler bei diesem Turnier dabei waren, sind überaus mau. Seltsam.

Die Höhepunkte der aktuellen Ausgabe folgen im mittleren Teil, nach Anna Usheninas Bericht über das nominell stärkste jemals gespielte Damenturnier in Krasnoturinsk. Yannick Pelletier berichtet über das Schachfestival in Biel und insbesondere über sein miserables Abschneiden. Er ist sich nicht zu schade, selbstironisch seine zahlreichen Fehler aufzuzeigen. Ausserdem erfährt man einige Interna über die Spieler und das Drumherum. Auch Daniel Hausraths Beitrag über das Meisterturnier in Biel kann in diesem Kontext gefallen.

Der Kracher folgt dann aber von einem versierten Autor, der leider viel zu selten schreibt – klar ist ja auch nicht sein Job – Jens-Uwe Maiwald. Neben vielen süffisanten Bemerkungen spart er am Modus beim ZDM-Festival nicht an Kritik, denn der Sieger des Turniers, der Iraner Ghaem Magami, gewann fast jede Partie durch Blitzentscheid. Abschliessend zieht sich der Dresdner in der Analyse seiner Partie gegen Markowski unentwegt durch den Kakao. Vor allem nachdem er ein für einen Grossmeister triviales Matt ausliess. Bravo!

Die Ausgabe wird durch eine Bundesliga-Vorschau, einen Bericht über Pardubice (da hat sich mal wieder ein bekannter Grossmeister daneben benommen), und den üblichen Rubriken komplettiert. Die Schach-Fragen beantwortet dieses Mal der Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler.

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