Levon Aronian gewann zwar den FIDE Grand Prix in Sotschi ((Endstand FIDE Grand Prix Sotschi)), aber besonders spektakulär war sein Spiel nicht. Er spielte sicher, zeigte einige schöne Endspielleistungen und profitierte von Schwächen, insbesondere Cheparinov und Gelfand ((Auch Grosse patzen)) schenkten die Partien her, seiner Gegner. Glänzen konnte dagegen der zweitplatzierte Radjabov, der gegen Cheparinov und Gelfand tolle Partien produzierte und in der letzten Runde seine kreative Spielweise gegen Karjakin ein weiteres Mal unter Beweis stellte.

In einem weiteren „Carlsen-Drachen“ konnte der Mann aus Aserbaidschan das schwarze Spiel verbessern und einen tollen Sieg mit Schwarz einfahren.

Karjakin, Sergey (2727) – Radjabov, Teimour (2744) [B78]
FIDE Grand Prix Sochi (13), 14.08.2008

1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 g6 6.Le3 Lg7 7.f3 0-0 8.Dd2 Sc6 9.Lc4 Ld7 10.0-0-0 Tc8 11.Lb3 Se5 12.Kb1 a6 13.h4 h5 14.g4 hxg4 15.h5 Sxh5 16.Tdg1 Da5 17.Lh6

17…Lf6!?N Radjabov verbessert Carlsens Partie gegen Anand, die Anfang August in Mainz stattfand. In meinem Artikel zu dieser Partie hatte ich schon auf 17…Lf6!? hingewiesen ((Lockerer Sieg in Mainz)). Schwarz behält seinen Verteidigungsläufer und bietet die Qualität an. Das sieht logisch aus, denn Weiss hat ja immerhin schon zwei Bauern geopfert. 17…Txc3? 18.Lxg7 Kxg7 19.Txh5!+- Anand,V (2798)-Carlsen,M (2775), Mainz 2008. 18.fxg4 Lxg4 19.Lxf8 19.Lf4!? könnte eine Alternative sein. 19…Kxf8 20.De3 Txc3!?

Schwarz steckt noch eine Qualität ins Geschäft und hofft dank der völlig zerstörten weissen Bauernstruktur Kompensation zu erhalten. Die weissen Türme wirken in solchen „Drachenendspielen“ immer sehr hilflos. Sie finden überhaupt keinen Aktionsradius. Einfach 20…e6 wäre aber zu prüfen. 21.Dxc3 Dxc3 22.bxc3 e6

23.Lc4!? Der Zug ist zwar interessant und falls man Materialvorteil hat, soll man Material tauschen, aber er gefällt mir trotzdem nicht. Der Springer auf c4 nimmt einfach eine zu starke Position ein. 23.a4 ist meines Erachtens der gegebene Zug hier. Der Zug nimmt schwarzes b5 aus dem Spiel und öffnet evtl. einen Weg für den weissen König zum Damenflügel. 23…Sxc4 24.Txg4 Le5 25.Tg2 b5 26.Tf2?! Gegen 26…Sf4 gerichtet. Aber ansonsten leistet der Zug wenig. Im Grunde genommen fällt es schon sehr schwer, hier für Weiss etwas zu empfehlen. 26…Kg8 27.a4?! Wenn Weiss schon solche Züge machen muss, dann kann es um seine Stellung nicht gut bestellt sein. 27…bxa4

28.Ka2?! 28.Sc6 Lxc3 29.Ka2 Kg7 30.Tf3 Lf6 31.Th2 und der Dinge ausharren, wäre vielleicht besser gewesen. 28…Sf6! Die Schwäche e4 wird angegriffen. 29.Te2 29.Thf1? funktioniert jetzt nämlich wegen 29…Sxe4 überhaupt nicht. 30.Txf7? Sxc3+ 31.Ka1 Lxd4-+ 29…d5 30.exd5 Sxd5 Die drei schwarzen Leichtfiguren beherrschen das Brett. 31.Th3

31…Lxd4! Schwarz wickelt in ein gewonnenes Endspiel ab. Die schwarzen Königsflügelbauern sind nicht aufzuhalten. 32.cxd4 Sf4 33.Teh2 Sxh3 34.Txh3 g5 35.Tg3 f6 36.Tc3 Sd2 37.Td3 Se4 38.c4 Kf7 39.c5 g4 40.c6 Ke7-+ 41.d5 exd5 42.c7 Kd7 43.Txd5+ Kxc7 44.Tf5 g3 45.Tf4

45…Kd7 45…Sc3+? 46.Ka3 Se2 47.Txf6 g2 48.Tf7+ Kd6 49.Tf6+ Kc5 50.Tf5+ und diese Stellung ist nicht gewonnen. Sobald sich der schwarze König dem Turm nähert oder die vierte Reihe betritt, geht der weisse Turm auf die g-Linie, opfert sich für den g-Bauern und der weisse König holt sich die a-Bauern ab. 46.Kb2? 46.Txe4! f5 47.Te1 f4 48.Tg1 Ke6 49.Kb2 Ke5 50.Kc3 Ke4 51.Kd2 Kf3 Nachtrag: (Hier unterlief mir ein Fehler: Weiss kann mit 52.Tf1+ Kg4 53.Tg1! Remis erzwingen, da Schwarz nichts besseres als eine Zugwiederholung hat) 46…Ke6! Schwarz lässt den Springer wieder stehen. Die schwarzen Freibauern sind einfach nicht aufzuhalten. 47.Txe4+ Kf5 48.Te1 Kg4 49.Kc2 g2 50.Kd2 Kg3 51.Ke2 a3 52.Ta1 a2 0-1. Eine tolle Endspieltechnik von Schwarz.

Alle Partien vom FIDE Grand Prix können, teilweise mit Analysen, unter dem Menüpunkt „Partien“ nachgespielt werden.

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