Für Nüsse

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Wie man sieht, ging mir …Txb2 lange nicht aus der Birne und da das Turnier auf Malle nicht gerade ein ruhmhaftes Ende nahm und ich euch nicht umgehend mit weiteren vepassten Möglichkeiten aus meinem Oeuvre langweilen wollte, hat es gedauert, bis ich mich zu diesem Artikel entschloss. Macht ja auch nichts, denn in Sibirien geschah so viel Erstaunliches, dass es nicht so ins Gewicht fiel.

Nachdem ich also das lächerlich simple 18…Txb2 gegen Pap verpasste ((
Mir geht …Txb2 nicht aus dem Kopf
)), nicht zu vergessen mein verpasster Gewinn gegen den Paraguayo aus der vierten Runde ((Ein Gruss aus Mallorca)), dachte ich, es könnte nicht schlimmer kommen. Von wegen, der Schachgott – es müsste Mars sein, der sich in Caissa verliebte und um ihr Herz zu erweichen das königliche Spiel erfand (nicht dass ich literarisch so bewandert wäre, steht alles hier) ((Caissa)) – kennt keine Milde. In der sechsten Runde folgte noch ein mit vielen Fehlern behafteter Sieg gegen einen Ladsmann, auf den ich hier ((Für zwischendurch)) kurz eingegangen bin und dann kam die Welle. Gegen den jungen Israeli Alexander Bykhovski hatte ich in der siebten Runde nichts Besseres zu tun, als 25 Züge Königsindisch-Theorie aufs Brett zu schmettern, nur um mir gewahr zu werden, dass das entstehende Endspiel praktisch kaum zu halten ist, 0-1 fast ohne Gegenwehr. Doch getoppt wurde es von der bizarren Partie aus der achten Runde. Ich erspare euch die vielen Gewinnwege, die ich im Laufe der Partie ausließ, und komme gleich zum Ende.

Souleidis,Georgios (2429) – Galiana Salom,Juan Ramon (2221)
IV Open Internacional Ciutat de Palma (8), 27.11.2009

Stellung nach 57…Kb7:

58.Ta7+? 58.Kd3!+- nimmt das Schach auf c4 aus dem Spiel, 58…Sxb5 ist wegen 59. Tb6+ nicht möglich (auch wenn der Computer das noch als beste Lösung anzeigt), und Weiß steht mit seinen vorgerückten Freibauern total auf Gewinn. 58…Kc8 59.Txd7?! Aus irgendeinem Grund dachte ich, dass der a-Bauer durchläuft. Ich will ja nicht immer die Entschuldigung bringen, dass es an der verkürzten Bedenkzeit liegt, bei der man zum Schluss mit 30 Sekunden pro Zug leben muss, aber mir fällt nichts Besseres ein. 59.Ta8+ Kb7 60.Ta6 f4+! usw. ist schon unklar, vielleicht auch remis. 59…Kxd7 60.a6 Sxb5 61.a7 Sc7?!

Etwas hochmütig von meinem Gegner gespielt, er befand sich allerdings auch im Inkrement-Modus. 61…Sxa7 62.Lxa7 g5= und nur wenn der Nachziehende sehr ungenau spielt, wird Weiß verhindern können, dass Schwarz den verbliebenen weißen Bauern abtauscht oder mit dem König abholt. 62.Kf4? Richtig schlecht. Ich war so erbost über meine letzten Züge, dass ich keine Lust mehr hatte nachzudenken. Offensichtlich hätte ich hier mit 62.Le5! den Springer zuerst nach a8 zwingen sollen, bevor ich mich den Bauern am Königsflügel widme. Schwarz muss sehr genau spielen, um das zu halten. 62…Sa8 (62…Sd5+?! 63.Kd4 Sb6 64.Kc5 Sa8 65.Lf4 sieht riskant aus für Schwarz.) 63.Kf4 Es entsteht ein sehr interessantes Endspiel. Bevor ich lange Varianten zeige, versuche ich es in Worten zu fassen. Weiß droht h7 und g6 zu schlagen und dann seinen h-Bauer laufen zu lassen. Schwarz muss wohl mit seinem König erstmal den a-Bauern abholen und dann versuchen mit dem Springer auf der anderen Seite gegen König und h-Bauer das Remis zu halten. Der weiße Läufer dürfte an den f-Bauern gebunden sein. Alles sehr kompliziert aber die Stellung barg noch einiges Potential. Nach 62. Kf4 ist es Remis, da der Springer sofort zum Königsflügel wandert. 62…Kc6 63.Kg5 Kb7 64.Kh6 Se6 65.Lf2 f4 66.Kxh7 Sg5+ ½-½

Die letzte Runde, fing um 9.30 an, nachdem sieben der acht Runden davor um 20.30 gespielt wurden, verpennte ich um 10 Minuten, sah aber dass ich gegen Olaf Heinzel spielen muss. Es entwickelte sich eine richtige Kampfpartie: 1. d4 – d5 Remis! Kann mich nicht erinnern, wann ich mich das letzte Mal so unmotiviert ans Brett gesetzt habe.

Man will es nicht glauben, aber die offizielle Turnierseite ist immer noch nicht aktualisiert worden. Das gibt erstmal einen Rüffel an den Organisator. Übrigens, wo bleibt der Abschlussbericht auf Chessbase Herr Albers? Hier der Alternativlink zu Chess-Results ((Chess-Results))

PS: Ich hatte kurz überlegt meinen Rückzug vom semiprofessionellen Schach bekannt zu geben, aber in der Zwischenzeit konnte ich meinen Emotionen wieder Herr werden. Es geht also weiter mit der Gurkerei.

Kommentare

3 Antworten zu “Für Nüsse”

  1. andialb am 03. Dezember 2009, 21:05

    Hi Georgie,
    ist schon in den Mexikoring geschickt worden, ich denke morgen ist es online! Schade, dass die angedeutete Pressekonferenz abgesagt worden ist, aber mittlerweile hat ja auch das große Vorbild erklärt, dass alles nicht so gemeint war.

  2. Vandros am 04. Dezember 2009, 10:22

    Bravo, sehr interessanter und lustiger Bericht….

    Es scheint, man muss heutezutage in der Eröffnung sehr aufpassen bei Leuten ab 2400 Elo, und Caissa mag einen wenn man sich im Endspiel Zeit lässt, aber bei nur 30 sec pro Zug kann man sie kaum zufriedenstellen.

  3. Gerhard am 04. Dezember 2009, 13:06

    Schach ist DOCH ein Glücksspiel – Obwohl es jeder abstreitet!
    Dieses Wissen entlastet doch ungemein!

    Gruß
    Gerhard

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