Am 21. November begann das IV. Internationale Open von Palma ((IV. Internationale Open von Palma)), an dem ich teilnehme, Zeit für einen Zwischenbericht.

Das Turnier ist bei 156 Teilnehmern mit gut 70 Titelträgern, davon um die 30 Großmeister, hervorragend besetzt, so dass ich eigentlich schon ab der 2. Runde geplant hatte auf gute Gegner zu treffen, doch nach einem Remis in der ersten Runde gegen einen 1800er – weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal gegen ein nominell so schwachen Spieler einen Halben abgab – folgten zwei schnelle Siege gegen ähnlich veranlagte Sachfreunde. In der vierten Runde war ich kurz davor mal wieder einen Großmeister zu schlagen, doch dazu später.

Neben den Spaniern tretten die Deutschen traditionell auf dieser Insel mit dem größten Kontigent an. GM Rainer Buhmann ist der stärkste unter ihnen, firmiert nach vier Runden aber gerade mal bei zwei Pünktchen. Nicht viel besser ergeht es den IM´s Thomas Henrichs und Olaf Heinzel. Gut sind dagegen GM Vitaly Kunin, 3,5 Punkte und IM Andreas Breier, 3 Punkte, gestartet. Aus Hamburg ist Schachfreund Andreas Albers mit seiner Freundin Jade Schmidt am Start und wird auf Chessbase über das Turnier berichten. Das Turnier eignet sich sehr gut, um Schach mit Urlaub zu verbinden, ein Konzept, das bei den meisten Schachveranstaltungen inzwischen angewandt wird. Die Sonne lässt sich im Gegensatz zu Deutschland auch noch zu dieser Jahreszeit fröhlich blicken und die Temperaturen laden ein, um sich im Freien aufzuhalten. Das nutzen heute einige Deutsche, um nach Formentor im Norden der Insel einen Ausflug zu unternehmen, während ich hier diese Zeilen schreibe. Die Runden beginnen täglich zur ungewohnten Zeit von 20.30, um auch den Einheimischen, die tagsüber arbeiten, die Möglichkeit zu eröffnen mitzuspielen. Das Hotel, in dem gespielt wird und wo sich die meisten Spieler einquartiert haben, ist das Vier-Sterne-Haus Iberostar Royal Christiana und liegt deutlich über dem Durchschnitt der Unterkünfte, die man sonst bei Schachveranstaltungen gewohnt ist. Insbesondere das Preis-Leistungs-Verhältnis ist unschlagbar. 32 Euro im Doppelzimmer und 43 Euro im Einzelzimmer mit Halbpension. Dass die Preise so annehmbar sind, liegt auch daran, dass der Organisator bei der Hotelkette arbeitet, zu der dieses Hotel gehört. Ihm geht es offensichtlich nicht darum, Geld mit dem Turnier zu verdienen, sondern um Reputation. Er hat sich in Spanien einen Namen als Organisator gemacht und u.a. auch die spanische Mannschaftsmeisterschaft im September ausgerichtet. An der Organisation gibt es auch sonst nichts zu meckern. Jeder Spieler hat genügend Platz an seinem Brett, es wird mit guten Holzfiguren und einer Digitaluhr gesielt, täglich wird kostenlos ein Bulletin zur Verfügung gestellt und die Webseite wird aktuell gehalten. Allerdings wurden die bisher gespielten Partien noch nicht veröffentlicht, obwohl alle erfasst werden. Das wird noch nachgereicht. Das Einzige, worüber man meckern kann, ist die Bedenkzeit. Es wird mit 90 Minuten für die ganze Partie + 30 Sekunden pro Zug gespielt. Das ist arg kurz. Nach der Doppelrunde am Sonntag, die für mich sehr kurz ausfiel, wurde ich Zeuge, wie an den letzten Brettern, an denen noch gespielt wurde, die Endphase im Blitzstadium absolviert wurde. In dieser Phase häufen sich natürlich die Fehler. Dementsprechend ist auch meine Partie aus der vierten Runde zu betrachten, als ich einen klaren Vorteil nicht verwerten konnte.

Souleidis,Georgios (2429) – Franco Ocampos,Zenon (2512)
IV. Open Internacional Ciutat de Palma (4), 23.11.2009

Stellung nach 26…fxe6:

Mein erster kritischer Punkt in der Partie. Ich hatte mir dank einer guten Vorbereitung einen schönen Vorteil erspielt und dachte, dass ich hier den Bauern auf d4 einfach gewinne. Dann bemerkte ich aber, dass das Schlagen auf d4 gar nicht so einfach möglich sei und verzichtete etwas genervt darauf. Zu Unrecht leider, wie mir Rybka in Sekundenschnelle nach der Partie offenbarte. 27.Ke2?! 27.Sxd4! Txd4! 28.Txd4 f5 29.La8! Diesen Zug unterschätzte ich ein wenig. Ich dachte, dass mein Läufer nicht wieder rauskommt (29.Ld3?! Sc6 und Schwarz hat bekommt die Qualität zurück mit genügend Gegenspiel). 29…Sd7 30.Td2 Sb6 (30…Lg7 31.Thd1 Sb6 32.Lb7! Kxb7 33.Td7+ Sxd7 34.Txd7+ Kb6 35.Txg7 mit Mehrbauern und aktiverem Turm ergibt klaren Vorteil für Weiß) 31.Te1 Sxa8 32.Txe6 und Weiß steht klar besser. Materiell ist es ungefähr ausgeglichen, aber die weißen Türme sind sehr aktiv und Schwarz hat mehr Schwächen. 27…e5?! 27…f5! 28.Lf3 Lg7 29.Kd3 ist nur noch minimal besser für Weiß. 28.fxe5 fxe5 29.Thf1± Das ist wieder klar besser für Weiß. Ich besitze die offene f-Linie, kann potentiell einen Freibauern bilden am Königsflügel und meine Leichtfiguren sind besser postiert. In der Folge agierten wir aber arg ungenau, da wir bald auf ein paar Minuten runter waren und nur noch 30 Sekunden pro Zug dazuerhielten. 29…Td7 30.Tf6 Ld6 31.Kd3 h4 32.g4 Tg7 33.h3 Sd7 34.Tf3 Tf8 35.Txf8 Lxf8 36.Tf1 Le7 37.Tf5 Kd6 38.Th5

38…a5? Lässt sich von der Idee 39…a4 nebst 40…Sc5+ zu diesem schwachen Zug verleiten. Nun dringen meine Figuren in seine Stellung ein. 38…Lg5! 39.Th8 Sb6 40.Sd2 ist laut Rybka etwas besser für Weiß. 39.Th6+ Kc7 40.Tc6+ Kd8?! 41.Lf5! Ich überlegte auch an 41.Sxa5!? Sc5+ 42.Txc5 Lxc5 43.Sc6+ Kc7 44.Sxe5 Weiß steht mit Leichtfigur und zwei bis drei Bauern für Turm deutlich besser, aber die Partiefortsetzung war ohne Risiko. 41…a4 42.Sa5! Sc5+ 43.Ke2 Ke8 44.Tc8+ Kf7 45.Sc6 Ld6

Wenn man ein Mensch ist, dann nimmt man jetzt – wie geplant – einfach auf e5. 46.Sxe5+ Wenn man Rybka ist, dann spielt man 46.Th8! und stürzt sich auf den h-Bauern. Der weiße Vorteil ist riesig hiernach: 46…Se6 (46…e4 47.Sxd4 Le5 48.Td8+-) 47.Txh4 Sf4+ 48.Kf3 Kg8 49.Th6+- 46…Kf6 Auf praktische Chance gespielt. Objektiv besser war 46…Lxe5 47.Txc5 d3+! von mir übersehen 48.cxd3 Lxb2 49.Txb5 Lxa3 50.Ta5 und das sollte für Weiß gewonnen sein, auch wenn es mit technischen Schwierigkeiten verbunden ist. 47.Sc6 Kg5 48.Kf3 d3 49.cxd3 Sb3

50.Sd8?! Wirft einen Großteil des Vorteils weg, da es den Turm nach e7 lässt. Das Schach auf e6 ist wirkungslos und typisch für Zeitnotspiel, wo man sich von Semidrohungen verleiten lässt. Mit 50.Ke4! greift der König aktiv ins Geschehen ein. Weiß steht auf Gewinn. 50…Te7 51.Se6+ Kf6 52.Tf8+ Ke5 53.Sf4?

Kein Wunder, dass sich die Fehler häufen, wenn man nur noch mit 30 Sekunden pro Zug leben muss. 53.d4+! Sxd4+ 54.Sxd4 Kxd4 55.Td8± 53…Kd4? 53…Sd4+ 54.Ke3 Sc2+ 55.Kd2 Kxf4 56.Le4+ (56.Kxc2?? Tc7+) 56…Kg3 57.Tf3+ Kg2 58.Tf6+ Kxh3 59.Txd6 ist plötzlich völlig unklar. 54.Td8 Kc5 55.Tc8+ Kd4 56.Se2+ Ke5

Jetzt stehe ich wieder auf Gewinn. 57.d4+?! Ich wollte die Stellung endlich vereinfachen, doch den Bauern zu geben, war natürlich nicht nötig. 57.Th8 Lc5 58.Th5! ist allerdings arg verwickelt, um es mal eben zu überblicken. 57…Sxd4+ 58.Sxd4 Kxd4 59.Td8 Kc5 60.Tc8+ Kd4 61.Td8 Kc5 62.g5 Te1 63.g6 Tf1+ 64.Ke4 Te1+ 65.Kf3 Tf1+ 66.Kg4 Tf2

67.Tc8+ 67.Te8!+- nimmt dem Läufer das Feld e5. 67…Kd5 68.Kg5? 68.Ld7! Le5 69.Lxb5 Txb2 70.Lxa4+- 68…Le7+

69.Kh6 Ich dachte, dass mein Bauer durchläuft, wenn er auf f5 nimmt. 69.Kg4 Tg2+ 70.Kf4 Lg5+ 71.Kf3 Tg3+ 72.Ke2 Lf6 ist aber auch schon nichts mehr im Gewinnsinne. 69…Txf5 70.g7 Tf6+ 71.Kh7 Tf7! Und hier sah ich, dass Weiß die Umwandlung verhindert, also wiederholte ich die Züge. 72.Kg6 72.Tc7 hämmerte GM Vladimir Burmakin direkt nach der Partie aufs Brett und meinte auf Russisch, dass das gewänne. Rybka gibt folgende Variante mit Remis an: 72…Kd6 73.Ta7 Kc6 74.Kh6 Txg7 75.Kxg7 Lc5 76.Tf7 Ld4+ 77.Kg6 Lxb2 78.Tf3 b4! 79.axb4 a3 80.Txa3 Lxa3 81.Kg5 Lxb4 82.Kxh4= 72…Tf6+ 73.Kh7 Tf7 74.Kg6 Tf6+ 75.Kh7 Eigentlich eine gute Partie, die ich bei klassischer Bedenkzeit wohl gewonnen hätte, aber gut, dann hätte mein Gegner wahrscheinlich auch nicht so viele Ungenauigkeiten begangen. ½-½

Zum Abschluß noch eine Bilderschau. Fast alle Fotos stammen von den Organisatoren:


In der Mitte der Organisator Sebastiá Nadal, Recht der Schiedsrichter, links ?


Blick in den Turniersaal


Yuri Drozdovskij (Ukraine)


Azer Mirzoev (Aserbaidschan)


Eduardas Rozentalis (Litauen)


Der Führende nach der vierten Runde, Thal Abergel (Frankreich)


Zenon Franco Ocampos (Paraguay)


Eurer Blogger, ein bißchen verkniffen


Rainer Buhmann


Vitaly Kunin


Thomas Henrichs


Wenke Henrichs


Andreas Albers


Jade Schmidt


Joao do Santos (Angola)


Sandy Dormeus (Kanada)


Strand, im Sommer sieht es hier anders aus, habe ich mir sagen lassen…


…und hier wohl auch. Das ist übrigens die Gegend, wo die ganzen „Ballermänner“ liegen


Falls es richtig schlecht laufen sollte, gibts diesen Ausweg

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