Back from Greece

Archiviert unter Schach, Taktik 


Nach meinem fünfwöchigen Griechenland-Trip bin ich wohlbehalten zurückkekehrt. Ich befürchtete, dass ich den Sprung von der Parallelwelt, oder wie es Ilja Schneider trefflich formuliert, den Schachzoo, nicht unbeschadet überstehen würde, doch nichts. Ich bin bester Laune. Nur das schreckliche Wetter, im Vergleich zu Griechenland, macht mir etwas zu schaffen. Wo ist die Sonne in Bochum? Kein Wunder, dass ich mir direkt einen Schnupfen geholt habe.

Mein griechischer Schachsommer endete mit dem internationalen Turnier in Paleochora (Kreta) ((Offizielle Turnierseite)). Nach Durchsicht meiner Partien kann ich nicht sagen, dass ich schlecht gespielt habe, doch das Resultat war schlecht. Bei einem Open mit über 200 Teilnehmern gibt es immer das Problem, dass man kaum gleichstarke Gegner zugelost bekommt. Entweder ich mühte mich mit Schwarz umsonst gegen starke GM´s oder aufstrebende Talente oder ich gewann einfach mit Weiß gegen nominell schwächere Spieler. Am Ende landete ich auf einem 38. Platz und verlor etwas Elo…hmm.

Meine aus meiner Sicht schönste Partie spielte ich in der dritten Runde. Gegen die Skandinavische Verteidigung meiner Gegnerin wählte ich eine superscharfe Variante, die ich mir mal vor einigen Jahren zurechtgelegt hatte, und gewann in schönem Stil. Diese Partie merke ich mir vor für die Serie „Der Faktor Entwicklungsvorsprung“ und werde sie demnächst publizieren. Hier der Abschluss dieser Partie.

Souleidis, Georgios (2435) – Makka, Evanthia (2112)
Open Paleochora (3), 22.07.2009

Stellung nach 18…0-0:

19.b4! Am Überzeugendsten. Die Dame wird auf ein schlechtes Feld gelotzt und danach verläuft alles mit Tempo. 19…Dd6 20.Lc3! Lxg5+ 21.Kb2 Df4 22.Dxg6 Lh6 22…Lf6 23.Lxf6 Dxf6+ 24.Dxf6 gxf6 25.Thg1+ Kh7 26.Td3 nebst Matt. 23.Thg1

Ein schönes Schlussbild. Schwarz kann nichts Vernünftiges ziehen. 1-0

Hiernach geschah bis zur 8. Runde nichts Ungewöhnliches. Ich verlor gegen GM Alberto David mit Schwarz, schlug einige nominell schlechtere Spieler und remisierte gegen Sahaj Grover. Aus den letzten beiden Runden mussten dann zwei Punkte her, um in die Preisränge zu gelangen. Etwas Lospech bescherte mir aber mit Schwarz einen der Favoriten, Dimitri Svetushkin, in der Vorschlussrunde. Schon nach 10-15 Zügen wurde deutlich, dass ich in dieser Partie nur ums Remis spielen werde, da er Vorteil erlangte. Ich verteidigte mich aber außergewöhnlich zäh und konnte in ein remisliches Endspiel einlenken. Dass ich dieses letztendlich nicht halten konnte, lag zum Einen daran, dass ich mich im Increment-Modus befand und zum Anderen, dass es unter praktischen Gesichtspunkten auch nicht einfach zu verteidigen war.

Svestushkin, Dimitri (2607) – Souleidis, Georgios (2435)
Open Paleochora (8), 27.07.2009

Stellung nach 50.Kd5:

Weiß hat einen fetten Freibauern auf d7, der im Zusammenhang mit dem Eindringen des weißen Turmes über die h-Linie, dem Schwarzen das Leben schwer macht. Objektiv ist die Stellung ausgeglichen, doch in Zeitnot schwierig zu verteidigen.

50…Te3 Mit 50…e4!? 51.fxe4 g5 52.Th2 g4 schafft sich Schwarz zwei Freibauern und sollte genügend Gegenspiel haben. Ich sah diese Möglichkeit, gleichzeitig sah ich aber keinen Grund 50…Te3 nicht zu spielen. 51.Th2 Txf3 52.Th8 Td3+ 52…Lc7? 53.Te8+ Kf6 54.Kc6 Tc3+ 55.Kb7+- 53.Kxe5 Lc7+ 53…f3! 54.Th7+ (54.Te8+ Kf7 55.Lb5 Lf6+ 56.Ke4 Txd7! 57.Lxd7 f2 58.Lb5 f1D 59.Lxf1 Kxe8=) 54…Kf8 55.Lb5 Kg8! 56.Th3 Tc3 57.Lc4+ Kg7= 54.Ke4

54…Td1?! 54…Te3+ 55.Kd5 g5 sollte immer noch genügend Gegenspiel bieten. 55.Te8+ Kf6 56.Tc8 La5 57.Kxf4 g5+ 58.Ke4 Td2 59.Tc6+ Kf7 60.Tc8 Kf6 61.Tb8 g4 62.Tf8+ Ke7 63.Tg8 Lb6 64.Kf5

64…Td4? Der entscheidende Fehler, wonach die Partie gelaufen ist. 64…Tf2+! 65.Ke5 g3 66.Te8+ Kf7 67.Lc6 Lc7+ 68.Kd4 Td2+ 69.Kc5 Txd7 70.Lxd7 g2 71.Te1 Lg3 72.Td1 Lf2+ 73.Kxb4 g1D 74.Txg1 Lxg1= 65.Ke5 g3 66.Tg7+ Kf8 67.Tg6

67…Td1?? Ein Rechenfehler, aber es gibt eh keine Rettung mehr. 67…La7 68.Lc6! Td2 69.Tf6+ Kg7 70.Td6 Txd6 71.Kxd6 Lb6 72.Ke7+- 68.Txb6 1-0

Zum Abschluss noch eine kleine Bilderschau, die zusammen mit meinen Fotos vom letzten Jahr ((Ein Gruß aus Paleochora)) ein kohärentes Bild von Paleochora erzeugen.


Traditionelles Essen mit den eingeladenen Spielern, dieses Mal mit Tanzeinlage und Gesang


Gesangsgruppe


Sinisa Drasics Sohn. Sonst unglaublich hyperaktiv herzte er alle Anwesenden und wollte immer irgendwelche Spiele spielen. Statt Retalin zu verabreichen, wie das leider inzwischen auch in Deutschland nicht unüblich ist, sollte man solchen Kindern vielleicht einfach ein Schachbrett hinstellen.


Vater und Tochter bei der Analyse


Der amerikanische IM Bryan Smith erholt sich nach schlechtem Turnier beim „Vier gewinnt“


Der iranische GM Elshan Moradiabadi im Gespräch mit GM Mircea Parligras


Vijay Kumar begleitete für Europe Echecs ((2e tournoi international de Paleohora)) ab der vierten Runde das Geschehen in Paleochora mit seiner Kamera


Immer noch frisch verliebt und schachlich erfolgreich in Paleochora, Robert Fontaine und seine Ehefrau Katerina Lahno


Die Sieger von Paleochora und der Bürgermeister (von links nach rechts): 1. Ewgeni Najer, 2. Robert Fontaine, 3. Andrei Rychagow

Kommentare

Einen Kommentar hinterlassen

You must be logged in to post a comment.