Jan
14
Peter Baudrexel hatte auf meinen Erfahrungsbericht mit Traubenzucker ((Wenig Energie trotz Dextro)) innerhalb eines Kommentars darauf hingewiesen, dass er uns bald mit einem eigenen Bericht beehren würde. Kurzweilig analysiert er seine letzte Partie – man achte bitte auf die Liga, in der er spielt – in der er dank des Trinkens von viel Wasser sich die ganze Partie über sehr frisch fühlte.
Betriebssportverband Südbayern Schachrunde 2008/2009 – Meisterklasse
Bay. Wirtschaftsministerium vs. ADAC (90 min./Partie)
von Rimscha – Baudrexel (13.01.2009)
1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sd2 c5 4.exd5 exd5 5. Sf3 Sc6
Soweit so gut. Nun griff ich erstmals nach der 0,7L-Flasche „Arabella-Mineralwasser“ und schenkte mir das erste Glas ein. Den nachfolgenden Zug stufte ich zu unrecht als „zweitklassig“ ein:
6.dxc5 Lxc5 7.Sb3 Lb6 8.c3 Lg4 9.Le2 Sf6 10.Lg5 Dd6 11.Lxf6 gxf6!? 12.0-‘0 0-‘0-‘0
Das zweite Glas (0,2 l) war inzwischen geleert und irgendwie fühlte ich mich gut. Schöne g-Linie gegen den weissen König, schwarzer Läufer auf der Diagonale, tausend Ideen für den Angriff. Aber das Wasser machte sich bemerkbar und ich musste meine erste Auszeit (Toilette) nehmen.
13.Sbd4!? h5 14. Sxc6 bxc6 15. Sd4 Tdg8
Mein Gegner überlegte lange an seinen Zügen, aber direkte Fehler konnte ich nicht entdecken. Immerhin fühlte ich mich frisch, konnte aber keinen schnellen Gewinnweg entdecken.
16.Dd3 Lxe2 17.Dxe2 Tg5 18.f4!? Tg4 19.Df3 Thg8 20.Tf2
Drittes Glas und zweite Auszeit. Bis jetzt konnte ich keine Ermüdungserscheinungen meinerseits entdecken und von groben Fehlern war ich auch verschont. Nun wollte ich in Überschätzung meiner Stellung schon „schön“ gewinnen.
20. .. Dd7 21.Te2 Lc7 22.g3? h4 23.Tae1(?)
In dieser Position wähnte ich mich im „Super“vorteil und verschwendete ca. 15 Minuten, weil ich glaubte einfach gewinnen zu können. Nach der Partie wurde 23. .. Txf4 als siegbringend vorgeschlagen, aber das ist wohl nicht so gut wegen 24. Dd3 (droht Da6+ und/oder Te7) und nach 24. ..Kb7 habe ich bestimmt Vorteil, aber von Matt sehe ich nichts. Daher hatte ich viele Minuten an 23… Txg3 verschwendet, um die weisse Dame gegen zwei Türme und zwei Bauern einzutauschen, aber irgendwie sah ich nicht wie es gut für mich weitergeht. Aber weiterhin profitierte ich von meiner „gefühlten“ Frische.
23… hxg3 24.h3?
Hat mein Gegner schnell gespielt, 24.Te8+ Kb7 25.Txg8 gxh2+ 26. Kxh2Txg8 mit schwarzen Mehrbauern ist für Weiss besser (nur schwacher Vorteil für Schwarz)
24… Txf4 (?)
Hier schlug mein Mannschaftskollege 24…Th4 25.Dd3 Kb7 26.Df5 vor, aber von Matt ist weiterhin erstmal nichts zu sehen. Der Zug vergibt aber erstmal nichts. Letztes (viertes) Glas getrunken….
25.Dd3!
Hier hatte mein Gegner weniger als 1 Minute auf der Uhr und ich hatte auch mein Zeitdepot bis auf ca. 3-4 Minuten auf der Suche nach dem schnellen Matt verbraucht. Nun deckt 25…Kb7 die Mattdrohungen ab, aber ich hatte Angst vor 26.Te7. Unbegründet denn 26…Dxh3 und Weiss muss Haus und Hof opfern, um nicht sofort Matt zu werden! Um den Springer zu fesseln (und weil mir nichts besseres einfiel) zog ich
25… Lb6? 26.Te7!
Jetzt kam bei mir Panik auf und die letzten Sekunden verrannen auf der Uhr. Werde ich am Ende noch selber Matt?
26…Kd8??
Einfach nur auf Zeit gespielt. 26…Txd4 gibt wenigstens noch Ausgleich, 26. .. Dxh3 ergibt nach 27. Da6+ Kd8 28. Dxb6+! axb6+ 29. Sxc6+! Kc8 30. Sa7+ Dauerschach!!
27. Txd7 Kxd7
Und bei meinem Gegner fiel endlich das Blättchen: 0-1
Oh Mann, beinahe wieder alles verzockt aber diesmal gings nochmal gut. Zumindest in dieser Partie machte der Gegner den ersten Fehler und ich fühlte mich frisch bis zum Schluss. Jetzt werde ich das Ganze noch mit Dextros steigern und mal sehen wie es weitergeht…
Kommentare
2 Antworten zu “Energie dank Wasser”
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In der Partie scheint ein Zugpaar zu fehlen (wahrscheinlich Le2/Sf6). Sonst ist der weisse Zug 10. Lxf6 nicht zu verstehen, ebenso der schwarze Zug 16 -¦ Lxe2.
Wie recht du hast, tatsächlich geschah 9. Le2 Sf6!
Vielleicht noch eine kurze Anmerkung zur Liga in der ich spiele. Im Betriebssport sind hauptsächlich Spieler organisiert, die unter der Flagge Ihrer Firma bzw. Behörde spielen. Zumeist sind das ehemalige Vereinsspieler, die aus beruflichen und familiären Gründen nicht mehr bis spät abends unterwegs sein wollen und keine Zeit für grosse Turniere mehr haben.
Alljährlich finden sogar Deutsche Meisterschaften statt, bei der zahlreiche Grossmeister (z.B. Karsten Müller und Wolfgang Uhlmann) mitspielen.
Davon sind wir allerdings ein Stück weit entfernt, jedoch sind Spieler bis zu einer DWZ von 2400 in den Mannschaftskadern…