Die Weststaffel der 2. Bundesliga sorgt mal wieder für Negativ-Schlagzeilen. Klammheimlich gelangte die Nachricht in die Öffentlichkeit, dass Plettenberg seine erst kürzlich hochgerüstete Mannschaft zurückzieht ((http://www.svswf.de/news/?p=41)). Plötzlich sei der Sponsor abgesprungen und plötzlich gäbe es auch keine Ziele mehr, da die Einführung einer professionellen Bundesliga die eigenen Möglichkeiten überfordere ((http://www.come-on.de/lnsprtsolo/00_20071008192031__Uns_ist_das_Ziel_verloren_gegangen_Und_das_Geld.html)). Während das Erste das Ergebnis absoluter Inkompetenz zu sein scheint, ist das Zweite nichts weiter als Hilflosigkeit, die sich durch reflexartige verbale Ausflüchte äussert.

Das Gebaren der Plettenberger war schon seit geraumer Zeit suspekt. Das Team wurde sukzessive mit Grossmeistern verstärkt und man fragte sich wie dieser ganze Luxus eigentlich finanziert wurde. Letztes Jahr wurden Top-Leute wie GM Miton, GM Nijboer und GM Drozdovskij sowie einige spielstarke Holländer geholt. Dieses Jahr wurde mit GM Sumets und GM Heberla (pikanterweise vom Ligakonkurrenten Gerresheim abgeworben) nochmal nachgelegt. Alle Aktivitäten liefen auf ein einziges Ziel hinaus: Schnell in die erste Liga marschieren und schnelle Erfolge feiern. Unter diesen Umständen kann man noch von Glück reden, dass Plettenberg nicht in die 1. Bundesliga aufgestiegen ist, sonst hätten wir schon jetzt den ersten grossen Skandal.

Dass Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander klaffen, zeigt sich im Schachsport nicht zum ersten Mal. Offensichtlich hat man sich in diesem Fall auf mündliche Zusagen von etwaigen Sponsoren verlassen und naive Kalkulationen aufgestellt ohne sich in irgendeiner Weise abzusichern. Die Folgen sind desaströs. Die 2. Bundesliga West spielt mal wieder nur mit 9 Mannschaften ihre Saison. Spieler, die sich eine Norm erhofft haben, sind jetzt schon chancenlos (oder gibt es eine Regel, dass bei Unfähigkeit anderer 8 Partien ausreichen?). Die Profis, die für Plettenberg gemeldet sind, können sich keinen neuen Verein suchen, da die Meldefrist schon längst abgelaufen ist. Andere Spieler sind natürlich sauer, da sie nun 2 Klassen tiefer für die 2. Mannschaft ran „dürfen“.

Derartige Vorfälle beschädigen das Image des Schachsports nachhaltig und insbesondere die 1. Bundesliga sollte sich Gedanken darüber machen, wie sie sich in Zukunft vor plötzlichen Rückzügen effektiv schützen kann. Für Plettenberg heisst es nun: „Bundesliga ade, Schachbezirk Sauerland wir sind wieder da“. Das ist wahrscheinlich auch gut so, denn dort steht ein schönes Vereinsheim und nette und rührige Mitglieder können sich um die Jugendabteilung kümmern, für die es sich lohnt, realistische Träume wahr werden zu lassen.

Einen schönen Erfolg feierte der Neu-GM Sebastian Siebrecht beim internationalen Turnier „Es Vermar“ auf Mallorca. Mit 7 aus 9 wies er genauso viele Punkte wie der Turniersieger auf und landete auf einen hervorragenden 2. Platz ((http://www.escacs.org/openesvermar/clasificacion.php?edicion=2007&le=es)). Damit setzte er die schöne Tradition Katernberger Erfolge bei diesem Open fort, nachdem ich 2004 den 2. Platz belegte ((http://www.escacs.org/openesvermar/clasificacion.php?edicion=2004&le=es)) und IM Martin Senff letztes Jahr das Turnier sogar gewann ((http://www.escacs.org/openesvermar/clasificacion.php?edicion=2006&le=es)).

Bei der europäischen Vereinsmeisterschaft in Kemer ((http://euroclub2007.tsf.org.tr/component/option,com_frontpage/Itemid,1/lang,en/)) musste der deutsche Meister OSC Baden-Baden erfahren, dass die Trauben in Europa etwas höher hängen, denn schon vor der letzen Runde gibt es auch keine theoretische Chance mehr auf den Sieg in der „Champions League“. Drei Unentschieden waren am Ende zu viel den Guten. Aber vielleicht ist morgen mit einem Kantersieg noch Bronze drin.

Die deutschen Vertreter schlagen sich bei der U-20 WM weiterhin hervorragend. Georg Meier ist weiterhin ungeschlagen und belegt mit 4,5 aus 6 einen guten einstelligen Tabellenplatz ((http://www.armchess.am/WJGCC07/wjgcc-sta-j6.html)). Falls er morgen mit Schwarz dem starken Holländer Stellwagen Stand halten kann, dann ist alles drin. Noch besser steht Sarah Hoolt da, die mit 5 aus 6 sogar auf dem 2. Platz steht ((http://www.armchess.am/WJGCC07/wjgcc-sta-g6.html)). Ihr taktisch betonter Stil setzt sich trotz gewisser Eröffnungschwächen bislang kompromisslos durch.

Zum Abschluss serviere ich zwei nette Stellungsbilder von der U-20 WM der Damen:

Harika ,Dronavalli (2480) – Abrahamyan ,Tatev (2246)
Weltmeisterschaft U-20 Damen (6), 08.10.2007

Stellung nach 21…Kxg7: Die eigentlich Turnierfavoritin zeigt so langsam, was sie kann.

Diagramm 1

22.Lxd5!± Danach liess Weiss nichts mehr anbrennen und gewann die Partie locker nach 36 Zügen. Die Pointe besteht in 22…cxd5? 23.Sxd5 Dd8 24.Dc3+ und Weiss gewinnt.

Hoolt ,Sarah (2199) – Khotenashvili ,Bela (2307)
Weltmeisterschaft U-20 Damen (6), 08.10.2007

Stellung nach 53…d1D: Man braucht halt auch etwas Glück.

Diagramm 1

54.Dxd8?? Das sollte zum Remis führen. 54.Txd1 Sxd1 55.De7+ Kh6 56.Tb6+ Kh5 57.De8+ gewinnt forciert. 54…Sd3?? 54…Dxf1+! 55.Kxf1 Db1+ 56.Kg2 De4+ 57.f3 Dc2+! ist Dauerschach wie man nach einigem Hinschauen leicht erkennen kann. 55.Db6 Se5 56.d8D+ 1-0

Denkmalschach
Samsays

Wie spätestens nach der 4.Runde ((http://entwicklungsvorsprung.de/?p=268)) zu erwarten war, sicherte sich der Mülheimer Bundesligaspieler Daniel Hausrath souverän zum ersten Mal den Titel des NRW-Meisters. Herzlichen Glückwunsch!

Am Ende hatte er mit 6 aus 7 ((http://www.chess-international.de/ticker/07,nrw,einzel/06,tabelle.html)) einen ganzen Zähler Vorsprung auf den zweitplatzierten Raman Pak. IM Thomas Henrichs spielte kein gutes Turnier, durfte sich aber als drittplatzierter am Ende über die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft freuen, da Raman Pak kein deutscher Staatsbürger ist ((Vgl.: http://www.chess-international.de/ticker/07,nrw,einzel/index.html)). In der letzten Runde gelang ihm ausserdem noch ein schönes Mattbild.

Henrichs,Thomas (2496) – Vogel,Christian (2160)
NRW-Einzhelmeisterschaft (Herren) (7), 05.10.2007

Diagramm 1

32.Dxh6+! Dxh6 33.Sf7#

Diagramm 2

1-0

Die deutschen Teilnehmer sind bei der U-20 WM in Yerevan ((http://www.armchess.am/WJGCC07/wjgcc.html)) hervorragend gestartet. GM Georg Meier firmiert bei 2,5 aus 3, allerdings war das von ihm auch zu erwarten, denn er ist unter den Top Ten gelistet. Dass Sarah Hoolt aber bei den Damen gleich wie die Feuerwehr loslegt und ihre ersten drei Partien gewinnt, ist etwas überraschend. Allerdings ist es noch viel zu früh, um irgendwelche Prognosen zu wagen (es werden 13 Runden gespielt). Morgen trifft sie gegen die Russin Tatevik Airapetian an, die in diesem Blog interessanterweise schon mal Thema war ((http://del.icio.us/GEOSOU/Airapeteian)). Anbei Sarahs Sieg aus der 2.Runde gegen die Nr. 2 der Setzliste.

Tairova ,Elena (2391) – Hoolt ,Sarah (2199) [B47]
Weltmeisterschaft U 20-Damen (3), 04.10.2007

[Souleidis, Georgios]

1.e4 c5 2.Sc3 e6 3.Sf3 a6 4.g3 Sc6 5.Lg2 Sf6 6.0-0 Le7 7.d4 cxd4 8.Sxd4 Db6?!N

Diagramm 1

Schwarz produziert, wahrscheinlich in Unkenntnis der Theorie, eine zweifelhafte Neuerung. 8…Dc7 ist der Hauptzug. Es geht darum, das Feld e5 unter Kontrolle zu nehmen. 9.Le3!? 9.Sxc6 wäre objektiv besser gewesen, da einfach 10.e5 mit Raumgewinn folgen kann und schöne Felder für die weissen Figuren bereit stehen (z.B. e4 für den Springer). 9…dxc6 10.e5 Sd7 (10…Sd5 11.Se4±) 11.Dg4±. 9…Dxb2 10.Sa4 Da3 11.Sb6 Tb8 12.Lf4 e5 13.Sxc6 bxc6 14.Sc4 Dc5 15.Lxe5 Tb4 16.Sd6+ Kf8 Bis hierhin war alles mehr oder weniger forciert. Nun greift aber Weiss gleich zwei Mal fehl.

Diagramm 2

17.Lf4? Das simple 17.Lxf6 Dxd6 18.Lxe7+ Dxe7 19.Dd2 sollte Weiss guten Vorteil sichern, da der schwarze König schlecht steht. 17…Td4 18.De2? 18.Sxc8 Txd1 19.Taxd1 Kg8 hätte ein interessantes Stellungsbild ergeben. Die Sache ist ziemlich unklar. 18…Txd6 19.Tab1 g5! Ein ganz wichtiger Zug, um dem König Luft zu verschaffen. 20.Lxd6 Lxd6 21.Kh1 h5 22.Tbe1 Le5 23.f4

Diagramm 3

23…Ld4? 23…gxf4 24.gxf4 Ld4-+ 24.c3? Nach 24.fxg5! Sg4 25.Df3! wäre die Sache wieder spannend geworden, da 25…Sf2+? wegen 26.Txf2 Lxf2 27.Tf1!± nicht funktioniert. 24…Dxc3 25.fxg5 Sg4 Nun ändert sich nichts mehr an der Bewertung und Schwarz gewinnt relativ ungefährdet. 26.Tf3 Dc5 27.Tef1 Dxg5 28.Txf7+ Ke8 29.T7f5 Dg7 30.h4 d6 31.T5f3 Se5 32.Tb3 Dg4 33.Dd2 Lc5 34.Tf4 Dg7 35.Tb8 Ke7 36.Tb3 Sg4 37.Lf1 Dd4 38.Dxd4 Lxd4 39.Le2 Tg8 40.Lc4 Tg7 41.Le2 Le5 42.Tf1 Sf6 43.Tb8 Ld7 44.Lf3 Txg3 45.Lg2 Tg4 46.Tfb1 Ld4 47.Lf3 Tg3 48.T8b3 Sg4 49.Lg2 Se3 50.Lf1 Lg4 51.Tb7+ Ke6 52.Tb8 Le5 0-1

Der englischsprachige Verlag New in Chess penetriert in letzter Zeit den Markt mit sehr aggressivem Marketing. Ständig neue Bücher, Werbung allenthalben, Briefe (falls man vorher mal Kunde war), E-Mails etc. Ein Slogan muss hier einfach mal beantwortet werden:

„Is New In Chess really as good as they say?“

NO!

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