Am Wochenende fanden die dritte und vierte Runde der Frauenbundesliga statt. Bernard Verfürden von DeepChess!!! Media machte mir den Vorschlag, bei den Damen in Mülheim vorbeizuschauen. Ich hatte eigentlich was vor, doch da sich kurzfristig meine Pläne änderten, sagte ich zu.
Read more

Magnus Carlsen lässt sich nicht beirren und bastelt weiter an seiner eigenen Variante im Drachen-Sizilianer. Bislang ging das auch recht gut, doch nachdem er in Mainz gegen Anand seine erste Schlappe einstecken musste ((Lockerer Sieg in Mainz)), setzte es gestern in Bilbao ((Final Chess Masters Bilbao 2008)) die zweite Niederlage gegen Topalov.
Read more

Aus irgendeinem Grund lasse ich diese Serie etwas verwahrlosen, obwohl genügend Partien gespielt werden, die ich hierunter veröffentlichen könnte. Nach meinem Sieg in der siebten Runde des offenen Turniers in Riga ((Riga Open)) fiel mir aber ein, dass diese Kategorie wieder erweitert werden könnte. Mein junger Gegner war elomässig zwar um einiges schlechter als ich, aber er hatte während des Turniers immerhin die Grossmeister Sveshnikov und Meijers geschlagen. Der Beitrag kann gleichzeitig als kleiner Theorieartikel angesehen werden.
Read more

Levon Aronian gewann zwar den FIDE Grand Prix in Sotschi ((Endstand FIDE Grand Prix Sotschi)), aber besonders spektakulär war sein Spiel nicht. Er spielte sicher, zeigte einige schöne Endspielleistungen und profitierte von Schwächen, insbesondere Cheparinov und Gelfand ((Auch Grosse patzen)) schenkten die Partien her, seiner Gegner. Glänzen konnte dagegen der zweitplatzierte Radjabov, der gegen Cheparinov und Gelfand tolle Partien produzierte und in der letzten Runde seine kreative Spielweise gegen Karjakin ein weiteres Mal unter Beweis stellte.
Read more

In der 3.Runde wählte Arkadij Naiditsch in seiner Partie gegen Peter Leko eine selten gespielte Variante in der sizilianischen Verteidigung. Obwohl Leko wohl einige Möglichkeiten ausliess, erreichte die deutsche Nr.1 letztendlich ein relativ lockeres Remis mit Schwarz.

Leko,P (2738) – Naiditsch,A (2654) [B29]
Sparkassen-Chess-Meeting (3), 2007

[Souleidis,Georgios]

1.e4 c5 2.Sf3 Sf6
Diagramm 1
Die Nimzowitsch-Variante. Meines Erachtens wird sie unterschätzt, denn sie leistet zumindest als Überraschungswaffe hervorragende Dienste. Zusammen mit FM Thomas Michalczak habe ich sie auf Herz und Nieren geprüft und einen ausführlichen Theorieartikel geschrieben ((Vgl.: http://www.deep-chess.de/theory/theory.htm)). 3.e5 Sd5 4.d4 Leko war mit Sicherheit nicht vorbereitet und so wählt er eine selten gespielte Fortsetzung (4.Sc3 (( Vgl.: http://entwicklungsvorsprung.de/?p=74)) ist der Hauptzug). 4…cxd4 5.Dxd4 e6 6.Lc4 Sc6 7.De4 d6 8.0-0
Diagramm 2
8…Sb6?! Macht keinen guten Eindruck, den Springer aus dem Zentrum wegzuziehen (8…dxe5 wurde schon mehrmals gespielt und war absolut zufriedenstellend für Schwarz). 9.Lb5 Ld7 10.exd6 Lxd6 11.Sc3 a6
Diagramm 3
12.Le2?! Lethargisch gespielt [12.Td1! hätte Schwarz mehr Schwierigkeiten bereitet. 12…De7 Nun kann Schwarz nicht lang rochieren, da immer Lg5 folgt. (12…Dc7 13.Le3 mit Initiative) 13.Le3 f5 14.Dd3 Lc7 15.Sa4! und Weiss ist am Drücker.] 12…f5! Bei dieser Bauernstruktur ein logischer Vorstoss auch in diesem frühen Stadium. Schwarz vergrössert seinen Einfluss auf das Zentrum. 13.Dd3 Dc7 14.Le3 In Anbetracht der folgenden Ereignisse war 14.Td1 vielleicht die letzte Möglichkeit, um Vorteil zu kämpfen. 14…Se5! 15.Sxe5 Lxe5 16.f4 Lf6 17.Ld4 Lxd4+?! [17…0-0-0! 18.Tad1 (18.Lxf6?! gxf6 19.De3 Thg8 20.Tad1 e5 mit Gegenspiel für Schwarz.) 18…Lc6 19.De3 Lxd4 20.Txd4 Txd4 21.Dxd4 Te8 nebst e5 und Schwarz gleicht aus.] 18.Dxd4 0-0-0
Diagramm 4
19.Tad1?! Typisch Leko. Er scheut wie so häufig das Risiko. [Dabei wäre 19.Dxg7 gut möglich gewesen: 19…Thg8 20.De5 Dxe5 Schwarz kann dem Damentausch kaum ausweichen. 21.fxe5 Lc6 22.Tf2! Sd7 (22…Td2 23.Lf1±) 23.Te1! und Schwarz müsste erstmal nachweisen, wofür er eigentlich einen Bauern geopfert hat.] 19…Lc6 20.De3 Nun verflacht das Spiel relativ schnell. 20…Txd1 21.Txd1 Te8 22.Lf1 e5 23.fxe5 Txe5 Der Rest ist ziemlich uninteressant und das Remis ist auf diesem Niveau vorprogrammiert. 24.Dd4 g6 25.Dd6 Dxd6 26.Txd6 Kc7 27.Td4 Sd7 28.Kf2 Sf6 29.Le2 b5 30.Lf3 g5 31.a4 h6 32.axb5 axb5 33.h3 f4 34.h4 Tf5 35.hxg5 hxg5 36.Tb4 Te5 37.Lxc6 Kxc6 38.g3 fxg3+ ½-½

Gleich drei Veranstaltungen von überregionalem Interesse finden derzeit in einem Gebiet statt, das im Wahrnehmungsradar der meisten Westeuropäer gar nicht auftaucht, im Kaukasus. Die russische Mannschaftsmeisterschaft, die vom Elo-Schnitt die stärkste der Welt ist (dafür muss ich den Rechenschieber gar nicht rausholen), findet in Sotschi am schwarzen Meer statt. Kramnik und Aronian spielen gerade ein Trainingsmatch mit verkürzter Bedenkzeit in Yerevan (Armenien) und in Baku (Aserbaidschan) findet ein prestigeträchtiges Open statt, an dem einige Top-Spieler aus dem Westen teilnehmen, u.a. die deutsche Nr.1 Arkadij Naiditsch.

Wer sich für die russische Mannschaftsmeisterschaft interessiert bitte hier klicken. Die Seite ist gut aufbereitet und man kann die Partien auch live verfolgen.

Wer sich hochklassige Schnellschachpartien anschauen möchte, der sollte hier klicken.

Das m.E. interessanteste Ereignis ist aber das II. internationale Schachfestival in Baku, welches zu Ehren des verstorbenen Ex-Präsidenten Heydar Aliyev stattfindet. Dessen Sohn Ilham Aliyev regiert seit 2003, nachdem er in demokratischen Wahlen mit über 80% der Stimmen vom Volk gewählt wurde. Nur böse Zungen behaupten, dass Aserbaidschan ein von Clans und der Mafia regiertes Land ist, den schliesslich ist Korruption ein Fremdwort, wie man der Statistik von Transparency International entnehmen kann.

Wie dem auch sei, die Petrodollars scheinen zu fliessen und es wird fleissig Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Der gute aber nicht berauschende Preisfond hat Spieler wie Nigel Short (!) und Loek van Wely bestimmt nicht ans Kaspische Meer geführt.

Das Turnier befindet sich erst in der dritten Runde uns so gibt es noch nichts Besonderes zu berichten. Sobald die Meister aufeinandertreffen, werde ich zur Stelle sein, insbesondere um zu sehen was die deutsche Nr.1 macht.

Zur Überbrückung offeriere ich die Schnellschachpartie aus der 1.Runde zwischen Kramnik und Aronian. In einer der meistgespielten Varianten des Marshall-Gambits packte Vlad mit 19.f3!? eine Neuerung aus – zumindest finde ich diesen Zug in meinen Datenbanken nicht – und gewann. Auf jeden Fall wirkt sein Spiel sehr überzeugend.

Nächste Seite →