Mein Mannschaftsführer aus Katernberg, der Uli Geilmann, schickte mir folgende Gurke. Er lief offensichtlich in eine häufig gespielte Eröffnungsfalle und konnte frühzeitig die Segel streichen.

Manche Schachspieler haben tausend Erklärungen, wenn sie eine Partie verlieren: Ich hatte einen schlechten Tag und mein Gegner einfach nur Glück. Normaler Weise putz ich solche Typen ja vom Brett. Aber es war viel zu laut und zu dunkel im Turniersaal. Überhaupt sind die Figuren zu klein und das Brett zu gross gewesen. Die Schachuhr war bestimmt auch manipuliert. Ausserdem hat mein Drehstuhl gequietscht und der Tisch gewackelt. Wie soll man sich da konzentrieren?! In meinem Kaffee waren bestimmt Psychodrogen, ich wurde hypnotisiert und der Gegner hatte auf dem Klo ein Theoriebuch nebst Grossrechner samt Datenbank versteckt. Abgesehen davon hat irgendwer meine Varianten verraten. Ich hätte auch bestimmt gewonnen, wenn ich nicht dazu gezwungen worden wäre, dieser Blondine dauernd in den Ausschnitt zu sehen. Müde und verschnupft war ich sowieso. In der nachfolgenden Partie hat mich der Ratinger Schachfreund Dr. Diersen aber einfach nur nach allen Regeln der Kunst seziert:

Geilmann – Dr. Diersen [B35]
Ratingen, 2003

1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 g6 6.Le3 6. Sxc6 bxc6 7.e5 +/= ist eine gute Alternative zum Textzug. 6…Lg7 7.Lc4 Da5 8.f3?! Nicht die beste Wahl. 8. 0-“0 +/= war sicher vorzuziehen. 8…Db4 9.Lb3 9. Sxc6 dxc6 (9…Dxc4 10.Sxa7±) 10.Lb3 hätte eine ausgeglichene Stellung ergeben. Jetzt kann Schwarz hingegen schon taktisch vorgehen: 9…Sxe4 10.Sxc6 Lxc3+ 11.bxc3 Dxc3+ 12.Ke2 dxc6 Bis hierhin ist alles irgendwie noch spielbar, aber nun überzieht Weiss die Stellung…

13.Ld4?? Sieht auf den ersten Blick gut aus, verdirbt die Partie aber endgültig. In McShane -“ Paschall, Hastings 1995 spielte Weiss 13.Te1 Dxb3 14.axb3 Sc3+ 15.Kf2 Sxd1+ 16.Texd1 a6 17.Lb6 Le6. Auch 13.Dg1 geht: 13…Sf6 14.Ld4 Da5 15.De3 c5 16.Lxc5 Le6 17.The1 Tc8 18.Ld4 Tc6 19.Kf1 0-0 Los-Davies, Groningen 1990. Mit jeweils leichtem vorteil für Schwarz. Selbst 13.Dd4 Dxd4 14.Lxd4 Sf6 15.The1, Zorigt-Kuijpers,Lugano 1968, hätte irgendwie funktioniert. 13…e5! Weiss gibt auf. Die Partie macht keinen rechten Spass mehr. 14.Lxc3 Sxc3+ 15.Ke3 Sxd1+ 16.Taxd1 Ke7 entstehende Endspiel ist hoffnungslos. 0-1

Am Ende irrt mein Teamcaptain. Weiss sollte 14.Le3 spielen und sich in einem schlechten Endspiel abmühen. Dies war vorerst die letzen Folge bzw. Einsendung dieser Serie, was aber nicht heisst, dass ich weitere Einsendungen zum Verarbeiten bereit bin. Also, haut in die Tasten und schickt mir Material.

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