Folgende Gurke schickte mir Michael Buscher, aus Düsseldorf, er spielt zumindest der für den Düsseldorfer SK in der NRW-Oberliga spielt. Der böse Einsteller in jungen Jahren zerstörte eine womöglich grosse Karriere. Aber lassen wir ihn darüber erzählen.

Das Szenario: In den Osterferien finden die NRW-Jugendmeisterschaften statt. Damals hiess das nicht Ux sondern A, B oder C. Ich war noch nicht ganz 14 und spielte das letzte Jahr C-Jugend, war also schon altersbedingt zu den Favoriten zu zählen. Nach fünf Runden hatte ich vier Punkte und traf auf den Favoriten Jochen-Jacob Steil vom ausrichtenden SJK Ochtrup, der schliesslich das Turnier und in den Sommerferien dann auch die deutsche Meisterschaft gewann. Die Partie verlief wie folgt:


Buscher, Michael – Steil, Jochen-Jacob
CVJEM , 1981

Stellung nach 51…a4+:


Buscher-Steil

Auf diesen letzten Versuch entkorkte ich 52.Kb4?? und lief also in ein einzügiges Matt! Damit war mein Traum, dieses Turnier und dann natürlich auch die Deutsche EM zu gewinnen, geplatzt. Hätte das geklappt, wären neben Ruhm und Ehre sicher auch bessere Fördermöglichkeiten, Aufnahme in den DSB-Kader usw. möglich gewesen und ich wäre heute statt einer der zahllosen 2300+ – Spieler ein bedeutender Titelträger – oder?? So zerstörte also diese Gurke meine gesamte Karriere ;-). Inzwischen bin ich aber genügend gefestigt (und habe genügend weitere Gurken produziert), um diese fast schon verjährte ans Licht der Öffentlichkeit dringen zu lassen.

0-1

PS: Ist Steil heute GM? Durchaus nicht, er scheint gar nicht mehr aktiv zu sein. Auch der zweitplazierte bei NRW und DEM Vladan Vuletic ist nicht mehr zu finden. Wäre wohl auch ohne die Gurke kein Selbstläufer geworden.

Kommentare

8 Antworten zu “Die Gurke meiner Karriere (7)”

  1. Stefan am 26. Februar 2008, 10:06

    Och, wer weiss, wozu das gut war. Nicht jede Schachkarriere scheint mir so erstrebenswert.

    Was war eigentlich der Plan bei Kb4? Bc4 durchzusetzen? Gibt es eine Erklärung für diesen Zug?

  2. Michael Buscher am 26. Februar 2008, 17:41

    Erklären kann man (oder zumindest ich) solche Aussetzer nicht. Vielleicht habe ich den Lf4 auf einem weissen Feld gesehen oder was weiss ich. Ist ja auch schon ein paar Tage her.
    Und nun im Ernst: Einem alten Meister (ich weiss nicht mehr wem) wird das Bonmot zugeschrieben: „Schach spielen dürfen – herrlich; Schach spielen müssen – schrecklich!“ In der Tat fühle ich mich in einem sagen wir mal bürgerlichen Beruf mit regelmässigen Gehaltszahlungen und Hobby Schach besser aufgehoben als wenn ich einer der zahlreichen Profis wäre, von denen viele wie es scheint sich am Rande des Existenzminimums Minimums bewegen und z.T. nervlich recht zerrüttet wirken. Mir fielen da sofort ein paar Namen ein, aber die kann ich hier natürlich nicht nennen.

  3. Schachblog rank zero am 26. Februar 2008, 19:25

    Laut dem bekannten Statement von Gunsberg war ja unter den alten Meistern Kolisch der einzige, der wirklich Geld aus dem Schach geholt und behalten hat. Was einer ziemlichen Ironie nicht entbehrt – er hatte es dann am wenigstens nötig, da seine späteren Spekulationen ein Vielfaches einbrachten.

    Allerdings dürfte er dabei gehörig von den via das Schach geknüpften Beziehungen profitiert haben – ein Effekt, der heute zwar deutlich geringer ist (schliesslich ist Schach heute kein intellektueller Gentlemen-Sport, der sich vor Mäzenen kaum retten kann), aber immer noch da ist – und von dem auch viele Spieler der zweiten bis fünften Reihe stärker profitieren dürften als von den durch die schachliche Leistung erspielten Preisgeldern.

  4. Stefan am 27. Februar 2008, 18:42

    Jedenfalls danke für die Veröffentlichung. Muss ein schrecklicher Moment gewesen sein.

    Bürgerlicher Beruf gefällt mir auch gut 🙂
    Mein Schach könnte trotzdem besser sein 🙁

  5. Michael Buscher am 28. Februar 2008, 20:28

    Oh ja,
    an diese Mischung aus völliger Leere, Verständnislosigkeit und Selbsthass für soviel Dämlichkeit kann ich mich noch erinnern. Damals war das ein echter Schlag, denn in jungen Jahren hat man ja noch Träume… Heute bin ich 40 und Realist – mein Schach wird nicht mehr grundlegend besser, und wenn ich noch IM werden sollte, dann nur, wenn in den nächsten Jahren die Voraussetzungen gleich bleiben und die Elodrift nach oben stärker ist als der Abschwung meiner Leistungskurve.

  6. DeepDirt am 07. März 2008, 14:26

    Sei mir gegrüsst, Michael!

    Nach meinem Kenntnisstand hat Vladan Vuletic – vielen Spielern aus dem Schachbezirk Düsseldorf sicherlich noch ein Begriff – eine akademische Karriere in den USA absolviert und dem Schach schon lange den Rücken gekehrt.

    Ein Bonmot aus deiner Jugendzeit möchte ich dem geneigten Leser aber nicht vorenthalten.
    Auf einer Jugendreise mit der Schachjugend NRW meintest Du auf die Frage nach deinen Interessen:
    „Ich habe drei Hobbys!“

    Ungäubiges Staunen…

    „Ja. Fernschach, Nahschach und Blitzschach.“ 🙂

    Viele Grüsse
    DD

  7. Georgios Souleidis am 07. März 2008, 14:52

    Einer der besten Kommentare ever. Danke DD 🙂

  8. DeepDirt am 07. März 2008, 16:28

    Glück auf am Wochenende, meine lieben Katernberger Freunde!
    Vielleicht sehen wir uns ja an diesem Wochenende in Mülheim. Werde gleich mal den „ollen“ Bern(h)ard anmailen. 🙂

    LG DD

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