Am Wochenende fanden die 5. und 6. Runde der Schachbundesliga statt. Baden-Baden marschiert zu seinem achten Titel in Folge, mit Wiesbaden ist ein neuer starker Aufsteiger dabei und im Abstiegskampf wird es wohl eine der etablierten Mannschaften – Berlin oder Hamburg? – erwischen. Zumindest ist das das wahrscheinlichste Szenario.

Für die Gurkenrubrik war mal wieder nicht so viel dabei. Ohne die Amateure in der Liga, so mein Eindruck, hätte ich gar kein Futter mehr. Wie auch immer, hier acht grobe Fehler des letzten Wochenendes.

5. Runde Schachbundesliga:

Seger,Ruediger (2390) – Hoolt,Sarah (2308)
SBL 2012/2013 SG Trier-SF Katernberg, 08.12.2012

Stellung nach 22…Lg5:

seger-hoolt

23.Te2? Stellt einen Bauern ein, wonach die Stellung auch wegen der geschwächten Königsstellung kaum noch spielbar ist für Weiß. 23.Te1 c5 24.Dxd7 Txd7 25.Se4 Le7 26.Ted1 cxd4 27.exd4 hält das materielle Gleichgewicht. 23…Txb2 24.Tce1 Tdb8 25.Se4?! Dd5 26.Sxg5? Txe2 27.Txe2 Tb1+ 28.Kf2 Dxg5-+ und 0-1 nach 47 Zügen.

Fish,Gennadij (2475) – Jochens,Arne (2298)
SBL 2012/2013 Werder Bremen-SK Norderstedt, 08.12.2012

Stellung nach 30.e3:

fish-jochens

30…g5? Es sprach nichts gegen 30…Lc8 Jetzt verliert Schwarz die Qualität. 31.Se2 Lg6 32.Sd4 Der Turm hat kein Feld. 32…Lf7 33.Dc3 Kg8 34.Sxb5 cxb5 35.Dxe5 Txe5 36.Td8+ Kg7 37.Td7 Kg6 38.Txb7 Lc4 39.c6 1-0

Kraeussling,Andreas (2268) – Poetsch,Hagen (2466)
SBL 2012/2013 Wiesbadener SV-SV Griesheim, 08.12.2012

Stellung nach 30…Lxg5:

kraeussling-poetsch

31.Dh7+?? Nach 31.Dxg5 hätte Schwarz sehr genau spielen müssen, um die Drohungen gegen seinen König abzuwehren. 31…Dc7 32.Dh4 De7 33.Dh8 De8 34.Dxe5 De7 35.Df4+ (35.Dh8!?) 35…Kg7 36.De5+ Kf7= 31…Kf6 32.Td7 Es droht Matt, aber so banal, dass man es auch blind abwehren sollte. 32…Tb1+ 33.Kh2 Df8 34.Kg3 e4 35.f4 exf3 36.gxf3 Ke5 37.Tf7 Lf4+ 0-1

6. Runde Schachbundesliga:

Rüdiger Seger erwischte kein gutes Wochenende, wie man auch dem folgenden Beispiel entnehmen kann.

Hausrath,Daniel (2484) – Seger,Ruediger (2390)
SBL 2012/2013 SV Mülheim Nord-SG Trier, 09.12.2012

Stellung nach 30.Dxe3:

hausrath-seger

30…e4? Träumt von Kompensation durch einen starken Springer auf e5. Im Endeffekt erweist sich das Bauernopfer aber als sinnlos. Erschwerend kommt hinzu, dass die Stellung zufriedenstellend war für Schwarz. 31.Lxe4 Te8? Mit 31…Tf8 hätte Schwarz wenigstens die f-Linie sichern sollen. 32.Tf1 De7 33.Tbe1 Se5?! Auch sehr fragwürdig, da es einen zweiten Bauern gibt. 34.Dxb6+- und die Partie dauerte nicht mehr lange. 34…Tb7 35.De3 Dg7 36.c5 dxc5 37.d6 Tf7 38.Txf7 Dxf7 39.Lc6 Tf8 40.Lb5 Sg4 41.De7 Kh6 42.Dxf7 1-0

Hector,Jonny (2539) – Kahlert,Thomas (2230)
SBL 2012/2013 SK Norderstedt-SK Turm Emsdetten, 09.12.2012

Stellung nach 32.Df2:

hector-kahlert

32…Txe5?? Klar hatte Weiß Initiative, aber so einfach muss man es ihm nicht machen, zumal f7 auch noch fällt. 33.Lxe5+ Dxe5 34.Txf7++- Txf7 35.Dxf7+ Kh6 36.Ld3 Dg5 37.Df3 Ld6 38.Dg4 Dxg4 39.hxg4 Se3 40.Tf6 1-0

Strzemiecki,Zbigniew (2434) – Poetsch,Hagen (2466)
SBL 2012/2013 SF Berlin-Wiesbadener SV, 09.12.2012

Stellung nach 18…Seg4:

strzemiecki-poetsch

19.Lf1?? 19.Lf3 Lxf3 20.gxf3 Se5 21.Kg2 Sg6 22.Sb5 Sh4+ 23.Kf1 De7 ist nicht klar. 19…Se4 Ob Weiß übersehen hat, dass er diesen Springer wegen Matt auf h2 nicht nehmen darf? Fakt ist, er könnte auch direkt aufgeben. Stattdessen spielte er so lange weiter, bis er matt gesetzt wurde. 20.Ld3 Sxd2 21.Lxh7+ Kh8 22.Txd2 Df4 23.Sxe6 Lxf2+ 24.Kh1 Lxg2+ 25.Kxg2 Se3+ 26.Kh3 Dg4# 0-1

Hirneise,Tobias (2448) – Rau,Hannes (2438)
SBL 2012/2013 SV Hockenheim-SV Wattenscheid, 09.12.2012

Stellung nach 38.Kc2:

hirneise-rau

Nach 38…Lg3! mit der Drohung 39…e2 nebst e1 Dame holt sich Schwarz den weißen h-Bauern ab und ist alle Sorgen los. Stattdessen geschah 38…Ke7? 39.Sd4± und Weiß gewann nach 54 Zügen.

Murdzia,Piotr (2471) – Mons,Leon (2339)
SBL 2012/2013 SC Forchheim-SV Griesheim, 09.12.2012

Stellung nach 26.Txc3:

murdzia-mons

Schwarz hatte eine schöne Partie gespielt und besitzt hier mehrere Gewinnfortsetzungen. 26…Lf3?? Gibt den kompletten Vorteil ab. 27.Txc8! Txc8 Vielleicht verrechnete sich Mons in der Variante 27…Dg5+ 28.Kf1 Dg2+ 29.Ke1 und hier kann Weiß auf 29…Dg1+?? mit 30.Df1+- die Dame dazwischenziehen. 28.Sxf3 Dxf3 29.Tf1?? Ein seltsamer Zug. Weiß nimmt sich freiwillig die Fluchtfelder. Nach 29.Kf1 war der Ausgang völlig offen. Das Material ist inzwischen stark reduziert und ein Matt ist nicht in Sicht. 29…Sg5 30.h4?? Das wird sofort Matt. Stattdessen war mit 30.Dd4+ Kg8 31.h4 Sh3+ 32.Kh2 Sxf2 33.Df4 noch Widerstand zu leisten, auch wenn Schwarz objektiv auf Gewinn steht. 30…Dg4+ 0-1

Kommentare

5 Antworten zu “Die Gurken des Wochenendes (42)”

  1. elvis am 12. Dezember 2012, 16:26

    Es kommt immer drauf an, was man als Gurke zählt. Wie ist es mit Schlosser – Hausrath in der 5. Runde? Im 44. Zug lässt Schlosser in vorteilhafter Stellung einen taktischen Schlag zu, der aber nur dank einer gut versteckten Pointe funktioniert (44… Se3+ 45. fxe3? Th4!). Hausrath hat es nicht gesehen und seine Stellung eher verschlechtert. Okay, das muss man nicht unbedingt als Gurke werten, es war nicht so offensichtlich. Aber am Ende hat Schlosser das eigentlich gewonnene Endspiel wirklich vergurkt.

    Nebenbei: Danke für die Rundenberichte auf der Bundesliga-Homepage, die Partie-Kommentare haben mir sehr gut gefallen!

  2. Georgios Souleidis am 12. Dezember 2012, 18:12

    Danke, freut mich, dass dir die Berichte gefallen haben. Schlosser-Hausrath habe ich aus dem von dir genannten Grund nicht als Gurke gewertet. Bezüglich der Computer-Evaluation ist es eine Gurke, aber nach menschlichem Maßstab finde ich nicht. Der Fehler ist zu versteckt und schwierig zu finden in Zeitnot.

  3. Schachlaie am 12. Dezember 2012, 20:24

    Das Endspiel von Ilja Schneider vom Sonntag müsste hier auch noch genannt werden. Zuerst ein einfaches Remisendspiel zu verschenken und dann eine glückliche zweite Remischance (Ke5) nicht zu nutzen, obwohl es z.B. alle Kiebitze im Chat sofort gesehen hatten.

  4. Georgios Souleidis am 12. Dezember 2012, 20:32

    Jou, in der Tat ist der Moment, in dem Schneider die Figur einstellt, eine Gurke. Aus irgendeinem Grund habe ich es verdrängt 😀

  5. Andreas Kräußling am 22. Dezember 2012, 18:51

    Hallo Georgios,

    Du hast natürlich Recht, Dh7 + ist Quatsch. Ich hatte übersehen, dass der Läufer das Feld f6 für den König freimacht. Ich dachte, der König muß auf die Grundreihe und ich gewinne dann mit Dh8+ die Dame. Hagen hatte mir bei Dc8 Remis angeboten und ich dachte, ich kann irgendwie gewinnen. Ich war zu dem Zeitpunkt leider schon in Zeitnot und etwas entkräftet. Wir kennen uns übrigens. Ich habe Dir vor vier Jahren auf der Schacholympiade in Dresden deine EC-Karte gerettet, falls Du Dich noch daran erinnern kannst.

    Schöne Grüße,
    Andreas

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