Mrz
25
Die Gurken des Wochenendes (24)
Archiviert unter Die Gurken des Wochenendes, Schach
Am vergangenen Wochenende wurde in der Schachbundesliga insbesondere in Emsdetten und Katernberg mit offenem Visier gespielt. Dementsprechend gab es viele Kombis und natürlich auch viele Fehler zu bestaunen. Die sieben ausgewählten Gurken sind alle von diesen Spielorten.
12. Runde Schachbundesliga:
Durch sein risikoreiches Spiel neigt Arkadij Naiditsch manchmal dazu zu überdrehen. Sein Spiel ist sehr sehenswert, aber dann passiert auch so etwas.
Naiditsch,Arkadij (2685) – Spoelman,Wouter (2554)
SBL 0910 Turm Emsdetten – OSG Baden-Baden, 20.03.2010
Stellung nach 50…Kh8:
Vor einigen Zügen stand Naiditsch klar besser, vielleicht sogar auf Gewinn, aber mit dem offenen König war die Sache die ganze Zeit heikel. 51.Dc5?? 51.Dd3 oder 51.Dc3 musste geschehen. Objektiv ist Dauerschach das logische Ende. 51…Dh1+ 52.Kb2 Da1+ 53.Kc2 Ta2+ 54.Kd3 Df1+ 55.Ke4 Df4+ 56.Kd5 Txd2+ 57.Ke6 Dg4+ 0-1
Der Kampf SV Wattenscheid-SK Heidelberg-Handschuhsheim bot mit das größte Gepatze in der Liga in dieser Saison. Ich habe nur zwei Beispiele rausgegriffen.
Nach längerer Abstinenz durfte/musste ich mal wieder selber ran, weil Wattenscheid einfach ein Kaderproblem hat in dieser Saison ((Analyse meiner Partien gegen Christian Maier und Jan Gustafsson auf Schwatt und Weiß)). Bei meinem Sieg am Samstag hatte ich etwas Glück, weil mein Gegner ohne Not die Partie einstellte.
Maier,Christian (2350) – Souleidis,Georgios (2429)
SBL 0910 SV Wattenscheid – SK Heidelberg-Handschuhsheim, 20.03.2010
Stellung nach 21…Tab8:
Schwarz hat hier – insbesondere praktisch betrachtet – gewisses Gegenspiel wegen des anfälligen weißen Königs. 22.Lg5?? Viel zu schnell und unkonzentriert gespielt, obwohl noch genügend Bedenkzeit übrig war. Nach 22.Lxe4! Tb4! (Ich hatte hier hauptsächlich 22…Lxe4 23.Txd6! Lxf3 berechnet, aber 24.De6! übersehen, wonach Schwarz ein schwieriger Kampf ums Remis bevorgestanden hätte.) 23.Dd5 Df6! entsteht eine verwickelte Stellung mit praktischen Möglichkeiten für Schwarz. 22…Db7! Ein einfacher Gegenangriff mit Mattdrohung auf b2 entscheidet die Partie. 23.b3 Sxg5 24.Se5? Schwarz tauscht jetzt alles ab und gewinnt. 24.Lxg6! Lf4+ 25.Kb1 hxg6 26.Sh4 bot noch etwas Gegenspiel, aber nach 26…Tf6 sollte sich die Mehrfigur durchsetzen. 24…Lxe5 25.Txe5 Lxd3 26.Txd3 Dxg2 27.f4 Df1+ 28.Kb2 Txf4 29.Dc3 Tf2+ 30.Ka3 Dg2 0-1
Ja, was soll ich noch zum Spieler mit den weißen Steinen sagen. Stammgast, Gurkenproduzent Nr. 1…ach wat weiß ich. Irgendwie tut es mir ja auch leid.
Straeter,Timo (2347) – Vatter,Hans-Joachim (2321)
SBL 0910 SV Wattenscheid – SK Heidelberg-Handschuhsheim, 20.03.2010
Stellung nach 44…Se2:
Bei halbwegs genauem Spiel sollte Weiß sich halten können. Momentan droht Schwarz 45…Tf1 nebst Sg3 und dem Standardmatt auf h1. 45.Tb2?? Es gab viele Züge, die nicht verloren hätten, z.B. verschiedene Läuferzüge, um ein Schach auf der fünften Reihe zu ermöglichen und damit dem eigenen König das Feld g4 zugänglich zu machen. 45…Tf1 Natürlich. Jetzt muss Weiß den g-Bauern geben, um das Matt zu verhindern. Der Rest ist uninteressant, 0-1 nach 64 Zügen.
Das folgende Beispiel ist ein ganz bitteres Ding.
Bischoff,Klaus (2561) – Rogozenco,Dorian (2541)
SBL 0910 SF Katernberg – Hamburger SK , 20.03.2010
Stellung nach 31.Sce5:
31…Sxc1?? Nach 31…Txf3 32.Dxe2 (32.Dc4+ Tf7!) 32…Tf4 steht Schwarz deutlich besser. 32.Dc4+ Tf7 Vielleicht hatte Schwarz übersehen, dass er nach 32…Kh8 mittels 33.Sg6+ hxg6 34.Th3+ Dh4 35.Txh4# matt gesetzt wird. 33.Txf7 1-0
13. Runde Schachbundesliga:
Ich habe selten eine Partie nachgespielt, bei der die Engine so häufig geblinkt hat, wie bei der nächsten. Bei einem Sieg hätte Weiß seine dritte IM-Norm erspielt. Die größte Chance verpasste er hier.
Fiebig,Thomas (2416) – Maier,Christian (2350)
SBL 0910 SK Heidelberg-Handschuhsheim – SK Turm Emsdetten, 21.03.2010
Stellung nach 67…Dh1:
68.Tb2?? Nicht wenige Kiebitze konnten sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, erzählte mir Michael Feygin auf der Rückfahrt. 68.Ta6+ Kb5 69.Dd3+ Lc4 70.Dxc4 ist Matt. Unter Anspannung sieht man manchmal die einfachsten Dinge nicht. 68…Da1 69.Kc2 Df1 70.Tb1? Es gab verschiedene Züge, die den Vorteil weiter festhielten, so ist es aber jetzt Dauerschach. 70…Dc4+ 71.Kd2 Da2+ 72.Kc1 Dc4+ 73.Kd1 Df1+ 74.Kc2 Dc4+ ½-½
Im folgenden Beispiel lautet die Aufgabe: Finde das Selbstmatt!
Vatter,Hans-Joachim (2321) – Pruijssers,Roeland (2415)
SBL 0910 SK Heidelberg-Handschuhsheim – SK Turm Emsdetten, 21.03.2010
Stellung nach 35…e4:
36.Dg4?? Dxg4 37.hxg4 Lf2 Der Zwischenzug nimmt das Feld g3 unter Kontrolle. Gegen 38…Th7+ gibt es keine Rettung. 0-1
Zum Abschluss ein nicht ganz triviales Beispiel.
Ftacnik,Lubomir Dr (2532) – Potkin,Vladimir (2606)
SBL 0910 Hamburger SK – SV Mülheim Nord, 21.03.2010
Stellung nach 33.hxg5:
33.Txb2?? Schwarz dachte, dass die Bauern durchziehen, doch der eigene König steht so schlecht, dass Weiß durch Mattgegendrohungen sich nicht nur rettet, sondern sogar gewinnt. 34.Te4+?! 34.Txb2! c3 35.Txb3 c2 36.Te4+ mit Übergang zur Partie ist viel genauer, wie man gleich sehen wird. 34…Kd6 34…Kf8 35.Txb2 c3 36.Txb3 c2 37.Tb8+ Kg7 38.Tee8 nebst Matt. 35.Txb2 c3? 35…Kc5! ist hier der Unterschied. Der schwarze König schaltet sich ins Geschehen ein und läuft nach c3. Weiß hätte eine praktisch viel schwierigere Position zu spielen gehabt. 36.Txb3 c2 37.Td3+ Kc7 38.Te7+
38…Kb6? 38…Kc8 39.Ta3 Kd8 40.Txf7 c1D 41.Ta8+ Tc8 42.Tf8+ Ke7 43.Taxc8 Dg1+ 44.Kf3 Dxg5± 39.Tb3+ Kc5 40.Tc3+ Kd6 41.Txc2 Weiß gibt den Turm zurück mit Übergang in ein gewonnenes Turmendspiel. 1-0
Kommentare
4 Antworten zu “Die Gurken des Wochenendes (24)”
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In Vatter – Pruijssers gab es gegen 38…Th7(matt) schon noch eine Rettung, aber nicht gegen 38…Lxe1 😉
Das ist vermutlich nur eine VORSCHAU auf die Gurken des Wochenendes (oder der 1. Teil). Woanders wurde ja auch gegurkt , z. B. in Berlin-Tegel: Stern – Buhmann, 51. Dxd8 ??
Kann sein, dass ich hier und da mal was vergesse, aber Stern-Buhmann habe ich nicht aufgenommen, weil Weiß unabhängig von 51. Dxd8?? auf Verlust steht.