Das, was ich ich letztes Mal geschrieben habe ((Die Gurken des Wochenendes (21))), scheint sich zu bestätigen. Es werden dank der langen Bedenkzeit – gut, es könnte natürlich auch Zufall sein in dieser Saison – viel weniger haarsträubende Fehler produziert in der Schachbundesliga. Gerade mal sechs Beispiele habe ich in den Runden sieben bis neun gefunden. Und glaubt mir, ich empfinde nicht plötzlich so etwas wie Gnade gegenüber den Kollegen. Es sind einfach nicht mehr.

7. Runde Schachbundesliga:

Die zwei ersten Beispiele liegen schon etwas zurück, aber die 7. Runde wurde erst am vergangengen Wochenende abgeschlossen.

Ruck,Robert (2548) – Gordon,Stephen (2535)
SBL 0910 SC Eppingen – SG Trier (7.4), 16.10.2009

Stellung nach 45.f4:

45…exf4?? Nach 45…De7! 46.fxe5 ist die Stellung gar nicht klar. Vielleicht 46…h4 oder 46…Lc6 usw. 46.Df8 Es droht Matt auf g7. Zieht Schwarz den Springer, folgt Matt auf h8. 1-0

Gerigk,Erasmus (2335) – Vallejo Pons,Francisco (2696)
SBL 0910 Heidelberg-Handschuhsheim – OSG Baden Baden (7.4), 11.12.2009

Stellung nach 28.Sd6:

Für den Bauern hat Weiß eine starke Initiative. 28…Sxe5?? Diesem Zug liegt ein Rechenfehler zugrunde. 29.Sxe5 Dxd6

30.Sxf7? Nach 30.Tc6! hätte Schwarz aufgeben können. 30…Df4 Darauf hatte sich Schwarz verlassen, doch auch hier hat Weiß Vorteil. 31.Dxf4 Sxf4 32.Tc4 Se2+ 33.Kf1 Thf8 34.Tf3 b5 35.Te4?! 35.Tc7± 35…Sc3 ½-½

8. Runde Schachbundesliga:

Bromberger,Stefan (2518) – Baramidze,David (2532)
SBL 0910 Bayern München – Hamburger SK (8.2), 06.02.2010

Stellung nach 25…Sg5:

Weiß steht etwas schlechter (Bauernstruktur, Ld1), aber bei genauen Zügen sollte nicht viel passieren. 26.Sc6?? Wahrscheinlich nur einen Halbzug weit gerechnet. Das kenn ich. 26…Lxc6 27.Txc6 Dd7 Doppelangriff auf c6 und d1. 28.Tc1 Dd2 Wieder „Doppelangriff“. Es droht Matt auf e1 und der Turm hängt. 0-1

9. Runde Schachbundesliga:

Schon wieder David. Mit so viel Glück wird die Elo wieder schön steigen.

Baramidze,David (2532) – Haba,Petr (2541)
SBL 0910 Hamburger SK – Erfurter SK (9.2), 07.02.2010

Stellung nach 31.T1g2:

Hier muss man als Schwarzer cool bleiben. Das ist natürlich einfacher gesagt als getan. 31…Ld3+?? Panik. Nach 31…Tg8! scheint Schwarz in allen Varianten klaren Vorteil zu behaupten. 32.Txg8+ (32.Th2? Dxh2+! 33.Sxh2 Txg5-+; 32.Sxe5 Txg5 33.Sf7+ Kg8 34.Sxg5 Dg7!) 32…Txg8 33.Th2 Lh3 34.Sxe5 Tg7! 32.Dxd3 Dxd3+ 33.Kxd3 e4+ 34.Kd4 Sf6 Schwarz muss sich um das Matt kümmern. 35.Th2+ Sh7 36.Se5 Und da Weiß zumindest mit zwei Mehrbauern verbleibt 1-0

Rustemov,Alexander (2532) – Bischoff,Klaus (2561)
SBL 0910 SV Wattenscheid – SF Katernberg (9.4), 07.02.2010

Stellung nach 23.Ld6:

Schwarz sollte mit 23…Sc8 den Läufer von d6 vertreiben, stattdessen glaubt er, dass Weiß etwas eingestellt hat. 23…Sxd4?? 23…Sc8! 24.Tec1?? Weiß glaubt ihm aufs Wort und spielt fortan mit einem Bauern weniger. Stattdessen hätte Schwarz nach 24.Dxd4 Dxd6 25.Lb5! nichts besseres gehabt, als die Qualität zu geben, da der Turm nicht ziehen kann: 25…Dc5 (25…Tec8?? 26.exd6 Lxd4 27.dxe7+-) 26.Dxc5 bxc5 27.Lxe8± 24…Sec6 Weiß kämpfte zwar noch lange, aber nach 46 Zügen hieß es 0-1.

Es tut mir ja schon in der Seele weh, dich hier immer wieder zu erwähnen Timo, aber wenn du so einen Mist spielst…

Straeter,Timo (2347) – Scholz,Christian (2373)
SBL 0910 SV Wattenscheid – SF Katernberg (9.8), 07.02.2010

Stellung nach 30…Dxe3+:

31.Txe3?? Ohne Worte. Zwar hätte Weiß auch nach 31.Sxe3 klar schlechter gestanden, aber man hätte noch kämpfen können. 31…exd5 Natürlich. 32.Kxh2 geht nicht wegen 32…Sg4+ 0-1

Kommentare

5 Antworten zu “Die Gurken des Wochenendes (22)”

  1. SchuBi am 10. Februar 2010, 21:14

    Schön, daß es wieder eine Fortsetzung gibt

  2. OldGrizzly am 11. Februar 2010, 08:19

    Es ist schon interessant, dass ein „alter Hase“ wie Gerigk 30.Tc6 nicht gesehen hat. War da Zeitnot im Spiel?

  3. Georgios Souleidis am 11. Februar 2010, 13:26

    Weiß ich nicht, aber vielleicht hat Erasmus schon mal was von diesem Blog gehört und schaut vorbei, um die Frage zu beantworten.

  4. Die Gurken des Wochenendes (22) am 13. Februar 2010, 08:48

    […] plötzlich so etwas wie Gnade gegenüber den Kollegen. Es sind einfach nicht mehr… mehr   Gurken des […]

  5. Georgios Souleidis am 18. Februar 2010, 11:21

    Stark verspätet veröffentliche ich noch einen Hinweis von Klaus Bischoff bezüglich seiner Partie gegen Rustemov:“Sxd4 war keine Gurke sondern ein vertretbarer Versuch.
    Aber kurz vor der Zeitkontrolle kann man prachtvolle große Gurken finden.“

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