Durchwachsen

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„Durchwachsen“ ist leider mal wieder das passende Adjektiv, um die eigene Leistung bei einem Schachturnier zu beschreiben, so auch nun in Bad Wiessee ((13. Offene Internationale Bayerische Meisterschaft)). 6,5 Punkte aus neun Partien hört sich erstmal nicht schlecht an, aber entweder waren es hauptsächlich leichte (Pflicht)Siege gegen nominell deutlich schlechtere Gegner oder klare Niederlagen gegen nominell bessere Gegner.

Nach meinem Reinfall in der vierten Runde ((Die totale Verarsche)) hatte ich in der achten Runde die Chance durch einen Sieg gegen den nicht gerade übermächtigen GM Jesse Kraai aus den USA in die Spitze vorzustoßen, doch nach schlechter Eröffnungsbehandlung ging ich sang und klanglos unter. Das Schlussbild dokumentiert eindeutig mein Gepatze.

Souleidis,Georgios (2429) – Kraai,Jesse (2526)
13. OIBM Bad Wiessee (8), 07.11.2009

Stellung nach 30…Tg2:

0-1 Nach gerade mal 30 Zügen stehe ich mit Weiß (!) auf Matt.

Freude bereitete mir eigentlich nur die Partie aus der siebten Runde, in der ich gegen den starken FM Dieter Seyb eine gute Partie spielte. Hier auch das Schlussbild. Eine Analyse der Partie sollte ich in den nächsten Tagen hinkriegen – und natürlich auch veröffentlichen.

Seyb,Dieter (2266) – Souleidis,Georgios (2429)
13. OIBM Bad Wiessee (7), 06.11.2009

Stellung nach 29…Td3:

0-1

Das Turnier gewann völlig verdient, nach Wertung, der Moldawier Viorel Iordachescu, der gegen die üblichen Gepflogenheiten an den Spitzenbrettern alle Partien durchkämpfte.


GM Viorel Iordachescu

Zweiter wurde Vitaly Kunin, der irgendwie immer ganz weit vorne zu finden ist bei solchen Turnieren.


GM Vitaly Kunin

Dritter wurde Abhijeet Gupta aus Indien, der letztes Jahr Juniorenweltmeister wurde. Er war Teil einer kleinen indischen Delegation, mit der ich einen netten Kontakt pflegte.


GM Abhijeet Gupta

Dabei war auch der 14-jährige Sahaj Grover mit seiner Mutter, den ich in Griechenland kennenlernte ((Sahaj Grover)). Ab Januar wird er eine ELO von ca. 2450 haben und IM sein.


Noch FM Sahaj Grover

Hier noch ein Blick in den Turniersaal…

…und ein Bild von der Siegerehrung:

Neben den Gewinnern sieht man auch den Organisator Horst Leckner (Zweiter von rechts). Bei den anderen beiden habe ich irgendwas verpasst…

Kommentare

5 Antworten zu “Durchwachsen”

  1. Peter B am 10. November 2009, 08:29

    In dem „Partiekommentar“ auf der Website des OIBM zu deiner Partie gegen Krai steht zu 14. Sxh5:
    „irgendwas hat er dabei übersehen“

    Ich hab mirs nicht genau genug angesehen und ich kenne auch den Kommentator nicht, aber hat er recht?

  2. Gerhard am 10. November 2009, 09:47

    Ich habe die Partie auch nicht angesehen, aber ich denke, viele Partien gegen nominell stärkere Gegner gehen verloren, weil man unbewusst während der Partie seinen „state of mind“ ändert und sich „unterordnet“.
    Zwar kann der nominell stärkere Spieler durchaus einen Wissens- und Kreativitätsvorsprung besitzen, aber muß man „freiwillig“ diesen „gap“ auch noch ausweiten, indem man sich handlungsunfähig macht?

    Gerhard

  3. Georgios Souleidis am 10. November 2009, 11:36

    @ Peter B: Ja, Michael Prusikin, der die Partien kommentiert hat, hat recht. Mit 14. Sxh5 stelle ich einfach einen Bauern bzw. die Stellung dumm ein. Stattdessen stehe ich nach 14. Lb2 mindestens ausgeglichen, wenn nicht leicht besser. Ich hatte den Zug gesehen, aber wie es Gerhard schön beschrieben hat, „ordnete“ ich mich unter seinem Spiel. Das lag daran, dass er mich in der Eröffnung mit Aljechin überrascht hat, obwohl er laut Datenbank fast ausschließlich Französisch spielt. So aus dem Konzept gebracht, war ich nicht in der Lage, mich der neuen Situation adäquat anzupassen. Eindeutig meine schlechteste Leistung in Bad Wiessee.

  4. Gerhard am 10. November 2009, 12:51

    Hallo Georgios!

    Ich hatte im Nachhinein noch einige Gedanken dazu. Deshalb jetzt diese:

    Ein Mitkonkurrent von mir bemerkte einst, daß etwa Übermotivation oft und fast zwangsläufig zu einem schlechten Ergebnis führt. Wenn ich mich beweisen möchte, höchst exakt spielen möchte, meinen Gefahrenhorizont ausweite, dann spiele ich womöglich gerade meinem Gegner in die Hände.
    Wennn Du in der Regel schlechte Ergebnisse gegen höherrangige Gegner hast oder haben solltest, dann wohl eher durch das Fehlen von Unbekümmertheit als durch die besonders einfallsreiche Spielführung des Gegners.
    Vielleicht ist einfach der Wunsch zu stark, gegen einen elostärkeren Gegner gut auszusehen und zu punkten.

    Das nur als vage Anmerkung.

    Gruß
    Gerhard

  5. Georgios Souleidis am 11. November 2009, 11:25

    Hallo Gerhard,
    danke für deine Anmerkung. Sie trifft wahrscheinlich den Kern bezüglich meiner Partie gegen Kraai aus der achten Runde. Ich hätte irgendeine simple Remisvariante wählen können in der Eröffnung, wollte aber unbedingt gewinnen, verkrampfte und machte einige schlechte Züge. Gar nicht einfach so eine Niederlage zu erklären.
    Gruß

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