Mit acht besiegte er John Nunn in einer Blitzpartie und mit elf trotzte er Wladimir Kramnik ebenfalls im Blitzen ein Remis ab. Er wurde U12-Vizeweltmeister und galt als das Wunderkind ((Wahnsinn, ein Genie!)) des britischen Schachs.

In der Folgezeit wurde es allerdings etwas ruhiger um David Howell. Er hielt sich von Jugendturnieren fern und übte sich im Schach lieber gegen Erwachsene. Dass er mit 16 der jüngste britische Spieler wurde, der jemals den GM-Titel errang, war nur noch eine Randnotiz. Das lag auch daran, dass sich seine Elo-Zahl nicht so spektakulär entwickelte, wie man das von anderen Jungstars gewohnt ist.
Er entfloh offensichtlich nie der Normalität des Alltags. Seine Eltern förderten ihn von Beginn an – sein Vater brachte ihm das Spiel bei, als David fünf Jahre alt war – legten aber offensichtlich Wert darauf, dass er nie den Spaß verliert und eine normale Jugend durchlebt. Mit ihnen lebt der ManU-Fan in Brighton und dort beendete er jüngst die Schule. Inzwischen volljährig möchte sich David in den nächsten zwölf Monaten voll auf Schach konzentrieren, bevor er vielleicht ein Studium beginnt. Da er von der britischen Schachföderation kaum finanzielle Unterstützung erhält, war und ist er fast auf sich alleine gestellt. Erstaunlich ist, dass er es ohne einen spielstarken Trainer überhaupt so weit gebracht hat. „Ich habe mal eine Woche lang mit Nigel Short trainiert“, ist noch das Highlight in dieser Hinsicht.
Der Turnierplan in diesem Sommer ist voll. Nach der griechischen Mannschaftsmeisterschaft spielt er die britische Meisterschaft ((British Chess Championships 2009)) und das Staunton Memorial ((Staunton Memorial 2009)) im August. Danach wartet viel Arbeit auf den jungen Mann mit dem fernöstlichen Antlitz – seine Mutter stammt aus Singapur – denn Ende des Jahres findet der bisherige Höhepunkt seiner Karriere statt: Das London Chess Classic ((London Chess Classic)). Mit seiner aktuellen Elo-Zahl von 2614 ist er hinter Carlsen, Kramnik und Co. der absolute Außenseiter. „Ich freue mich sehr auf dieses Turnier. Doch ich muss endlich anfangen mehr als ein paar Stunden die Woche zu trainieren. Ich weiß gar nicht, wie all die Russen den ganzen Tag nur Schach machen können.“ Und wenn man ihn so mit der Zahnspange dabei lächeln sieht, weiß man, dass aus dem „Wunderkind“ ein ganz normaler junger Mann geworden ist, der einfach sehr gut Schach spielen kann.

Kommentare

Eine Antwort zu “Ein ehemaliges „Wunderkind“”

  1. Pit am 06. Juli 2009, 19:51

    Alles Gute zum Geburtstag!

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