Fairplay im Schach

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Man hat eine total gewonnene Stellung und der Gegner will nicht aufgeben…unaufhörlich wippt der Kontrahent mit den Beinen hin und her…in Zeitnot fängt er an wie bekloppt auf die Uhr zu dreschen…ständig wird einem Remis angeboten. Diese und viele andere Beispiele zeigen, dass es im Schach einige Situationen gibt, die richtig nerven, man dagegen aber nicht viel tun kann.
Was versteht man unter Fairplay im Schach? Der Beitrag soll anregen Erfahrungen auszutauschen und über das Thema zu diskutieren.

Korneev,Oleg (2583) – Souleidis,Georgios (2401)
Open Binissalem (8), 08.10.2004

Stellung nach 72.Kb2:

Hier hatte Weiß noch ca. 2 Minuten auf der Uhr und ich um die 20 Minuten. Mit einer tollen Technik schaffte er es zuerst den f-Bauern abzuholen und, da mir u.a. die „Second-Rank Defence“ damals nicht bekannt war – wer setzt sich schon mit solchen Endspielen ausführlich auseinander? – auf Matt zu setzen. Am Ende hatte er aber nur noch 1-2 Sekunden auf der Uhr und hätte es vielleicht nicht geschafft, da aber ein Restrisiko bestand, schlug ich den Läufer mit Schach und danach hätte er zu viele Züge gebraucht, um mich Matt zu setzen, also Remis. War das jetzt fair, oder situationsbedingt sinnvoll? Ich glaube, dass ich mit Remis einfach zufrieden war und deswegen so fortsetzte. Dass ich zu einem Situationsbedingtem Handeln neige, habe ich durch zwei Beiträge auf diesem Blog schon unterstrichen ((Ich, Pionier gegen die mobilen Schläfer)) ((Stuss, Handyklingeln und ein paar Bilder))

Ein anderes Beispiel:

Rezasade,Amir (2268) – Souleidis,Georgios (2412)
Open Solingen (5), 11.05.2008

Stellung nach 24.Tc2:

Irgendwo hier bot mir mein Gegner Remis an. Die Stellung ist völlig ausgeglichen und somit ist das Remisangebot nicht zu beanstanden. Da ich aber um die Preise bei dem Turnier mitspielte und fast 150 Elopunkte besser bin, gab ich deutlich zu verstehen, dass ich die Partie ausspielen will. Ca. drei Züge später, die Stellung hatte sich nicht verändert, bot er mir wieder Remis an. Das fand ich jetzt sehr nervig, da ich kurz vorher klar zu verstehen gegeben hatte, dass ich notfalls bis zum nackten König weiterspielen möchte. Ich erwiderte sogar, dass man nicht zwei Mal hintereinander Remis anbieten dürfe. Was diese Regel betrifft, so bin ich mir aber nicht sicher. Vielleicht kann sich ja mal ein Schiedsrichter dazu aüßern. War das Verhalten meines Gegners korrekt? Ich fand es jetzt nicht unbedingt unfair, aber sehr nervig.

Im Finde-Handbuch ((FIDE-Handbuch)) wird unter Punkt E I. der Punkt „Laws of Chess“ abgehandelt. Es findet sich nur ein kleiner Passus, der lautet:“It is forbidden to distract or annoy the opponent in any manner whatsoever.“ Natürlich ist das sehr allgemein gehalten und im Vorwort wird darauf hingewiesen, dass man unmöglich alle Fälle auflisten kann, in denen es um Fairplay geht.

Dinge, die mich während einer Partie nicht erheitern:
1. Wenn ich angequatscht werde (Ich berechne ständig Varianten, möchte also kaum gestört werden), wobei ich zugeben muss, dass ich mich selbst nicht immer daran halte.
2. Wenn Spieler des Turniers quatschen, egal worüber
3. Wenn der Gegner mit den Beinen hin und her wippt (furchtbares Geräusch)
4. Remisangebote über Gebühr

Was nervt euch und was für Erfahrungen habt ihr gemacht, die ihr schildern könntet? Ich würde mich wie immer über eine Beteiligung am Beitrag freuen.

Kommentare

49 Antworten zu “Fairplay im Schach”

  1. Bonaventura am 20. Januar 2009, 01:02

    Es gibt keine Regel, die mehrmaliges Remisanbieten nacheinander verbietet. Allerdings ist es verboten, den Gegner zu stören -“ dazu gehören auch ungerechtfertigte Remisangebote. Beim nächstem Mal dem Gegner eindeutig sagen, dass man kein Remis machen will und er die Angebote unterlassen soll. Wenn er dann doch weiter macht, hat man einen Grund, sich beim Schiedsrichter zu beschweren. Es sollte dann von dessen Seite ein Verwarnung mit Androhung einer Zeitstrafe geben.

  2. Stefan Temminghoff am 20. Januar 2009, 08:02

    Man sollte bei der Diskussion, ob es fair oder unfair ist, jemanden über die Zeit zu heben ( bzw.gehoben zu werden) nie vergessen, dass derjenige, dessen Blättchen droht zu fallen,eben mehr Zeit benötigte, um diese Stellung zu erreichen.Sich dann darauf zu berufen, dass die Stellung eh remis oder sogar gewonnen ist, halte ich für anmassend. Soll er doch vorher schneller spielen.
    Um deine Hitliste der nervigsten Dinge zu ergänzen :
    5.) Unentwegtes Stöhnen bzw. Räuspern während der Partie. Man hat manchmal den Eindruck, der Gegner hat das ganze Leid der Menschheit auf sich geladen…

  3. Ufuk Tuncer am 20. Januar 2009, 10:09

    Hallo,

    mich stört es nicht wenn Spieler untereinander reden. Solange es in Deutsch ist spricht nichts dagegen. Mich stört es nur, wenn Spieler in Ihrer eigenen Sprache reden. Das versteht keine Sau.

    Mich stört es nur, wenn schwächere Spieler Zug ausführen und sofort zu einem stärkeren Spieler gehen und mit Ihm reden. Und das nach mehreren Zügen. So ein Vorfall gab es bei mir. ich will jetzt nicht ausführlich darüber schreiben, sonst kriege ich wieder E-Mails die bis zu Anwaltsschreiben führen 🙂

    Mehrere Remisangebote hintereinander nerven mich auch. Am Besten sagen, man meldet sich schon wenn man remis haben will und weiterspielen. Ich habe auch schon mal remis gegen GM Atalik angeboten und habe meinen Namen in einer türkischen Zeitung gefunden.

    Am Besten Spielen bis zum geht nicht mehr.

    Gruss Ufuk

  4. Michael Buscher am 20. Januar 2009, 11:59

    Hallo zusammen,

    am meisten nerven mich Spieler, die auf die Uhr hämmern, sei es nun mit der Faust oder der geschlagenen Figur. Diese Unsitte finde ich am nervigsten, weil sie nach meiner Erfahrung am meisten verbreitet ist. Fortgeschrittene verschärfen das noch durch kräftiges Aufsetzen der Figuren etc.: Springer verlässt das Feld g1 (relativ lautlos) – zieht dynamisch Richtung f3 (die Bauern g2 und f2 fallen dabei um) – landet auf f3 (päng!) – die Hand fällt mit Getöse auf die Uhr (klack!) und erst dann werden die Buben auf meine Zeit wieder hingestellt.
    Mehrfache Remisangebote sind in meiner Praxis selten aufgetreten, stören mich aber auch nicht, weil ich bei Ablehnung in der Regel ohne Kommentar weiterspiele. Unangenehmer sind die Spieler, die offenbar die Stellung von oben statt von schräg hinten betrachten müssen und daher ihren Oberkörper schattenspendend über das ganze Brett beugen. Der Gegner beugt sich dann nach zum Ausgleich nach hinten und hängt dann in der nächsten Stuhlreihe …
    Dann gibt es noch die Leute, die ihren Zug ausführen und danach einem direkt ins Gesicht starren um eine Reaktion abzulesen oder was weiss ich.
    Unter Umständen störend können die Grimassierer sein, aber solange sie das lautlos tun, können Sie immerhin behaupten nur einer langjäjhrigen Nr. 1 nacheifern zu wollen. In der letzten Saison spielte ich gegen einen dieser Herren, der niederländische GM KvdW bot über weite Teile der Partie sehr interessante Gesichtszüge dar. Ich glaube allerdings nicht, dass es das bewusst aus Unfairness tat, sondern eher unbewusst.
    Und beim letzten Turnier traf ich auf einen Gegner, der sich als der bisher unfairste herausstellte: Er machte seinen Zug, bot Remis an (schon falsch, andersherum bitte), ich lehnte ab und spielte weiter. Einen Zug vorm Matt hielt er die Uhr an und verliess ohne Wort den Spielsaal. In der nächsten Runde toppte er das noch: Nachdem er hier überspielt war, hielt er die Uhr nicht an, sondern ging einfach raus, so dass sein Gegner noch ca. eine halbe Stunde warten musste, bis die Klappe unten war. Und zur Runde danach – kam der Kollege gar nicht erst!

    MB

  5. schrat am 20. Januar 2009, 12:17

    In den FIDE-Regeln heisst es ausdrücklich:
    „Art. 12.6: Es ist verboten, den Gegner auf irgendwelche Art abzulenken oder zu stören. Dazu gehört auch ungerechtfertigtes Antragstellen oder ungerechtfertigtes Anbieten von remis.“
    Nun ja, „ungerechtfertigt“ ist ja nicht gerade ein trennscharfer Begriff …
    Um die Liste der Nervigkeiten zu ergänzen:
    6.) Erdnüsse, Möhren und einzeln in knisterndes Papier verpackte Bonbons während der Partie kontinuierlich vertilgen.

  6. Stephan Grochtmann am 20. Januar 2009, 19:54

    Für meinen Teil werde ich erstmal kein Turnierschach mehr spielen. Man kann zu dem Eindruck kommen, dass die schlechten Sitten des Online-Schachs Auswirkungen auf manchen Real-Schachspieler haben.
    In meiner letzten Partie hatte ich; abfällige Geräusche/Bemerkungen/Grimassen + Kopfschütteln nach jedem meiner Züge, Endloses Schlürfen an einem kalten Kaffee jedes mal wenn ich am Zug bin, und als ich die Partie dann verdaddelt habe die Beckerfaust am Brett und „jaa“ (wohlgemerkt im Mittelspiel mit Minusmaterial meinerseits, unter normalen Umständen noch mit Hoffnung gegen einen nominell deutlich schlechteren Gegner.).
    Hätten wir uns wenigstens in der Disziplin Schach-Boxen gemessen, wäre es mir eine Freude gewesen seine Nase an drei verschiedenen Stellen zu brechen, bevor ich die Partie aufgebe.
    So habe ich nur die Figuren zurückgebaut, das Partieformular unterschrieben und ohne Handschlag das Brett verlassen.

  7. Stephan Grochtmann am 20. Januar 2009, 19:56

    Nachtrag 😉 : Nicht unerwähnt bleiben sollten Bemerkungen während der Partie wie: Nächstes mal ziehen Sie ihre Figuren aber bitte in die Mitte des Feldes.

  8. Ilja Schneider am 20. Januar 2009, 20:21

    Eine Erinnerung aus meinen Kindertagen aus dem wilden Niedersachen: Da schmierte sich doch einer in der Kreisklasse tatsächlich am Brett bei laufenender Partie Nutellabrote…. ich war zwar vermutlich 12 oder 13, aber dass daran irgendwas nicht stimmen konnte, war mir auch damals schon klar…

  9. Ray am 20. Januar 2009, 22:58

    12.6. wurde schon zitiert, auch der gern unterschlagene 12.1. ist ungemein wichtig: „Ein Schachspieler unternimmt nichts, was dem Ansehen des Schachspiels abträglich sein könnte.“

    Was soll das eigentlich heissen? Ganz einfach: Das ist unser FairPlay-Paragraph! Jegliches Verhalten, das dem FairPlay-Prinzip widerspricht, schadet dem Ansehen des Schachspiels.

    Zu der ganz konkreten Frage der häufigen Remisangebote: Ein Schiedsrichter wird von sich aus dabei nur dann eingreifen, wenn sich der Gegner deutlich sichtbar gestört fühlt, sich aber unsicher ist, ob er sich beschweren darf/soll. Üblicherweise agiert man bei diesen Artikeln nur auf Nachfrage. Schliesslich kann ich schlecht in einen Menschen hinein blicken. Explizit verboten sind Remisangebote in kurzer Abfolge zwar nicht, aber sobald sich der Gegner gestört fühlt (und das auch äussert!), weist man den Spieler entsprechend zurecht. Das Prinzip lautet kurz gesagt: „Wo kein Kläger (klagender Spieler), da kein (Schieds-)Richter.“

  10. Jochen am 20. Januar 2009, 23:56

    Meines Erachtens kann man die meisten hier genannten Punkte erst unfair nennen, wenn sie weitergemacht werden, obwohl man bittet, sie zu unterlassen.
    Da wird erzählt, der Gegner schmiere sich Nutellabrote – na und? Soll er das unterlassen, wenn sich niemand beschwert? Meines Erachtens ist das völlig okay, wenn er aufhört, sobald jemand sagt, dass ihn das stört, aber bitte mit Begründung, das ist weder laut (i.A.) noch geruchsintensiv (i.A.), wenn der Mensch mit einem Buttermesser umgehen kann, schmiert er auch nix auf die Figuren.

    Da stören sich Leute an mehrfachen Remisangeboten, und dann muss man so etwas lesen wie „Ich melde mich schon, wenn ich remis will.“, es tut mir leid, aber das ist mehr als arrogant.

    Spieler 1 ärgert sich über einen Gegner, der einen Zug vor Matt die Uhr anhält und ohne Worte den Spielsaal verlässt – Spieler 2 tönt hingegen, wie er selbst es einmal einem unfreundlichen Gegner (ob er ihn je gebeten hat, die aufgezählten Dinge zu unterlassen, bezweifle ich) nach der Partie gezeigt hat, indem er den Handschlag absichtlich verweigert hat. Fällt euch was auf?

    Es tut mir leid, aber ich muss ganz ehrlich sagen, ich finde dieses hier aufregen über was irgendwelche Leute irgendwann getan haben fast genauso schlimm, wie ihr wahrscheinlich damals deren Benehmen gefunden habt.
    Es ist doch ganz einfach: Der Gegner stört euch irgendwie, ihr bittet ihr aufzuhören, wenn er das tut, dann ist doch alles okay, wenn nein, dann ruft ihr eben den Schiedsrichter und bittet diesen, einzugreifen, wenn ihr halt unnötigen Blödsinn reklamiert (atme nicht so laut etc.), dann lehnt er es eben ab, ansonsten gibt er euch recht und wird (wenn der Gegner sich immer noch nicht daran hält) ihn schon entsprechend bestrafen.

    Wer es aber nicht schafft, seinen Gegner erst mal anzusprechen, sondern lieber das wasauchimmer erträgt, um danach rumjammern zu können, ist selbst schuld.
    Habt ihr euch schonmal Gedanken gemacht, dass viele der hier aufgezählten Dinge vielleicht gar nicht bewusst gemacht wurden und eure Gegner nie die Absicht hatten, euch zu stören (zu weit übers Brett beugen, essen, atmen, remis bieten)!?

    Die einzige hier aufgezählte Unsitte (kein Unfairplay, wie ich finde), die ich unterschreibe, ist das auf-Uhren-Hacken, das ist aber nicht dem Gegner gegenüber unnett, sondern dem Besitzer der Uhr, die geht dadurch nämlich kaputt.
    Und ob ihr es glaubt oder nicht, da spreche ich die Leute regelmässig an (oder besser: habe früher regelmässig angesprochen, da ich zur Zeit eigentlich gar nicht mehr spiele) und gehe dann notfalls auch zu einem Vereinsverantwortlichen und bitte diesen, sich einmal darum zu kümmern, wenn die Spieler nicht auf mich Normalsterblichen hören wollen.
    Notfalls wird halt angedroht, die Uhr bezahlen zu dürfen, wenn sie nicht aufhören, aber meistens kann man auch diese Situation bestens mit wenigen netten Worten klären.

    Also bitte, redet nächstes Mal erstmal mit eurem Gegner, holt notfalls den Schiedsrichter, aber hört auf, euch hinterher aufzuregen und hier rumzujammern. Ätzend.

    Georgios, um zu entscheiden, ob deine Zeitnotsituation da „fair“ war, sollte man wissen, wie nahe du dem Matt wirklich warst (bzw. wie sehr es dir in evtl. eigener Zeitnot erschien, dem Matt nahe zu sein – wenn du auch nur noch 10 Sekunden hast, musst du hier ja eher „fühlen“ denn rechnen).
    Fair wäre es gewesen, wenn du dem Eigen-Matt noch fern gewesen wärst und der Gegner dich wegen der Zeit um remis gebeten hätte (mit LT gegen T auf jeden Fall gerecht) und du es akzeptiert hättest (in solchen Fällen: Hut ab!).
    Wenn er nicht remis bietet (dann ist er selbst schuld und darf nicht davon ausgehen, dass du anbietest – er riskiert den Zeitverlust, will aber eben auch gewinnen), dann ist es entweder „dumm“, wenn du es auf die Art forcierst (wenn er in der Zeit nicht Matt setzen kann, soll er anbieten, notfalls reklamieren…, aber nicht nix machen, dann muss er eben verlieren), bzw. (zu?) vorsichtig (und damit natürlich unter Umständen sinnvoll), wenn du dich wirklich sehr kurz vor einem Matt wähnst (aber das konntest du nach deiner Beschreibung ja wohl wegen genug Zeit abschätzen?).

    Soweit mal meine Meinung, liebe Grüsse
    Jochen

  11. Ufuk Tuncer am 21. Januar 2009, 00:13

    @ Jochen

    Musste echt lachen. Frage mich manchmal was Leute wie Sie denken. Spielen wir Schach oder sind wir bei einer Comedy Show?

    Lesen Sie bitte Ihren Eintrag nochmal durch und lassen Sie es umändern 😉

  12. Bonaventura am 21. Januar 2009, 00:23

    Nur so nebenbei: Das Draufhauen auf die Uhr ist ein direkter Regelverstoss (FIDE 6.8 c)).

  13. Ilja Schneider am 21. Januar 2009, 00:50

    @ jochen
    Also ich als Nutellabrotzuständiger 🙂 kann dazu nur sagen, dass das Schmieren von Nutellabroten am Brett völlig und hunderprozentig indiskutabel ist. Punkt. Und das nicht nur, wenn man mit einem Brotmesser umgehen kann sondern sogar wenn man eine vollständige Lakeienausbildung am Britischen Königshofe abgeschlossen hat. Ich weiss zwar nicht wie gut dein Schach ist, aber den Respekt, dass in der Begegnung gegen einen KEINE Nutellabrote geschmiert werden, KEINE Zeitung gelesen und KEINE Fussnägel geschnitten werden, hat jeder Schachspieler verdient. Obwohl es auch nicht geräusch- oder geruchsintensiv wäre.
    Und ein bisschen Selbstkontrolle sollte auch jeder Spieler in der Lage sein, sich anzutrainieren. Immerhin sind wir ja auch bereit, sechs Stunden am Stück am Brett zu verbringen und eine Partie zu spielen. Da wird es ja wohl auch dafür reichen, nicht laut am Stuhl zu wippen oder alle paar Augenblicke die Nase hochzuziehen….
    So jetzt noch n Nutellabrot und dann kann man schlafengehen 😉

  14. Jochen am 21. Januar 2009, 08:26

    Guten Morgen,

    ich bleibe bei meiner Meinung und möchte auch mal ganz ketzerisch fragen, warum es so schlimm ist, wenn – solange sich niemand beschwert! – man sich Brote schmiert, aber es völlig okay ist, wenn man sich – solange sich niemand beschwert, versteht sich – ein Glas Wasser und Dextro en masse hereinzieht.
    Wieso darf mein Gegner eigentlich nebenher Kaffee trinken?
    Wo setzt ihr die Grenze und WIESO?
    Nutella nein, Dextro ja, weil Nutella… Öh?
    Essen ist ein natürliches Bedürfnis, das kann man meiner Meinung nach schlecht mit Fussnägel schneiden vergleichen (ja, das wäre frech, aber wenn meinem Gegner der Zehennagel eingerissen ist, muss das auch sein, oder?). Okay, apropos Essen, ich fände es auch nicht toll, wenn sich mein Gegner (Spiellokal Restaurant ist ja nicht ganz ungewöhnlich) eine grosse Grillplatte bestellt und am Brett in Angriff nimmt, aber muss ich dann gleich jammern, ich bitte ihn halt, das Ding woanders zu essen oder mir wenigstens was abzugeben. 😉

    Wie gut mein Schach ist, lieber Schachfreund Schneider, hat damit übrigens gar nichts zu tun.

    Schachfreund Ufuk, ich freue mich, dich (Ich denke, wir können uns hier duzen, oder? Ansonsten „Sie“, wenn Sie das stört!) erheitert zu haben.
    Zurücknehmen werde ich meinen Beitrag trotzdem nicht.

    Auch schön, dass noch keiner der Kommentare zu meinem Beitrag darauf eingegangen ist, dass ich sage, dass man erstmal mit dem Gegner reden sollte, bevor man jammert. Das wird ignoriert. 🙂

    Liebe Grüsse
    Jochen

  15. Michael Buscher am 21. Januar 2009, 09:05

    @Jochen: Mit dem Gegner reden könnte helfen, wenn es Aussichten gäbe dass dieser die Problematik seines Verhaltens einsieht. Man soll aber nach einer bekannten Spruchweisheit keine Energie darauf verschwenden Dinge verändern zu wollen, die sich nicht ändern lassen.
    Deswegen werde ich auch Deine Wieso-Fragen nicht beantworten – wer das nicht selber einsieht, hat leider von der Kultur des Schachspiels etwas zu wenig abbekommen, als das ich da auf Einsicht hoffen würde.
    Mit einem hast Du aber recht (wenn auch vielleicht in einem anderen Sinne als Du es gemeint hast): Hohe Spielstärke ist kein Garant für akzeptables Benehmen am Schachbrett. So erinnere ich mich gerade an eine Partie vor vielen Jahren gegen einen weissrussischen GM (Viktor K.), der mir nicht nur den ziemlich gewöhnungsbedürftigen Qualm seiner Papirossi oder was auch immer ins Gesicht blies, sondern dem offenbar unbekannt war, was ein Taschentuch ist und wie man es benutzt.

  16. Stefan Temminghoff am 21. Januar 2009, 10:24

    Moin,

    zu wissen, dass man ein Brot nicht am Brett schmiert, hat nichts mit Fairness zu tun, sondern mit Benehmen.
    Und wenn dass ein Mensch , der nicht gerade erst 10 Jahre alt ist, bisher nicht weiss, ist eine Diskussion überflüssig.

  17. Ufuk Tuncer am 21. Januar 2009, 13:59

    Schachfreund Jochen,

    wir können uns gerne duzen. Ich kann Sie aber nicht zuordnen. Kenne viele Menschen die „Jochen“ heissen 🙂

    Gruss Ufuk

  18. Ilja Schneider am 21. Januar 2009, 16:19

    Es tut mir leid, ich wollte hier doch niemanden wegen seiner Spielstärke angreifen ;-). Umgekehrt höre ich oft von schwächeren Spielern, dass sie allzu bereitwillig ein respektloses Verhalten ihres höher eingestuften Gegners in Kauf nehmen. „Ich bin ja nur ein Patzer, mit mir kann man’s ja machen!“ Kann man aber eben nicht! Respekt am Brett hat jeder Spieler in gleichem Masse verdient, wie ich im Übrigen schon vorher festgestellt habe.
    Die Sache mit dem Nutella wollte ich allerdings tatsächlich nur als erheiternden Gag bringen und werde darüber nicht mehr diskutieren. Sonst könnten wir auch gern drüber diskutieren, ob eine Gerade tatsächlich die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist oder wo die Grenze zwischen einem scharfen und einem stumpfen Winkel liegt.

  19. Andre Wolf am 21. Januar 2009, 17:27

    Es gibt dazu eine in Dresden beschlossene Änderung in den Laws of Chess. Siehe aktuelle Kolume von Geurt Gijssen auf ChessCafe.

    „[Art. 12.6]
    It is forbidden to distract or annoy the opponent in any manner whatsoever. This includes unreasonable claims, unreasonable offers of a draw or the introduction of a source of noise into the playing area.“

    Erläuterung von GG: „This likely applies to MP3 players and IPods, but perhaps even crying babies can be banned from the playing hall with this addition.“

  20. Nordlicht_70 am 21. Januar 2009, 18:19

    Hallo,

    meine Meinung zum ersten Diagramm:
    Natürlich ist Schwarz im Recht – auch dann, wenn er versucht, den Turm draufzubehalten und durch Zeit zu gewinnen. Letztendlich müssen beide in der zur Verfügung stehenden Zeit die nötigen Züge machen. Logisch, dass Schwarz Remis macht, wenn Weiss anbietet aber wenn Weiss weiterspielt, dann eben auch auf die Gefahr eines Partieverlustes.

    Was mich stört? Wenn mein Gegner ausgiebig Knoblauch zum Frühstück gegessen hat. 😉 (schon vorgekommen)
    Mehrfaches Remisanbieten stört mich wiederum nicht, sofern der Gegner es korrekt tut (das heisst, nicht wenn ich am Zug bin und überlege).
    Mich vor allem die Arroganz mancher Spieler (welche m.E. keinesfalls mit der ELO steigt). Das reicht vom ’nicht die Hand geben‘ vor oder nach der Partie bis zu diesem von mir als Zuschauer erlebten Fall: In einer Partie (beide Spieler mit ELO ca 2200) spielt mein Mannschaftskollege auf dreimalige Stellungswiederholung, weil er nichts besseres hat. Er zieht und bietet Remis weil der Gegner jetzt die 3. Stellungswiederholung herstellen muss, um seinerseits nicht zu verlieren. Der Gegner würdigt ihn keines Blickes, zieht natürlich den bewussten Zug und steht sofort auf und geht raus. Unser Spieler musste hier den Schiri bemühen, was zwar formal richtig aber in meinen Augen nur albern ist.

  21. Stephan Grochtmann am 21. Januar 2009, 19:40

    @jochen:
    Man sollte differenzieren können zwischen älteren Herrschaften die manchmal so ihre Eigenarten haben, und Personen die absichtlich alles unternehmen um ihren Gegner zu stören, immer danach trachtend unter der Schwelle zu bleiben deren überschreiten eine Sanktion nach sich zöge.

    Leider wird in Schachspielerkreisen ziemlich jede Art von Fehlverhalten toleriert.
    Da es mir jedesmal den Tag ruiniert gegen einen derartigen Gegner zu spielen, unabhängig vom Resultat, habe ich für meinen Teil die Konsequenzen gezogen, und werde erstmal keine Turniere mit klassischer Bedenkzeit spielen, ob ich weiterhin in der Liga spiele überlege ich mir bis zum Sommer.

  22. Martin am 21. Januar 2009, 21:21

    Generell kann man tatsächlich sagen, dass das Verhalten am Brett nicht so schwer sein dürfte, wenn man in erster Linie berücksichtigt, dass man möglichst nichts tun sollte, was den Gegner stört, damit dieser in Ruhe nachdenken kann.
    Hilfreich ist dabei die Faustregel, dass man, wenn des Gegners Uhr läuft, lediglich das Recht hat, freien Blick aufs Brett zu haben. Geräusche, verbale Äusserungen oder „j’adoube“ sollte man dann möglichst vermeiden. So einfach sollte das eigentlich sein. Falls man Remis anbieten oder was reklamieren will, dann bitte bloss, wenn die eigene Uhr läuft!
    Damit sind Vorstösse a la „Brote schmieren“ eindeutig als Störung kategorisiert. Es ist eine grobe Unhöflichkeit, den Gegner mit solchen Dingen auf Empfindlichkeit zu „testen“ (mal sehen, vielleicht stört’s ihn ja nicht!), so wie das hier Schachfreund Jochen propagieren wollte. Dafür hat er ja auch klare Antworten bekommen, was mich freut.
    Mich freut auch die Beobachtung von Michael Buscher: „…Leute, die ihren Zug ausführen und danach einem direkt ins Gesicht starren…“ Da hat er recht, wenngleich das solchen Leuten wahrscheinlich nie einleuchten wird.
    An S. Grochtmann: Das Turnierschach zu quittieren wegen irgendwelcher Patienten, das finde ich fast schade. Es gibt sie zwar, aber nun doch auch wieder nicht dermassen zahlreich, dass deswegen gleich das Ganze ad acta gelegt werden müsste. Meines Erachtens überwiegt doch noch immer das positive Erlebnis, oder nicht? Es gibt doch jede Menge respektvoller und korrekter Turnierspieler, deren Verhalten keine Wünsche offen lässt.
    Fehler macht doch jeder hier und da mal, auch im Verhalten. Wenn man das freundlich mitgeteilt bekommt, dann hätte man es schon mit ziemlich schweren Fällen zu tun, wenn sich nach der Ermahnung nichts ändern würde.
    Die Frage von Georgios zum Diagramm 1 ist ja streng genommen nicht ganz vollständig: „Ich schlug den Läufer […] Ist das jetzt fair?“ usw. Meinst Du damit die Frage: „Hätte ich fairerweise aufgeben sollen?“ Oder „War das dumm von mir, weil ich die Chance hatte, beim Nicht-Schlagen des Läufers einen Zug vor dem Matt noch Blättchenfall und einen vollen Punkt reklamieren zu können?“ Vertretbar sind wahrscheinlich alle Versionen. Schliesslich sollte in so einer Situation wohl jeder das machen, wonach er am besten schlafen kann, oder? Hat denn Korneev danach einen kleinen Vorwurf durchblicken lassen, von wegen Du hättest aufgeben sollen?
    Fall 2, da denke ich, lag es vielleicht auch an der Art und Weise des zweiten Remisangebotes. Ich hätte es wahrscheinlich wortlos mit einem Zug beantwortet, man kann auch „ich spiele weiter“ sagen. Erst beim dritten Mal hätte ich mir vielleicht was überlegt. Aber diese gegnerische Winselei kann einen doch eigentlich nur stärker machen, wenn man nicht gerade die Objektivität verliert.

    Eine Frage ist für mich noch interessant, weil das letztens ein paar mal vorkam: Wie geht es euch so, wenn der Gegner in Räumlichkeiten, die nicht so überschaubar sind, für längere Zeit aus dem Blickfeld verschwindet, und nicht aufs Klo? Und man ist vielleicht in einer denkintensiven Stellung. Ich finde, das ist auch eine Sache, die eigentlich nicht sein sollte, aber schwer zu regeln ist.

  23. Jochen am 21. Januar 2009, 21:27

    Ufuk, ich glaube, wir kennen uns nicht persönlich, aber einige Ex-Jugendspieler (inzwischen gealtert wie wir auch) meines Ex-Vereins haben früher mit dir Jugend-Meisterschaften gespielt (euer elitärer Kreis von damals), von dem her kenne ich deinen Namen schon länger. Das ist doch ein du wert.

    Ilja, Entschuldigung akzeptiert und auch wenn ich im Vergleich zu den meisten hier wahrscheinlich eher ein schwacher Spieler bin, habe ich mich nie beleidigt gefühlt, keine Sorge.
    „Umgekehrt höre ich oft von schwächeren Spielern, dass sie allzu bereitwillig ein respektloses Verhalten ihres höher eingestuften Gegners in Kauf nehmen.“
    Da finde ich eher die Einstellung schrecklich, wenn Schiedsrichter (!!) (vor allem an Vereinsabenden mit Nicht-Pro-Schiris kommt das durchaus vor – wir hatten da so einen Spezial-Turnierleiter im Verein) Spielern eher Glauben schenken, nur weil die eine hohe Wertungszahl haben.
    Wenn diese von dir geschriebene Einstellung bei einem Spieler zutrifft, dann ist der „schwächere Spieler“ aber wirklich selbst schuld, es tut mir leid. Wenn der „Stärkere“ das weiss und ausnutzt, dann ist der widerum wirklich ein A….pfel.

    Schöne Diskussion übrigens, ich lese weiter mit. 🙂

  24. Jochen am 21. Januar 2009, 21:33

    So, hab den letzten Beitrag von Martin eben erst gelesen.

    „Damit sind Vorstösse a la “Brote schmieren- eindeutig als Störung kategorisiert. Es ist eine grobe Unhöflichkeit, den Gegner mit solchen Dingen auf Empfindlichkeit zu “testen- (mal sehen, vielleicht stört-™s ihn ja nicht!), so wie das hier Schachfreund Jochen propagieren wollte. Dafür hat er ja auch klare Antworten bekommen, was mich freut.“

    Erst mal: Wie geil ist denn der letzte Satz? Herrlich durch die Blume gesagt, vielen Dank. 🙂
    Aber dann frage ich dich auch noch einmal:
    Wo ziehst du (und vor allem wieso) die Grenze?
    Wieso darf ich keine Nutellabrote essen (und nein, ich habe das noch nie während einer Partie gemacht), aber wieso darf fast jeder Kaffee trinken? Löffel in Tassen machen Geräusche, und Kaffee hat auch einen gewissen Geruch, den ich als Nichtkaffeetrinker nicht mag.
    Wenn ich hier aber gesagt hätte, dass mich gestört hätte, dass mal jemand Kaffee getrunken hat, hätte ich ziemlich viel unverständliche Reaktion darauf bekommen.

    Also bitte noch einmal:
    Warum Kaffee, aber kein Nutella?
    Wo ziehst du WIESO die Grenze?

    Spannend. 🙂

  25. Martin am 21. Januar 2009, 21:50

    Ich kenne keinen, den es stört, wenn der Gegner einen Kaffee am Brett hat, und mich auch nicht, das hat eigentlich was Gemütliches, und man sieht, der Gegner geniesst die Partie. Wenn da beim Kaffeetrinken nicht was ganz Aussergewöhnliches vor sich geht, kannst Du, Jochen, wahrscheinlich nicht viel dagegen machen. Denn den Gegner zu fragen, ob er den Kaffee nicht woanders trinken kann, naja, das will man ja dann doch nicht, oder?
    Obwohl ich, wenn mich jemand freundlich drum bittet, möglicherweise auch bereit wäre, mit dem Kaffee etwas vom Brett wegzugehen. Aber das hatte ich noch nie, und kommt mir irgendwie seltsam vor.

  26. Bernard am 21. Januar 2009, 21:58

    Hallo zusammen,

    ich habe mit Bewunderung und schmunzeln die gesammelten Werke hier gelesen.

    Tatsächlich ist es in unserem Sport so, dass es viele Verhaltenslegastheniker gibt.

    Ich würde hier dennoch zwischen Benimm und FairPlay unterscheiden wollen. Wenn mein Gegner stinkt wie ein Laternenpfahl, heisst das nicht das er unfair spielt.

    FairPlay heisst für mich, wie führe und verhalte ich mich während der Partie und welche Wertschätzung erteile meinem Gegenüber.

    Benimm wäre für mich eher, wie ich mich in der Gesellschaft präsentiere. Zu riechen und so auszusehen wie ein Yak (und es soll viele geben, die dieses Markenzeichen besitzen), ist ein Problem der eigenen Intrigration .

    Faiplay oder eben auch nicht ist ein Bestandteil meines Charakters.

    Der Konsum von Nutellabroten wäre hier wohl eine Aussnahme. Es missachtet nicht nur die Wertschätzung gegenüber des Gegners, es deplaziert mich auch in gesellschaftlicher Weise.

    Jetzt zur wesentlichen Frage: Die ersten beiden Fragen inkl.Stellung, stellen für mich kein Verstoss gegen die Fairplay-Regeln da. Zu eins. Es ist legitim alle Mittel -am Brett- zur Erreichung des Remis anzuwenden.

    Jeder Spieler darauf hinweisen, dass er kein Remis machen möchte und hierzu auch keine weiteren Statements abgeben möchte.

  27. Bernard am 21. Januar 2009, 22:02

    Nachtrag: Übrigens Legastheniker:

    Integration anstatt Intrigration.

    Gruss Bernard

  28. Gerhard am 22. Januar 2009, 10:46

    Seien wir ehrlich: Wer von uns hat war nicht schon mehr oder weniger oft unsportlich?
    Ich selbst habe bei einem Blitzturniergewinn vor Jahren in der Finalrunde in hoher Zeitnot meinem Gegner Remis angeboten, um ihn zu irritieren. Ein Remis hätte ihm aber nur den 2.Platz gebracht, das wusste er und ich. Ob meine Irritation dazu beigetragen hat oder nicht: Er konnte seine höchst vorteilhafte Stellung nicht gewinnen, sondern verlor sogar noch.

    Dergleichen gibt es sicherlich mehr auf meinem Habenkonto.

    Beim Blitzen im Internet stelle ich immer wieder fest, dass einige 3 Züge in 1 sec machen könnnen – wie, das weiss ich nicht. Da bekommst Du gutstehende Partien einfach abgenommen, bloss weil auf der Gegenseite keine Zeit verbraucht wird.

    Affiges und arrogantes Gehabe am Brett gibt es manchmal auch zu bewundern.

    Letztes Jahr wurde ich bei einem Blitzturnier mit permanentem Wippen und windschief auf dem Stuhl sitzen plus verächtlichem Lächeln konfrontiert.
    Auf Nachfrage sagte er sinngemäss: „Ich bin krank“ und pflegte danach wunderbar sein herrliches Grinsschaukeln weiter.
    Da fragt man sich: Ist das wirklich ein edler Sport? Ich sage: Nein!

    Ich mag Schach und beziehe immer noch Freude daraus, aber manches stösst mich sauer auf.
    Ich habe mich daher weitgehend zurückgezogen.

  29. Martin am 22. Januar 2009, 12:47

    Was Gerhard hier zum Internetblitz schreibt, habe ich schon öfter gehört, deswegen will ich ein paar Worte zu loswerden.
    Auf sein Unverständnis bezüglich der Internet-Blitzpartie möchte ich ihm sagen, dass man in den Einstellungen eine Option aktivieren kann, die es erlaubt, seinen nächsten Zug (ohne Zeitverbrauch) schon vorzuziehen. In Schlagfällen ist das auch ganz risikolos, aber ansonsten kann es passieren, dass der Gegner einen ganz unerwarteten Zug gemacht hat, so dass der vorgezogene Zug zum Verlust führt: man hat dann zu hoch gepokert. Aber das Ganze ist keineswegs unfair, sondern sogar eine gewisse Kunst, den künftigen Spielverlauf zu antizipieren und die passenden Züge bereitzuhalten, um diese premove-Option nutzen zu können. Macht Spass, und man sollte die ganze Sache (Internetblitz) auch nicht zu ernst nehmen, was die finale Partiephase betrifft. Das einzige, was mich beim Internetblitz nervt, ist, wenn ich mal ein paar Sekunden länger überlege, und der Gegner reklamiert Gewinn durch Verbindungsabbruch, obwohl er mit einem Klick einfach testen könnte, ob ich noch verbunden bin. Oder Beschimpfungen. Ist aber auch die Ausnahme.
    Gerhards andere Beispiele findet man sicherlich hier und da wieder, bilden nach meiner (umfangreichen) Erfahrung doch eher die Ausnahme. Ich möchte sagen, dass die grosse Mehrheit sich am Brett sehr anständig benimmt, und Gegner, denen man freundlich entgegentritt, zeigen doch auch fast immer ein positives Verhalten.
    Deswegen möchte ich hier noch von einer schönen Anekdote berichten, für die mein Schachfreund Thomas H. (wegen seiner Bescheidenheit fürchte ich, den vollen Namen zu schreiben) verantwortlich zeichnet:
    In unserem Mannschaftskampf, der schon entschieden war, lief eben noch seine Partie, und er (war damals noch Anfänger) spielte gegen einen Senior, der die ganze Partie grosses Übergewicht auf dem Brett und schliesslich in ein gewonnenes Damenendspiel abgewickelt hatte. Irgendwann nach knapp fünf Stunden liess der freundliche Opa aber seine Dame einzügig en prise, was wiederum für Thomas einen leichten Gewinn bedeutet hätte. Dem wiederum aber war das so peinlich, dass er es vorzog, die Partie aufzugeben! Ich glaube, selten hat man jemanden seliger lächeln sehen, als diesen älteren Herrn.

  30. GiantPanda am 22. Januar 2009, 12:57

    @Gerhard

    Ein geübter Bulletspieler kann auch ohne Premove einen Zug in höchstens 0,2 Sekunden ausführen, solange er aus dem Handgelenk kommt und das Gehirn nicht beteiligt werden muss.

    Die ersten 10 Eröffnungzüge in 1-2 Sekunden aufzubauen, ist damit kein Problem. Im Mittelspiel klappt das eher nicht, in klaren technischen Endspielen dann wieder.

    Mit Premove geht es halt noch schneller, aber da sehe ich wie Martin nichts Unfaires dabei.

  31. Felix Meissner am 22. Januar 2009, 13:23

    Hallo erstmal,
    Ich kann zu diesem Thema eigentlich nicht viel sagen, da ich fast ausschliesslich nette Gegner hatte mit denen man nach der Partie noch lange analysieren konnte. Einzig ist mir ein Vorfall bei einem abendlichen Blitzturnier eines kleines Opens bekannt bei dem ich während der Partie von einem relativ bekannten älteren GM „Arschloch“ genannt wurde weil ich nicht auf seine Opfereigen einging sondern in ein gewonnens Endspiel abwickelte(ich verlor natürlich). Ich hatte mich vorher schon auf die Partie gefreut, da ich so einem alten Herrn es garnicht zugetraut hätte, so etwas sagen zu können(vorher viele Gerüchte gehört). Ich habe meinen König umgelegt und ihm lächeln die Hand gegeben;)

  32. Gerhard am 22. Januar 2009, 13:24

    „Premove“ kenne ich nicht und mein Handgelenk ist schwach, daher wohl auch so manche Verluste. Ich habe mir halt angewohnt, 3-Minuten-Blitzpartien zu spielen. Dann kann der Gegner durchaus Zeit einheimsen wie er will…es sei denn, es kommt auf die letzten 10 Sekunden raus.

    Schönes Beispiel mit dem Opa.

    Danke für Eure Antworten.

  33. chessdaniel am 22. Januar 2009, 15:07

    Schach ist ein Kriegsspiel.

    Es geht darum den König des anderen umzulegen. Dass wir einen Zug vor der Hinrichtung das Spiel offiziell beenden müssen, macht die Gewalt sublim. Wie schön war es früher, als wir noch beim Blitzen den König schlagen durften.

    Die Mittel, um Matt zu setzen sind auch nicht gentlemenlike: Stets streben wir danach, die Truppen und die Wirkung des anderen zu verkleinern oder zu disharmonieren. Um dann im sublimen Kriegsspiel den grösseren Geist zu beweisen. Ich kenne manche Schachspieler, die meinen erst dann wirklich erfolgreich zu sein, wenn sie ihren Gegner hassen.

    In der Anonymität des Internets bricht es oft heraus, was dieses Spiel mit uns macht. Glücklicherweise gibt es dann die „Ignorieren“ Taste. Wobei es manchmal auch Spass macht sich gegenseitig zu ärgern.

    Mit meinem besten Schachfreund ist es beim Blitzen sogar völlig in Ordnung, die ganze Zeit zu quatschen und Lieder zu singen, um den den Anderen zu irritieren. Das können wir aber nur hinter verschlossener Tür tun. Eine Falle zu stellen und dann zu singen: „Du kleine Sau ich weiss genau, warum Dich Deine Freundin verlassen hat …“ ist viel erfrischender als gekünsteltes Fairplay. Hier offenbart sich für mich ein Wesen des Schachspiels.

    Gleichwohl ist für mich Schach wahre geistige Schönheit. In diesen Momenten vergesse ich, dass ich GEGEN jemanden spiele. Ich berausche mich an neuen Ideen, harmonierenden Figuren und überraschenden Geistesblizen.

  34. Georgios Souleidis am 22. Januar 2009, 20:11

    @chessdaniel: das ist ja mal ein schöner Kommentar, fast schon elegisch.

  35. chessdaniel am 23. Januar 2009, 09:20

    @Georgios

    Vielen Dank für die nette Anmerkung und zugleich möchte ich bemerken, dass ich keineswegs ein Klagelied anstimmen wollte, sondern feststellen, was nicht zu beklagen ist, wenn man dieses Spiel spielt: Schach ist eben Krieg – nur mit geistigen Mitteln.

  36. Dirk am 23. Januar 2009, 09:46

    Nach meiner Erfahrung ist schlechtes Benehmen beim Turnierschach zum Glück die Ausnahme.
    Ich bin immer gut damit gefahren, schlechtes Benehmen des Gegners einfach zu ignorieren und mich auf die Partie zu konzentrieren. Mich motiviert so etwas während der Partie eher noch mehr, da ich noch einen Grund habe, es dem Gegner auf dem Brett „zu zeigen“!
    Ignoranz ärgert den Gegner, wenn er tatsächlich Psycho-Tricks versucht, vermutlich am meisten.

    Einen Gegner erinnere ich noch, der mich nach jedem Zug ins Gesicht gestarrt hat. Ich habe einfach locker weitergespielt und ihn, als ich meine Gewinnkombi angesetzt habe, einfach angelächelt (sonst natürlich nicht meine Art!).

    Eine Unart vor allem beim Blitzen fällt mir noch ein(habe ich aber auch schon beim Turnierschach erlebt). Beide Damen sind abgetauscht, ein Spieler will einen Bauern zur Dame umwandeln, sein Gegner rückt die geschlagene Dame aber nicht raus und hofft, dass er stattdessen in einen umgedrehten Turm (was natürlich immer noch ein Turm ist!) umwandelt.
    Das Verhalten halte ich für grob unsportlich!

  37. Thomas Michalczak am 23. Januar 2009, 14:53

    Hallo zusammen,

    eine sehr interessante Diskussion an der ich mich gerne beteilige.
    Die Schachregeln der FIDE lassen meiner Ansicht nach einen breiten Auslegungsrahmen, was den gedanklichen Austausch zu diesem Thema sinnvoll macht.

    @Bernard
    Zwischen Benimm und Fairplay zu unterscheiden finde ich bemerkenswert. Vermutlich ist es aber für das Regelwerk einfacher keine Unterscheidung zu machen und vom Verhalten der Spieler am Brett auszugehen.

    Was ist für meine Begriffe streng genommen Unfair (ohne Gewichtung)?
    1. Geruchsbelästigung (Kleidung, Bananen, Wurstwaren),
    2. jedwedes Essen am Brett ist unappetitlich für den Gegner, während Trinken im allgemeinen gestattet wird wenn es darauf beschränkt bleibt, dass der Spieler der trinkt am Zug ist. Es gibt aber Trinkgefäße und Flüssigkeiten gegen die man selbst dann Handlungsoptionen haben sollte wenn der Gegner nur trinkt wenn er am Zug ist (rot blinkende Flaschen/eingelegte Ekel erregende Dinge).
    3. andere Aufenthaltsarten als stilles Sitzen in Brettnähe verlangen eine Erlaubnis des Schiedsrichters (Der Fall des krankheits- bedingt liegenden Tony Miles ist eine bekannte Ausnahme, Hüfttanz am Brett und hinter dem Gegner stehen oder vor dem Brett auf und ablaufen gilt es meiner Meinung nicht zu dulden und erfordert nach strenger Regeleinhaltung den Schiedsrichter um ein Eingreifen zu bitten.)
    4. Jedes Ansprechen des Gegners während der Partie, Ausnahme: Das Einwilligen und das Ablehnen eines Remisangebots.
    5. Jede Verbale und nonverbale Kontaktaufnahme zur Umwelt. (Vorbildlich ist diesbezüglich die faire Einstellung des weissrussischen GMs Viktor K der jede Unterhaltung während der Partie duldet!)
    6. Jedes akkustische Stören. Das von Michael genannte Problem ist leider bekannt, es ist aber gesunder die Nase hochzuziehen als ein Taschentuch zu benutzen und ich erinnere mich in den 14 Jahren indem ich mit Viktor K. und Thorsten H. in einer Mannschaft spielte an keinen Fall in dem ein Gegner Viktor oder Thorsten auf die störenden Geräusche aufmerksam gemacht hat, wobei Thorsten H. krankheitsbedingt keine Möglichkeit der Einschränkung der Störgeräusche hat (ein interessanter Regelfall, der in eine ähnliche Spalte fallen dürfte wie die Einnahme von Medikamenten von an Alzheimer erkrankten Schachfreunden – gibt es bald die Schachparalympics? Ich hoffe nicht.).
    7. Jede Art des Antäuschens eines Zuges und Verzögern der begonnenen Zugausführung.
    8. Jedes Benutzen von Hilfsmitteln.
    9. Verlassen des Turnierareals
    10. Verletzen der Dopingbestimmungen
    11. Unfair vom Turnierveranstalter: Hohe Startgelder zu verlangen bei zu geringer Ausschüttung der Geldpreise; schlechte Spielbedingungen; Diskriminierung von Spielern egal ob Titel oder kein Titel, schlechte Berichterstattung, nicht Einreichen der Ergebnisse zur Auswertung, Verzicht auf Auswerten von Turnierpartien nach dem Elo System.
    12. Unfair von der FIDE: Erheben von Gebühren für die Auswertung von Partien, Ändernde Reglements zu laufenden Veranstaltungen

    Leider sind die Regeln der FIDE für den Turnieralltag nicht ausführlich genug.
    Aber wären die Regeln ausführlicher, gäbe es nicht nur noch mehr Verwirrung, problematischer finde ich den schwindenden Spielspaß.
    Ein striktes Umsetzen der „Ausführlichen Regeln“ würde ja auch jede Form der Unterhaltung verbieten, was schon das Bestellen eines Getränkes am Turnierkiosk problematisch machen würde.

    Fakt ist:
    Wenn der Gegner gegen das Regelwerk verstößt, aber keine Beschwerde erfolgt, gestaltet sich das unfaire Verhalten zum Erfolg.
    Daher ist jeder Spieler wenn er keine Nachteile in Kauf nehmen möchte gezwungen sich mit den ständig veränderten Regeln vertraut zu machen.

    Wünschenswert wäre es, wenn beide Spieler sowie der Schiedsrichter über alle für das betreffende Turnier gültigen Regeln, aber auch über spezifische Eigenarten des Spielortes informiert sind. Das ist aber leider schwer zu erreichen. Erst nach mehrjähriger Erfahrung im Turnierschach kann man abschätzen was faires Verhalten am Brett bedeutet.
    Selbst die genaue Regelkenntnis lässt unterschiedliche Interpretationen offen.
    Es ist logisch, dass Spieler die schon länger Turnierschach spielen regelkundiger agieren können als weniger erfahrene Spieler, aber auch empfindlicher gegenüber Störungen jedweder Art sind.
    @Ilja Schneider
    Ich gebe Dir völlig Recht, auch die Höhe der Spielstärke ist indirekt ein Maß für die zu erwartende Fairness des Gegners. Spieler die schon länger die Regeln kennen und deren Auslegung in der Praxis beobachten konnten haben infolge ihrer längeren Turnierpraxis meist eine gehobene Spielstärke und spielten infolge dessen häufiger gegen ebenfalls regelkundige Gegner, was einen multiplikativen Effekt in Sachen Feinfühligkeit bezüglich der Regelinterpretation erwarten lässt. Sicherlich meintest Du Deine Aussage nicht unhöfflich, schliesslich „nimmt ein guter Spieler jeden Gegner – sei er auch noch so schwach – ernst“ (Kramnik).

    @Dirk
    Die Schachregeln gestatten es die Uhr zwecks Umwandlung anzuhalten.

    @Georgios
    Was zum Teufel heißt „elegisch“, es wäre besser sich sprachlich so auszudrücken das jeder es ohne nachzuschlagen verstehen kann.
    Dein Verhalten gegenüber Korneev fand ich regelkonform, obwohl ich viele Spieler kenne bei denen ich vermuten würde, dass sie an Deiner Stelle aufgegeben hätten (Thomas Henrichs, Ludger Keitlinghaus, Karl Heinz Podzielny um ein paar Kandidaten zu nennen die mir spontan einfallen). Ich selbst hätte es von meiner Laune abhängig gemacht und vermute, dass ich in der Mehrzahl der Fälle genau so gehandelt hätte wie Du)
    gegenüber Amir scheinst Du Dich für meine Begriffe in dreifacher Art und Weise unfair verhalten zu haben.
    1.Es ist nicht gestattet die Ablehnung eines Remisangebotes in irgendeiner Form auszuschmücken. Die Worte „nein Danke, ich möchte weiterspielen“ reichen völlig.
    Eine Bemerkung wie „ich lehne ab, ein Remis nützt mir nichts für das Erreichen der Preisränge.“ Ist eine Störung des Gegners durch Vermitteln einer Information die in den Regeln des Weltschachverbandes nicht vorgesehen ist.
    Ebenso unfair ist ein Kommentar wie „Ich möchte den Schwung noch mitnehmen“ den Tony Miles einmal brachte als sein Gegner ihm in schlechterer Stellung Remis anbot. Ich muss zu meiner Schande gestehen dieses Verhalten einmal kopiert zu haben. Je stärker ein Spieler ist desto relevanter wird seine Vorbildfunktion. Ich finde es aber zugegeben belästigend wenn mein Gegner aus schlechterer Stellung oder bei großem Spielstärkeunterschied (Elo) remis anbietet. Schliesslich ist die Gewinnerwartung nicht mehr 50%. Löblich finde ich das Verhalten von Magnus Carlsen nur dann remis anzubieten wenn er sich sicher ist, dass der Gegner annimmt.
    2.Das zweite Angebot Amirs ist meines Wissens regelkonform gewesen aber aus oben genanntem Grund sehr unhöflich. Erst beim dritten Mal würde ich an eine Ermahnung durch den Schiedsrichter denken.
    3.Amir hier bloß zu stellen ist auch nicht die feine Art, aber immerhin hätte es sonst vielleicht nicht diese interessante Forumsdiskussion gegeben, oder hast Du Amir vorher gefragt?

    @Stephan Grochtmann
    Den Gegner auf ein Fehlverhalten aufmerksam zu machen ist Aufgabe des Schiedsrichters. Ich finde es aber auch gut den Schiedsrichter nach eigenem Ermessen außer Spiel zu lassen, obwohl das von den Regeln nicht vorgesehen ist und streng genommen sicherlich unfair einzustufen ist. Es gab Zeiten in denen ich den Schiedsrichter für solche Fälle immer in Anspruch nehmen wollte, aber leider musste ich mich manchmal mehr über den Schiedsrichter aufregen als über den Gegner.

    @chessdaniel
    „Wie schön war es früher, als wir noch beim Blitzen den König schlagen durften.“
    Und Deine Gegner Dir Deinen König vom Brett nehmen konnten ohne vorher Schach geboten zu haben. – Jede Änderung der Regeln sollte einen Sinn haben, wenn man eine Regeländerung nicht versteht profitiert man meist aus einer Diskussion der Regel.
    Daher dürfte Michael das Rauchverbot sicherlich eher begrüßen als mancher Raucher.
    Das man im privaten Bereich die Regeln etwas weiter auslegt ist sicher förderlich für einen lustigeren Spielabend, aber Sorry: „Du kleine Sau ich weiß genau, warum Dich Deine Freundin verlassen hat …“ wäre sicher unter der Gürtellinie der meisten Schachfreunde.
    Krieg hin oder her, das gehört vielleicht eher in den Bereich Schachboxen (ist so etwas dort erlaubt?). Auch im Krieg gibt es gewisse Waffen die man nicht einsetzen darf.

    Ich könnte hier sicherlich viele mir in meiner Praxis begegneten Fälle von Unfairness bringen, und kann kaum glauben dass Felix Meißner der auch schon mehr als zwei Jahrzehnte Turniere spielt nur einen unfairen Fall erlebt hat, aber mein gedanklicher Ausflug ist eh schon viel zu lang geworden, sorry.

    Viele Grüße,
    Tom

  38. Thomas Michalczak am 23. Januar 2009, 14:56

    Korrektur zu Punkt 5

    5. Jede Verbale und nonverbale Kontaktaufnahme zur Umwelt. (Vorbildlich ist diesbezüglich die faire Einstellung des weissrussischen GMs Viktor K der keine Art von Unterhaltung während der Partie duldet!)

  39. Georgios Souleidis am 23. Januar 2009, 15:46

    @Thomas M.: Danke für den Roman, und nun zu deinen teilweise seltsamen „Vorwürfen“:
    1) Fremdwörter zu benutzen gehört zu meinem Schreibstil. Und da möchte ich mich nicht einschränken. Wie du schon schriebst, man kann es einfach googeln, geht superschnell und außerdem…man lernt was.
    2) Unter „Bloßstellen“ verstehe ich etwas anderes. Wenn ich keine Beispiele bringen dürfte, dann könnte ich die Seite dicht machen, siehe Gurken des Wochenendes.
    3) „Es ist nicht gestattet die Ablehnung eines Remisangebotes in irgendeiner Form auszuschmücken. […]Eine Bemerkung wie „ich lehne ab, ein Remis nützt mir nichts für das Erreichen der Preisränge.“

    Ach Thomas, das habe ich doch gar nicht gesagt, das war nur meine Motivation/meine Gedanken das Remis abzulehnen. Das Ablehnen des ersten Remisangebots erfolgte völlig normal, erst ab dem zweiten Remisangebot war ich genervt und habe meiner Ablehnung einen kurzen Satz beigefügt. Eigentlich steht auch alles so in meinem Beitrag…

    Übrigens, ich weiß nicht welchen Felix Meißner du kennst, aber der Felix, den ich kenne und von dem ich ausgehe, dass er hier Kommentare schreibt, ist ein Jugendlicher aus Leipzig (?) so um die 16 Jahre alt.

  40. Thomas Michalczak am 23. Januar 2009, 16:09

    In Deinem Beitrag stand:
    Zu 3)
    „Da ich aber um die Preise bei dem Turnier mitspielte und fast 150 Elopunkte besser bin, gab ich deutlich zu verstehen, dass ich die Partie ausspielen will. Ca. drei Züge später, die Stellung hatte sich nicht verändert, bot er mir wieder Remis an. Das fand ich jetzt sehr nervig, da ich kurz vorher klar zu verstehen gegeben hatte, dass ich notfalls bis zum nackten König weiterspielen möchte.“
    Du gabst ihm klar zu verstehen, dass Du notfalls bis zum nackten König spielst.
    Diese Formulierung scheint darauf hinzudeuten, dass Du auch etwas in der Art von Dir gegeben hast.
    Zu 2)
    Hast Du ihn gefragt?
    Ich finde das Verhalten eines Menschen öffentlich zur Disposition zu stellen ist etwas anderes als einen Schachzug aus einer nicht gesetzlich geschützten Schachpartie zu kritisieren.
    Zu 1)
    Stimmt. Ich mag Deine Seite sehr, weiter so.

  41. Thomas Michalczak am 23. Januar 2009, 16:12

    Achso,

    Entschuldigung am Felix M. , ich habe Ihn mit Bernd Guenther M. verwechselt.

  42. Georgios Souleidis am 23. Januar 2009, 16:23

    @ Thomas:
    zu 2) Bevor du anfingst darüber zu sprechen, war Amir überhaupt kein Thema in den Kommentaren. Es war nur ein Beispiel. Ich habe ihn natürlich nicht gefragt und wahrscheinlich ist er sonst ein ganz ganz lieber Typ und toller Mensch. Jede weitere Diskussion fände ich jetzt nur albern.
    Spieler deren Züge ich kritisiere (so wie du es nennst) könnten auch argumentieren, dass ich sie als Schachspieler angreife und wenn sie extrem sensibel sind mir am Telefon einen vorheulen 😉

  43. Felix Meißner am 23. Januar 2009, 16:43

    Ja ich bin erst 16 Jahre jung 😉

  44. Nico am 23. Januar 2009, 19:47

    So, wie ich Amir kenne, war die zweite Stellung aus seiner Perspektive eine völlig andere. Der denkt einfach so, glaube ich.
    (Außerdem, wenn sich die Stellung nicht verändert hat, impliziert das irgendwo auch, dass du keine Fortschritte gemacht hast seit dem letzten Remisangebot, aber lassen wir das…)

    Wie auch immer, ich denke nicht, dass es da ne Regel gibt. Ständiges Remisanbieten ist verboten, aber zweimal ist nun nicht „ständig“.

  45. Michael Buscher am 26. Januar 2009, 17:44

    @Thomas M.
    Hier erscheint mir der Hinweis angebracht, dass mir völlig egal ist, welche medizinischen Vorzüge Nasehochziehen gegenüber Schneuzen hat – es ist so oder so störend, wenn es ständig passiert. Ich habe seinerzeit auch nicht protestiert, da ich erstens keine osteuropäische Sprache spreche (daher den Gegner nicht direkt ansprechen konnte) und zweitens vom Schiedsrichter kein Eingreifen erwartet habe (weswegen ich ihm auch nichts gesagt habe). Zudem wollte ich nicht als der Spieler erscheinen, der gegen einen nominell deutlich besseren Gegner auf solche Schauplätze ausweichen muss. Zudem, das ist richtig bemerkt, ist nicht schlechtes Benehmen an sich zu ahnden, sondern bewusst schlechtes Benehmen mit der Absicht den Gegner abzulenken was wie Arglist im bürgerlichen Recht immer Indizienbeweis erfordert, da die Haltung dabei eben ein innerer Vorgang ist, der Außenstehenden nicht zugänglich ist.
    Krankheit als Rechtfertigung wie bei TMH bringt mich aber auf zwei Punkte, die vielleicht von allgemeinem Interesse sind.

    @all: Ich selber habe einmal in einem Kampf der 2.BL mit einer starken Erkältung gespielt und nach ca. 20 Zügen in gleicher Stellung Remis angeboten, der Gegner nahm an. Ein anderer Spieler des gegnerischen Teams sagte dann zu mir, er habe seinem Mann gesagt, er solle bloß annehmen, damit er das Prusten und Schniefen nicht mehr hören müsse – ich gehöre also auch zu den Übeltätern, davon gibt es gleich noch mehr.

    Im Jahre 1982 spielte ich gegen einen Menschen, der an einer spastischen Lähmung litt, und daher u.a. sehr geräuschvoll atmete. Gleichzeitig hatte er die Angewohnheit, den Kuli nicht mit Fingerdruck – das konnte er wohl nicht – sondern durch wiederholtes gegen die Brustdrücken lautstark zu öffnen und zu schließen, aber nur wenn ich am Zug war. Dagegen habe ich protestiert, aber der WKL kam vom Gegner und sagte nur, ich solle Rücksicht darauf nehmen, dass mein Gegner behindert sei. Ich war damals 15 und habe das geschluckt, aber heute würde ich das nicht mehr machen. (Schon die Toten Hosen stellten fest: „Auch schwule schwarze Behinderte können ätzend sein.) Genau an diesem Spieler hat sich vor einigen Jahren eine Kontroverse entzündet, in der der SK Kerpen aus dem Schachbezirk Rur-Erft ausgeschlossen wurde. Alle politisch Korrekten haben die Entscheidung mitgetragen, die meisten kannten die Manierismen des bewussten Spielers aber nicht.

    Ich selber habe einmal unfair gewonnen: Letzte Runde eines Open 1986. Ich muss gewinnen, um den 1. Platz zu belegen. Die Partie ist schwierig. Mein Gegner gerät in Zeitnot und wie ich beim Blick auf sein Formular feststelle hat er zwei Züge nicht aufgeschrieben. Er macht seinen 50. und drückt die Uhr, die Fahne ist oben. Er macht seinen 51., dito. Also schreibe ich seinen Zug nicht auf die Rückseite auf das vorgesehene Feld – das Wenden des Formulars hätte ihn aufmerksam gemacht – sondern unten drunter. Bei seinem 52. fällt die Klappe. Ich sage nur „Blättchen“ und er guckt nach, wieviel Züge er hat. Er sagt zu mir, er hätte 50 gemacht, ich erwidere, dass dann das Blättchen noch oben sein muss. Nach kurzem Nachdenken über diesen Sachverhalt reicht er mir die Hand und geht nach Hause. Meine Entschuldigung dafür ist die übliche: Ich war jung und brauchte das Geld (100 DM oder 150, ich weiß es nicht mehr.)

    Letzte Episode als Antithese zu „hohe Spielstärke = mehr fairplay“: Bei der Deutschen Blitz-EM 2006 hatte ich das Pech, neben dem späteren Zweiten IM A.S. zu sitzen. Daher musste ich beobachten, wie er regelmäßig Totremisstellungen weiterspielte und so Bezold, Stangl und was weiß ich noch wen über die Zeit hob. Auch gegen mich probierte er das: In einem Damenendspiel mit Minusbauer, aber 20 sek. mehr gab er nicht Dauerschach mit der Schaukel De1-g3 (sB steht auf h4) sondern wich ab. Irgendwann konnte ich die Damen tauschen und schließlich mit noch 2 sek. matt setzen. Selten bin ich auf diesem Niveau einem derart chronisch unfairen Spieler begegnet.

  46. Ilja Schneider am 27. Januar 2009, 17:12

    Also bitte… 😉
    Das heißt „lesbische, schwarze Behinderte“!

  47. Ufuk Tuncer am 27. Januar 2009, 17:22

    @ Ilja

    Meld Dich mal bitte bei mir 🙂
    Hab Deine Nummer verlegt und weiss net welche Nummer nun Dir gehört 🙂 Geht auch per e mail

    Gruss ufuk

  48. Ilja Schneider am 27. Januar 2009, 17:27

    achja, als kleiner Nachschlag zum letzten Punkt: Bei einem großen und durchaus gut besetzten und organisierten Schnellturnier in Bremen spielte einmal ein Spieler im Rollstuhl mit. Die Kommunikation mit ihm erfolgte derlei, dass er seine Sätze in einen „Bordcomputer“ eintippte, die dann per Lautsprecher ausgegeben wurden. Leider war der Lautsprecher teilweise defekt und qiekte und knatschte und knisterte bei jedem zweiten Wort und war außerdem leider viel zu laut eingestellt. Jedesmal zuckte der gesamte Spielsaal aufs Neue zusammen. Das hatte dann (zusammen mit den an diesem Tag herrschenden 30-35 Grad) eher was von Bahnhofssatmosphäre als vom Schachturnier. Aber was solls? Muss man letztendlich durch, der Mann will ja auch Schach spielen.

  49. Michael Buscher am 27. Januar 2009, 20:29

    @Ilja
    Muss mich für mein falsches Zitat entschuldigen und danke Dir für die Korrektur. Das kommt davon, wenn ein gebürtiger Kölner eine Düsseldorfer Band zitieren will…

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