Stimmung in Bonn

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Die Pressekonferenzen bei der Weltmeisterschaft entwickeln sich zu Highlights. Direkt nach der Partie werden die Spieler in den Kommentatorenraum gebeten und müssen 15 Minuten den Fragen der Journalisten zur Verfügung stehen. Da die Zuschauer der PK beiwohnen dürfen, ist der Raum immer rappelvoll. Klaus Bischoff moderiert kurzweilig an, bevor er das Wort an die Spieler richtet, die aus ihrer Sicht kurz auf die Partie eingehen. Danach dürfen die akkreditierten Journalisten Fragen stellen.

Zur zweiten Partie meinten die Spieler unisono, dass sie sehr kompliziert gewesen sei und Weiss am Ende wohl besser stand. „Mir war klar, dass ich besser stehe, aber da ich mich in Zeitnot befand, wollte ich so früh im Match nicht zuviel Risiko eingehen“, erklärte Anand die Annahme des Remisangebots. „Ich berechnete viele unnötige Varianten. Die Stellung war hochkompliziert und es war auch eine seltsame Position“, äusserte sich Kramnik.

Während Anand seine Statements hauptsächlich auf technisch-schachliche Begriffe reduziert, sprich längere Varianten zum Besten gibt, die naturgemäss nicht jeder nachvollziehen kann, erweist sich Kramnik auch als Entertainer und sorgt für gute Stimmung im Raum. Auf die Frage, ob er sich Mittwoch Abend das Fussballspiel Russland-Finnland anschauen würde, antwortete er sinngemäss: „Ach ja Russland spielt, vielen Dank für den Hinweis. Das hatte ich vergessen.“ Ausserdem wollte er mit seinem Team den Geburtstag seines Sekundanten Sergei Rublevsky feiern: „Aber nicht mit zuviel Alkohol.“ Es ist offensichtlich, dass sich beide Spieler direkt nach der Partie schon in der Analyse derselbigen befinden. Insbesondere Anand merkt man an, dass ihm die Varianten durch den Kopf kreisen. Kramnik ergeht es auch nicht anders, aber innerhalb dieser 15 Minuten schafft er es, ein wenig abzuschalten. Auf die Frage, was er am Ruhetag machen würde, antwortete er: „I will push my guys.“ ((Team Kramnik zeigt sich))

Übrigens erweist sich hier eine Stärke von FOIDOS ((FOIDOS)), denn die Pressekonferenzen werden live übertragen. Über die Kommentare von Yasser Seirawan, das überrascht nicht, wurde mir ebenfalls nur positiv berichtet. Wer sich die Pressekonferenzen im Nachhinein anschauen möchte, der sollte zu ChessVibes ((ChessVibes)), denn Peter Doggers stellt am Tag nach der Partie ein Video online.

Kommentare

7 Antworten zu “Stimmung in Bonn”

  1. Lenfant am 16. Oktober 2008, 11:43

    Ist also doch nicht alles schlecht bei der WM…Und die Spannung steigt mit jeder Partie!

  2. Stefan Temminghoff am 17. Oktober 2008, 07:51

    Ich werde mir heute das Ganze mal live ansehen,wann hat man dazu mal die Chance.

  3. Georgios Souleidis am 17. Oktober 2008, 08:20

    Die Einstellung gefällt mir. Falls du mich sehen solltest, sag ruhig hallo.

  4. Lenfant am 17. Oktober 2008, 10:58

    Wir wollten von Mecklenburg aus auch runter, aber unser Kraftfahrer ist ein Herbst-Opfer geworden und mit dem Fahhrad „hingeknallt“! Naja, Schade drum; aber es sind ja im Netz genug Seiten, wo man sich dann halt informieren kann…
    Guter WM-Blog!!

  5. Peter B am 17. Oktober 2008, 20:47

    netter WM-Block, aber bislang konnte ich mich dort nicht registrieren. Auf die Mail mit dem Passwort warte ich noch. Vielleicht gibts deswegen dort so wenig Kommentare!?

    Zur dritten Partie:
    Klaus Junge hätte sich gefreut. Bis zum 14.Zug von Schwarz hatte er die Variante auf dem Brett (ich glaube in einer Stichkampfpartie um die deutsche Meisterschaft gegen Paul Schmidt). Mir unerklärlich ist warum Kramnik soviel Risiko geht. Warum keinen Katalanen? Trotzdem soll das die Leistung von Anand nicht schmälern. Mal sehen vielleicht hat Kramnik noch eine Überraschung parat..

  6. Schachtherapeut Manfred Herbold am 20. Oktober 2008, 18:20

    Boah,

    Anand gewinnt die 3. + 5. Partie mit derselben Variante. Und das jeweils sehenswert!

    Nach 29.Sxd4 dachte ich, da geht was für Kramnik. Die Figur bekommt er wieder zurück. Der Ausgleich liegt griffbereit.

    Doch Anands 34…Se3 ist ’ne Bombe.

    Die hat Kramnik bei seiner Kombi nicht mehr vorhergesehen.

  7. Peter B am 21. Oktober 2008, 08:28

    Black is OK!

    Anands Selbstvertrauen ist beeindruckend. Ich hätte mich nicht getraut die selbe Variante nochmals zu spielen. Kramnik muss nun unbedingt etwas ändern. Wenn schon Anand 1.d4 spielen kann, kann auch Kramnik 1. e4 spielen (oder doch Sf3?).

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