Carlsen nicht aufzuhalten

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Nach sieben Runden führt Magnus Carlsen das GM-Turnier in Foros mit sechs Punkten unangefochten an. Ganze zwei Zähler ((Ergebnisse und Tabelle)) liegen seine Verfolger schon hinter ihm. Mit einem Sieg gegen Alexander Onischuk am Montag könnte er in der virtuellen Weltrangliste ((Provisional World Chess Rankings)) sogar Anand von Platz Eins verdrängen. In der sechsten Runde gelang dem jungen Norweger ein recht einfach aussehender Sieg gegen den Rumänen Nisipeanu.

Nisipeanu, Liviu-Dieter (2684) – Carlsen, Magnus (2765) [B70]
Aerosvit-2008 Foros (7), 15.06.2008


1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 g6 6.Le2 Lg7 7.0-0 Sc6 8.Sb3 0-0 9.Kh1 a6 10.f4 b5 11.Lf3 Lb7

Carlsen wählte in seiner ersten Partie gegen 1.e4 in diesem Turnier wieder sein neues Lieblingssystem. Die Drachenvariante im Sizilianer. Weiss fiel nichts besseres ein, als eine eher harmlose Aufstellung einzunehmen und geriet nun schnell in Nachteil. 12.a4N 12.e5, 12.Le3 oder 12.Sd5 wurden bis dato am Häufigsten gespielt. Der Einschub von a4 sieht nicht nach einer Verbesserung der weissen Spielweise aus. 12…b4 13.Sd5 Sxd5 14.exd5 Sa5

15.c3?! Eine seltsame Entscheidung. Wo Nisipeanu hier Kompensation erspäht haben soll, kann ich nicht erkennen. 15.Tb1 15…bxc3 16.bxc3 Tc8! Am Genauesten. Der Bauer c3 ist eh ein Kind des Todes. 16…Lxc3 17.Tb1 Tb8 wäre allerdings auch möglich gewesen. 17.Tb1 La8 18.Sd2

18…Sc4 Spätestens hier hätte Schwarz mit 18…Lxc3 den Bauern kassieren können. Weiss hätte keine Kompensation gehabt. 19.Sxc4 19.De2 Sb6 und Schwarz holt sich den Bauern a4 ab. 19…Txc4 20.Ld2 Da5 21.De1 Lxd5 21…Lf6! 22.f5 Lxd5 kam in Betracht. 22.Le2 22.Dxe7 Lxf3 23.Txf3 Dd5 24.De3 Txa4 und Schwarz steht klar besser. 22…Dxa4!

Mit Läufer und zwei Bauern für den Turm sowie sehr aktiven Figuren kann man kaum von einem Opfer sprechen. 23.Lxc4 Lxc4 24.Tf2 e6 25.Le3 Ld5 Der Läufer auf d5 ist ne Macht. 26.Tfb2 De4 27.Dd2 h5 28.Ld4 Lh6 29.Le3 a5

30.Tb8? Der Turmtausch führt für Weiss gerawegs in die Niederlage. 30.Ta1! Ta8 31.Kg1 Dc4 und Schwarz steht besser. 30…Kh7 30…Txb8 31.Txb8+ Kh7-+ wäre genauer gewesen. 31.h3? Weiss hätte mit 31.T8b2 die Türme auf dem Brett lassen sollen. 31…Txb8-+ 32.Txb8 Lg7 33.Ld4 Lxd4 34.cxd4 a4 35.Kh2 a3 36.Tb4 a2 37.Ta4 Db1

und Weiss gab wegen 38.Dc3 Df1 39.Db2 Dxf4+ 40.Kg1 e5 auf. 0-1

Kommentare

5 Antworten zu “Carlsen nicht aufzuhalten”

  1. Peter B am 16. Juni 2008, 11:56

    Die Siegesserie von Carlsen ist schier unglaublich. Wenn er so weiter macht knackt er alle Elorekorde und strebt auf die 3000 zu. Hat nicht Kasparov die jemals höchste Elomarke inne?
    Inzwischen sind die Gegner wohl auch richtig geschockt, anders kann ich mir das doch relativ schwache Spiel von Nisipeanu nicht erklären. Ausserdem, wenn man mit dem Drachen immer solche Stellungen nach dem 15 Zug hat werfe ich meinen „Franzosen“ weg.

  2. .t0mmy am 16. Juni 2008, 15:01

    Das sehe ich ganz ähnlich wie Peter.
    Carlsen hat aktuell das psycholigische Moment auf seiner Seite. Und er fightet auch die kleinsten Vorteile zum Sieg, indem er einfach immer Druck aufbaut, bis der Gegner patzt (siehe Sieg gegen Shirov in Foros). Davor haben die aktuell wohl wirklich Angst. DAzu kommt eine wirklich geringe Fehlerquote und selten Zeitprobleme. Da wundert es nicht, dass Gegner sogar Remis in besserer Stellung anbieten (siehe Spiel gegen Alekseev).

  3. Schachdet am 18. Juni 2008, 19:42

    Nun hat der Junge das Turnier sogar eine Runde vor Schluss schon sicher gewonnen. Um Platz 2 gibt es daher ein richtiges „Endspiel“ zwischen Ivanchuk und Eljanov. Chaku hatte wohl Startprobleme…

    Tja, der Drachen scheint momentan ein wenig rehabilitiert (gilt das monumentale „Opfer, Opfer, Matt“ nicht mehr?).

  4. Georgios Souleidis am 18. Juni 2008, 20:29

    „Tja, der Drachen scheint momentan ein wenig rehabilitiert (gilt das monumentale “Opfer, Opfer, Matt- nicht mehr?).“

    Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass es trotz intensiver Vorbereitung sehr schwierig ist, gegen den Drachen zu gewinnen. Zum Glück spielen es so wenig Spieler, sonst müsste ich immer irgendwelche Nebenvarianten spielen…oder Theorie pauken.

  5. Peter B am 19. Juni 2008, 12:39

    Eine nicht minder interessante Partie gab es in der 10.Runde van Wely gegen Ivanchuk mit schwarzen Sieg nach 21 Zügen! Irgendwie kommt Schwarz relativ einfach zu gutem Spiel und nach 16. Lh5 in Nachteil. 16. f3 um g4 zu verhindern sieht auch etwas künstlich aus. Der „Schlusszug“ von Weiss ist fast schon Gurken verdächtig.

    1.Sf3 g6 2.c4 Lg7 3.e4 e5 4.d4 exd4 5.Sxd4 Sc6 6.Le3 Df6 7.Sxc6 dxc6 8.Sc3 De7 9.Ld3 Sf6 10.h3 Sd7 11.0-0 0-0 12.Dc2 Se5 13.Le2 g5 14.Tad1 Le6 15.b3 Tfe8 16.Lh5!? (f3!?) g4 17.Lxg4 Lxg4 18.hxg4 Sxg4 19.Lf4 Le5 20.De2? (20. Dc1 sieht aber auch nicht schön aus) Dh4 21.Df3 Sh2 0:1

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