Inmitten der allerorts spürbaren Zeitknappheit und der dadurch resultierenden Eile, stellt ein Starbucks Coffee House eine Oase der Kontemplation dar. Hier wird nicht nur vorzüglicher Kaffee und Kuchen angeboten, nein hier findet auch die geplagte Seele Raum und Zeit zur Entspannung. Setzt man sich nämlich in einem der bequemen und molligen Sessel und lauscht den sanft ruhigen Hintergrundmelodien, ist man schon vor dem ersten Schluck Kaffee berauscht. Setzt man jetzt noch die mundgerechte Tasse an den Schnabel und gönnt sich das bis dato verweigerte, so ist es völlig um Einen geschehen.

1971 erblickte in Seattle das erste Starbucks das Licht der Welt, doch es sollte zwei lange Jahrzehnte dauern bis die grüne Meerjungfrau Flüsse, Seen und Kanäle durchschwommen und landesweit ihre grüne Häuschen abgelegt hatte. Danach wurde es ihr zu eng im heimatlichen Gefilde und sie verliess über die Westküste ihr geliebtes Seattle. 1996 kam sie in Japan an und ihr charmantes Werben konnte und wollte von der fernöstlichen Gastfreundlichkeit nicht negativ beschieden werden. Jetzt gab es auch in Nippon grüne Häuschen. Glückselig setzte sie ihre Reise über die Weltmeere fort und Starbucks war plötzlich allenthalben zu bewundern. In Taiwan, Neuseeland, Malaysia, China, Kuwait, Saudi-Arabien und vielen anderen Ländern. Kaum eine Kultur und kaum ein Breitengrad wurden ausgelassen. 1998 kam sie in Europa an. Zuerst im Vereinigten Königreich und ab 2002 endlich auch in Deutschland. Hier war man sich des allgegenwärtigen Graus schon lange überdrüssig und als symbolischer Akt wurde das erste Starbucks am Pariser Platz in Berlin, mit Blick auf das Brandenburger Tor platziert.

Dass Starbucks nicht nur ein simpler Coffee Shop ist, zeigt sich auch an der sozialen Verantwortung (Corporate Social Responsibility), die das Unternehmen übernimmt. Ein grosser Teil des verkauften Kaffees stammt aus fairem Handel mit ausgewählten Kleinbauern und insbesondere in Südamerika werden soziale Projekte, wie der Bau von Schulen, finanziert. Soziale Verantwortung wird auch direkt vor Ort in den grünen Häuschen gezeigt. Der oder die sogenannte Barista – sonst Bedienung, Kellner, Servicekraft oder auch Garcon genannt – baut, wie mir scheint je nach Bestellung, mit der Frage nach dem Vornamen eine direkte Beziehung zum Kunden auf. Der Name wird dann auf dem Plastikbecher vermerkt und der Kunde wird gerufen, sobald der leckere Trunk bereitsteht. Das kann aber mitunter zu empfindlichen Störungen im Betriebsablauf führen. Man stelle sich nur mal einen Finnen in Madrid vor, der dort seinen Urlaub verbringt und zufällig ein Starbucks entdeckt.

Barista: „What´s your Name Sir?“
Finne: „Nyyrikki Päiviö.“

Aus diesem Grunde bevorzugte ich bislang meinen nicht gerade einfachen griechischen Vornamen zu verleugnen (ausser in Athen natürlich) und mich als Pepe (in Barcelona und Madrid), Ulf (in Gesamtdeutschland), Ted (in London), Xavier (zugegebenermassen etwas lang aber am Züricher Flughafen musste das sein) vorzustellen. Für Island habe ich mir schon die schönen Namen Snorri und Ásmundur zurechtgelegt. Welchen ich benutzen würde, kann ich zu diesem Zeitpunkt beileibe nicht sagen. Vielleicht gerate ich auch nie in diese Situation, da Island weit weg liegt.

Möge die Erlösung der hübschen grünen Nixe auf sich warten lassen. Über 10000 Häuschen hat sie inzwischen weltweit abgelegt und wenn das Licht ihres Charmes weiterhin so hell leuchtet, wird aus dem blauen Planeten vielleicht mal der grüne Planet.

Kommentare

Eine Antwort zu “Im Zeichen der grünen Meerjungfrau”

  1. Flatulenzo Lamas am 25. August 2006, 23:54

    Hochverehrter Ásmundur,
    auch ohne diese Ode an den „schwarzes Gold an den Mann, wenns sein muss auch dessen Gespielin(nen), bringenden Konzerns“,möchte ich unsere heutige Stippvisite o.g. Lokalität nebst flankierendem Gebäck durchaus gutheissen! Doch nun muss ich mich wieder der flankierenden Karaffe widmen, die uneigennützig stetiger Liebkosung bedarf!

    In tiefer Demut,
    die niederrheinische Zauberkugel

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