Griechenland bei der WM

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Nach 1994 (null Punkte, null zu zehn Tore, Aus nach der Vorrunde) sind wir wieder bei einer Fußball-WM, dank „König Otto“. Das 1:0 im entscheidenden Spiel bei den Ukrainern kam so schrecklich unspektakulär daher, dass die Freude mit einiger Verspätung eintraf. Egal, wir sind dabei. Was Griechenland aber, sportlich betrachtet, bei der Schach-WM zu suchen hat, war mir allerdings schleierhaft. Bis gestern.

Es gehört nicht viel Phantasie dazu, um zu erkennen, dass Griechenland den Startplatz in Bursa ((Webseite WM 2010)) durch Kungelei ergattert hat, schließlich ist der FIDE-Vize Grieche und da der Grieche an sich genetisch bedingt einen Hang zum Nepotismus hat und die FIDE nur ein Synonym dafür ist, bedarf es keiner weiteren Erklärungen.
Ich freu mich trotzdem, dass Vasilios, Ioannis – Namenstag heute, muss unbedingt meinen Vater noch anrufen – Hristos, Stelios, Dimitrios und Athanasios mitspielen dürfen. Ich kenne sie alle und es sind gute Jungs. Und gestern haben sie mir richtig Freude gemacht.

Morozevich, A. (2732) – Papaioannou, I. (2625) [A17]
World Team Chess Championship 2010 (2), 06.01.2010

1.Sf3 Sf6 2.c4 e6 3.Sc3 Lb4 4.g4!?

Sieht aus wie Kaffeehausschach, wird aber in Großmeisterpartien gar nicht selten angewandt. Michail Krasenkow ist der ausgewiesene Experte dieser Variante. 4…0-0 5.g5 Se8 6.Tg1 d5 7.Db3

7…c5!? Schwarz wendet ein tolles Konzept an. Er ist bereit ein paar Bauern zu opfern, um die Stellung in der Brettmitte gegen den weißen König zu öffnen und Entwicklungsvorsprung zu erlangen. Nach 7…Lxc3 8.Dxc3 Sd6 9.b3 Se4 10.Dc2 c5 11.Lb2 Sc6 12.a3 stand Weiß in Vaisser,A (2581)-Sokolov,A (2587), Val d’Isere 2002, etwas besser. 8.cxd5 Sd6 9.Lh3 9.a3 La5! 9…Sa6

10.g6?! 10.dxe6 war logischer. Es könnte 10…c4 11.Dc2 Lxe6 12.Lxe6 fxe6 13.d3 mit unklarer Stellung folgen. 10…c4 Die Radikalität, mit der Schwarz seinen Plan verfolgt, ist erstaunlich. 10…fxg6 11.dxe6 c4 12.Dc2 Sc5 wäre auch gut gewesen für Schwarz und hätte weniger Risiko beinhaltet. 11.gxh7+ Kh8 12.Dc2 exd5 13.Lxc8 Txc8 14.Sxd5 Te8

Nach 10…c4 war diese Stellung mehr oder weniger forciert entstanden. Weiß hat zwei Bauern mehr, aber mit dem König in der Mitte und zwei nicht entwickelten Figuren ist die Position sehr schwierig zu spielen für einen Menschen. Rybka gibt hier 15. b3 oder 15. Sc3 mit ein wenig Vorteil an, doch gibt man dem Fisch ein wenig Futter, dann ändert er seine Bewertung recht schnell. Ein deutliches Zeichen, dass Schwarz hier schon riesige Kompensation hat. 15.Kf1 Se4 16.Se3 Dd7 17.Sg5 Sac5 18.Dxc4 Sxg5 19.Txg5 Se4 20.Db5 Tc6 Innerhalb der Zugsequenz nach dem letzten Kommentar gab es nicht wirklich etwas zu kritisieren. Morozevich begeht jetzt den einzigen nennenswerten Fehler in der Partie.

21.Tf5? Das kostet eine Figur. 21.Th5! war der einzige Zug. Aber auch dann steht Schwarz nach 21…Dc7! – droht 22…Txc1+ und 22…Df4 – im höheren Sinne auf Gewinn. 22.Dxb4? Df4! 23.f3 Sg3+ 24.hxg3 Dxb4-+ 21…Sd6 22.Dd3

22…Txe3!-+ Vielleicht von Weiß übersehen? 23.dxe3 Dxf5 24.a3 Dh3+ 25.Kg1 Sf5 0-1

Eine tolle Partie von Schwarz und sehr lehrreich wie entscheidend Entwicklungsvorsprung sein kann. Da Banikas gestern gegen Tomaschevsky auch einen Sahnetag erwischte – interessante Neuerung und danach ausgespielt, hieß es am Ende 2,5 zu 1,5 gegen die Spbornaja! Das erinnert mich an den großen Erfolg von 1987, als das kleine Griechenland vor heimischer ohrenbetäubender Kulisse in Athen gegen das übermächtige Sowjetunion durch ein 103:101 Basketballeuropameiser wurde. ZDF-Reporter Rüdiger Luding faselte etwas von „…als ob Algerien Fußballweltmeister geworden wäre…“. Ja, ja lang ist es her, inszwischen haben wir auch die USA im Basketball geschlagen, sind Fußballeuropameister, haben es gerade noch geschafft Olympische Spiele auszurichten und….vergessen wir bitte nicht den Sieg beim Grand Prix de Eurovision.
Der Höhepunkt steht aber noch aus. Südafrika im Sommer. Dank „König Otto“ wird es auch da was zu feiern geben und dann, ja und dann wird keiner mehr von Staatsbankrott und Nepotismus sprechen.

Kommentare

7 Antworten zu “Griechenland bei der WM”

  1. Fetzo am 07. Januar 2010, 16:17

    Hätte mich auch gewundert, wenn du da nix zu geschrieben hättest 🙂

  2. prumi am 08. Januar 2010, 00:56

    „Spornaja“ wäre „die Umstrittene“. „Sbornaja“, wenn Du schon mit Deinem Russisch glänzen wolltest 🙂
    Und Makropoulos ist ein Widerling, das hast Du vergessen zu erwähnen. Nichts für ungut, trotz alledem – Ihr habt verdient gewonnen!

  3. MiBu am 08. Januar 2010, 09:19

    Da sieht man mal, wie wenig ZDF-Reporter vom Basketball verstehen…

  4. Mike am 08. Januar 2010, 13:31

    Besagter ZDF-Reporter hieß nicht Rüdiger sondern Rüdeger Luding, wenn ich mich richtig erinnere…
    Im übrigen wäre es für Griechenland in Südafrika wohl schon ein Erfolg, wenn sie die Vorrunde überstehen, denn die Gruppe ist nicht so einfach (wie die italienische, oder die englische)

  5. Peter B am 11. Januar 2010, 08:55

    Der „Traum“ geht weiter. Platz 3 scheint möglich.

    Nun musste der mehrfache Olympiasieger Armenien dran glauben, wobei die Partie von Halkias Stelios gegen T. L. Petrosian äußerst sehenswert ist (finde ich). Wenn unser Blogger Lust und Zeit hat könnte er diese gerne vorstellen.

  6. Georgios Souleidis am 12. Januar 2010, 19:55

    Wenn das Turnier zu Ende ist, werde ich wieder etwas zu meinen Griechen schreiben.

  7. Thomas Schumacher am 23. Januar 2010, 16:21

    Mit „griechisch“ assoziere ich etwas ganz anderes.

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