Sie haben Post

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Lieber Herr Frank-Walter Steinmeier,
vielen Dank für den Infobrief, den ich heute morgen in meiner Post fand. Ich habe mich sehr gefreut, insbesondere da ich am vergangenen Sonntag ihrem Rededuell mit Frau Merkel nicht beiwohnte, bzw. nicht die Lust dazu verspürte.

Ich freute mich auch besonders, dass einige ihrer Strategen so etwas wie ein Programm – toll wie Sie übrigens auf dem Foto lächeln – erkennen lassen. Zur Orientierung wurden – vielen Dank! – die einzelnen Punkte fett unterstrichen. Z.B.:
– „Wir brauchen klare Grenzen, mehr Kontrolle und bessere Aufsicht auf den Finanzmärkten“
– „Mein wichtigstes Ziel: Ich will mit aller Kraft die Arbeitslosigkeit bekämpfen“
– „…erstklassige Ausbildung…unabhängig vom Einkommen…“

Toll Herr Steinmeier, endlich mal Einer, der anpacken möchte. Nachdem so viele vor Ihnen gescheitert sind, sind Sie bestimmt der richtige Mann.

Und Sie fahren fort: „Mit Ihrer Stimme für die SPD helfen Sie ganz persönlich mit, dass wir gemeinsam eine soziale und erfolgreiche Zukunft haben.“

Tja, leider muss ich Ihnen mitteilen, dass ich – obwohl ich hier geboren bin und lebe, obwohl ich eine uneingeschränkte Aufenthaltserlaubnis besitze und obwohl ich wahrscheinlich die deutsche Sprache besser beherrsche als…na gut lassen wir das – nicht wählen darf.

In diesem Sinne bleibt mir nur übrig, Ihnen für den 27. September alles Gute zu wünschen.

Es grüßt Sie untertänigst
Ihr Georgios Souleidis

Kommentare

10 Antworten zu “Sie haben Post”

  1. Max Bouaraba am 16. September 2009, 14:30

    Gröhl…. das ist ja wohl der Gipfel schlechthin… ich lach mich wech…. jetzt wäre es natürlich nett zu wissen, warum Du nicht wählen darfst?! Woran ich jetzt denke, darf ich hier leider nicht aussprechen, ansonst hast Du am Ende auch noch den Bundesnachrichtendienst am Hals…

  2. Bernard am 16. September 2009, 14:34

    Mmmmhhh… ich habe so eine Post nicht bekommen, obwohl ich starker Sympathisant dieses Menschen bin.

    Ohne jetzt auf eine Schachseite politische Themen anzureißen.

    Mir geht es zurzeit mit Politik wie mit einem Schachbuch. Ich habe keine Ahnung ob das, was da steht, auch wirklich eintrifft.

    Von daher tröste dich mein Freund! Ich darf wählen und bin damit völlig überfordert!

  3. Claus am 16. September 2009, 15:48

    Aber lieber Georgios, Du darfst vermutlich die hellenische Regierung mitbestimmen. Also wenn Du in zwei Ländern wählen dürftest, will ich das auch dürfen ! Und wenn es Island ist !

  4. Nordlicht_70 am 16. September 2009, 17:01

    Vielleicht ist es auch etwas viel vom Postboten verlangt, sich bei „Werbezetteln“ vorher nach der Staatsangehörigkeit der Briefkastenbesitzer zu erkundigen. 🙂

    Trotzdem lustig geschrieben.

  5. Freibeuter am 16. September 2009, 17:18

    „Mir geht es zurzeit mit Politik wie mit einem Schachbuch. Ich habe keine Ahnung ob das, was da steht, auch wirklich eintrifft.“

    Lieber Bernard,
    ich weiß nicht, wie alt Du bist. Ich bin 36 Jahre alt, also seit 18 Jahren mündiger Bürger, und kann Dir sagen: es wird mit Sicherheit NICHT eintreffen.

  6. MiBu am 16. September 2009, 20:46

    Und wie soll der Austräger der Werbebriefe (oder war es persönlich adressierte Infopost?) erkennen, ob sich hinter G.Souleidis ein nicht wahlberechtigter Grieche oder ein wahlberechtigter Deutscher griechischer Abstammung verbirgt? Ist schon ein Kreuz mit dieser Zuwanderung, in den 60ern war es übersichtlicher…
    Übrigens hat sich auch bei mir keiner der Kanzlerkandidaten gemeldet. Das war bei der Kommunalwahl besser, da kam einer der beiden Kandidaten für den frei werdenden Bürgermeisterposten höchstselbst ins Haus und hat Kölschgläser verteilt – das war doch mal ein verwendbares Geschenk! Hat auch prompt mit über 61% gewonnen 😉

  7. Peter B am 17. September 2009, 11:43

    Also, immerhin setzt sich FWS für das kommunale Wahlrecht dauerhaft hier lebender Ausländer ein. Wobei es dies für EU-Bürger schon gibt, also Georgios darf schon, nur noch nicht für den Bundestag.

    Aber für uns Schachspieler bleibt doch eh nur Peer Steinbrück übrig (keine Ahnung in welchem Wahlkreis er kandidiert). Zumindest gegen Kramnik hat sich doch ganz beachtlich aus der Affäre gezogen..

  8. Losso am 22. September 2009, 11:57

    Keine Angst, Georgios, Angie wird sich auch noch melden…

  9. MiBu am 22. September 2009, 13:54

    Zwei Nachträge zu meinem letzten Kommentar: Ein oder zwei Tage später kam die (nicht persönlich adressierte) Post von Herrn Steinmeier auch bei mir an. Aber zu spät, ich hatte schon brief-gewählt.
    @Peter B: Steinbrück kandidiert gar nicht weit weg von meinem Wohnort (und noch viel näher an meinem Arbeitsplatz), nämlich im Wahlkreis Mettmann I. Sh. http://de.wikipedia.org/wiki/Bundestagswahlkreis_Mettmann_I

  10. peter am 24. September 2009, 19:43

    So,

    nun habe ich auch den Aufruf von FWS erhalten. Ich habe schon gedacht er gibt Bayern auf, da normalerweise alle Direktmandate eh an die CSU gehen. Es gibt nur einen Stimmkreis, nämlich München-Nord, den die SPD ab zu mal gewinnen darf. Mal sehen, zur Zeit läuft es ja auf ein Patt hinaus, vielleicht gibt es ja doch wieder eine große Koalition…

    Danke MibU für den Hinweis auf Mettman I, ich werde diesen im Auge behalten!

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