Inakzeptabel

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Gestern wurde ich gleich zwei Mal mit einem derzeit aktuellen Thema konfrontiert: Die leidige Null-Toleranz-Diskusssion. Zuerst in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Schach und dann durch den Umstand, dass ich – ohne mein Zutun – in einem E-Mail-Verteiler auftauche, innerhalb dessen auf Funktionärsebene über dieses Thema „diskutiert“ wird.

In der Ausgabe 09/2009 der Zeitschrift „Schach“ steht auf Seite 56 sinngemäß, dass sich der Schachbundesliga e.V. aus vermarktungstechnischen Gründen gegen die Null-Karenz-Regel entschieden habe. Das ist einfach nicht wahr. Bei der Tagung des Schachbundesliga e.V. im Januar 2009 entschied sich die Versammlung gegen die Null-Karenz-Regel, weil sie sie für unverhältnismäßig hält. Stattdessen wurde ein Karenz von 30 Minuten – es wurde auch über 15 Minuten diskutiert – festgelegt. Das war´s, nix mit Vermarktung. Im Grunde genommen besteht für die Schachbundesliga auch kein Bedarf die FIDE-Regelung zu übernehmen. Die Mannschaftsführer sind derart sensibilisiert, dass sie mit sanftem Druck ihre Spieler – eigentlich ohne Ausnahme – pünktlich am Brett erscheinen lassen. Das, was wünschenswert ist, nämlich Pünktlichkeit am Brett, wird ohne Knüppel praktiziert.
In der 2. Bundesliga könnte es nächstes Jahr – ich hoffe nicht – zu Streitfällen kommen, denn dort gilt die Null-Karenz-Regel, seitdem die Bundesspielkommission sie im Januar 2009 beschlossen hat. Diese Regelung rückgängig zu machen würde einen erhöhten administrativen und finanziellen Aufwand voraussetzen, denn genau diese Kommission müsste außerordentlich tagen. Das wird in den nächsten Wochen, also vor Beginn der Saison am 18. Oktober mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht passieren. Die Regel ist also fix. Als Spieler der zweiten Mannschaft des SV Wattenscheid (2. Bundesliga) bin ich davon betroffen und ich bin mal gespannt wie wir damit umgehen werden. Morgen treffe ich die Jungs bei einem vorsaisonalen Vereinsumtrunk, bei dem es sich bestimmt prächtig darüber plaudern lässt. Und das in einem Ton, der hoffentlich von dem in den E-Mails, die ich leider gelesen habe, sich kräftig unterscheidet.
Was veranstaltet ihr eigentlich, um euch für die neue Saison in Stimmung zu bringen?

Kommentare

7 Antworten zu “Inakzeptabel”

  1. MiBu am 28. August 2009, 22:38

    …in Belgien spielen, da beginnen die Wettkämpfe sonntags um 14.00 Uhr. War ich bisher nur einmal zu spät, weil der Mannschaftsführer sein Navi mit der falschen Adresse gefüttert hatte…

  2. SchuBi am 29. August 2009, 15:18

    Etwas Augenmaß bei der Null-Karenz-Regel wäre schon gut. In der chinesichen Meisterschaft 2009 verlor ein Spitzenspiler kampflos, weil er eine halbe Minute zu spät am Brett war.
    Da fast alle Spieler (unterhalb der Bundesliga) keine Profis sind, bin ich für mehr Toleranz (z.B. 30 Minuten). Dies betrifft mich umso mehr, da ich als Radfahrer (ohne Auto) schon mal Pannen ausgesetzt bin.

  3. Fetzo am 29. August 2009, 21:59

    Mich irritiert einiges im Moment.
    Ich bin plötzlich ein Athlet, soll Dopingproben abgeben und auf die Sekunde am Brett sitzen.
    Habe Schach bisher immer als entspanntes Spiel
    gesehen, mit durchaus sportlichem Charakter.
    Als Athlet habe ich mich nie gefühlt…

    Gruß Fetzo

  4. MiBu am 29. August 2009, 22:45

    Nun noch eine ernsthafte Bemerkung zu der Thematik: Was mich besonders stört, ist nicht die Regel an sich (Die ist zwar aus zahlreichen schon erwähnten Gründen abzulehnen, aber das soll hier nicht noch mal vor- und durchgekaut werden.) und auch nicht, dass die Handhabung auf den verschiedenen Spielebenen von 1.BL abwärts unterschiedlich ist (Wie zum Teufel ist das möglich? Die sagen wir mal Selbstverwaltung der 1. BL sagt „Wir wollen 30 min.!“ und dann ist das so und in der 2. BL – wo es keinen e.V. gibt – gilt eine andere Regelung? That’s simply bullshit!), sondern die Art und Weise, wie der DSB damit umgeht, nämlich unter völliger Missachtung von Stimmen und Interessen des Fußvolks. Vielleicht irre ich mich, aber soweit ich beobachtet habe, ist auf der Ebene „Vereine und Spieler“ kaum jemand für Toleranz 0, aber das interessiert da nicht weiter.

  5. Jochen am 30. August 2009, 08:10

    Guten Morgen zusammen,

    ich finde das Thema durchaus interessant und die 0 gar nicht so indiskutabel. Zumindest für die Profiklassen (in denen doch im Allgemeinen sowieso am Vortag angereist wird, oder?), also sagen wir mal 1. und 2. Bundesliga. Ab den Amateurligen (ab denen nur für einen Spieltag angereist wird) ist eine kleine Verspätungserlaubnis dann durchaus angebracht, wobei ich da etwa den Vorschlag mit den 15 (höchstens 30) Minuten weitaus besser finde als die alte Stunde. Wer hat nicht schon 1h auf seinen Gegner gewartet und wäre nicht froh gewesen, dass diese Warterei früher zu Ende geht?

    Ich bin mir grad nicht der genauen Formulierung bewusst und weiß auch nicht, für welche Spielklassen das gilt (etwa für die 2. BuLi?), aber meines Erachtens steht (zumindest in den Fide-Regeln neben der 0-Karenz-Zeit), dass der Schiedsrichter auch etwas zu sagen hat und ein Spiel trotzdem spielen lassen kann: Somit sehe ich das schon als weniger schlimm an. Wenn etwa SchuBi eine Radpanne hat und eben dieses Schiedsrichter (in unteren Klassen der Mannschaftsführer der Heimmannschaft) anruft und verkündet, dass er aus gutem Grund zu spät kommt, kann (muss!?) der doch entsprechend handeln.
    Es gibt eben solche und sone Gründe („Komme zu spät, hab verschlafen/hab’s vergessen/hab spontan Geburtstag.“ sind da eher sone Gründe und die sind teilweise wirklich nicht akzeptabel.).

    Erschreckend finde ich eher, dass die Zeit, die erlaubt ist, von Liga zu Liga unterschiedlich angesetzt ist. Wie gesagt fände ich eine feste Zeit von 15 Minuten für alle Ligen (auch in jedem kleinen Verband) oder für 15 für alle Amateurligen/0 für die BuLis (0 wieder in Verbindung mit der Schiedsrichter’macht‘ bei 30 Sekunden mal ein Auge zuzudrücken) tatsächlich besser als die alte Stunde.

    Aber warten wir doch erst mal ab, was die neue Saison bringen wird und wie die ungespielte-Partien-Quote steigen wird. Ich setze mal drauf, dass diese sogar leicht sinken wird (bei den krank-kampflos oder taktischen-1.-Brett-kampflos tut das eh nix zur Sache) und wenn ja, dann haben wir etwas gewonnen. (Wenn nein und die Quote gar stark steigt, dann ist die Regel sch….lecht).

    Ich wünsche allen einen guten anstehenden Saisonstart!

    Liebe Grüße
    Jochen (passiv und kann deswegen laut mitdiskutieren :))

  6. Georgios Souleidis am 30. August 2009, 11:53

    @ Fetzo: Dopingkontrollen werden nur bei deutschen Einzelmeisterschaften durchgeführt und höchstwahrscheinlich wird die NADA dem DSB niemals vorschreiben auch Amateure zu kontrollieren. Die Null-Karrenz-Regel gilt nur für die 2. Bundesliga. Für die Ligen drunter entscheiden die Landesverbände und m.W. darf man am Niederrhein weiterhin eine Stunde zu spät kommen. Die Regeln betreffen dich also gar nicht.

  7. Veit Kempen am 31. August 2009, 15:41

    Liebe Schachfreunde,

    also gegen Pünktlichkeit ist ja nichts einzuwenden im normalen Leben wie auch bei Sportveranstaltungen. Selbst Fussballspiele auf höchster Ebene werden hier und da um 15 Minuten verlegt wenn plötzlich mehrt Zuschauer ins Stadion strömen als erwartet. Auf das Schachspiel bezogen st es jedoch so, dass es hier auch einen Meldeschluß für die Mannschaftsaufstellungen gibt und dieser ist in der Bundesliga identisch mit der Karenzzeit. Das ist kein Zufall, schließlich wird angenommen, dass kein Mannschaftsführer allein vor Ort erscheint zum Spiel und zur Meldung. Das kurz zu dem Thema.

    PS
    Natürlich haben auch unsere verdienten Mädels an dem Umtrunk teilgenommen!

    Mit lieben Grüßen aus Wattenscheid

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