Beim internationalen offenen Turnier in Paleochora, ich berichtete, gelang mir, basierend auf drei Jahre alten Analysen, in der dritten Runde ein schöner Sieg. Vor der Partie hatte ich gesehen, dass meine Gegnerin die Skandinavische Verteidigung spielt. Flugs schaute ich mir die alten Analysen an, ohne sie allerdings nochmal zu prüfen. Einige kritische Varianten blieben außen vor, aber es ist ein gutes Gefühl mit einer vorbereiteten Neuerung zu gewinnen.

Souleidis,Georgios (2435) – Makka,Evanthia (2112) [B01]
Open Paleochora (3), 22.07.2009

1.e4 d5 2.exd5 Dxd5 3.Sc3 Da5 4.d4 Sf6 5.Lc4 Lg4 6.f3 Lf5 6…Lh5 ist aus meiner Sicht deutlich schwächer, da der Läufer auf h5 weniger Wirkung erzielt als auf f5. 7.g4 7.Sge2 ist der Hauptzug. 7…Lg6 8.Ld2 Db6 Der kritische Zug in dieser Stellung. Die Bauern d4 und b2 hängen. 8…c6 9.De2 verspricht Weiß Vorteil. Nach 9…e6 (9…Lxc2?! 10.Tc1 (10.g5!?) 10…Lg6 11.f4 h6 12.f5 und der Läufer wird auf h7 eingesperrt. Weiß hat Riesenkompensation für den Bauern.) 10.0-0-0 Dc7 11.h4 h6 12.Sh3 Ld6 13.Se4 stand Weiß in Bindrich,F (2391)-Kharchenko,B (2370), Belfort 2005, deutlich besser und gewann später.

9.f4!?N Die vorbereitete Neuerung. Zumindest kann ich keine Partie in den Datenbanken entdecken, in der dieser Zug angewandt wurde. 9.g5 Dxd4 10.De2 Dh4+ 11.Kf1 kam in zwei Partien des Franzosen Eric Prie vor. Hier hat Weiß auch Kompensation. Somit ist das eine sinnvolle Alternative. 11…Sfd7 (11…Sh5? 12.Sd5 Kd8 13.f4‚ Nataf,I (2596)-Prie,E (2513), Frankreich 2007.) 12.Sd5 Kd8 erwies sich in Mullon,J (2333)-Prie,E (2518), Saint Affrique 2007, als unklar. 9…e6 9…Dxd4?! 10.De2 Le4 11.Le3 Dd7 12.Sxe4 Sxe4 13.Sf3 und der weiße Entwicklungsvorsprung ist beängstigend. 10.f5! Unter Bauernopfer wird der Läufer erstmal aus dem Spiel genommen. 10…exf5 11.g5 Dxd4 Nach 11…Se4? folgt eine forcierte Variante mit Vorteil für Weiß. 12.Sd5 Dxb2 (12…Dc6?? 13.Lb5+-) 13.Tb1 Dxd4 14.Sxc7+ Kd7 15.Lf4 Sc6 16.Se2 Lb4+ 17.c3 Sxc3 18.Dxd4+ Sxd4 19.Txb4 Scxe2 20.Lxe2 Sc2+ 21.Kf2 Sxb4 22.Lb5+ Sc6 23.Td1+ Kc8 24.Sxa8±; 11…Sc6!? ist ein interessantes Gegenopfer, das den Spieß bezüglich des Entwicklungsvorsprungs umdrehen möchte. 12.gxf6 0-0-0 13.d5 13…Te8+ 14.Kf1 Se5 mit Kompensation für die geopferte Figur. Mit dem exponierten König auf f1 ist die Stellung schwierig zu spielen für Weiß.

12.De2+ 12.Lb5+! dürfte hier besser sein. Es könnte folgen: 12…Sfd7 13.De2+ Le7 14.Sf3 Dd6 15.0-0-0 c6 16.The1 Lh5 Bis hierhin ging meine alte Analyse, die mit der Bewertung unklar endet. Rybka packt in dieser Stellung aber das verblüffende 17.g6! aus. Nach 17…0-0 (17…hxg6 18.Lg5 De6 19.Dd2 Lxf3 20.Txe6 fxe6 21.Le2±) 18.gxh7+ Kh8 19.Dxe7 Dxe7 20.Txe7 cxb5 21.Tf1 steht Weiß zumindest etwas besser. 12…Se4 13.0-0-0

13…c6? Fürchtet sich zu sehr vor 14. Sb5 13…Sc6 14.Sb5 Db6 (14…De5 15.Sf3 De7 16.Lf4 Tc8 17.Ld5±) 15.Le3 Da5 16.Lf4 Ld6 17.Sxd6+ cxd6 18.h4 mit Initiative; 13…Lh5 14.Lb5+ c6 15.Dxh5 cxb5 16.Sge2 Dc4 17.The1 mit Angriff; 13…Df2! hätte mehr Widerstand geleistet. Z.B.: 14.Dd3 Ld6 15.Sh3 Dh4 16.Le1 Dh5 17.Df1 Sxg5 18.Sxg5 Dxg5+ 19.Ld2 Dh4 20.Te1+ Kf8


Analysediagramm

Weiß hat riesigen Entwicklungsvorsprung und der schwarze König steht schlecht, aber drei Bauern sind eine harte Hypothek. Die Chancen dürften verteilt sein. 14.Sf3 Dc5 14…Df2 ist hier nicht mehr stark wie gerade, wäre aber die bessere Alternative gewesen. Nach 15.Dxf2 kann sich Weiß den Damentausch gut leisten hier, da er schnell alle Figuren im Spiel hat, während die schwarze Stellung völlig unkoordiniert ist. 15…Sxf2 16.Tde1+ Kd8 17.Thf1 Lc5 18.Sa4 Se4 19.Sxc5 Sxc5 20.Sd4 und Weiß wird seine Bauern bei besserer Stellung zurückgewinnen.

Wie knackt man diese Stellung? 15.Sh4! Die entwickelten schwarzen Leichtfiguren müssen vom Brett verschwinden, wonach Weiß Zugang zum König erhält. 15.Sxe4! fxe4 16.Sh4± war vielleicht etwas präziser, um 15…Df2 nicht zuzulassen. 15…Le7 15…Sd7 16.Sxe4 fxe4 17.Sxg6 hxg6 18.Dxe4+ Le7 19.Lxf7+ Kxf7 20.Thf1+ Sf6 21.gxf6 gxf6 22.Le3 Dh5 23.Td7 Tae8 24.Txb7+-; 15…Df2 16.Dxf2 Sxf2 17.Tde1+ Le7 (17…Kd7 18.Thf1 Se4 19.Sxe4 fxe4 20.Sxg6 fxg6 21.Tf7++-) 18.Thf1 Sg4 19.h3+- 16.Sxe4 fxe4 17.Sxg6 hxg6 18.Dxe4 0-0?! 18…Sd7 19.Lxf7+! Kxf7 20.Thf1+ Sf6 21.gxf6 gxf6 22.Le3 Db5 23.c4 Dh5 24.Td7+- ergibt mit Zugumstellung die Variante nach 15…Sd7.

19.b4! Am Überzeugendsten. Die Dame wird auf ein schlechtes Feld gelotzt und danach verläuft alles mit Tempo. 19…Dd6 20.Lc3! Lxg5+ 21.Kb2 Df4 22.Dxg6 Lh6 22…Lf6 23.Lxf6 Dxf6+ 24.Dxf6 gxf6 25.Thg1+ Kh7 26.Td3 nebst Matt. 23.Thg1

Ein schönes Schlussbild. Schwarz wird forciert Matt gesetzt. 1-0

Die Partie kann unter der Rubrik „Partien“ mit allen Kommentaren nachgespielt werden

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