Abschluss ohne Pointe

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Der Turnierabschluss bei der 12. Internationalen Hamburger Einzelmeisterschaft geriet für mich zum Desaster. Nach meiner Niederlage gegen Igor Rausis verlor ich in der achten Runde auch noch gegen den Globetrotter Alexander Wohl. Was meine Partie aus der letzen Runde gegen Matthias Bach betrifft, habe ich wenigstens eine nette Geschichte zu erzählen, allerdings ohne Happy End.

Vor einigen Jahren schrieb ich mal mit Thomas Michalczak einen Artikel über die Nimzowitsch-Variante (1.e4 c5 2.Sf3 Sf6) der Sizilianischen Verteidigung. Matthias Bach, der sein Leben lang diese Eröffnung spielt, bestellte diesen Artikel natürlich. Nun musste ich just gegen diesen Gegner in der letzten Runde antreten und da ich diese Variante sehr gut kenne, ich habe sie in der Vergangenheit sporadisch mit Schwarz angewandt, wäre es sehr riskant gewesen, sie gerade gegen mich zu spielen. Diesem stringenten Gedankengang folgend wich Bach aus und wählte die Aljechin-Verteidigung. Diese Eröffnung habe ich, genau wie die Caro-Kann-Verteidigung, sehr sorglos in der Vergangenheit studiert. Im Gegensatz zu Caro-Kann gehe ich ganz praktisch vor. Da fast nie jemand gegen mich Aljechin spielt, spare ich mir die Mühe die Theorie zu studieren. Bei diesem Turnier musste ich mich allerdings zwangsläufig damit befassen, denn in der sechsten Runde trat ich gegen Pajeken an, der diese Verteidigung sein Leben lang spielt. Er wich in unserer Partie allerdings aus (vgl. vorherigen Beitrag auf diesem Blog) und so blieb eine interessante Neuerung, die mir natürlich Rybka präsentierte, erstmal hinterm Berg. Nun hätte meine große Stunde in der letzten Runde nochmal schlagen können, doch nachdem die Nacht sehr kurz geriet, trat ich hundemüde um 10 Uhr ans Brett und war nicht in der Lage eine vernünftige Partie zu spielen. Meine schöne Idee verpuffte ohne Wirkung.

Souleidis,Georgios (2427) – Bach,Matthias (2276) [B02]
12. Int. Hamburger Einzelmeisterschaft (9), 07.06.2009

1.e4 Sf6 2.Sc3 d5 3.e5 d4 4.Sce2 Se4 5.Sf3 Sc6

6.d3 Streng genommen ist das keine Neuerung, da es in unterklassigen Partien schon vorkam. Die Theorie empfiehlt 6.c3 dxc3 7.bxc3 Lg4 8.d4 usw. 6…Sc5 7.b4!

Die Pointe von 6.d3. Der Tausch des b- gegen den Zentralbauern d4 kommt Weiß natürlich entgegen. 7…Sxb4 7…Se6!? 8.b5 Sa5 9.c3 ist interessant, um den weißen Absichten entgegenzutreten. 8.Sexd4 Hier steht Weiß aus meiner Sicht etwas besser. Der weitere Verlauf dieser Partie ist uninteressant. Ich hatte soliden Vorteil, den ich durch ungenaue Züge verspielte. Am Ende konnte ich froh sein, nicht verloren zu haben.

Endstand 12. Internationale Hamburger Einzelmeisterschaft


Von links nach rechts: Jan-Paul Ritscher (bester Hamburger und Qualifikant für die deutsche Einzelmeisterschaft), Jeroen Bosch (Platz 1 mit GM-Norm), Zigurds Lanka (Platz 3), Sebastian Siebrecht (Platz 2)

Nachtrag: Ich vergaß in der ersten Fassung meinem Gastgeber für die vorzügliche Bewirtung und einer lustigen Woche auch auf diesem Wege zu danken. Dieses Video wird mich noch eine Zeitlang verfolgen.

Kommentare

Eine Antwort zu “Abschluss ohne Pointe”

  1. Schachzoo am 09. Juni 2009, 00:46

    Schade um die verbratene Idee…
    das Video ist übrigens der Hammer. Aber das kannte ich schon. Mein persönlicher Favorit aus derselben Richtung ist das hier:
    http://www.youtube.com/watch?v=qWdHY2VvLE0

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