Letztes Mal schrieb ich schon:„Die gröbsten Patzer vom dritten und vierten Spieltag der Schachbundesliga. Meine Katernberger Kollegen waren mal wieder an einigen beteiligt. Kann es sein, dass ich im aggressivsten Team der Liga spiele?“ Und auch dieses Mal sind in vier von zehn Beispielen Katernberger Spieler beteiligt. Ich weiss nicht, wie ich das werten soll…

5. Runde Schachbundesliga:

Die ersten drei Beispiele stammen aus dem Kampf Emsdetten-Katernberg, in dem die Essener nach der dritten Stunde völlig desolat agierten und den Gastgebern bei der 2,5:5,5 Niederlage reihenweise die Punkte in den Rachen schmissen.

Negi, Parimarjan (2597) – Feygin, Michael (2569)
BL 0809 Turm Emsdetten – SF Katernberg, 29.11.2008

Stellung nach 22…Tf8:

Die Stellung ist kompliziert. Zwar hat Weiss einen Bauern mehr, aber dafür steht sein König luftig. 23.Tab1?? Stellt die Dame ein für zu wenig Gegenmaterial. 23.Sg5 Lxg5 24.fxg5 Dd3 mit unklarer Stellung war angesagt. 23…Se5! 24.Sxe5 Dxe6 25.Txb2 Lxe5 26.fxe5 und Schwarz verwertete seinen Vorteil souverän. 0-1 nach 69 Zügen.

Ris, Robert (2417) – Brandenburg, Daan (2436)
BL 0809 Turm Emsdetten – SF Katernberg, 29.11.2008

Stellung nach 20…Sb6:

Schwarz hat hier überhaubt keine Probleme. Es droht 21…Lxb2. 21.Da5?? Das stellt die Partie weg. 21.Lxd5 Sxd5 22.De2 ist nur etwas besser für Schwarz. 21…Lxb2! Weiss kann nicht wiedernehmen wegen 22…Sc4+. Schwarz gewann ohne Schwierigkeiten, 0-1 nach 30 Zügen.

Zumsande, Martin (2411) – Souleidis, Georgios (2440)
BL 0809 Turm Emsdetten – SF Katernberg, 29.11.2008

Stellung nach 24.Td2:

Schwarz hat einen Bauern mehr für nichts. 24…Dxb5?? Beginnend mit dem logischen 24…h6 um den weissen Springer zu vertreiben, könnte er nach 25.Sf3 Dxb5 sich einen zweiten Bauern einheimsen und seinen Vorteil langsam aber sicher verwerten. 25.Lb2?? Es ging einfach 25.Sxf7+ Txf7 26.Dxe6 und Weiss erhält sein Material zurück, bei ungefähr augeglichener Stelung. 25…Tc4 26.Df3 Kg8 27.g3

27…Dc6?? 27…h6-+ 28.Dh5 Aus irgendeinem Grund von mir übersehen. 28…h6 29.Sxe6 fxe6 29…Sh4! Ein Computerzug, von mir nicht gesehen, der schwierig zu berechnen ist. 30.Dxd5 (30.gxh4 fxe6 31.Dg6 Sf6 32.Lxf6 Txf6 33.Td8+ Tf8 34.Txf8+ Kxf8 35.Dxe6 analog zur Partie würde ein Turmendspiel mit Mehrbauern für Schwarz ergeben. 35…Dxe6 36.Txe6 Txh4) 30…Dxd5 31.Txd5 Sf3+ 32.Kf1 fxe6 33.Txe6 Tc2 34.Te2 Sxh2+ und Schwarz hätte im Gewinnsinne noch etwas versuchen können. 30.Dxg6 Sf6 31.Lxf6 Txf6 32.Td8+ Tf8 33.Txf8+ Kxf8 34.Dxe6

Nach dem forcierten Damentausch wäre die Stellung remis, doch ich wollte zocken…34…Tc1?? 35.Df5+ Kg8 36.Dxa5…und stelle diesen Bauern auch noch ein. Falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte, ich befand mich die ganze Zeit nicht in Zeitnot. Den Rest erspare ich allen. Ich war nicht in der Lage diese Stellung zu verteidigen und verlor nach 54 Zügen.

Balogh,Csaba (2616) – Kempinski,Robert (2595)
BL 0809 SC Eppingen – Hamburger SK, 29.11.2008

Stellung nach 28…Te8:

Weiss hatte toll angegriffen und hätte nun mit 29.Tf1 oder 29.Td1 die bessere Stellung konservieren können. 29.Se4?? Schwarz kann mit dem d-Bauern nicht nehmen, da 30.Lxf7 nebst Matt folgt. 29…Lg7 Dieser Zwischenzug müsste Schwarz retten. 30.Dg5 Txe4 31.Texe4

31…Tg8?? 31…dxe4 Schwarz konnte den Turm jetzt nehmen. Nach oberflächlicher Betrachtung hat Weiss nicht mehr als Dauerschach: 32.f6 Lf8 33.Df5+ Kh8 34.Df4 Kh7 35.Df5+= 32.f6 Lf8 33.Df5+ Tg6 34.Te1 Jetzt hat Weiss eine Qualität und einen Bauern mehr. Nach 40 Zügen war es vorbei. 1-0

6. Runde Schachbundesliga:

Firman, Nazar (2525) – Areshchenko, Alexander (2664)
BL 0809 SF Katernberg – Werder Bremen, 30.11.2008

Stellung nach 17.Dxa6:

Firman hatte mal wieder bedingungslos angegriffen und dabei nur seinen König geschwächt. 17…Sc5?? 17…Ta8 und Schwarz hätte klar besser gestanden. 18.Dxc8 Ohne Worte. 1-0

Swinkels, Robin (2451) – Berger, Steve (2413)
BL 0809 SC Remagen – SC Kreuzberg, 30.11.2008

Stellung nach 18…Tfg8:

19.Sh5?? Nach 19.Db4 hätte Weiss besser gestanden. 19…Sh4 Weiss geht jetzt auf der g-Linie platt. 20.Lg7 20.Lh3 Tg6 21.Le3 Sf3+-+ 20…Txg7! 21.Sxg7 Tg8 22.Sxe6 Txg4 23.Sxd8 Kxd8 24.Dxb7 Sf3+ 25.Kh1 Sxe1 26.f3 Sxc2 27.Tb1 Tg5 28.f4 Tg7 0-1

Maiwald, Jens-Uwe (2508) – Parligras, Mircea (2611)
BL 0809 SG Turm Trier – USV TU Dresden, 30.11.2008

Stellung nach 27…Lg5:

28.f4?? Nach 28.Dd2 wäre die Stellung etwa ausgeglichen gewesen. 28…Lxf4! Den kann man einfach nehmen. Schwarz erhält eine Handvoll Bauern und Angriff gegen den weissen König. 29.Lxf4 Dxd4+ 30.Kf1 Dxe4 Ob hier noch erbitterter Widerstand zu leisten war, müssen andere prüfen. Nach 31.Lg3? Dxg2+ verlor Weiss chancenlos, 0-1 nach 46 Zügen.

Eichner, Sebastian (2326) – Erdoes, Viktor (2577)
BL 0809 SG Turm Trier – USV TU Dresden, 30.11.2008

Stellung nach 27.Lxd2:

Neben Firman-Areshchenko die grösste Gurke des Wochenendes. 27…Txf1+?? Nach 27…Dxe4 hätte Weiss aufgeben können. 28.Txf8+ Txf8 29.Sf4 Txf4-+ 28.Txf1 Dxe4?? Das stellt sogar die Partie weg. 28…Ld4= 29.Df7+ Kh8 30.Dxb7 Tf8 30…Td8 31.Lc3+- 31.Txf8+ Lxf8 32.h3 Ld6 33.Da8+ Kh7 34.Sf6+ 1-0

Sebastian, Dirk (2432) – Schlosser, Philipp (2567)
BL 0809 Hamburger SK – OSC Baden Baden, 30.11.2008

Stellung nach 36…Kh7:

Weiss hatte aus schlechterer Stellung heraus einen schönen Angriff aus dem Hut gezaubert und konnte sich hier das Remis sichern. 37.Txg7+?? 37.Tg6! Txg6 38.Dxg6+ Kh8 39.Dh6+ Kg8 (39…Dh7 40.Tf8+ Txf8 41.Dxf8+ Dg8 42.Dh6+=) 40.De6+ Kg7 41.Dg6+= 37…Dxg7! 38.g4 Vielleicht hatte Weiss übersehen, dass hier 38.Tf7 an 38…Td1+ scheitert. 38…Kh8 39.Kg2 Td2+ 40.Tf2 Db7+ 41.Kg1 Td1+ 0-1

Thinius, Marco (2421) – Vogt, Lothar (2446)
BL 0809 Schachfr. Berlin – SC Eppingen, 30.11.2008

Stellung nach 53.h5:

Ein schönes Endspiel. 53…Ke8?? 53…d3! 54.h6 Ld4+ 55.Kf5 Kc7 56.Kxe4 d2 57.Le2 Lf6 58.Kd3 (58.Kf5 Lc3 59.Kg6 Kb6=) 58…d1D+! 59.Lxd1 Kb6= 54.h6 d3 55.h7 Ld4+ 56.Ke6 und während der weisse Läufer die schwarzen Bauern aufhält, läuft einer der weissen Bauern durch. 1-0

Kommentare

9 Antworten zu “Die Gurken des Wochenendes (14)”

  1. Peter B am 02. Dezember 2008, 19:30

    Lieber Blogger,

    ich habe in der Liveübertragung mitgelitten. Sag mal wie fühlt man sich nach so einer Partie? Ich habe nach einem Verlust keine grosse Lust mit meinem Kontrahenten die Stellung noch lange zu diskutieren und will eigentlich eher weg. Habt ihr das noch in der Analyse gesehen?

    P.S. Wahrscheinlich ging es Ivantschuk auch so.

  2. Georgios Souleidis am 02. Dezember 2008, 19:34

    „Sag mal wie fühlt man sich nach so einer Partie?“
    Beschissen! Mir war natürlich klar, was ich da für einen Mist gespielt habe. Meinem Gegner war das fast peinlich. Wir haben uns kurz darüber unterhalten, aber analysiert haben wir nicht, weil es auch mit die letzte Partie war, die noch lief.

  3. Peter B am 02. Dezember 2008, 20:23

    Am nächsten Tag gabs ja dann ganz schön Feuer auf dem Brett gegen Babula der ja über 160 Elo schwerer wiegt, darf man zum Remis gratulieren? Denn eine Gurke konnte ich zumindest nicht entdecken…

  4. Michael Buscher am 02. Dezember 2008, 20:24

    Beschissen ist gar nicht stark genug als Ausdruck! Die schlimmsten Niederlagen sind nicht die, wo man aus der Eröffnung heraus zusammengeschoben wird (das ist zwar ätzend, aber man hat ja Zeit sich auf die 0 einzustellen), sondern wo einem eine bessere oder gar glatt gewonnene Stellung entgleitet, sei es durch einen Einsteller oder auch durch mehrere Fehlerchen. Sich bei einer Partie, die man schon als gewonnen abgehakt hatt, beim Auftauchen von Problemen wieder zu konzentrieren und – wenn die Stellung es erfordert – ggfs. auch auf ein anderes Ziel, nämlichen den halben Punkt umzustellen, ist ausgesprochen schwer. Bin ich selber schon oft genug dran gescheitert.

  5. Georgios Souleidis am 02. Dezember 2008, 20:29

    Besser hätte ich es nicht zusammenfassen können Michael. Genauso war es nämlich. Das Remis gegen Babula war völlig in Ordnung, da von beiden Seiten eine gute Partie gespielt wurde. Da habe ich mich auch voll reingehängt und mir selbst bewiesen, dass ich auch gegen 2600er, zumindest mit Weiss, mithalten kann.

  6. Andreas L am 03. Dezember 2008, 20:23

    Der „vergessene“ Springer auf a5 bei Rustemov – Sokolov (Tegernsee-Wattenscheid) gehört wohl auch in die Sammlung, oder verstehe ich da was bei 24. Dd4 nicht, was sich Weiss gedacht haben könnte?

  7. Georgios Souleidis am 03. Dezember 2008, 20:47

    In der Tat wäre diese Partie ein Kandidat für diese Rubrik gewesen. Ist mir leider nicht aufgefallen, bei 128 Partien ist das aber verständlich.

  8. Die Gurken des Wochenendes am 04. Dezember 2008, 10:31

    […] Beispielen Katernberger Spieler beteiligt. Ich weiß nicht, wie ich das werten soll… mehr Gurken des […]

  9. Peter B am 14. Dezember 2008, 14:28

    Bald gibts doch wieder Gurken, oder? Dieses Wochenende mit einigen Kurzschlüssen ist die Ernte sicherlich reichlich.

    Wie stehts mal mit einem Positivbeispiel? Die Partei Fressinet-Renner (Elodifferenz 250!) von den zumindest im Schach geplagten Bayern sieht auf den ersten Blick sehr interessant aus…

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