Zum ersten Mal habe ich mir die Mühe gemacht, alle Partien einer Doppelrunde der Schachbundesliga zu überfliegen. Dabei liess ich Fritz im Hintergrund laufen und war überrascht wie viele Einsteller produziert wurden. Insbesondere die Zeitnot scheint ihren Tribut zu fordern, denn viele Fehler geschahen kurz vor der Zeitkontrolle.

8. Runde

Schneider, Ilja (2368)-Drabke, Lorenz Maximilian (2391)
SF Berlin-Solinger SG, 03.02.2007

Diagramm 1

Schwarz steht klar besser und könnte, beginnend mit 34…Kf7, bald den Bauern auf b4 einheimsen. Stattdessen zog er 34…Tc3?? und fiel wohl nach 35.Sxe5! aus allen Wolken.

Diagramm 2

Es folgte noch 35…Txe3 36.Sc6+ Kd7 37.Sxb8+ Kc7 38.Sxa6+ Kc6 39.Tc1+ Kb5 40.Sc7+ Ka4 41.Ta1+ und Schwarz gab auf.

Czarnota, Pawel (2554)-Prusikin, Michael (2560)
Bindlach-Aktionär-SV Wattenscheid, 03.02.2007

Diagramm 3

Schwarz am Zug hätte mit 38…Dd1+ 39.Tc2 (39.Ka2 Td2!-+) Td3+ 40.Ka4 Dxc2+ 41.b3 Tb1 gewinnen können. Stattdessen zog er 38…Td2??

Diagramm 4

und musste nach 39.Ka4! Txb2 40.Tb3 Txb3 41.Dxb3 die Waffen strecken.

Jirovsky, Milos (2492)-Postny, Evgeny (2609)
SC Eppingen-SC Bann, 03.02.2007

Diagramm 5

Schwarz steht besser und droht einfach auf e2 zu nehmen. Mit 39.Df3 wäre der Schaden noch in Grenzen zu halten gewesen. Stattdessen entkorkte Weiss das unglaubliche 39.Dh2??

Diagramm 6

und Schwarz nahm das Geschenk mit 39…Dxe2+ dankend an. Es folgte noch 40.Kg1 Td1+ und Aufgabe Weiss.

Fedorchuk, Sergey (2599)-Tregubov, Pavel (2596)
SV Mülheim-Nord-SC Remagen, 03.02.2007

Diagramm 7

Schon früh in der Partie hat sich Weiss ein komfortables Plus erarbeitet. Nun hätte Tregubov mit 15…Tc8 noch weiterkämpfen können, doch es ging unerwartet schnell zu Ende: 15…dxc4??

Diagramm 8

Nun steht in der Datenbank 16.Lc6+ und Schwarz gab auf, was aber ein Eingabefehler sein dürfte. Ich gehe stark davon aus, dass Fedorchuk das elementare 16.Txe6! fxe6 17.Lc6+ Kf7 18.Df3+ (siehe Diagramm) nicht entgangen ist und Schwarz deswegen nach 17.Lc6+ aufgegeben hat.

Diagramm 9

Firman, Nazar (2495)-Sakaev, Konstantin (2641)
SF Katernberg-SG Porz, 03.02.2007

Diagramm 10

Weiss hatte im frühen Mittelspiel mutig einen Klotz geopfert. Nach 36…Txc2! hätte er sich nun aber ganz schön strecken müssen, um Kompensation nachzuweisen. Schwarz war aber in Zeitnot und verlor die Übersicht: 36…Lxd5??

Diagramm 11

Nun wäre 37.Sg7+ Kf8 38.exd5+- am Genauesten gewesen. Stattdessen folgte 37.exd5 und nach dem Motto „Ein Fehler kommt selten allein“ brachen bei Schwarz mit 37…Tc7?? (37…Dc7 38.Dxa6 wäre spannender gewesen) 38.Sg7+ 38…Kf8?? (nach 38…Ke7 hätte Weiss da genaue 39.Df2! finden müssen) alle Dämme:

Diagramm 12

39.Dxc7! 1-0

9. Runde

Luther, Thomas (2594)-Ftacnik, Lubomir (2580)
Hamburger SK-SC Kreuzberg, 04.02.2007

In einer hochaktuellen Theorievariante folgten die Protagonisten der Partie Anand-van Wely, Wijk aan Zee 2007. Ftacnik neuerte mit 21…Kxf8 und nach dem logischen 22.0-0 entstand folgende Stellung:

Diagramm 13

22…Db6?? 23.Txf7+!

Diagramm 14

Schwarz darf den angebotenen Turm wegen des Zwischenzugs 24.Txd7+ nicht schlagen. Es folgte noch 23…Kg8 24.Txg7+ 1-0.

Tischbierek, Raj (2486)-Müller, Karsten Dr. (2500)
Hamburger SK-SC Kreuzberg, 04.02.2007

Diagramm 15

Weiss steht klar besser, doch mit 25…Te8 hätte Schwarz noch kämpfen können. Stattdessen folgte 25…Txf7?? 26.Txf7 Td7 und nach 27.Df4!

Diagramm 16

war die Messe gelesen: 27…Dxe2??! 28.Tf8!+ Lxf8 29.Dxf8+ Td8 30.Dxd8 Matt.

Erstaunlicherweise produzierte die Sonntagsrunde viel weniger Gurken als der Samstag. Vielleicht hat sich die Verlegung des Rundenbeginns auf 10:00 positiv ausgewirkt. Ein weiteres Indiz hierfür ist, dass die Anzahl der ausgekämpften Partien ähnlich hoch war wie am Samstag.

Kommentare

Eine Antwort zu “Die Gurken des Wochenendes (1)”

  1. matulla am 11. Februar 2007, 17:05

    esist interessant, solche alternativen Abwicklungen zu verfolgen

    Herbert Matulla
    Hobbyspieler aus Wien

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