Alexandra Kosteniuk marschierte bei der Weltmeisterschaft der Frauen in Naltschik dermassen souverän durchs Turnier, als ob sie mindestens 100 Elopunkte mehr gehabt hätte als der Rest des Feldes, dabei war sie nur die Nr. 8 der Setzliste und waren gleich drei ihrer Gegnerinnen nominell besser. Nachdem sie in den ersten fünf K.O.-Runden nicht ein einziges Mal in den Tiebreak musste, liess sie im Finale der 14jährigen Yifan Hou trotz des knapp aussehenden 2,5:1,5 überhaupt keine Chance. Am Ende gewann Kosteniuk völlig verdient den Weltmeistertitel.

Die Weichen auf Sieg stellte Kosteniuk in der ersten Finalpartie, als sie die positionellen Klöpse ihrer jungen Gegnerin rigoros ausnutzte ((vgl. Alexandra Kosteniuk legt vor)). Direkt in der zweiten Partie hatte sie die Chance für die Vorentscheidung zu sorgen, doch sie liess einige gute Chancen aus.

Kosteniuk, Alexandra (2510) – Hou, Yifan (2557)
FIDE Weltmeisterschaft Frauen Naltschik (6.2), 15.09.2008

Stellung nach 38…Sxe2:

39.bxc6 Der Textzug ist zwar ausreichend, doch 39.Sxf5! hätte die Partie sofort entschieden. Danach hatte Kosteniuk weitere Möglichkeiten die Partie zu gewinnen, doch in einem klar besseren Turmendspiel liess sie die Chinesin ins Remis entwischen, wobei sie am Ende aufpassen musste, nicht noch zu verlieren.

In der dritten Partie hatte die Russin wieder ein klar besseres Turmendspiel.

Hou, Yifan (2557) – Kosteniuk, Alexandra (2510)
FIDE Weltmeisterschaft Damen Naltschik (6.3), 16.09.2008

Stellung nach 46.Kh2:

Das Endspiel sieht zwar klar gewonnen aus, aber Schwarz schaffte wieder nicht den vollen Punkt zu holen. Trotz der verpassten Chancen wurde die Russin nicht nervös und auch in der vierten Partie hatte Hou nicht die geringste Chance, die Partie zu gewinnen und das Match auszugleichen.

Kosteniuk,Alexandra (2510) – Hou,Yifan (2557)
FIDE Weltmeisterschaft Damen Naltschik (6.4), 17.09.2008

Stellung nach 50…Kg8:

Weiss stand während der gesamten Partie nie schlechter und hatte mehrmals die Möglichkeit entscheidenden Vorteil zu erlangen. Kurz vor Schluss, nachdem Hou fehlerhaft spielte, hätte die Russin hier mit 51.Lf3! gewinnen können, stattdessen begnügte sie sich nach 51.Dd5+ Kf8 52.Df5+ Ke7 53.De6+ Kf8 54.Df5+ Kg8 55.Dd5+ Kf8 56.Df5+ mit Dauerschach und sicherte sich den Titel.


(Alexandra Kosteniuk bei den Chess Classic in Mainz)

Kommentare

3 Antworten zu “Sowas von verdient”

  1. Hamburgs langweiligster Schachspieler am 18. September 2008, 10:11

    Der Kardinalaussage des Artikels möchte ich nicht widersprechen, aber die Diagramme hätten eher in den gern gelesenen Artikel „Naltschiker Gurken“ gepasst. Nebenbei frage ich mich, was in der letzten Finalpartie gegen 53.Dg5+ Ke8 54. Dh5+ Ke7 55.Dh4+ Ke8 56.Dh8+ gesprochen hätte.

  2. Georgios Souleidis am 18. September 2008, 10:26

    „Nebenbei frage ich mich, was in der letzten Finalpartie gegen 53.Dg5+ Ke8 54. Dh5+ Ke7 55.Dh4+ Ke8 56.Dh8+ gesprochen hätte.“

    Nichts! Aber Remis hat ihr ja gereicht.

    Wir wollen es mit den Gurken hier nicht übertreiben. Ausserdem habe ich mir nicht alle Partien dieser WM angeschaut.

  3. Lenfant am 18. September 2008, 20:31

    Es ist von einigen (Blog-) Stellen vehement auf die WM eingedroschen worden; einige Argumente waren nachvollziehbar, einiges völlig überzogen. Fest steht: Das Turnier ist vorbei, Alexandra Kosteniuk war irgendwann „einfach mal dran“! Herzlichen Glückwunsch an die neue Weltmeisterin!!!

Einen Kommentar hinterlassen

You must be logged in to post a comment.