Anton Kovalyov

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Wer ist das, werden sich die meisten vielleicht jetzt fragen. Ich gebe zu, dass ich vor einigen Monaten den Namen auch noch nie gehört hatte, doch nach einem Tipp von einem befreundeten Grossmeister wurde mir schnell klar, dass der Name sehr bald in aller Munde sein könnte. Anton ist 16 Jahre alt, internationaler Meister mit Elo 2525 und lebt mit seiner Familie in Montreal.

Der Junge, in Charkiw (Ukraine) geboren, ist hierzulande kaum bekannt, da er sehr spät, mit acht Jahren brachte ihm sein Vater die Regeln bei, Schach spielen lernte. Intensiv mit Schach befasste er sich aber erst, nachdem er und seine Familie im Jahr 2000 nach Argentinien auswanderten. Dort begann er, ein befreundeter Russe sorgte für Schachliteratur, die Bücher von Botvinnik zu studieren. An freien Tagen widmete er sich bis zu zehn Stunden dem Schachliteratur und nachdem er auch von den erfahrenen Grossmeistern Oscar Panno und Pablo Ricardi Unterricht bekam, sorgte er in Buenos Aires, wo er und seine Familie inzwischen lebten, in der Schachszene fur Furore.

Innerhalb von nur sechs Jahren schaffte er es in einem Land, das zwar eine grosse Schachtradition besitzt, aber in dem kaum noch Schach gespielt wird, sich in die argentinische Spitze vorzukämpfen. Seine erste GM-Norm erzielte er im November 2006, die zweite folgte kurze Zeit später. Nach gut sieben Jahren Argentinien entschloss sich aber die Familie vor neun Monaten nach Kanada zu ziehen. Im Interview erklärt Anton, dass das Leben in Buenos Aires unsicher war. Sein Vater und sein Bruder wurden mehrmals Opfer von Kriminellen und dementsprechend ist die Familie nun froh, in Montreal ein sicheres Domizil gefunden zu haben, das auch wirtschaftlich bessere Perspektiven bietet.

Für seine Schachentwicklung bietet Montreal aber keine besseren Bedingungen. Dort gäbe es kaum Vereine und so gut wie gar keine Turniere. Insofern lag es nah, nach Europa zu kommen und einige Turniere zu spielen. Zusammen mit seiner Mutter Tatiana befindet sich Anton seit heute auf einer dreimonatigen Tournee, die hauptsächlich durch Spanien führen wird. Über Benidorm ((Internationales Open Benidorm)) und Salou ((Internationales Open Salou)) führt in sein Weg nach Italien ((Internationales Open Conegliano)) bevor er unter anderem wieder im spanischen Benasque ((Internationales Open Benasque)) um Elo-Punkte, Preise und seine dritte GM-Norm kämpfen wird. Zwischendurch spielt er noch für eine spanische Mannschaft eine Partie. Für gute Konditionen sorgte Javier Moreno Carnero, der aus Argentinien stammt und seit vielen Jahren in Spanien lebt.

Als seine bisher beste Partie betrachtet der 16jährige seinen Sieg gegen den argentinischen Altmeister Miguel Ángel Quinteros aus dem Jahr 2006. Entgegen sonstiger Glanzpartien, die häufig durch taktische Verwicklungen und tollen Opfern herausragen, brillierte er mit einem klaren positionellen Stil. In einer geschlossenen Stellung laviert er über 30 Züge lang, bevor er den entscheidenden Bauernvorstoss am Königsflügel macht. Nachdem er sich dort Vorteile sichert, öffnet er auch den Damenflügel, wonach Quinteros sich nicht mehr behaupten konnte. Für einen Spieler seines Alters hinterlässt diese Partie einen sehr reifen Eindruck.

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Anton Kovalyov

Kommentare

2 Antworten zu “Anton Kovalyov”

  1. schachdet am 25. April 2008, 10:36

    A tal señor, tal honor.

    Könnte ja der Beginn einer neuen Serie sein: die grossen Meister des nächsten Jahrzehnts, oder so ähnlich. (Da die Bundesliga ja pausieren muss.)
    Interessant, die Ukraine scheint viele potentielle „Wunderkinder“ hervorzubringen. Bleibt abzuwarten ob er die Fähigkeiten nutzen kann, wenn ihm in Kanada etwas die Möglichkeiten fehlen. Zu gönnen ist es ihm. Wer in jungen Jahren bereits so geduldig lavieren kann, die Schlussstellung ist echt imposant, aus dem kann wirklich was Grosses werden. Spanien, dazu hattest du ja schon einmal über die guten Spielbedingungen berichtet, scheint noch ein richtiges „Schachland“ zu werden.

  2. Georgios Souleidis am 25. April 2008, 22:39

    Ja Spanien ist ein tolles Land zum Schachspielen. Viele Turniere sowie gute Konditionen und das nicht erst seit gestern. Kein Wunder, dass sich der Junge nebst Mama hauptsächlich dort aufhält während der kommenden drei Monate. Eine Serie über talentierte Jugendliche wäre nett, aber ich glaube, das ist mir zu stressig. Kovalyov war ein Glücksfall, da ich einen Tipp bekam.

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