In der 9. und 10. Runde der Schachbundesliga gab es erstaunlich viele Fehler. Ich habe zwölf Beispiele für diese Folge der Gurken ausgewählt. Viel Spaß.

9. Runde Schachbundesliga:

Balogh,Csaba (2664) – Khenkin,Igor (2655)
SBL 2012/2013 SC Eppingen-Wiesbadener SV, 23.02.2013

Stellung nach 38…h5:

balogh-khenkin

39.h4?? Beraubt sich wichtiger Reservetempi. Der Zug vergibt nicht nur den Gewinn, danach verliert Weiß. Für einen Großmeister dieses Kalibers, auch in Zeitnot, ein krasser Fehler. 39.a3! Kd5 40.a4 Ke5 41.b5 Kd5 42.a5 Kc5 43.b6 axb6 44.axb6 Kxb6 45.Kxd4 usw. 39…Kd5 40.a3 Ke5 und Weiß gab auf wegen 41.a4 Kd5 42.b5 Kc5 43.Ke4 Kc4 44.a5 Kxb5-+ 0-1

Guliyev,Namig (2546) – Geske,Julian (2401)
SBL 2012/2013 SC Eppingen-Wiesbadener SV, 23.02.2013

Stellung nach 15.b4:

guliyev-geske

15…Lxb4?? Sehr naiv. 16.Sxb4 Dxb4 17.La3 Dc4 18.Lxf8 Kxf8 19.Da3+ Kg8 20.Tab1 b6 21.Txb6 1-0

Firman,Nazar (2531) – Spoelman,Wouter (2541)
SBL 2012/2013 SK Turm Emsdetten-SF Katernberg, 23.02.2013

Stellung nach 62…Dd3:

firman-spoelman

In Zeitnot ist das bestimmt nicht einfach, wenn man …Ke1 nebst der „Drohung“ …Df1+ ankommen sieht. Objektiv ist aber nicht viel los. 63.f3? Schwächt empfindlich die eigene Königsstellung. 63.Te7= 63…Lb8? Es sprach nichts gegen den logischen Zug 63…e3 Nach 64.Tf7 Da3 nebst …d4 steht Weiß auf Verlust. 64.f4? 64.Tb6! 64…Ke1! 65.Tf8? Weiß lässt sich matt setzen, aber die Stellung war verloren. 65…Df1+ 0-1

Heinemann,Thies (2479) – Huemmer,Bernd (2211)
SBL 2012/2013 SC Forchheim-Hamburger SK, 23.02.2013

1.e4 Sf6 2.e5 Sd5 3.d4 d6 4.Sf3 Sb6 5.c4 g6 6.exd6 cxd6 7.Sc3 Lg7 8.Le3 0-0 9.b3 Sc6 10.Tc1 Lg4 11.Le2 d5 12.c5 Sc8 13.0-0 Lxf3 14.Lxf3 e6 15.a3 S8e7 16.b4 Sf5 17.Se2 Df6 18.b5 Scxd4 19.Sxd4 Sxd4 20.Lxd4 Dxd4

heinemann-huemmer

Wie man mit Weiß gegen die Aljechin-Verteidigung nicht spielen sollte, zeigte Thies Heinemann am Samstag gegen seinen Forchheimer Gegner. Schwarz gewann in einer Variante, die wahrscheinlich in alten Theoriebüchern erwähnt wird, einen Bauern und was macht er, er bietet in dieser im höheren Sinne gewonnenen Stellung remis an. Unglaublich. ½-½

Izsak,Gyula (2471) – Saric,Ivan (2625)
SBL 2012/2013 SV Hockenheim-SV Griesheim, 23.02.2013

Stellung nach 36…Tc7:

izsak-saric

37.Te2?? Nimmt dem Läufer alle Rückzugsfelder. 37…Ta7 38.Lc4 b5 39.Lxf7 Kxf7 40.Txc6 Ke7 41.Tb6 b4 42.Tb8 Td8 43.Tb6 Tad7 0-1

Volokitin,Andrei (2724) – Mchedlishvili,Mikheil (2651)
SBL 2012/2013 SK Turm Emsdetten-SF Katernberg, 23.02.2013

Stellung nach 36…Kh7:

volokitin-mchedlishvili

37.h4?? Das Endspiel nach 37.De3 Dxe3 38.fxe3 Txb3 ist zwar auch nicht toll, aber nun ist es sofort aus. 37…Df3 38.Te1 38.Dxd5 Dxg4+ 39.Kf1 Dh3+-+ 38…Tb4 39.Te3 0-1

10. Runde Schachbundesliga:

Feygin,Michael (2538) – Janssen,Ruud (2483)
SBL 2012/2013 SV Mülheim Nord-SK Turm Emsdetten, 24.02.2013

Stellung nach 56.a4:

feygin-janssen

56…Lg4?? Gibt die Kontrolle über das Feld a8 auf und wird matt gesetzt. 56…Dg4 57.Sb5+ Ka6 58.Sc7+ Ka7 59.Sb5+ Ka6 60.Dh7 Lb7 61.Sc7+ Ka7 62.Sb5+ Ka6= 57.Sb5+ Kb7 58.Db8+ Kc6 59.Da8+ Db7 60.Sa7+ 1-0

Bluebaum,Matthias (2433) – Thesing,Matthias (2399)
SBL 2012/2013 Werder Bremen-SF Katernberg, 24.02.2013

Stellung nach 17.Sf3:

bluebaum-thesing

Wenn Zeitnot geherrscht hätte, hätte ich die Stellung vielleicht nicht erwähnt, aber wenn man noch genug Zeit hat, dann kann man das korrekt berechnen, zumal es kaum Kandidatenzüge gibt 17…f6? 17…h6! nimmt das Feld g5 unter Kontrolle, ohne die Stellung vor dem König zu öffnen. Da Schwarz 18…Ld5 mit Gewinn der Dame droht, muss Weiß das Dauerschach anstreben. 18.Dd6+ Ke8 19.Dc6+=; 17…Lxb5? 18.Lg5+ f6 19.exf6+ gxf6 20.Lxf6+ Kf7 21.Se5+ Kg8 22.De6# 18.exf6+ gxf6 19.Db7+! Sd7 19…Ke8 20.0-0-0!+- 20.De4+ Le6 21.Dxa8+- Weiß gewinnt entscheidend Material. 21…Lg7 22.De4 Db6 23.0-0 Sab8 24.Tfe1 Sf8 25.Lf4 1-0

Appel,Ralf (2525) – Gordon,Stephen J (2556)
SBL 2012/2013 SV Wattenscheid-SG Trier, 24.02.2013

Stellun nach 39…Kh7:

appel-gordon

40.Sd5?? 40.Dh4+ Kg6 41.Lf4 Dxc3 42.Dg5+ Kh7 43.Dh4+= ergibt Dauerschach. 40…Dc1+?? 40…Dd4+ gewinnt den Springer und die Partie. 41.Kh2 Dh6+ 42.Kg1 Dc1+ 43.Kh2 Dh6+ 44.Kg1 Dc1+ 45.Kh2 ½-½

Berkes,Ferenc (2679) – Piorun,Kacper (2520)
SBL 2012/2013 Wiesbadener SV-SC Eppingen, 24.02.2013

Stellung nach 75.Lf3:

berkes-piorun

Seit fast 40 Zügen steht dieses Endspiel schon auf dem Brett. Schwarz musste eigentlich nur den Durchbruch b5 beachten – was er bestimmt auch getan hat – doch er grief plötzlich fehl. 75…La2?? 75…Le6= hält remis, da auf 76.b5?! axb5 77.Lxc6 bxc6 78.a6 Lc8 möglich ist. 76.b5 Zwar tat sich Weiß noch schwer, doch das gewinnt jetzt. Karsten Müller analysierte dieses Endspiel für die Website der Schachbundesliga. 76…cxb5 77.Lxb7 b4 78.Lxa6 Ld5 79.Ld3 b3 80.Lb1 Lb7 81.Kd3 e4+ 82.Kd4 Ke6 83.Kc3 Kd5 84.h5 Kxc5 85.g5 Ld5 86.gxh6 e3 87.h7 1-0

Hansen,Sune Berg (2566) – Schneider,Ilja (2489)
SBL 2012/2013 Hamburger SK-SF Berlin, 24.02.2013

Stellung nach 22.Txa8:

hansen-schneider

22…Lxa8? Nach 22…Txa8 23.Ld6 ist Schwarz um seine Stellung nicht zu beneiden, aber sofort verlieren muss man nicht. 23.Lh3 und Schneider gab auf wegen 23…Td8 (oder 23…f5 24.Lxf5) 24.Lc7 Tf8 25.Ld6 1-0

Zwanzger,Johannes (2326) – Meyer,Falko (2259)
SBL 2012/2013 SK Norderstedt-SC Forchheim, 24.02.2013

Stellung nach 33…Sxd8:

zwanzger-meyer

34.De5?? Nach 34.Df2 hätte Schwarz aufgeben können, da er den Turm verliert. 34…Dd7 35.Df6 f4 36.Sf2 Dd2 37.Tf1 Sc6 38.Dxg6 Sb4 39.Kg1 De2 40.Dg8+ Ka7 41.Dc4 Dxf3 42.Dd4+? Postiert die Dame unglücklich auf ein „Gabelfeld“. 42.Dc5+ Kb8 43.Te1 Sc6 44.Db6+- 42…Kb8

zwanzger-meyer1

43.Te1?? Das ist der entscheidende Fehler – Dauerschach war offensichtlich noch drin. 43…Tg4+ Das geht jetzt, weil die Dame auf d4 steht. 44.Sxg4 Dxg4+ 45.Kf1 Dh3+ 46.Kg1 46.Ke2 Dg2+ 47.Df2 f3+ 48.Ke3 Sd5+-+ 46…Dg3+ 47.Kf1 Dxe1+ 0-1

Kommentare

13 Antworten zu “Die Gurken des Wochenendes (44)”

  1. Schachkowski am 27. Februar 2013, 16:07

    Ich finde deine Beiträge über die schachgurken so geil und so derbe motivierend 🙂

  2. Ulrich Geilmann am 27. Februar 2013, 20:26

    Lieber Georgios!

    Ich kann Dir in schachlichen Dingen nicht widersprechen. Da bist Du eindeutig besser qualifiziert.

    Ich finde allerdings, dass Matthias Zug 17. …f6 nur bedingt ein „Gurkenzug“ ist. Denn unmittelbar offensichtlich sind die Folgen nur dann, wenn man sich entspannt zurücklehnt, locker analysiert und der Wettkampfdruck nicht da ist. Abgesehen davon wollte Matthias einfach vielleicht zu viel, da die Mannschaft zu diesem Zeitpunkt insgesamt schon bedenklich stand. Da hat’s ihn dann zerrissen. Übrigens fand ich die Partieführung von Schachprinz Bluebaum durchaus beeindruckend.

    Zur Partie von Andrei ist zu sagen, dass zu diesem Zeitpunkt schon viel zu viel schief gelaufen und unser Schachfreund bereits vorher vom Pfad der Tugend abgewichen war. Soweit ich mich erinnere herrschte auch relative Zeitnot. Okay. Keine Entschuldigung, aber vielleicht eine Erklärung. Doch so ist das halt: Fehler sind da, sie müssen nur gemacht werden!

    Ansonsten mal ein großes Lob für Deine Kolumne. Wie immer ein netter Blumenstrauß! Vielen Dank dafür!

    Gruß

    Ulli

  3. [BLOCKED BY STBV] Schachclub Forchheim - Aktuelles am 28. Februar 2013, 18:50

    Bundesliga in Forchheim – das Fernsehen berichtet…

    Das letzte Fünkchen Hoffnung auf den Klassenerhalt ist nach dem Bundesliga-Wochenende in Forchheim verglüht. Mit zwei 2,5:5,5 Niederlagen gegen den Traditionsverein Hamburger SK von 1830 und den Mitaufsteiger SK Norderstedt rutschten wir als einzige…

  4. Rob am 28. Februar 2013, 20:56

    Was die Partie Heinemann vs. Huemmer in dieser Kategorie macht ist für mich ein Rätsel. Ja, sie zeugt nicht von großem Kampfgeist. Aber ich kann mir angesichts der ELO-Differenz vorstellen, dass – hoffentlich nach Rücksprache mit dem Mannschaftsführer – der Spatz in der Hand genommen wurde. Und das ist ok so, der Situation geschuldet und von uns so zu akzeptieren.

  5. Stefan am 01. März 2013, 23:40

    @Rob: Das sehe ich anders. Wenn Forchheim angesichts des Tabellenstandes überhaupt noch was reissen wollte, musste unbedingt ein Sieg gegen Hamburg her. Aber wie, bitte schön, soll man den erreichen, wenn Gewinnstellungen einfach so remis gegeben werden? Natürlich kann es Gründe geben, warum der Mannschaftsführer einem eigentlich indiskutablen Remisangebot zähneknirschend zustimmt, z.B. wenn der Spieler über schlimme Kopfschmerzen klagt oder ähnliches. Aber solche Umstände können auch der Grund für andere der hier aufgeführten Gurken sein – bekanntlich machen gesunde und ausgeruhte Schachspieler keine groben Fehler 😉

  6. Schachexperte am 03. März 2013, 20:25

    Wieder ein sehr schmackhaftes und lecker zubereitetes Menü. Und ich freue mich natürlich darüber, dass Ilja S. auch wieder einen Beitrag geleistet hat. In dieser Rubrik ist er immer herzlich willkommen – und dafür dann lieber weniger Beiträge in der Schach. Ich hoffe, dass die aktuelle Ausgabe ihr Geld wieder wert ist 🙂

    Und jetzt freue ich mich wieder, auf die tollen Radioreportagen aus Deizisau!

  7. Rob am 04. März 2013, 11:50

    @stefan: Das das Remisangebot zumindest diskussionswürdig ist, ist unbestritten, aber es ist nunmal keine Gurke und gehört daher nicht in diese Kategorie. Darauf wollte ich hinaus…

  8. ceterum censeo carthaginem esse delendam... am 06. März 2013, 02:14

    Was soll eigentlich dieses ständige Bashing gegen Ilja S. und dann vor allem noch hier? Schreibt doch nen Leserbrief an die Schach wenn es euch nicht passt! Und vergesst nicht euren Realnamen anzugeben, in seinem anonymen Mauseloch kann sich jeder verstecken, das zählt nicht.

  9. ulrich geilmann am 06. März 2013, 07:37

    Vielen Dank für den letzten Kommentar!

  10. Kommentator am 06. März 2013, 12:05

    @Rob: Ich nehme an, dass die Partie Heinemann – Hümmer nicht nur wegen des schwarzen Remisangebotes aufgenommen wurde, sondern auch wegen der weißen Eröffnungsbehandlung. Als Gesamtwerk hat die Partie in der Gurkenkategorie ihre Daseinsberechtigung (ein IM darf schon wissen, dass die Idee der Woronesch-Variante darin besteht, Schwarz nicht zu …d5 kommen zu lassen, sondern ihm mit 11.d5 zuvorzukommen).

  11. Schachexperte am 12. März 2013, 20:07

    Leserbrief werde ich tatsächlich noch schreiben.

    Auf die anderen Punkte möchte ich hier nicht eingehen, da es nicht in diesen Blog gehört.

    – Nur soviel: Wie es in den Wald hinein schallt, so lallt es heraus 🙂
    – Und da hier die Schach auch beworben wird, gibt es dazu auch Feedback. Die Märzausgabe war ihr Geld wert…

    Und wir freuen uns auf den nächsten Gurkensalat nach der Schlussrunde!

  12. Kommentator am 13. März 2013, 11:57

    Ich vertraue darauf, dass bereits am nächsten Wochenende genügend Gurken für die 45. Folge zusammenkommen.

  13. Schachexperte am 13. März 2013, 21:44

    Stimmt – ich war in meiner Vorausberechnung schon vor Ort in Hockenheim. Sozusagen der 2. Zug vor dem 1. Zug – aber dazwischen gibt es noch ein leckeres Menü in Deizisau. Und natürlich das Kandidatenturnier – hier muss sich die Nr. 1 endlich einmal in einem Wettkampf beweisen!

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