Am Wochenende startete die Schachbundesliga mit ihrer Saison 2012/13. Der Aufreger schlechthin war der „Bindrich-Fall“ in Mülheim, der sich bestimmt rumgesprochen hat. In dieser Rubrik geht es aber wie immer nur um die Gurken – die schlechtesten Züge des Wochenendes.

1. Runde Schachbundesliga:

Landa,Konstantin (2641) – Ruck,Robert (2567)
SBL SV Mülheim Nord-SC Eppingen, 20.10.2012

Stellung nach 39.Txg7+:

landa-ruck

Wohin soll der König? In Zeitnot sind die Kandidatenzüge sicherlich nicht einfach zu berechnen. 39…Kd6?? Das verliert nach einer Reihe von Schachs forciert eine Figur. 39…Kf8! 40.Txg6 Txf2+ 41.Kd1 Txa2 42.Txf6+ Kg7 43.Txf5 Lxa3 44.Ta5 Ta1 45.Kc2 Lb2! 46.Tb5 Ld4= 40.Lf4+ Kc6 41.Tc7+ Kb5 42.Sc3+ Ka6 43.Txc5 1-0

Ribli,Zoltan (2554) – Chuchelov,Vladimir (2543)
SBL SF Katernberg-SV Hockenheim, 20.10.2012

Stellung nach 34.Sxd4:

ribli-chuchelov

Die Stellung ist vollkommen ausgeglichen, aber in Zeitnot sieht man ob des Figurenknäuels im Zentrum schnell Gespenster. 34…Sc5?? Das stellt den Springer so unglücklich auf, dass die kommende Fesselung die Partie für Weiß entscheidet. Stattdessen gab es mehrere Züge, die das Gleichgewicht hielten. 34…Txa2= oder 34…Td2= 35.Tc6 Td2 36.Td8+ Kf7 37.Tc7+ Kf6 38.Tf8+ Ke5 38…Kg6 39.Tc6+ Kh5 40.g4+ Kg5 41.Tf5# 39.Sf3+ Kd6 40.Sxd2 1-0

Kopylov,Michael (2473) – Parligras,Mircea-Emilian (2633)
SBL SK Norderstedt-SG Trier, 20.10.2012

Stellung nach 21.Tae1:

kopylov-parligras

21…Dh5?? Schwarz musste mit 21…0-0 den König unbedingt aus der Schusslinie bringen. 22.Dd6 0-0 Wahrscheinlich hatte sich Schwarz verrechnet und hier etwas anderes geplant. 22…Le6 23.Lxc6+ Kf8 (23…bxc6 24.Dxc6+ Kf8 25.Sxe6+ Kg8 26.Dxa8+ Kh7 27.De4++-) 24.Sxe6+ fxe6 25.Lh6+ Kg8 26.Dxe6+ Kh7 27.Le4++-; 22…Ta7 23.Lxc6+ bxc6 24.Dxc6+ Ld7 25.Txe7+! Kxe7 26.Ld6+ Ke8 27.Te1++- 23.Txe7 Td8 23…Sxe7 24.Dxe7 Lf5 25.Df6+- 24.Sd7+- und 1-0 nach 39 Zügen.

Es folgt ein eher unspektakuläres Beispiel.

Jones,Gawain C B (2641) – Seyb,Alexander (2310)
SBL SC Forchheim-SG Solingen, 20.10.2012

Stellung nach 30.Td7:

jones-seyb

30…Sc5?? Völlig unnötig gibt Schwarz den f-Bauern, dabei war 30…Tc5! gut möglich. Hier muss eher Weiß genau spielen, um nichts einzustellen. 31.Txf7± Das ist natürlich nicht sofort gewonnen, aber letztendlich setzte sich Weiß dank seines Freibauern durch. 1-0 nach 42 Zügen.

Mista,Aleksander (2543) – Pruijssers,Roeland (2519)
SBL Wiesbadener SV-SK Turm Emsdetten, 20.10.2012

Stellung nach 18.Lc3:

mista-pruijssers

18…Da4?? 18…Dc5= 19.Txd6! Eine eiskalte Dusche. 19…Lxc2+ Nach 19…cxd6? 20.De7 ist die Mattdrohung auf g7 nicht vernünftig zu parieren. 20.Kc1 Lf5 21.Td2+- und Weiß verwertete seine Mehrfigur nach 33 Zügen zum Sieg.

2. Runde Schachbundesliga:

Chuchelov,Vladimir (2543) – Acs,Peter (2586)
SBL SC Eppingen-SF Katernberg, 21.10.2012

Stellung nach 39.Td3:

chuchelov-acs

39…gxh4?? Kurz vor der Zeitkontrolle der entscheidende Rechenfehler. 39…cxd5! hält das Gleichgewicht. Nach 40.f3 Dxg3 kann sich Weiß nicht auf e4 bedienen, weil der Turm auf d3 hängt. 40.f3! h3 Nach 40…Dxg3 geht jetzt 41.fxe4, weil die schwarze Dame gefesselt ist. Vielleicht war es das, was Schwarz übersehen hatte. 41.fxg4 hxg2 42.d6 Sxd6 Es gab keine vernünftige Verteidigung gegen die Drohung 43. d7 nebst 44. La5. Freilich spielt Weiß nach 43.Lxd6 mit einer Figur mehr, 1-0 nach 56 Zügen.

Guliyev,Namig (2546) – Thesing,Matthias (2399)
SBL SC Eppingen-SF Katernberg, 21.10.2012

Stellung nach 18.cxb5:

guliyev-thesing

18…Sc5?? Das gibt die Mehrfigur nicht nur zurück, sondern eine weitere gleich hinterher. Schwarz muss sich im folgenden Variantendickicht verrechnet haben. 18…Tec8! 19.bxc6 Lxc6 20.Sd4 Db7 ist völlig unklar. 19.bxc6 Dxc6 19…La6 20.Lxa6 Sxa6 21.e5 usw. ist auf Dauer chancenlos. 20.b4 Dxe4 Das kann Schwarz aber auch nicht gewollt haben. 21.bxc5+- mit Mehrfigur und 1-0 nach 28 Zügen.

Es folgt der Einsteller des Wochenendes.

Wagner,Dennis (2456) – Levin,Felix (2508)
SBL SV Hockenheim-SV Mülheim Nord, 21.10.2012

Stellung nach 29.Sb5:

wagner-levin

29…De6?? Ohne 30.Dxb7 abzuwarten, gab Schwarz auf. 1-0

Dinstuhl,Volkmar (2409) – Huemmer,Bernd (2211)
SBL SV Wattenscheid-SC Forchheim, 21.10.2012

Stellung nach 31…d3:

dinstuhl-huemmer

32.Txd3?? Mann muss sich schon sehr sicher sein, um so einen Zug auszuführen, denn nach Turmtauch auf d3 würde …Sd4 folgen. 32. e3! ist gut.32…Txd3 33.Sc5

dinstuhl-huemmer1

So hat sich Weiß das gedacht. 33…Da2?? Mit dem Zwischenzug 33…Td4! hätte Schwarz die Mehrfigur sichern können. 34.Sxe6 Txa4 35.Sc7 und hier gewinnt wieder der Zwischenzug 35…Sd4-+ – aber auch 35…Tc8 36.Sxa8 Sd4 wäre ausreichend gewesen. 34.Sxd3 Jetzt hat Weiß Vorteil. Es ging zwar nicht korrekt weiter, aber das ist nicht mehr von Belang für diesen Beitrag. 1-0 nach 74 Zügen.

Kommentare

Eine Antwort zu “Die Gurken des Wochenendes (40)”

  1. Gausdal am 26. Oktober 2012, 16:00

    Der Fall Bindrich bietet natürlich reichlich Stoff für Diskussionen.
    Ich bin einerseits der Meinung, dasss sich ein Spieler dem Reglement der Bundesliga durch die Teilnahme unterwirft und damit sein Handy zur Prüfung zur Verfügung zu stellen hat.
    Andererseits kann man auch den Standpunkt verstehen, dass dies einen erheblichen Eingriff in die Privatsphäre darstellt.
    M.E. sollte der Mannschaftsführer oder der Schiedsrichter zu Beginn des Kampfes alle Handys einsammeln, währenddessen wird es ohnehin vom Spieler nicht benötigt und für unbefugten Zugriff gibt es PINs.
    Okay, werden einige sagen, da war ja noch der Trick mit dem Zweithandy. Wer dann allerdings mit einem solchen angetroffen wird, braucht dessen Inhalt m.E. gar nicht zu offenbaren, sondern wird einfach genullt.

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