So langsam mutiert „Entwicklungsvorsprung“ zum Gurkenblog…Muss mir echt mal ein paar neue Sachen einfallen lassen. Bevor das passiert – und das kann dauern, dürft ihr die gröbsten Fehler des letzten Bundesligawochenendes genießen.

12. Runde Schachbundesliga:

Brandenburg,Daan (2522) – Seger,Ruediger (2390)
SBL 2011/12 SK Turm Emsdetten-SG Trier (12.6), 17.03.2012

Stellung nach 40.Tf1:

brandenburg-seger

40…De6?? Nach 40…De4! hat Schwarz genug Aktivität, um trotz Minusbauer die Balance zu halten. 41.Dh4+ würde nicht zum Erfolg führen, da 41…Ke6 möglich ist. 42.Dd8 Te1+ 43.Txe1 Dxe1+ 44.Ka2 De4! und Weiß kann sich nicht auf ein Bauernendspiel einlassen, da sein König zu weit weg vom Geschehen ist. 41.Dh4+ Kd6 41…Kd7 42.Tf7++- 42.Dd8+ Dd7 43.Dg5 Te7 43…De6 44.Dc5+ Kc7 45.d5 Te1+ 46.Ka2!+- 44.Dc5+ Kc7 45.d5 1-0

Es folgen gleich drei Fragmente aus dem Kampf Dresden-Solingen, die zeigen, dass die Sachsen in diesem Kampf einen Punkt hätten holen können, statt mit 3:5 zu verlieren.

Ragger,Markus (2655) – Almasi,Zoltan (2710)
SBL 2011/12 USV TU Dresden-SG Solingen (12.1), 17.03.2012

Stellung nach 31.Txc3:

ragger-almasi

Die Fesselung des Springers auf d4 sollte spielentscheidend sein. 31…Se4? Lässt komplett die Luft raus. Mit 31…Se6 konnte Schwarz entscheidend den Druck erhöhen. 32.S6f5 Sxd4 33.Sxd4 Le2! und Schwarz gewinnt Material. 34.Tb3 (34.Td2?? Db1+ 35.Kg2 Df1#) 34…Dc5 35.Tbb1 Lxd1 36.Txd1 Txa2-+ 32.Sxe4 dxe4 33.Sf5 Txa2 34.Te3 Ld3?! 34…Db2! 35.Dg5 g6 36.Sh6+ Kg7? Mit 36…Kh8! 37.Sg4 Td2 38.Tde1 Dd8 39.Dh6 Tg8 40.Sf6 Tg7 kann sich Schwarz noch halten. 37.Sg4 Tg8?? und Schwarz gab gleichzeitig auf, da der Angriff durchdringt. 38.Dh6+ Kh8 39.Sf6 Tg7 40.Sxh7! Txh7 41.Df8# 1-0

Socko,Bartosz (2628) – Sandipan,Chanda (2640)
SBL 2011/12 USV TU Dresden-SG Solingen (12.2), 17.03.2012

Stellung nach 30.Sa5:

socko-sandipan

30…Td1?? 30…Th5! hält Remis 31.Sxc6 (31.La3 c5! und nur Schwarz kann auf Gewinn spielen. 31.Lf4?! Lxa5 32.Ld6 The5 ist sogar besser für Schwarz) 31…Txh2+ 32.Kf1 Th1+ 33.Kg2 Th2+ mit Dauerschach. 31.Sxc6 Te2 32.La3+ Ld6 Darauf hat sich Schwarz vielleicht verlassen, doch nun folgt der Zwischenzug 33.Lb3! Tdd2 34.Lc1 und der Turm hat kein Feld mehr. 34…Tc2 35.Lxc2 Txc2 36.Sd4 1-0

Nikolic,Predrag (2636) – Maiwald,Jens-Uwe (2459)
SBL 2011/12 USV TU Dresden-SG Solingen (12.5), 17.03.2012

Stellung nach 32.Dxe2:

nikolic-maiwald

32…Dxc3?? Warum nicht zuerst 32…Lxf5+? Nach 33.Kh2 (33.g4?? Dxc3+-+ mit Schach.) 33…Dxc3 34.Txd5 Le6 befindet sich die Stellung im dynamischen Gleichgewicht. 33.Txd5 Lc6 34.Se5 34.Dh5+- Weiß gewinnt in der Folge, weil der Punkt f7 nicht zu verteidigen und die damit einhergehenden Drohungen nicht abzuwehren sind. 34…Lxd5 35.Lxd5 Dd2 36.Dc4 Dg5 37.Sxf7 Dh5+ 38.Kg2 Ld2 39.Lf3 1-0

Braun,Arik (2560) – Handke,Florian (2518)
SBL 2011/12 SC Eppingen-SV Wattenscheid (12.6), 17.03.2012

Stellung nach 39…Dd7:

braun-handke

Weiß am Zug hatte hier noch ca. acht Minuten auf der Uhr, vergrub sich in die Stellung und…ließ die Zeit ablaufen. Ich sprach mit Arik am Telefon über diesen Fauxpas. Er nahm es in seiner typischen Art ganz locker: „Ich wollte schon immer in deiner Rubrik erwähnt werden :D. Na ja, eigentlich war ich ein wenig verärgert darüber, dass ich meinen Vorteil verspielt hatte und vergaß beim Nachdenken einfach die Zeit.“ Objektiv ist die Stellung übrigens Remis. Nach 40.Txc5 Dd2+ 41.Kh3 Txc5 42.Dxc5 De2 hat Schwarz genügend Gegenspiel und die Partie wird im Dauerschach enden. 0-1

Neubauer,Martin (2431) – Schmittdiel,Eckhard (2466)
SBL 2011/12 SV Hockenheim-Hansa Dortmund (12.4), 17.03.2012

Stellung nach 31…g4:

neubauer-schmittdiel

32.d7?? Das kann nur ein Rechenfehler sein. Diesen Bauern würde man sonst nicht einfach so hergeben. 32.Lxb5! axb5 33.Sb6+- mit der Drohung 34. d7 bzw. den a-Bauern laufen zu lassen, gewinnt glatt. 32…Lxd7 33.Tfd1 Dc8 Mit Angriff auf den Läufer c5. 33…Sd4! war auch möglich. 34.Lf2?!34.Lxb4! Weiß verliert vollkommen den Faden und setzt… 34…Lf5 35.De2 g3 35…e4! 36.Lb6 Lf8 37.Td5 Tc6

neubauer-schmittdiel-1

…mit 38.b3?? dem Ganzen die Krone auf. Neubaur gab wegen 38…Sc3 auf, hätte sich aber vielleicht noch 39.Dd2 Sxa4 40.Txa4 Txc4! 41.bxc4 Dxc4-+ usw. zeigen lassen sollen. Statt 38.b3?ß ist 38.Sd2 unklar. 0-1

Es folgt ein weiterer dicker Bock aus diesem Kampf, dieses Mal allerdings auf der anderen Seite.

Karger,Frank (2233) – Rau,Hannes (2464)
SBL 2011/12 SV Hockenheim-Hansa Dortmund (12.7), 17.03.2012

Stellung nach 33…Da6:

karger-rau

34.a4?? Ein übler Einsteller. 34.Db5= Auch wenn Schwarz die bessere Leichtfigur hat, wird Weiß die Stellung immer blockieren können. 34…Sxe4 35.Kxe4 Dxc4+-+ 36.Ke3 Df4+ 37.Kd3 c4+ 38.Kc2 De4+ 39.Kc1 Dh1+ 40.Kc2 Dxd5 0-1

Ghaem Maghami,Ehsan (2583) – Fridman,Daniel (2652)
SBL 2011/12 Hamburger SK-SV Mülheim Nord (12.2), 17.03.2012

Stellung nach 40.Txd5:

ghaem-maghami-fridman

40…Db7?? 40…De6! 41.Txe5 (41.Se3?? Dh3+-+; 41.Td2 Kh8! und der weiße König gerät bald unter Beschuss) 41…Dxe5 42.Sxh6+ Kg7 43.Sf5+ Kh8! und hier muss Weiß superpräzise spielen, um nicht zu verlieren. 41.Se3! Weiß leitet in ein gewonnenes Endspiel über. 41…Txf1 42.Dg6+ Dg7 43.Dxg7+ Lxg7 44.Kxf1+- Se4 45.Td8+ Lf8 46.Ta8 Sxc3 47.Txa7 Lc5 48.Sxc4 Kf8 49.a5 Sxb5 50.Ta8+ Ke7 51.axb6 1-0

13. Runde Schachbundesliga:

Polzin,Rainer (2469) – Feygin,Michael (2521)
SBL 2011/12 SV Mülheim Nord – SF Berlin (13.5), 18.03.2012

Stellung nach 53…Te2+:

polzin-freygin

Wie soll Weiß auf das Schach reagieren? 54.Kd4? 54.Le4 Txe4+ (54…c1D 55.Dd6+ Kc8 56.Da6+ Kd8 57.Dd6+ usw. ergibt Dauerschach.) 55.Kxe4 c1D 56.Df5+ Kd6 (56…Kc6?? 57.Dc8++-) 57.Dxb5 ist theoretisch remis. 54…c1D 55.Df5+ Kc7 Mit dem gegnerischen König auf d4 kann sich der schwarze Monarch über die dunklen Felder am Damenflügel in Sicherheit bringen. 56.Df7+ Kb6 57.Db7+ Ka5 58.Dxa7+ Kb4 59.Kd3 Dd2# 0-1

Die folgende Stellung hatte ich schon auf der Website der Schachbundesliga veröffentlicht, sie gehört aber auch in diese Rubrik.

Zherebukh,Yaroslaw (2580) – Firman,Nazar (2517)
SBL 2011/12 SF Katernberg – Hamburger SK (13.3), 18.03.2012

Stellung nach 25.b4:

zherebukh-firman1

Die „Drohung“ 26. Lxf6 nebst 27. Se4 ist sehr unangenehm für Schwarz und deswegen entschließt er sich zum radikalen Vorgehen mit 25…d5?!, das aber nur funktioniert, wenn er nach 26.Dxe5 nicht mit 26…Ld6?? fortsetzt. Stattdessen hätte Firman 26…Lxb4! 27.Dxe8! Dxe8 28.axb4 anstreben müssen. Die Materialverteilung mit Turm und zwei Läufern gegen Dame und Bauer dürfte Weiß favorisieren, doch es wäre nichts entschieden. 27.Dxf6! Ein böses Erwachen. Da auf 27…gxf6 28.Lxf6+ Kg8 29.Tg4+ folgen würde, gab der Nachziehende auf. 1-0

Kommentare

5 Antworten zu “Die Gurken des Wochenendes (38)”

  1. Torsten Schulte am 23. März 2012, 13:18

    Hallo,

    interessant wäre vielleicht auch unsere (Eppingens) Partie von Tiviakov aus Runde 12.
    Wenn er am Ende den Turm auf d3 schlägt (statt Df6??) kann er das Endspiel Turm + 4 Bauern gegen Dame und 3 Bauern Remis halten, auch wenn Fritz +4,3 schreibt.

  2. Georgios Souleidis am 23. März 2012, 21:54

    Ja, ich denke auch, dass das Endspiel remis sein sollte und hab mich auch beim Nachspielen ein wenig gewundert, dass euer Mann das nicht gespielt hat. Aber ne Gurke ist es für mich nicht.

  3. Sven am 26. März 2012, 16:45

    Hallo,

    die genannte Partie Appel-Tiviakov hätte eine Rubrikteilnahme wirklich verdient gehabt. Dass auf diesem Niveau beide (!!) Spieler übersehen, dass nach 26. fe3: auf der c-Linie für Weiß etwas hängen bleibt und die Partie direkt vorbei ist, finde ich einen seltenen Fall beidseitiger Schachblindheit.

  4. Gari am 20. April 2012, 09:15

    Wo bleibt denn der griechische Gurkensalat oder muss die Schachküche an diesem Wochenende kalt bleiben?

  5. Georgios Souleidis am 20. April 2012, 11:13

    Kommt heute noch, versprochen.

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