Stefan Kalhorn wies mich in den Kommentaren meines letzten Beitrages (( Vgl.: http://entwicklungsvorsprung.de/?p=239)) darauf hin, dass ihn das Endspiel an eine Partie zwischen Karpov und Kasparov erinnere. Da meine schachhistorischen Kenntnisse ausserordentlich bescheiden sind, musste ich in meiner Datenbank nachschauen und siehe da, er hatte Recht. Mir fiel sogar ein, dass ich sogar ein Endspielbuch besitze, das ich in meiner Jugend wohl mal studiert hatte. Da dieses Endspiel wohl in vielen Büchern analysiert wurde, möchte ich hier keine neuen Analysen hinzufügen und weise nur auf eine bestimmte Stellung hin, die deutlich macht, wie die Partei mit dem guten Springer vorgehen muss, falls sie Gewinnchancen wahrnehmen möchte:

Karpov,Anatoly (2705) – Kasparov,Garry (2715) [D34]
World Championship 31th-KK1 Moscow (9), 05.10.1984

Diagramm1
47.Sg2! Nach 47.gxh4? wäre dem weissen König der Zugang zur schwarzen Stellung verwährt geblieben, wonach das Remis unausweichlich gewesen wäre. Allerdings war 47.Sg2! nicht so schwierig zu berechnen, da das materielle Gleichgewicht schnell wieder hergestellt wird. Der Rest erfolgt ohne Kommentare, da alles in Datenbanken und verschiedenen Büchern wiederzufinden ist. 47…hxg3+ 48.Kxg3 Ke6 49.Sf4+ Kf5 50.Sxh5 Ke6 51.Sf4+ Kd6 52.Kg4 Lc2 53.Kh5 Ld1 54.Kg6 Ke7 55.Sxd5+ Ke6 56.Sc7+ Kd7 57.Sxa6 Lxf3 58.Kxf6 Kd6 59.Kf5 Kd5 60.Kf4 Lh1 61.Ke3 Kc4 62.Sc5 Lc6 63.Sd3 Lg2 64.Se5+ Kc3 65.Sg6 Kc4 66.Se7 Lb7 67.Sf5 Lg2 68.Sd6+ Kb3 69.Sxb5 Ka4 70.Sd6 1-0

Die goldene Regel in solchen Endspieltypen lautet: Die Partei mit dem guten Springer muss versuchen, häufig durch ein temporäres Bauernopfer, mit dem eigenen König in die gegnerische Stellung einzudringen.

Weiteres Anschauungsmaterial bietet die Partie Saidy-Fischer, New York 1964.

Kommentare

2 Antworten zu “Wacher Springer vs. müder Läufer”

  1. Schachblog rank zero am 10. Juli 2007, 08:56

    Schwer zu berechnen ist 47. Sg2 nicht, aber schwer zu sehen. Es ist kein Zufall, dass das ganze Kasparow-Team diese Möglichkeit bei der Analyse der Hängepartie ausser Acht gelassen hat: Wenn man in der Analyse den Tausch ausführt, nimmt man meist einfach automatisch die g-Bauern vom Brett, und die Diagrammstellung kommt gar nicht vor!

    Didaktisch interessanter ist also eigentlich das Diagramm vor 46…gxh4? mit der Frage „schlagen oder nicht schlagen“.

    Lt. Karpow hat diese Partie übrigens zu einem schweren Zerwürfnis zwischen Kasparow und seinen Sekundanten geführt. Natürlich nicht untypisch für Garik, dass er die Schuld allein bei den Helfern suchte und sich nicht fragte, warum er sich blind auf deren Remisweg verlassen hatte.

  2. alms am 11. Juli 2007, 15:04

    Zum Experten für Schachgeschichte möchte ich deswegen aber lieber nicht gleich ausgerufen werden. Dafür gibt es ganz andere Leute.

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