Dez
28
Am 27. Dezember nahm ich am Weihnachts-Schnellturnier des Schachclubs Bayer Leverkusen teil. Es war mit einem Großmeister und insgesamt acht Titelträgern nicht besonders stark besetzt. Unter ihnen war Karl-Heinz Podzielny, einer im Ruhrgebiet Kultstatus genießender Spieler, dabei. Gesundheitlich ist er inzwischen angeschlagen, doch lässt er es sich nicht nehmen, regelmäßig an Schnellturnieren teilzunehmen. In der letzten Runde war ich schnell fertig und beobachtete seine Partie gegen den an eins gesetzten Mikhail Zaitsev.
„Potzblitz“ musste gewinnen, um in die Preisränge zu gelangen. In der folgenden Stellung hatte er noch ca. eine Minute Zeit für den Rest der Partie im Gegensatz zu Zaitsev, der noch drei bis vier Minuten übrig hatte.
Zaitsev,Mikhail (2496) – Podzielny,Karl-Heinz (2458)
33. Weihnachts-Schnellturnier Leverkusen (9), 28.12.2011
Stellung nach dem X. Zug:
Die Stellung sieht auf dem ersten Blick gewonnen aus für Weiß, da er über einen mächtigen Freibauern verfügt. Schwarz hat seine Figuren aber so optimal augestellt, dass eine schöne taktische Ressource das Remis rettet. Ich muss noch erwähnen, dass ich mich nicht mehr erinnere, ob der Bauer auf a5 oder a6 stand, aber das würde nichts an der Situation ändern. 1…h5 Zwingt die Dame auf ein Feld, von dem sie den Springer nicht mehr verteidigt. 2.Dg5 Txf3! 3.gxf3 Te5! Die Pointe. Die Dame wird abgelenkt. 4.Dg2 Sf4 5.Dg3 Se2 6.Dg2 Schwarz hätte jetzt mit 6…Sf4 das Remis durch Zugwiederholung forcieren können, doch da dieses Ergebnis wie gesagt nicht für einen Preis gereicht hätte, zockte Podzielny weiter und verlor.
Die Sequenz an guten Zügen hat mich – und das ist auch der Grund, warum ich diesen Beitrag poste – echt beeindruckt, insbesondere weil Schwarz so gut wie keine Zeit mehr hatte. Sie zeugt von einem feinen Gespür für taktische Möglichkeiten. Ich stand hinter Podzielny und hatte das alles gar nicht gesehen.
Anbei noch der Link zur Tabelle.
Karl-Heinz Podzielny muss einfach auf jeden der eine gewisse Schachleidenschaft besitzt und einen Blick fürs Wesentliche hat eine spannende Erfahrung sein. Dieser Mann hat so viel erzählenswertes erlebt, dass wenn man sich mit Ihm unterhält, man am liebsten ein Aufnahmegerät dabei haben möchte. Natürlich ist er keine Zierde unter Caissas Blicken, aber ich hörte Caissa war wohl blind / wen wunderts. Bei unserem letzten Zusammentreffen hat er meine Kids im Auto auf dem Weg zum Bahnhof mit seinem Wackelzahnspiel begeistert, so dass heute noch meine Kinder freiwillig und das mehrfach täglich die Zähne schrubben. Ich mag ihn – so wie er ist – auch wenn er sicher das ein oder andere Mal eher durch seine Exzentrik aufgefallen sein mag, wie durch sein Können am Brett. Respekt Karl-Heinz Podzielny.
K.H. Podzielny konnte ich auch mal bei so einem Husarenstreich beobachten.
Für mich das Highlight war mal eine Partie des jungen Lobron in der Bundesliga: Er stand mit Schwarz schlecht und hatte noch etwa 8 Züge zu machen und absolut keine Zeit mehr.
Er schaffte die Zeitkontrolle wie durch ein Wunder und stand zusätzlich sogar besser!
Das werde ich wohl nicht vergessen, ist fast 30 Jahre her.
Schade, hätte bei dem Turnier auch gerne den Klassiker, die Partie Souleidis – Siebrecht verfolgt! 😉
Lieber Max! Zuerst einmal ALLES GUTE für Dich und Deine Familie (hoffentlich noch ohne jegliche Wackelzähne) im Jahr 2012!
Nach dieser Lobeshymne habe ich bereits jetzt Sehnsucht (Schnellturnier Plettenberg?) Dich wieder zu sehen!
Herzliche Grüße! Karl-Heinz
Lieber Karl-Heinz! Icch wünsche Dir ebenfalls alles Gute für 2012, vom Besten nur das Beste und vorallem bleib/oder werd gesund (je nach Sichtweise und jeweiligem Empfinden)! Die Wackelzähne wurden fein säuberlich von der Zahnfee entsorgt und durch (unnötigen aber dennoch gewünschten) Elektro-Plunder vergütet. Was bringt Dir eigentlich die Zahnfee?! :)) Schnellturnier Plettenberg: das ist natürlich immer eine gute Wahl und ein Muss für mich 🙂 Na dann hoffen wir doch mal, dass daraus auch was wird und wir uns dort wiedersehen! Bis dann, herzliche Grüße von uns allen. Max Bouaraba
K.-H. Podzielny ,,Podz„ ist für mich ein großes Idol im Schach, wenngleich es wohl noch viele andere gute bis sehr gute Spieler gibt. Aber irgendwie bin ich ein sehr großer Verfächter von ihm“