Guten Morgen Kafka

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Die Nacht war kurz, der Protagonist will schlafen, da klingelt in aller herrgottsfrüh das Telefon und er saust nichtsahnend und gerädert ans Gerät.

„Guten Morgen, ich hoffe, ich belästige sie nicht, aber ich rufe an bezüglich einer Angelegenheit, deren Aufschub ich nicht mehr verantworten möchte. Sie sind ja derjenige, der darüber schreibt und deswegen rufe ich sie an. Entschuldigen sie, falls ich sie belästige, aber es ist wichtig. Es verhält sich nämlich so. Ich habe hier eine Familie, die will hierhin kommen. Die Frau ist Akademikerin, der Sohn 14 und sehr talentiert in dem worüber sie schreiben und er spricht viele Sprachen und man muss diesen Leuten doch helfen. Es sind simple Menschen in diesen Dingen und gerade deswegen. Ja und dort läuft es ja nicht mehr so und mit dem Ex ist für die Frau auch alles verwickelt. Da geht einfach nichts mehr…“

„Boah, ne, ne?“, denkt sich der im Halbschlaf befindliche Protagonist.

„…und da ich sie über das Netz gefunden habe, da sind sie ja an vielen Stellen, hoffte ich, dass sie mir in dieser Angelegenheit, über die sie ja wirklich häufig schreiben, helfen können. Ich hoffe, dass ich sie nicht belästige. Sie sind ja derjenige, der Ahnung hat. Und dieser Junge gehört zu den zehn besten dort. Man muss den Menschen helfen. Ich kümmere mich um sie, ich lebe hier in BH und bin bei der Stadt als Verwaltungsbeamter angestellt. Aber von der Sache, über die sie schreiben, habe ich keine Ahnung. Was kann man da machen? Der Junge muss gefördert werden. Die Mutter braucht einen Job, aber wichtig ist, dass der Junge, in dem worüber sie schreiben…, wie kann man da was machen?“

„Sobald die Familie hier ist, soll sich der Junge einen Verein suchen und falls er wirklich Talent hat, wird sich alles weitere von alleine zeigen.“

„Aha, ich habe mir gedacht, dass ich vielleicht den Präsidenten eines örtlichen Klubs anschreibe und…“.

„Unfug. Was soll diese formale Herangehensweise? Einfach anmelden, sobald die Familie hier und – wie gesagt – wenn er wirklich so talentiert ist, dann wird sich der Rest von alleine ergeben.“

„Ja, meinen sie? Aha, sie müssen das ja wissen. Aber man muss diesen Leuten ja auch helfen…“

„Hören sie. Sie dürfen mich gerne wieder anrufen und um Rat fragen, sobald die Familie hier ist.“

„Ja, danke. Ich hoffe, ich habe sie nicht belästigt. Es ist ja auch früh…“

„Doch, sie haben mich belästigt, aber nichts für ungut.“

„Ok, danke, haben sie vielen Dank.“

Kommentare

3 Antworten zu “Guten Morgen Kafka”

  1. Max Bouaraba am 30. Juli 2011, 13:41

    köstliche comedy… manche Leute habens echt drauf… ich nehme an, Du gibst das auch in der Art der Formulierung 1:1 wieder, weswegen ich jetzt einfach mal annehme, der Patient stammt aus dem Ostblock? (no offend – just personal experience)

  2. Max Bouaraba am 30. Juli 2011, 13:51

    wie früh war „früh“ den nun eigentlich? 🙂 (muss immer noch lachen…)

  3. Georgios Souleidis am 30. Juli 2011, 21:24

    Es war nicht besonders früh, aber die Nacht war sehr kurz 😀

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