Am Wochenende fanden die 10. und 11. Runde der Schachbundesliga statt. Im Gegensatz zu sonstigen Doppelrunden wurden mehr grobe Fehler am Samstag produziert. Der frühe Rundenbeginn am Sonntag macht sich also nicht immer negativ auf das Spielniveau bemerkbar.

10. Runde Schachbundesliga:

Martin Krämer hat schon eine GM-Norm sicher, ließ es aber in der folgenden Partie bestimmt nicht deswegen an der nötigen Konzentration vermissen.

Kraemer,Martin (2516) – Gharamian,Tigran (2658)
SBL 1011 SC Remagen – SF Berlin (10.1), 26.02.2011

Stellung nach 16…Tfc8:

kraemer-gharamian

17.Sd4? Stellt einen Bauern und im höheren Sinne die Partie ein. 17…Lxh3! 18.Lh1 18.Lxh3 geht nicht wegen 18…Txc3! 19.Dxc3 Sxd5-+ 18…Sd7 mit klarem Vorteil für Schwarz, 0-1 nach 27 Zügen.

Tomi Nyback und Daniel Hausrath lieferten sich einen heißen Kampf. In Zeitnot gewann vielleicht der Glücklichere.

Nyback,Tomi (2635) – Hausrath,Daniel (2537)
SBL 1011 Werder Bremen – SV Mülheim Nord (10.6), 26.02.2011

Stellun nach 36.Ld6:

nyback-hausrath

In Zeitnot ist es natürlich nicht einfach kühlen Kopf zu bewahren. 36…Df7? Es musste 36…Dc6 geschehen. Nach z. B. 37.Te7 Tf7 38.De5 Txe7 39.Dxe7 Dc8 sind alle kritischen Felder gedeckt und die Mehrqualität sollte sich auf Dauer durchsetzen. 37.Te7 Weiß gewinnt, da der Turm auf e8 eindringt. 37…Df6 38.Te8+ Kg7 39.Lf8+ Kf7 40.Dd7+ 1-0

Man sollte immer „zwei Mal hinschauen“, bevor man zieht. Davon zeugen insbesondere die nächsten drei Beispiele.

Glek,Igor V (2467) – Meyer,Malte (2348)
SBL 1011 Delmenhorster SK – SF Katernberg (10.5), 26.02.2011

Stellung nach 15.Db3:

glek-meyer

15…Lxc3? Stattdessen musste 15…Sc6! geschehen. Schwarz hatte den folgenden Einschlag gesehen, sich aber nicht die Mühe gemacht, ihn durchzurechnen. 16.Txf7! Danach ist es sofort aus. 16…Kh8 16…Txf7 17.Tf1 De7 18.Txf7 Dxe3+ 19.Tf2+ Kh8 20.Dxc3+- 17.Dxc3 und Schwarz gab auf, da er ob der geschwächten Grundreihe Materialverlust nicht vermeiden kann. 1-0

Kuegel,Tobias (2012) – Kotainy,Jens (2343)
SBL 1011 Delmenhorster SK – SF Katernberg (10.8), 26.02.2011

Stellung nach 24.Se4:

kuegel-kotainy

24…Lxe4? Danach gleitet die Partie ins Remis ab. Stattdessen hätte 24…Lg4! wegen der schlechten Stellung des weißen Königs Material gewonnen. 25.Kd2 Th1 26.g3= und Remis nach 41 Zügen.

Giri,Anish (2677) – Meijers,Viesturs (2502)
SBL 1011 Nickelhütte Aue – Turm Emsdetten (10.1), 26.02.2011

Stellung nach 16.Db1:

giri-meijers

16…h6? Nicht weit genug gerechnet. 17.Lxf6 gxf6 17…Dxf6 18.Se4 De7 19.Sxc5 Dxc5 20.b4+- 18.Se4 La7 19.Td7! Vielleicht hatte Schwarz diese Ablenkung nicht berechnet. 19…Dxd7 20.Sxf6+ Kg7 21.Sxd7+- und 1-0 nach 34 Zügen.

Die folgende Partie verlief auf des Messers Schneide mit dem glücklicheren Ende für den Holländer Pruijssers.

Pruijssers,Roeland (2483) – Melamed,Tatiana (2353)
SBL 1011 Nickelhütte Aue – Turm Emsdetten (10.5), 26.02.2011

Stellung nach 39.Dxa6:

pruijssers-melamed

Hier müsste Schwarz den Bauern auf h4 nehmen und hoffen, dass es zum Remis reicht. Aber es kam – ich gehe davon aus in Zeitnot – 39…Txc2? und nach 40.Txg6+! stand Weiß auf Gewinn. 40…Kh8 40…hxg6 41.Dxg6+ Kh8 42.Txc2+- 41.Txc2 Tf1+ 42.Ka2 Dd5+ 43.b3 hxg6 44.Dxg6 1-0

Wattenscheid verlor trotz großer nomineller Überlegenheit gegen Bayern München, u. a. wegen der zwei folgenden Geschichten.

Bartel,Mateusz (2599) – Renner,Christoph (2420)
SBL 1011 Bayern München – SV Wattenscheid (10.3), 26.02.2011

Stellung nach 23…Le6:

bartel-renner

24.Ka1? Stellt Material ein. Weiß musste sein Heil in 24.Dxb7 suchen. Die Stellung ist verworren. 24…Tf7 25.Dd6 25.Da5 Dxh2-+ 25…Td7 und die Dame hat kein Feld mehr. 0-1

Beim Stand von 3,5:3,5 lief noch die folgende Partie.

Reich,Thomas (2350) – Appel,Ralf (2547)
SBL 1011 Bayern München – SV Wattenscheid (10.6), 26.02.2011

Stellung nach 59…d3:

reich-appel

Weiß steht seit geraumer Zeit auf Gewinn, tat sich mit der Verwertung etwas schwer. 60.Ta3? 60.Ta4!+- 60…Lb3 Jetzt ist der d-Bauer plötzlich saustark. 61.Se4+ Kf4 61…Kxg4! 62.Sc5 62.Sd2! 62…d2 63.Sd3+ Kxg4 64.Sxb4 d1D+ 65.Kh2

reich-appel1

65…Dc1? 65…Dd4! mit der Dauerschachidee 66…Df4+ nebst 67…Dc1+ macht Remis und hätte Wattenscheid das 4:4 gesichert. So aber folgte jetzt 66.Sd3! Dxa3 67.b8D und Weiß verblieb mit einem leicht gewonnenen Endspiel, 1-0 nach 94 Zügen.

11. Runde Schachbundesliga:

Wie gesagt, der Sonntag verlief erstaunlicherweise mit viel weniger Fehlern.

Efimenko,Zahar (2683) – Bischoff,Klaus (2553)
SBL 1011 SF Katernberg – Werder Bremen (11.3), 27.02.2011

Stellung nach 46.dxe5:

efimenko-bischoff

Klaus hatte sehr gut gegen Efimenko mitgehalten, beging hier aber einen entscheidenden Fehler. 46…S6c5+? Das vernachlässigt die Deckung des Läufers f8 mit tödlichen Konsequenzen. Mit 46…Kf7! hätte Schwarz noch kämpfen können. 47.Kd4 Ta1 48.Sxf8 Kg7 49.Kxd5! und Weiß gab auf, da auf 49…Txc1 50.Se6+ folgt 1-0

Nisipeanu,Liviu-Dieter – Gonda,Laszlo
SBL 1011 OSG Baden Baden – SG Trier (11.4), 27.02.2011

Stellung nach 22.Kf3:

nisipeanu-gonda

Schwarz musste hier unbedingt den Springer d4 schlagen. Stattdessen geschah 22…The8? wonach der Einschlag 23.Sxc6! folgte. 23…bxc6 24.Txc6+ Kd7 25.Db5 Tb8 26.Tb6+ 1-0

Kommentare

Eine Antwort zu “Die Gurken des Wochenendes (30)”

  1. Lothar McEnreetz am 08. März 2011, 16:24

    Vielen Dank für die Ausarbeitung und Einweisung in die höheren Gefilde der edlen Schachkunst ! HG – L. McEnreetz

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