So, da sind sie endlich. Die Gurken des letzten Bundesliga-Wochenendes. Ich hatte den Beitrag schon fertig, dann fiel mir ein, dass ich ja noch die 7. Runde einfügen muss…ähhhh. Ok, insbesondere die 9. Runde beinhaltet zwei unglaubliche Einsteller für das Niveau.

7. Runde Schachbundesliga:

Luch,Michal (2385) – Nyback,Tomi (2635)
SBL 1011 Werder Bremen – Delmenhorster SK (7.5), 08.10.2010

Stellung nach 9.Lg2:

luch-nyback

9…c5?? Lässt den folgenden Einschlag zu. 9…Sxe5 10.dxe5 Sd5 war angebracht. 10.Sxf7! Lxf3 Versucht zu verwickeln, ist aber genauso aussichtslos wie 10…Kxf7 11.Sg5+ Ke7 12.Lxb7+- 11.Sxd8 Lxg2 12.Sxe6 Lxh1 13.f3 und 1-0 nach 26 Zügen.

Berger,Steve (2423) – Thiede,Lars (2445)
SBL 1011 SF Berlin – Hamburger SK (7.7), 13.11.2010

Stellung nach 32.h6:

berger-thiede

Diese Partie wog hin und her. Insbesondere Schwarz ließ einige Gewinnmöglichkeiten aus. Z. B. hier: 32…Lf8? 32…Lxa3 33.Lxa3 Txa1 34.Kg2 Te1 35.Lf8 Te8 36.Lg7 d3-+ 33.Kg2 Th5 die Partie endete nach vielen weiteren Ungenauigkeiten nach 74 Zügen remis. Viel zu müßig das hier noch näher zu betrachten.

L’Ami,Erwin (2624) – Dgebuadze,Alexandre (2524)
SBL 1011 SC Remagen – SG Solingen (7.3), 04.02.2011

Stellung nach 25.Dc3:

lc2b4ami-dgebuadze

25…f6?? Sperrt die Dame mit verheerenden Folgen ein. 26.h4! Sxh4 27.f4! und entweder geht der Springer auf h4 oder die Dame für einen nicht genügenden Gegenwert verloren. 27…Se4 28.Dc1 exf4 29.exf4 Sxg2 30.fxg5 und 1-0 nach 39 Zügen.

8. Runde Schachbundesliga:

Acs,Peter (2601) – Belezky,Alexander (2454)
SBL 1011 SC Eppingen – Bayern München (8.4), 05.02.2011

1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 dxe4 4.Sxe4 Sd7 5.Sf3 Sgf6 6.Ld3 c5 7.0-0 cxd4 8.Sxd4 Sc5 9.Lg5

acs-belezky

Schwarz muss vorsichtig sein, da er unterentwickelt ist. 9…h6?? Das ist einfach zu langsam. Weiß kann jetzt mit jedem Zug eine Drohung aufstellen und gewinnt sehenswert. Es musste 9…Scxe4 10.Lxe4 Le7 mit Entlastung erfolgen. 10.Lb5+! Scd7 10…Ld7 11.Lxf6 gxf6 12.Sxe6! fxe6 13.Dh5+ Ke7 14.Dxc5++- 11.Lxf6 gxf6 12.Dh5 Ke7 13.Tad1 Dc7 14.Tfe1 Se5 15.Dh4 Lg7

acs-belezky1

16.Sxf6! Lxf6 17.Sf5+! exf5 18.Txe5+ Dxe5 19.Db4+ Ke6 20.Lc4+ Dd5 21.Lxd5+ Ke5 22.f4# 1-0

Dautov,Rustem (2602) – Rosko,Lubos (2305)
SBL 1011 OSG Baden Baden – Nickelhütte Aue (8.6), 05.02.2011

Stellung nach 14.Tc1:

dautov-rosko

14…Txc3?? Das funktioniert hinten und vorne nicht. 14…Ld7 15.Txc3 S6d5 16.exd5 Sxd5 17.Dc1!+- Sxe3 18.Txe3 Lxd4 19.fxg4 Dc8 20.Dd2 Dc5 21.Tfe1 Tc8 22.Lxb7 Tc7 23.Lf3 Dc3 24.Dxc3 Txc3 25.Kf2 1-0

Thesing,Matthias (2432) – Schneider,Ilja (2519)
SBL 1011 SF Katernberg – SF Berlin (8.6), 05.02.2011

Stellung nach 16…Df6:

thesing-schneider

17.Ld7?? 17.Sxe4 dxe4 18.c3 nebst 19. Lc2 holt sich den Bauern mit ausgeglichener Stellung wieder. 17…Sxf2 Die Qualle auf d1 geht auch noch verloren. 0-1

9. Runde Schachbundesliga:

Naiditsch,Arkadij (2674) – Meister,Peter (2446)
SBL 1011 Bayern München – OSG Baden Baden (9.5), 06.02.2011

Stellung nach 18.Lb5:

naiditsch-meister

Weiß hat gute Kompensation für den Bauern. 18…Tc8?? Es musste 18…De7 geschehen, um den Punkt e6 zu überdecken. 19.Lxc6! und Schwarz gab auf, da auf 19…Lxc6 20.Sxe6 folgen würde. 1-0

Gyimesi,Zoltan (2595) – Diebl,Lutz (2222)
SBL 1011 Nickelhütte Aue – SC Eppingen (9.3), 06.02.2011

1.d4 Sc6 2.d5 Se5 3.e4 e6 4.f4 exd5 Das scheint eine gute Neuerung in dieser mir völlig unbekannten Variante zu sein. Normalerweise spielt man 4…Sg6 5.fxe5?! 5.Sc3 Sg6 6.Dxd5 ist wohl besser. 5…Dh4+ 6.g3? Spuckt Material, anstatt sich mit Remis zufrieden zu geben. 6.Kd2 Dh6+ 7.Kd3 Da6+ 8.Kc3 Dc6+ usw. 6…Dxe4+ 7.De2 Dxh1 8.Sf3 b6 9.Sc3

gyimesi-diebl

9…La6? Panik. Den d5 musste man nicht geben. Nach 9…c6 oder 9…Lb4 kann Weiß aufgeben. 10.Dxa6 Dxf3 11.Db7 Td8 12.Sxd5 c6 13.Sc7+ Ke7 Zwar steht der Nachziehende auch hier klar besser, doch und nach verspielte er die Stellung. Nach 36 Zügen endete die Partie remis.

Der Knaller des Wochenendes, ja vielleicht der gesamten Geschichte dieser Serie.

Bogner,Sebastian (2549) – Luch,Michal (2385)
DBL 1011 Delmenhorster SK – SV Wattenscheid (9.3), 06.02.2011

Stellung nach 30.Td4:

bogner-luch

30…Tc1?? 31.Sxc1 1-0

Appel,Ralf (2547) – Margraf,Daniel (2264)
SBL 1011 Delmenhorster SK – SV Wattenscheid (9.5), 06.02.2011

Stellung nach 37…Kg8:

appel-markgraf

Weiß hat einfach einen Bauern mehr. 38.De4?? Das ist ein taktischer Einsteller. 38.Ld6!+- 38…Sxb4?? Die richtige Idee, aber falsche Ausführung. Nach 38…Sf4! hätte Weiß doof aus der Wäsche geguckt. 39.Dxe6+ 1-0

Das letzte Beispiel ist eine ähnlich krasse Gurke wie Bogner-Luch.

Murdzia,Piotr (2477) – Swinkels,Robin (2478)
SBL 1011 SV Griesheim – SC Remagen (9.4), 06.02.2011

Stellung nach 10.d5:

murdzia-swinkels

Der folgende Fehler geschah offensichtlich nicht in Zeitnot. 10…Sb8?? Das ist hart auf diesem Niveau. 10…Lxc3 musste natürlich geschehen. 11.Da4+ Sbd7 12.Lxf6 Dxf6 13.Dxb4 Dg6 14.Da4 1-0

Kommentare

3 Antworten zu “Die Gurken des Wochenendes (29)”

  1. Max Bouaraba am 14. Februar 2011, 15:16

    Eigentlich kann man das alles kaum glauben :)) und wenn man dann auch noch bedenkt, dass es sich hierbei mit großer Wahrscheinlichkeit gerade mal lediglich um die allerschlimmsten Einsteller handelt… Da fühlt man sich doch gleich wieder 10cm größer. Gäbe es ein Buch der schönsten BuLi-Patzer, ich würds sofort bestellen. Alleine bei Arkadij Naiditsch bin ich mir nicht sicher, ob sein Gegner tatsächlich aufgeben musste?! Ich meine mich zu erinnern, dass mein Rechner nach -Txc6, Sxd5- den sonderbaren Zug e5 ausspuckte mit angeblich nur leicht schlechterer Stellung für schwarz?! Sollte dem so sein, so wäre die Aufgabe der Partie ein fast noch schlimmerer Patzer wie Tc8 🙂 Wie immer: danke Georgios 🙂

  2. Georgios Souleidis am 14. Februar 2011, 15:27

    Bei Naiditsch ist +4 am Ende. In der von dir angegebenen Variante nimmt Weiß zwei Mal auf e5 oder zuerst auf b4 und dann auf e5. Ein Buch über Einsteller? Nicht uninteressant.

  3. MiBu am 14. Februar 2011, 22:13

    Wird ja immer doller hier; irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Fehlleistungen immer krasser werden, je länger es die Gurkenrubrik gibt. Zur letzten Partie: Ich glaube nicht, das Robin (Swinkels) Da4+ einfach übersehen hat, dass scheint mir eher ein Fehler aus der Rubrik „Zweiter Zug vorm ersten“ gewesen zu sein.

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