Diese Rubrik scheint inzwischen in ganz Schachdeutschland bekannt zu sein, so häufig wie ich darauf angesprochen werde. Für mich ist es auf jeden Fall ein guter Grund mal wieder einen Beitrag zu posten und die Spieler der Schachbundesliga haben mich nicht in Stich gelassen. Es wurde gepatzt, als gäbe es kein Morgen. Der Beitrag enthält die Gurken der 3. und 4. Runde. Die Gewächse der 7. Runde präsentiere ich, sobald diese komplett gespielt wurde. Es sind auch einige Beispiele dabei, die ich schon auf der Website der SBL veröffentlicht habe, aber Doppelungen sind kaum zu vermeiden.

3. Runde Schachbundesliga:

Thinius,Marco (2367) – Deglmann,Ludwig (2397)
SBL 1011 Sf Berlin – Bayern München (3.8), 13.11.2010

Stellung nach 18.Txe6:

thinius-deglmann

18…Sd8?? Unterbricht die Turmverbindung und nimmt der eigenen Dame das einzige Rückzugsfeld. 19.Sxf5! Bitter für Schwarz. 1-0

Ftacnik,Lubomir Dr (2568) – Prohaszka,Peter (2529)
SBL 1011 Hamburger SK – Nickelhütte Aue (3.4), 13.11.2010

Stellung nach 27.Df3:

ftacnik-prohaszka

Weiß hat Kompensation für den Bauern, da er auf der halboffenen f-Linie Druck macht und auf der Diagonale a1-h8 auch mal Drohungen aufstellen kann. Man muss dementsprechend auf einen Abzug, des Läufers aufpassen. 27…Te8?? 27…Lc7 oder 27…Dd6 war gut spielbar. 28.Lh4! und Schwarz verliert Material, 1-0 nach 70 Zügen.

Babula,Vlastimil (2515) – Geske,Julian (2364)
SBL1011 SV Griesheim – Werder Bremen (3.7), 14.11.2009

Stellung nach 29.h4:

babula-geske

29…Txf7?? Das Rückopfer funktioniert nicht. Die Öffnung der g-Linie ist gleichbedeutend mit dem Verlust der Partie. Schwarz musste hier 29…Se4! 30.h5 Kg8! versuchen, wonach die Lage nicht gänzlich klar ist. 30.gxf7+ Kxf7 31.Dh5+ Kf6 32.Tg4 und Schwarz gab ob der Drohung 33. Txf4+ auf. 1-0

Koehler,Ronald (2289) – Skripchenko,Almira (2464)
SBL1011 SV Griesheim – Werder Bremen (3.8), 14.11.2009

Stellung nach 16…Sg4:

koehler-skripchenko

17.Lxb7?? Danach tauscht Schwarz forciert die Damen und gewinnt den Läufer auf b7. 17.Lf3 gefällt Rybka ganz gut und sieht Weiß sogar in Vorteil. Auch wenn ich das wegen des Springers auf a8 nicht ganz glauben kann, so wäre das allemal besser als die Partiefortsetzung gewesen. 17…Df2+ 18.Kd2 De3+ 19.Kc2 Dxb3+ 20.Kxb3 Lxb7 21.Txd7+ Kxd7 22.Td1+ Kc8 23.Tc1+ Kb8 0-1

4. Runde Schachbundesliga:

Dinstuhl,Volkmar Dr (2424) – Medvegy,Zoltan (2531)
SBL 1011 SV Wattenscheid – SC Eppingen (4.8), 14.11.2010

Stellung nach 36…Td7:

dinstuhl-medvegy

37.Txe4?? Aus irgendeinem Grund verfiel Weiß in der ausgeglichenen Stellung darauf die Qualle zu geben. Das ergibt keinen Sinn. 37…fxe4+ 38.Kxe4 Td2 39.f5+ gxf5+ 40.gxf5+ Kf7 41.a4 Td1 42.Lb8 a6 43.La7 Tb1 0-1

Tregubov,Pavel V (2598) – Swinkels,Robin (2478)
SBL 1011 SV Mülheim Nord – SC Remagen (4.4), 14.11.2010

Stellung nach 52.Dc8+:

tregubov-swinkels

52…Kh7? 52…Kf7 53.Df5+ Df6-+ 53.Df5+ Kg8 54.Dc8+ Kh7? 54…Kf7 55.Df5+ Df6-+ 55.Df5+ und Schwarz gab sich mit Remis durch Dauerschach einverstanden. Stattdessen wäre es möglich gewesen auf das Schach auf c8 mit dem König nach f7 zugehen. Auf ein weißes Damenschach auf f5 könnte er die Dame auf f6 – mit Gewinnstellung – dazwischenstellen. ½-½

Bok,Benjamin (2453) – Berelowitsch,Alexander (2574)
SBL 1011 SV Mülheim Nord – SC Remagen (4.5), 14.11.2010

Stellung nach 21.Kf1:

bok-berelowitsch

21…Tc2?? So einen Fehler sieht man bei Alexander sehr selten. Der Turm findet nicht mehr raus und wird bald erobert. 22.Txe8+ Sxe8 23.Ke1 Sd6 24.Kd1 Tb2 25.c4 Sxc4 26.Lxb2 1-0

Feygin,Michael (2526) – Michiels,Bart (2459)
SBL 1011 SV Mülheim Nord – SC Remagen (4.6), 14.11.2010

Stellung nach 27.De3:

feygin-michiels

Der schwarze Springer auf h4 macht Sorgen, aber nicht so sehr, dass man drastische Maßnahmen ergreifen muss. 27…h5?? Öffnet die Stellung vor dem König, obwohl dort die weißen Figuren versammelt sind. 28.f5 Es sprach nichts gegen 28.Lxh4! Lxh4 29.gxh5+- 28…exf5 29.gxf5 Sxf5 30.Txf5?! Das war nicht nötig. 30.Sxf5+ Lxf5 31.Txf5 Lc5 32.Dc1 Lxg1+ 33.Dxg1 und Weiß verbleibt mit zwei Läufern für den Turm. Den Turm auf f5 kann Schwarz wegen Lh4+ nicht nehmen. 30…gxf5 31.Ld3?! 31.Lxa6!, um der Dame mit Tempo das Feld e2 freizumachen, wäre hier möglich gewesen, aber das ist schon nicht einfach. 31…Kh7?? 31…Th8! und plötzlich hätte Schwarz wieder mitgemischt. 32.De2+- Db6 33.Sxf5 Lc5 34.Dxh5+ Kg8 35.Lf2+ 1-0

Der Kampf SF Berlin-Nickelhütte Aue produzierte so viele Fehler, dass er fast alleine gereicht hätte, um diese Rubrik zu füllen. Hier nur drei Beispiele.

Slobodjan,Roman (2556) – Maksimenko,Andrei (2544)
SBL 1011 Nickelhütte Aue – SF Berlin (4.2), 14.11.2010

Stellung nach 21.Tb1:

slobodjan-maksimenko

Schwarz hat einen Bauern mehr und könnte bei normalem Verlauf langsam aber sicher seinen Vorteil verwerten.21…Le6?? 21…Lb2! 22.Lb6 Die Dame hat kein Feld. 1-0

Berndt,Stephan (2442) – Spiess,Gunter (2429)
SBL 1011 Nickelhütte Aue – SF Berlin (4.5), 14.11.2010

Stellung nach 25…Se7:

berndt-spiess

Hier gewinnt u. a. 26. Dxa7 mit der Idee 27. e6 (falls Schwarz z. B. den Springer schlägt). Stattdessen folgte 26.e6?? Dxg7 und Schwarz gewann nach 36 Zügen.

Thiede,Lars (2445) – Diebl,Lutz (2222)
SBL 1011 Nickelhütte Aue – SF Berlin (4.7), 14.11.2010

Stellung nach 57.Dd3+:

thiede-diebl

57…Kc8?? 57…Dd5= 58. Dd8# 1-0

Haslinger,Stewart G (2543) – Nyback,Tomi (2635)
SBL1011 Werder Bremen – SG Trier (4.5), 15.11.2009

Stellung nach 32…Sg6:

haslinger-nyback

In dieser materiell ausgeglichenen Stellung zog Weiß 33.Tf3?? und stellte damit nach 33…Se5 den Läufer ein. Zwar erhielt Weiß noch einige Bauern und kämpfte lange, aber nach 61 Zügen stand es 0-1.

Warakomski,Tomasz (2468) – Berczes,David (2520)
SBL1011 Delmenhorster SK – SV Griesheim (4.2), 15.11.2009

Stellung nach 28…Txd2+:

warakombski-berczes

Wie soll auf d2 wiedernehmen? 29.Kxd2?? 29.Lxd2= 29…Tc6! und jetzt geht eine Figur verloren, da nicht nur der Läufer auf a6 hängt, sondern auch 31…Lf4+ droht. 0-1

Hoeffer,David (2259) – Geske,Julian (2364)
SBL1011 Delmenhorster SK – SV Griesheim (4.8), 15.11.2009

Stellung nach 49…Kg5:

hoeffer-geske

Weiß hätte zwei Züge vorher noch gewinnen können und müsste nun Dauerschach geben. 50.Lxf3?? Das verliert sehenswert. 50.De7+ Df6 51.h4+ Kg6 52.Lh5+ Kf5 53.Lg4+ Kg6= 50…Th2+!! 51.Kg1 Kh4+ 52.Lg4 Th1# 0-1

Kommentare

8 Antworten zu “Die Gurken des Wochenendes (27)”

  1. PeterB am 18. November 2010, 09:49

    Bundesliga at his Best!

    Die Anspannung scheint sehr hoch zu sein, denn die Anzahl der Doppelfragezeichenzüge ist schon recht bemerkenswert. Ich glaub ich schau mal in die österreichische Liga an diesem Wochenende ob das da auch so ist. Immerhin spielen viele deutsche Bundesliagspieler auch da….

  2. Max Bouaraba am 18. November 2010, 15:09

    Ich finde diese immer größer und grausamer werdende Häufung an Gurken durchaus logisch. Der Author gibt die Antwort ja quasi schon selbst: jeder kennt die Gurkenparade und so wundert es nicht, wenn einige versuchen bei Herrn Souleidis die Gurke des Jahrhunderts zu landen / quasi ein Treffen der Gurkenzüchterfreunde. Das ganze ist schon brutal anzuschauen und für viele mag dies der Grund sein, sich in niederen Kreisligen zu verdingen um genau diesen Gurken zu begegnen. Natürlich wird sich die ein oder andere durch Zeitnot, Juckreiz oder sonstige widere Umstände begründen lassen aber im großen und ganzen….. Krass….. Mein Favorit: der Bock von Bok / unfassbar Df6 nicht zu finden und stattdessen in eine 3.malige Zugwiederholung einzuwilligen.

  3. Max Bouaraba am 18. November 2010, 15:18

    uhps …. gemeint war Tregubov gegen Swinkels

  4. Max Bouaraba am 18. November 2010, 19:28

    Die Stellung aus der Partie Haslinger – Nyback ist zwar verdächtig, hat aber wohl eher keine Gurke verdient. Tf3 verdient bestimmt ein Fragezeichen, aber nach Se5 hätte weiß zumindest wieder Tg3+ (Schach) spielen können. Stattdessen nimmt er auf f5 und sammelt einige Bauern ein. Ich würde mal eher vermuten, das war ein klassischer Fall von Fehleinschätzung. Vielleicht war das noch mit 36.c3 anstelle von dem sofortigen T:a5 zu vereinfachen und so eventuell sogar zu halten? Fragwürdig anyway.

  5. Georgios Souleidis am 18. November 2010, 19:35

    Bei Haslinger-Nyback war nach 33…Se5 34. Txf5 das kleinere Übel. Nach 34. Tg3+ Kf6 kann Weiß das Endspiel kaum halten. Der Läufer hat keine vernünftigen Felder und der f-Bauer wird sehr stark. Aber ich lasse mich gerne darauf ein, dass 33. Tf3 keine zwei Fragezeichen verdient. Eins ist gerechter.

  6. hal am 19. November 2010, 00:04

    und die masochisten-lösung Tb3/Tb3 Lb3/c4 La2 geht auch (nicht)…

  7. freddi am 22. November 2010, 16:28

    Wann kommt das Video der Nachlese mit Sebastian Siebrecht online?

  8. Georgios Souleidis am 22. November 2010, 17:01

    Es wird nicht absichtlich zurückgehalten. Ich stelle es online, sobald es verfügbar ist.

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