Vor einigen Monaten fiel mir in einem bestimmten Moment nichts Besseres ein, als gegen Fritz zu blitzen. Sportlich natürlich völlig uninteressant, da er haushoch überlegen ist, aber in einer bestimmten Variante überraschte er mich mit einem Zug, den ich nicht kannte und der in der Theorie kaum vorkommt. In einer bekannten Variante des Alapin-Sizilianers opferte er immer wieder einen Bauern. Inzwischen habe ich mir das Ganze mal angeschaut, ich fand nur zwei Partien, und – natürlich – die Idee von Fritz ist gar nicht dumm. Insbesondere für die, die die Variante spielen, könnte das ein interessanter Tipp sein. Ich gebe ihn gern her, da ich mit Weiß andere Wege gehe.

B22 Fritz-Opfer

1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.c3 Sf6 4.e5 Sd5 5.Lc4 Sb6 6.Lb3 c4 7.Lc2 Dc7

Das ist eine Stellung, die Sergei Tiviakov mit großer Vorliebe und einigem Erfolg spielt. 8.0-0!? Ein interessantes Bauernopfer. Ob es in theoretischen Abhandlungen behandelt wird, weiß ich nicht, da ich diese Variante mit Weiß nicht spiele. Fritz spielt es im Blitzen – zumindest gegen mich – ohne nachzudenken. Weiß erhält für den Bauern Entwicklungsvorsprung. 8.De2 g5 9.h3 Lg7 usw. ist die Hauptvariante. 8…Sxe5 Klar, was sonst? 9.Sxe5 Dxe5 Und an dieser Stelle kommen zwei Züge in Frage: 10.Te1 Das erscheint mir am Genauesten, da der Turm mit Tempo entwickelt wird. 10.d4 cxd3 11.Dxd3 (11.Lxd3!?) 11…e6 kam in Kienast,J (2225)-Schneider,J, Wallertheim 1994, vor. Hier bleibt dem Turm das Feld e1 erstmal verwehrt. 10…Df6 10…Dc7 dürfte besser sein, aber auch dann hat Weiß nach z.B. 11.d3 cxd3 (oder nach 11…e6 12.a4!?) 12.Dxd3 e6 13.a4 Kompensation. 11.d3

11…d5?! Die Stellung zu öffnen, kann nicht gut sein für Schwarz, da er unterentwickelt ist. Es musste 11…cxd3 geschehen. 12.dxc4 dxc4 13.Sd2 Mit Tempo geht der Springer nach e4. Weiß steht nun schon besser. 13…e6 14.Se4 Dd8 15.Dh5

15…h6? Diesen Fehler und Tempoverlust verträgt die schwarze Stellung nicht mehr. Es musste 15…Le7 geschehen. Nach 16.Lf4 mit der Idee 17. Tad1 wäre die Stellung aber kaum zu halten, insbesondere in einer praktischen Partie. 16.Lf4 16.Sg5 hxg5 17.Dxh8 war auch schon möglich. 16…Dd5

17.La4+!+- Ld7 17…Sxa4 18.Dxd5 exd5 19.Sf6+ Kd8 20.Te8# 18.Lxd7+ Dxd7 19.Tad1 Dc8 20.Td6!

Das spielt sich nun von alleine. 20…Le7 21.Txe6! Dxe6 22.Sd6+ Kd7

23.Db5+ und Schwarz gab auf, da nach 23…Kc7 24. Sxf7+ folgt. 1-0 in Zagema,W (2325)-Schiffer,K (2378), Deutschland 2004.

Kommentare

2 Antworten zu “Der Faktor Entwicklungsvorsprung (8)”

  1. Kai Schiffer am 23. September 2009, 11:31

    Ach, da bin ich aber froh, dass Du Dir so eine schöne Partie zur Veröffentlichung ausgesucht hast 🙂
    Tatsächlich ist 10…Dc7 ziemlich sicher gut für Schwarz; Weiss erhält vermutlich nicht ganz ausreichendes Spiel. Varianten hab ich natürlich längst wieder vergessen.

  2. Christian Scho am 24. September 2009, 22:22

    Und ich bin auch froh, dass mein ehemaliger Mannschaftskamerad vom SK Gescher diesen für ihn typischen Sieg landen konnte und das Fritz ihn jetzt „kopiert“…

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