Die Gurke aus Hamburg

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Es wäre zu schön gewesen, um wahr zu sein. Nach drei guten Partien durfte ich heute bei der 12. Int. Hamburger Einzelmeisterschaft an Brett 1 gegen einen weiteren Favoriten antreten. Ich hatte mir vorgenommen einen großen Kampf zu liefern. Leider schaffte ich es nur meine schöne Sammlung an Gurken auf diesem Blog zu bereichern.

Rogozenko,Dorian (2546) – Souleidis,Georgios (2427) [E66]
12. Int. Hamburger Einzelmeisterschaft (5), 03.06.2009

1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sf3 Lg7 4.g3 0-0 5.Lg2 d6 6.Sc3 Sc6 7.0-0 a6 8.d5 Sa5 9.Sd2 c5 10.Dc2 Tb8 11.b3 b5 12.Lb2 e5 13.Tae1

Ich hatte mich gut auf diese Partie vorbereitet, indem ich verschiedene Partien dieser Variante mir angeschaut hatte. 13…h5!? Eine interessante Idee. Schwarz möchte den weißen Königsflügel schwächen, insbesondere auf den schwarzen Feldern. Rogozenko versank in tiefes Grübeln und zog erst wieder nach 45 Minuten. 13…Sh5 und 13…Sd7 mit der Idee …f5 folgen zu lassen sind die theoretischen Hauptfortsetzungen, meinte mein Gegner nach der Partie. 14.cxb5!? In vielen Varianten nimmt Schwarz auf c4 und öffnet im richtigen Moment die b-Linie. Dem möchte Weiß entgegentreten. Der Zug hat aber den Nachteil, dass er d5 schwächt und Schwarz eine beweglichere Bauernmasse gibt. 14.h3 und 14.e4 waren zwei weitere mögliche Fortsetzungen, die wir nach der Partie kurz analysierten. 14…axb5 15.f4 Vielleicht nicht das Beste. 15…h4!? 15…exf4 Wahrscheinlich besser. Nach 16.gxf4 (16.Txf4 Sg4 und Schwarz hat das Feld e5 gut unter Kontrolle) hätte Schwarz mehrere Optionen: 16…Sg4, 16…Te8 oder 16…h4 kommen in Frage. 16.fxe5

Das hatte ich natürlich kommen sehen, doch sah ich zwei gute Antworten darauf. 16…Sg4?! Darauf hatte ich mich im Vorfeld verlassen. 16…dxe5 war wahrscheinlich die bessere Wahl. Nach der Partie waren wir uns einig, dass die Stellung sehr kompliziert ist. 17.e6 17.Sce4 Darauf hatte ich hauptsächlich meine Zeit verbraten, bis ich 17…h3! 18.Lh1 (18.Lxh3?! Se3) 18…Sxe5 mit zufriedenstellendem Spiel für Schwarz fand. 17…Se3?! 17…Ld4+ verwarf ich wegen 18.e3 Sxe3 19.Txe3 Lxe3+ 20.Kh1 mit schöner Kompensation für Weiß. Mit dem geschwächten Königsflügel kann es schnell vorbei sein für Schwarz. 17…hxg3 scheint die beste Option gewesen zu sein. Nach 18.exf7+ Kh7 19.hxg3 Se3 20.Dd3 Sxf1 21.Txf1 ist die Stellung total unklar. 18.De4

Oje, diesen Zug hatte ich gar nicht auf der Pfanne. Ich rechnete nur an 18.exf7+ und 18.Dd3. Es droht einfach e7 und mein Springer hängt. Panisch zog ich ohne nachzudenken 18…Sxf1?? Ja, das ist ne Gurke wie sie häufig auf Entwicklungsvorsprung steht. Dabei hätte man noch kämpfen können. 18…f5 19.e7 fxe4 20.Txf8+ Dxf8 21.exf8D+ Kxf8 22.Lxe4 hxg3 23.hxg3 und Weiß hat zwar einen Bauern mehr, aber seine Figuren sind unkoordiniert. 18…fxe6 war auch eine Möglichkeit, die nicht sofort verliert. 19.e7 Jetzt wurde mir mein Malheur erst so richtig bewusst. Weiß gewinnt Material. 19…Sxd2 20.exd8D Txd8 21.Dxh4 Jegliches Weiterspielen war sinnlos, deswegen kam die Aufgabe. Warum solche Fehler immer wieder passieren – und hier ohne Zeitnot – kein Ahnung. Ich möchte auch gar nicht darüber lamentieren. Ich habe mich daran gewöhnt und Verlieren macht mir inzwischen nicht mehr so viel aus. Also Mund abputzen und weiter gehts. Sehr schade war es dieses Mal, weil ich am ersten Brett spielte und den Zuschauern auch was bieten wollte. 1-0

PS: Aus Versehen habe ich die Diagramme aus schwarzer Sicht erstellt.

Kommentare

2 Antworten zu “Die Gurke aus Hamburg”

  1. Dein Lieblingsschacher am 05. Juni 2009, 13:29

    Schade, Georgios! Den Patzer wie mich tröstet es aber, dass auch den Meistern immer wieder solche groben Einsteller unterlaufen. Auf stärkere Züge in künftigen Partien!

  2. Hamburgs langweiligster Schachspieler am 08. Juni 2009, 18:49

    Und noch tröstlicher dürfte es sein, dass die Partie ernsthafte Konkurrenz um den Titel „Gurke des Turniers“ hat (z.B. Parligras – Putzbach, Siebrecht – Maahs, Ftacnik – Fries-Nielsen, Schulz – Sechting, Berg – Hebbinghaus).

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