Übermässiger Wodkakonsum, aggressive Gastfreundschaft und Pelmeni auf die Gabel. Das sind drei Grundpfeiler der russischen Gesellschaft und für den westlichen Beobachter recht fern. Umso lehrreicher ist es, dass sich jemand die Mühe gemacht hat, dieses Leben dem interessierten Leser literarisch näher zu bringen.

Mit „Absurd Wodka – 100% russische Absonderlichkeiten“ ((http://www.wodka.charlatan.de/)) legt Holger Blauhut ein skurril-fiktives Werk vor, das zahlreiche alltägliche Begebenheiten köstlich und temporeich reflektiert. Als kalte Vorspeise (Sakuski) wird folgender Auszug serviert:

Galina hatte die Ruhe aus der Küche verbannt und rückte eifrig Schüsseln und Teller hin und her, bereitete Speisen zu, goss Wasser in den Samowar und stapelte alles auf dem bereits überfüllten Küchentisch. Kaum war die Vorbereitung beendet, klingelte es auch schon und ihre Freundin kam, um sich ein Buch auszuleihen.

Der Autor betreibt einen kleinen aber feinen Verlag in Rostock ((http://www.charlatan.de/)) und vertreibt die m. W. einzige Fernschachzeitschrift in Deutschland ((http://www.fernschachpost.de/)). Ausserdem initiierte er einen Literaturwettbewerb zur Schach-WM zwischen Kramnik und Leko im Jahr 2004 ((http://www.charlatan.de/abo.htm)).

Zu Absurd Wodka sind auch schon einige Lesungen vorbereitet, die an dieser Stelle nicht vorenthalten werden sollen:

17.08.2007, 20:15 Uhr, Literaturhaus Rostock
20.08.2007, 21:00 Uhr, Café Koeppen Greifswald
22.08.2007, 20:00 Uhr, Thalia Rostock

In der neuen Ausgabe (08/2007) der Zeitschrift Schach durfte Elisabeth Pähtz sich im Interviewen üben. Ihr „Opfer“, der sonst so wortkarge GM Gata Kamsky. Heraus kam ein ziemlich skurril-witziges Interview über sieben Seiten, dass gewisse beiderseitige Wissensmängel offenbarte. Hier nur einige Auszüge:

Auf seine mangelnde Eröffnungskenntnisse angesprochen meinte G.K., dass diese insbesondere beim Weltcup 2005 zu Tage getreten wären. Darauf E.P.:

Welchen Weltcup?

Als die Eigenheiten von Schachspielern angesprochen wurden, wies E.P. auf Wladislaw Tkatschiew (aktueller Europameister) und seinen Alkoholkonsum hin. Darauf G.K.:

Der ist mir überhaupt kein Begriff.

Dann wurden auch die Unterschiede zwischen schachspielenden Männern und Frauen angesprochen. Selbstverständlich seien die Männer weitaus verrückter als die Frauen. Die logische Erklärung von G.K.:

Ja, ihr müsst ja auch die Kinder kriegen und werdet Mütter, das ist etwas anderes.

Sauber Gata, das Jurastudium hat sich ja mal so richtig gelohnt.

Zur Zeit läuft in Biel ein starkes Grossmeisterturnier ((http://www.bielchessfestival.ch/cms/index.php?option=com_frontpage&Itemid=1)), u.a. mit Radjabov, einem meiner Lieblingsspieler, der immer nach vorne spielt. Nach 3 Runden ist noch nicht viel passiert und man darf gespannt sein, wie es weitergeht. In der ersten Runde kam es zum Aufeinandertreffen zwischen einem der Favoriten, Alexander Grischuk, und seinem Namensvetter Alexander Motylev, der in der Bundesliga für SF Katernberg aufschlägt.

Diagramm

Grischuk,A (2726) – Motylev,A (2648) [D18]
GM Biel SUI (1), 23.07.2007

[Souleidis,Georgios]

Schwarz hat Materialvorteil und man sollte meinen, dass er diesen auch irgendwie verwerten kann. Doch die Stellung trügt, denn der weisse h-Bauer ist bereit zu rennen. 34…Sxg4! Schwarz wickelt wohlweislich zum Remis ab. Denn 34…Sc4 ist wegen 35.g5!, mit der Idee den h-Bauern laufen zu lassen, einfach zu gefährlich. Z.B.: 35…b5 (35…Te6+ 36.Kd1 b5 37.axb5 cxb5 38.h4 a5 39.h5 Te4 40.h6 Th4 41.h7 Sd6 42.Td8!) 36.axb5 cxb5 37.h4 b4 38.h5 Te6+ 39.Kd1 und die weissen Bauern sind einfach schneller. 35.hxg4 Txg4 36.a5 b6 37.Ta8 Te4+ 38.Kd2 Te7 39.axb6 axb6 40.Tb8 b5 41.Kd3 ½-½

Vom 30.09. bis zum 07.10.2007 findet auf Mallorca, genauer gesagt im kleinen Örtchen Binissalem, die 20ste Auflage des Open „Es Vermar“ statt. Die Organisatoren sind sehr rührig und bemühen sich um eine reibungslose Veranstaltung, die unter sehr familiären Bedingungen stattfindet. Informationen findet man auf der Webseite des Vereins ((http://www.escacs.org/openesvermar/index.php)), allerdings noch nur auf Spanisch. Es könnte sein, dass ich mit einem kleinen Tross anreisen werde. Wer Interesse hat, darf sich gerne bei mir melden.

Das Spielefestival ((http://www.czechopen.net/)) in Pardubice hat schon seit über einer Woche begonnen und heute startet mit traditionell vielen deutschen Spielern das A-Open ((http://www.czechopen.net/tournaments/tournA.php)). In Biel ((http://www.bielchessfestival.ch/cms/index.php?option=com_frontpage&Itemid=1)) läuft ab morgen das wohl stärkste Turnier zur Zeit, auch wenn die absoluten Top-Stars fehlen. Gerne wäre ich bei diesem Turnier ((http://www.curacaochess.net/)) dabei, denn unter schöneren Bedingungen lässt sich Schach wohl kaum spielen. Nicht dumm von Jan G., dass er sich mal wieder ans Brett setzt. Chess Tales hat natürlich wieder eine schöne Freitagsaufgabe ausgesucht ((http://chesstales.blogspot.com/2007/07/friday-chess-puzzle-15.html )) und zu guter Letzt hoffe ich, dass der IT-Professional schön viele Angebote bekommen hat (( Vgl.: http://www.schach.com/ie4/index.htm)), denn als GM mit Elo 2500 scheint Profischach kein Zuckerschlecken zu sein.

Wünsche allen ein angenehmes Wochenende!

Chess Games
Rebecca Higgins

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