Wer es bis gestern noch nicht begriffen hatte, dem wurden endgültig die Augen geöffnet. Axel Schulz kann nicht boxen.

Ein einziger tapfer geführter Kampf am 22.04.1995 in Las Vegas gegen den damaligen Box-Opa George Foreman genügte, um aus einem mittelprächtigen Schwergewichtsboxer einen hoffnungsvollen WM-Anwärter in Endlosschleife zu kreieren. Im Grunde genommen ist Axel Schulz ein Lehrstück, zum Einen über die Art und Weise wie die Boxszene funktioniert und zum Anderen wie Medien ein zweifelhaftes Produkt auf den Markt bringen und es dann sektenartig vermarkten, um dem Konsumenten ein Gefühl der Heilsbringung vorzugaukeln.

Die Zirkusnummer hatte viele Jahre Erfolg und brachte RTL Quoten und Riesenprofite. Doch irgendwann war Schluss mit Schulz, lustig und Co. und man schielte neidisch auf ARD und ZDF, die sukzessive das Monopol auf die Gladiatorenspiele übernommen haben. Das Entsetzen hielt sich aber in Grenzen, weil man mit Schumi, den Skiadlern und König Fussball für adäquaten Ersatz gesorgt hatte. Dumm nur, dass der Eine inzwischen aufgehört hat, die Anderen nicht mehr so richtig fliegen wollen und der Champions-League-Ball inzwischen sogar auf DSF rollt, nur nicht auf RTL.

Was blieb also übrig, ausser alten Wein in neuen Schläuchen zu präsentieren. Vielleicht war RTL an der Reaktivierung vom putzigen Axel nur am Rande beteiligt, doch das grosse Geschäft witternd lief die mediale Marketingmaschinerie mit einjähriger Vorlaufzeit auf Hochtouren. Am Klimax der Begeisterung wurde Talent Schulz sogar direkt für drei Kämpfe unter Vertrag genommen.

Der grossen Sause erster Teil lief gestern, am 25.11.2006, im Gerry-Weber-Stadion in Halle (Westfalen) über die Bühne. Um 22.00 Uhr begann die Übertragung und wie das bei Sportereignissen inzwischen Usus ist, wird vor dem eigentlichen Event viel Wert auf gepflegte Hintergrundinformation und geistreiche Gespräche gelegt. Damit der Zuschauer aber nicht völlig überfordert wird und womöglich abschaltet, darf Erheiterung nicht fehlen. Hierfür sorgte gestern Abend die weltbekannte Rock-Combo Reamonn.

Das Warten hatte gegen 23.00 Uhr ein Ende. Vor Spannung kaum noch auf den Sitzen haltend, entlud sich in der Halle beim Einlauf der Protagonisten ein Sturm der Begeisterung. Doch was dann geschah, hatten die Experten und selbst die grössten Pessimisten nicht erwartet. Axel Schulz, das Jahrhunderttalent, liess sich von Brian Minto, der Nummer 25 der unabhängigen Weltrangliste – was auch immer das heissen mag – gnadenlos verprügeln. Nach fünf Runden hatte man noch die Hoffnung, dass er sich irgendwie über die Zeit retten und die drei Punktrichter – alle zufällig aus Deutschland – ihm einen knappen aber verdienten Punktsieg bescheren würden.

Doch nichts da. In der sechsten Runde war Schluss. Schulz war durch die gezielten Schläge des über sich hinauswachsenden Minto sprichwörtlich Hören und Sehen vergangen. Ständiges Klammern und Taumeln half nichts mehr und er ergab sich willenlos seinem Schicksal. Plötzlich merkte das Publikum, dass hier irgendetwas nicht nach Plan verlaufen war und fing an zu buhen. Das hatte Axel nun wirklich nicht verdient. Immerhin hatte er sich ein Jahr lang im sonnigen Florida für diesen Kampf geschunden und das bei einer Aufwandsentschädigung von 3.000.000 Dollar.

Nun, es ist schade, aber wir werden wohl auf den zweiten oder gar dritten Teil der Sause verzichten müssen. Durch diese überraschende Niederlage aller Hoffnungen beraubt, erklärte ein niedergeschlagener Schulz direkt nach dem Kampf seinen Rücktritt. Einer seiner Kommentare hätte es nicht besser beschreiben können:

„Es hat richtig reingeknallt“

El fin del mundo

La playa tiene el agua clara,
poco profunda. Entro en el mar, y ando
hasta que el agua me llega a las rodillas.
El mar se mezcla al cielo en la lejanía
y los marineros dicen que ahí
acabo el mundo. Si sigo andando
por el mar llegaré al cielo.

Das Ende der Welt

Überall klares seichtes Wasser.
Ich trete ein ins Meer und schreite
bis mir das Wasser an die Knie reicht.
Das Meer vermischt sich
mit dem Himmel in der Ferne
und die Seefahrer sagen,
dass dort die Welt endet.
Wenn ich weiter über das Meer schreite
werde ich den Himmel erreichen.

Im Original von Juan Pedro Cerrato aus „Sentimiento de soledad y belleza“