Mit nachahmenswerten Kampfeswillen wiederholen sich in Malmö täglich die Ereignisse. Die Teilnehmer scheinen vor Beginn des Turniers gemeinschaftlich ins Kino gegangen zu sein und sich die blutrünstige Verfilmung von Frank Millers Comic 300 angeschaut zu haben. Denn Remis spielen ist nicht. Nur 12 von 30 Partien endeten mit diesem Ergebnis und der Rest wurde bis auf den letzten Tropfen Blut ausgekämpft. Heute gewann der Schwede Emanuel Berg eine theoretisch wichtige Partie im Najdorf-Sizilianer gegen Negi (Neuerung 20.Dd4!).

Gestern spielte ich in der 1. Holländischen Liga für meinen Verein Homburg Apeldoorn gegen HMC Calder. Zusammen mit IM Sebastian Siebrecht fuhr ich recht zeitig los, doch lauter Staus und ein mieser Routenplaner liessen uns eine halbe Stunde zu spät zur Partie erscheinen.

Souleidis,Georgios (2412) – de Jong,Jan Willem (2427) [C55]
1. Holländische Liga (8), 21.04.2007

[Georgios Souleidis]

1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Sf6 4.d3 Le7 5.0-0 0-0 6.Lb3 d5 [6…d6 ist geläufiger.] 7.exd5 Sxd5 8.Te1 [Nächstes Mal spiele ich wahrscheinlich wieder das theoretisch erfolgreichere 8.h3 ] 8…Lg4 9.h3 Lxf3 Ab hier war ich „Out of Book“. Allerdings muss das kein Nachteil sein, da man seine Kreativität beweisen kann und das Schema-Denken minimiert. [Ich rechnete nur mit 9…Lh5 10.g4 Lg6 11.Sxe5 Sxe5 12.Txe5 was als besser für Weiss gilt, obwohl meine Intuition hier anderes sagt.] 10.Dxf3 Sd4 Bis hierhin spielte mein Gegner á Tempo. Warum, wird gleich aufgeklärt.
Diagramm1
11.Dxd5!? Obwohl ich wegen des Zuspätkommens hier nur 1:20 auf der Uhr hatte – in Holland spielt man mit der Bedenkzeit 2h 40Züge + halbe Stunde für den Rest – investierte ich für diesen Zug satte 40 Minuten, um mir über die Konsequenzen klar zu werden. Das Risiko in eine Vorbereitung rein zu laufen, klammerte ich aus, denn in der 1. Holländischen Liga kann man sich schwerlich auf seine Gegner vorbereiten: Die Aufstellungen werden erst 10 Minuten vor Spielbeginn bekannt gegeben! Mein Risiko wurde am Ende belohnt und ich verbrauchte auch nur noch 25 Minuten für den Rest der Partie. [Nach der Partie klärte mich mein Gegner auf, dass seine Spielweise auf folgender Partie beruhte, die letzte Woche bei der Europameisterschaft stattgefunden hat. Zum Glück hatte er sich aber nicht mit 11.Dxd5 auseinandergesetzt: 11.De4 c6 12.Dxe5 Lf6 13.Dh5 Sb4 14.Dd1 a5 15.Sa3 b5 16.c3 Sxb3 17.Dxb3 Sxd3 mit besserer Stellung für Schwarz in Nepomniachtchi,I (2602)-Naiditsch,A (2654)/Dresden GER 2007] 11…Dxd5 12.Lxd5 Sxc2 13.Txe5!N
Diagramm2
Wenn überhaupt, dann nur so. [Das Endspiel nach 13.Ld2 Sxa1 14.Tc1 Tad8 15.Sc3 c6 16.Lf3 Txd3 17.Le3 Lb4 18.Le2 Td7 19.Txa1 La5 ist mehr als zufriedenstellend für Schwarz, z.B. Dizdar,S (2325)-Mikhalchishin,A (2475)/Zenica 1989;
13.Te2? Sxa1 14.b3? war in meinen Berechnungen nach 10…Sd4 meine erste Idee, doch nach 14…Tad8! kann Weiss fast schon aufgeben.] 13…Lf6 Der logischte Zug. Allerdings kommen hier und in der Folge eine Reihe von weiteren Zügen bzw. Plänen in Betracht Doch in allen Varianten scheint Weiss zumindest Kompensation zu besitzen. [13…c6? 14.Lb3! Sxa1 15.Txe7 Sxb3 16.axb3±;
13…Tae8 14.Te2! Sxa1 15.Lxb7 Lg5 16.Le3 Lxe3 17.fxe3;
13…Ld6 14.Te2 Sxa1 15.Lxb7;
13…Tfe8 14.Te2 Sxa1 15.Lxb7] 14.Te2 Sxa1 15.Lxb7 Ein ganz wichtiger Zug, der die schwarze Bauernstruktur zerstört und die weissen Felder sichert. 15…Tab8 [15…Tfe8!? 16.Le4 Tab8 17.Sa3 Ld4 18.g4!] 16.Le4
Diagramm 3
16…Tb6?! [ Besser: 16…Ld4 17.g4 g6 18.Sa3 (18.g5 f6 19.gxf6 Txf6) 18…f5 19.gxf5 gxf5 20.Ld5+ Kh8 21.Le3] 17.Sa3 Tfb8 18.Sc4 Ta6 19.b3 Diese Stellung hatte ich im Voraus als gut für Weiss eingeschätzt. Weiss verfügt über zwei Riesenleichtfiguren, es ist nicht zu sehen wie der schwarze Springer wieder ins Spiel soll und ausserdem droht 20.Lf4.
Diagramm 4
19…Sxb3? Völlig unnötig, allerdings beruhte der Zug auf einem Rechenfehler. [19…c5!] 20.axb3 Ta1 21.Tc2 Txb3 22.Kh2 a5 [Schwarz wollte hier mit 22…Tc3? meinen Turm tauschen, doch unabhängig davon ob das überhaupt etwas gebracht hätte, scheitert das Ganze taktisch: 23.Tb2! Txd3 24.Lxd3 Lxb2 25.Lxb2+-] 23.Lf4 a4
Diagramm 5
24.Le5!+- Ausnahmsweise beweise ich in dieser Partie gute Technik. Zwei Leichtfiguren sind einfach besser als ein Turm, und der Freibauer erscheint nur stark. [24.Lxc7 gewinnt auch, ist aber viel komplizierter.] 24…Te1 Aus irgendeinem Grund bot mein Gegner hier Remis an. Der Rest ist einfach für Weiss. [24…Lxe5+ 25.Sxe5 f6 26.Sd7+-] 25.Lxf6 gxf6 26.Se3 a3 27.Txc7!
Diagramm 6
27…Tb8 [27…a2? 28.Tc8+ Kg7 29.Sf5+ Kg6 30.Tg8+ Kh5 und Weiss kann sich das Matt aussuchen.] 28.Ta7 Te2 29.Txa3 [Ich überlegte hier 4 Minuten an 29.Kg3 a2 30.Ld5 Tbb2 31.Sf5 h5 und sah, dass ich nach 32.Lxf7+ sofort gewinnen müsste, doch warum kompliziert wenn es auch einfach geht.] 29…Txf2 30.Kg3 Tfb2 31.Ta7 h5 32.Sf5 Td8 33.Sh6+ 1-0

Als wir wieder nach Hause fuhren, stand es 3,5 zu 3,5 bei noch drei laufenden Partien, die allerdings eher für unsere Gegner sprachen. Heute sah ich dann, dass der unglaubliche Bosboom seine verloren geglaubte Partie noch umbog. Mit den zwei restlichen Remisen gewannen wir den Kampf 5,5 zu 4,5 und liegen nun an dritter Stelle, was im Endeffekt ein Riesenerfolg wäre.

Volokitin verteidigt nach einem Schwarzremis gegen Tkachiev seine alleinige Tabellenführung. Jakovenko kann nach seinem Sieg gegen Moiseenko bis auf einen halben Punkt verkürzen… genauso wie Jan Gustafsson! Dem gelang heute wohl die Partie des Tages im innerdeutschen Spitzenduell gegen Naiditsch. Dieser wählte gegen das Marshall-Gambit eine eher minderwertige Variante und kam schon nach 25 Zügen bemitleidenswert unter die Räder:

Was die deutschen Normkandidaten machen, wird nach Beendigung der Runde enthüllt.

Um der Mainstreamberichterstattung zu entfliehen und einer Randgruppe unseres Sports ein Forum zu bieten, rufe ich hiermit eine neue Rubrik ins Leben:

Ladies am Zug

Eine weitere Motivation meiner Wahl soll durch die ausgeklügelte Hypothese begründet werden, dass das schwache Geschlecht beim Spielen keine Gefangenen macht und dem Betrachter dadurch erhöhte Endorphin-Ausstösse ermöglicht. Langweilige Männerschiebereien will nämlich keiner mehr sehen.

Meine erste Reise in die Tiefen dieses Phänomens führt uns zur Russischen U20-Meisterschaft der jungen Frauen. Diese findet zur Zeit in St. Petersburg parallel zur Meisterschaft der Männer statt. Auf der Turnierseite kann man sich über die Resultate der kommenden Meister informieren. Die Partien werden live ins Netz übertragen. Wer des Russischen mächtig ist, ist ganz weit vorne, wer nicht – so wie ich -, der kann sich fröhlich durchklicken und erfährt über Umwege alles Notwendige.

Das Privileg einer eingehenderen Analyse erteilte ich einer Partie aus der 2. Runde. Hauptgrund hierfür ist, dass ich meine Eitelkeit ein wenig befriedigen wollte, denn die in der Partie zur Diskussion stehende Eröffnung, wählte eine Grand Dame des Schachs, Almira Skripchenko, in der 4. Runde der Schachbundesliga 2006/2007 gegen einen bedeutungslosen IM. Ein weiterer und stichhaltigerer Grund aber ist, dass ich meine oben dargebrachte These mit einem ersten Beweis belegen möchte.

Airapetian,Tatevik (2245) – Nebolsina,Vera (2324) [B32]
ch-RUS U20 Girls Saint Petersburg RUS (2), 11.03.2007

1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 e5 Die Kalashnikov-Variante 5.Sb5 d6 6.S1c3 a6 7.Sa3 b5 8.Sd5 Sge7 9.c4 Sxd5

Diagramm 1

10.Dxd5! [Die Theorie empfiehlt 10.cxd5 ; oder 10.exd5 ] 10…Ld7

Diagramm 2

11.Sc2?! [11.Le3! b4 12.Sc2 Le7 13.Le2 0-0 14.0-0 ist etwas besser für Weiss [Souleidis,G (2407)-Skripchenko,A (2427), 1. Bundesliga 2006/2007] 11…b4?! Ein positionelles Eingeständnis, da Weiss danach das Zentrum kontrolliert. [11…Tc8 verspricht Gegenspiel.] 12.Le2 Le7 13.0-0 0-0 14.f4 exf4?! Bringt den weissen Läufer mit Tempo ins Spiel. 15.Lxf4 Db6+ 16.Le3 Dc7 17.Tad1 Se5 18.Sd4 [18.Sxb4 war auch möglich, doch Weiss setzt vorbildlich auf Aktivität.] 18…Tac8 19.b3 Tfd8 20.Sf5 Lc6 21.Dd4 Lf8 22.Lf4 f6 23.De3 Db7 24.Td4 Te8 25.Lf3?

Diagramm 3

[25.Tfd1 ist wohl etwas besser für Weiss] 25…d5! Ein cooler Zug! Die Sache wird spannend. 26.exd5 Ld7 27.Le4 Lc5 Und plötzlich hängt ziemlich viel rum bei Weiss. 28.Kh1 Einziger Zug! 28…Db6

Diagramm 4

29.Tfd1? Dieser Zug sollte eigentlich verlieren. [29.Dg3! Lxf5 30.Lxf5 Lxd4 31.Lxe5! Lxe5 32.Dh3 Tc7 33.Dxh7+ Kf8 34.Lg6 und Weiss kann sich wohl noch retten.] 29…Sg6! 30.Df3 Lxf5 31.Lxf5

Diagramm 5

31…Sh4? [Es sprach nichts gegen das einfache 31…Lxd4-+ ] 32.Lxh7+! Kxh7 33.Dh5+ Kg8 34.T4d3 g5 35.d6!

Diagramm 6

Die Drohung ist offensichtlich, aber die Unterbrechung der 6. Reihe ist mindestens genau so wichtig. 35…Lxd6? [35…Te6 36.Lxg5 fxg5 37.Dxg5+ Sg6 38.Df5 Tce8 39.Tf1 Lf2! 40.Txf2 Te1+ 41.Tf1 Txf1+ 42.Dxf1 Tf8 43.De1±] 36.Lxg5! Te5 37.Dg4

Diagramm 7

[37.Dxh4! fxg5 38.Dh5+-] 37…f5? [Nach 37…fxg5 38.Dxc8+ Lf8 wäre der Partieausgang weiterhin offen gewesen.] 38.Dxh4+- Tce8 39.Lf6 1-0

An diesem Wochenende findet in Baden-Baden das Final Four im Pokalwettbewerb für Mannschaften statt. Dabei setzten sich heute im Halbfinale Aljechin Solingen und Baden-Baden jeweils mit 3-1 gegen ihre Konkurrenten Werder Bremen und Berlin-Tegel durch. Die Solinger, die ihrer jungen Siegertruppe aus dem letzten Jahr vertrauen, gewannen eher überraschend, während Baden-Baden sich erwartungsgemäss durchsetzte. Dabei hätte Blogger Olaf Teschke (Rank zero) auf Seiten der Tegeler mit dem Budapester Gambit seinem Gegner beinahe einen eingeschenkt. Die Analyse dieser Harakiri-Partie wird bestimmt auf seinem Blog folgen. Den grössten Nachhalleffekt wird aber folgende Partie hinterlassen, die in der klassischen Reihe „Amateur schlägt Meister“ einen würdigen Platz einnehmen wird:

IM Von Herman,Ulf (GER) (2364) – GM Krasenkow,Michal (POL) (2651) [D08]
GER-Cup Team 1/2 Baden, SK König-Tegel-OSC Baden-Baden, 10.03.2007

1.d4 d5 2.c4 e5 3.dxe5 d4 4.Sf3 Sc6 5.a3 Sge7 6.Sbd2 Sg6 7.Sb3 Le6?N [7…Lg4; 7…Sgxe5] 8.Sbxd4 Lxc4 9.Da4 Ld5

Diagramm 1

Nach einem völlig missglückten Krasenkowschen Eröffnungsexperiment setzt Weiss jetzt schon zum finalen Schuss an:
10.e4!+- Lxe4 11.Lb5 Dd7 [11…Dd5 12.0-0 a6 13.Td1! Lxf3 14.Lxc6+ bxc6 15.Sxf3 Db5 16.Dg4+-] 12.Le3 Td8?! 13.0-0-0

Diagramm 2
1-0

Unglaublich!

Es wird endlich Zeit dem Namen meines Blogs gerecht zu werden. Dies ist der Beginn einer neuen Reihe, die sich dem Faktor Entwicklungsvorsprung in der Eröffnung dezidiert widmen wird. In regelmässigem Abstand werde ich ausgewählte Partien vorstellen, in denen die schnelle Figurenentwicklung partieentscheidend war. Den Anfang mache ich mit meiner „Unsterblichen“. Gespielt habe ich diese Partie in der ersten Runde der Europäischen Vereinsmeisterschaft 2003 in Rethymno auf Kreta.

Gagunashvili,Merab (2577) – Souleidis,Georgios (2382) [D07]
ECC Crete (1), 28.09.2003

1.d4 d5 2.c4 Sc6

Diagramm 1

Die Tschigorin-Verteidigung. Eine giftige Eröffnung, wie der Supergrossmeister Alexander Morozevich vielfach bewiesen hat. 3.cxd5 Dxd5 4.e3 e5 5.Sc3 Lb4 6.Ld2 Lxc3 7.bxc3 Sf6 8.f3 0-0 9.e4 [9.Ld3 exd4 10.cxd4 Sxd4! 11.exd4 Dxd4 mit Kompensation [Dautov]] 9…Dd6 10.Le3

Diagramm 2

[Für mich war die Stellung absolutes Neuland. Ich hatte nur den Hauptzug 10.d5 kurz überflogen und alles was jetzt kam, fand ich am Brett.] 10…exd4!N Schwarz versucht seinen Entwicklungsvorsprung radikal zu nutzen. Er überlässt dem Weissen das Zentrum, öffnet aber die zentralen Linien, um angreifen zu können. [10…Sa5 11.Ld3 c5 12.Se2 Sc6 13.d5 Sa5 14.c4 b6 15.0-0 De7 16.Ld2 Sb7 17.Sc3 Sd6 18.g3 Sd7 19.De2 La6 20.a4 Kh8 21.f4 führte in Popow-Dubinsky, Smolensk 1997 zu einer etwas besseren Stellung für Weiss] 11.cxd4 Te8

Diagramm 3

12.Dd2 [12.Kf2? Txe4! 13.fxe4 (13.d5 Se5 14.fxe4 Sxe4+ 15.Ke1 Db4+ 16.Ld2 Dd4-+) 13…Sxe4+ 14.Ke1 (14.Kf3 Dd5-+) 14…Db4+ 15.Ld2 Dxd4-+;
12.Se2!? Vielleicht das Beste. Danach hätte es Schwarz nicht so leicht gehabt einen starken Angriff zu inszenieren. 12…Lf5 (12…Sxe4!? 13.fxe4 Txe4 14.Dd2 Ld7! (14…Lg4? 15.Tc1? (15.Sc3!) 15…Tae8 16.Tc3 Sb4-+ ist eine fehlerhafte Variante von Bronznik.) 15.Sc3 Txe3+ 16.Dxe3 Te8 17.Se4 Dg6 (17…Dxd4 18.Dxd4 Sxd4 19.Ld3 Lf5 20.0-0-0 Lxe4 gibt Dautov in seinen Analysen für Chessbase an. Die Stellung befindet sich im Gleichgewicht.) 18.Ld3 Sb4 (18…f5!?) 19.0-0 Sxd3 20.Dxd3 Dxe4 21.Dxe4 Txe4 22.d5 c6 23.d6 Te6 24.Tad1 und der starke d-Bauer sichert Weiss Gegenspiel.) 13.Lf4 (13.e5 Dd7 ist klar besser für Schwarz.) 13…Db4+ 14.Kf2 (14.Ld2 De7 15.exf5 Sxd4 16.Kf2 Tad8 17.Tb1 Sd5! 18.f6 (18.Sxd4? Dh4+-+) 18…Dxf6 19.Da4 b5 20.Dxa7 Ta8 21.Dc5 (21.Lg5 Txa7 22.Lxf6 Sxe2 23.Lxe2 Sxf6) 21…Txa2 22.Td1 Te5!-+) 14…Sxe4+ 15.fxe4 Txe4 und es ist unklar, ob Schwarz hier genügend Kompensation besitzt.;
12.Tb1 Sxe4 13.fxe4 Txe4-š] 12…Lf5! Der Druck auf e4 wird maximal erhöht. 13.Le2 [13.exf5? Sd5-+;
13.Se2 Lxe4 14.fxe4 Sxe4 (Auch nach 14…Txe4 hätte Schwarz Kompensation gehabt.) 15.Db2 Sb4! mit starkem Angriff.] 13…Lxe4 14.fxe4 Sxe4 15.Db2 [15.Dd3? Sb4 ist unsinnig für Weiss.] 15…Sg3!?

Diagramm 4

[15…Sb4 wäre vielleicht stärker gewesen, wie Valeri Bronznik in seiner sehr empfehlenswerten Monographie über die Tschigorin-Verteidigung anmerkt, und gibt folgende Variante an: 16.Sf3 Sd5 17.Ld2 Sxd2 18.Kxd2 (18.Dxd2 Sf4 19.Sg1 Dc6-+) 18…Dh6+ 19.Kd1 (19.Ke1 Sf4 20.Se5 Sxe2 21.Kxe2 f6-+) 19…Se3+ 20.Ke1 Sxg2+ 21.Kf2 Sf4 „In dieser Variante stellt Schwarz das materielle Gleichgewicht wieder her und behält die Initiative.“ (Bronznik)] 16.hxg3 Txe3 17.0-0-0 [17.Td1 wäre zäher gewesen, doch wer belässt den König freiwillig im Zentrum? 17…Tae8 18.Kf1 und die Sache wäre spannend geworden.] 17…Sb4! mit der Drohung 18…Tc3+! 18.Lc4 [18.Sf3? Tc3+! 19.Kb1 (19.Kd2 Tc2+ 20.Dxc2 Sxc2 21.Kxc2 De6-+) 19…Dg6+ 20.Ka1 Sc2+ 21.Kb1 Sxd4+ 22.Ka1 Sc2+ 23.Kb1 Se3+ 24.Ka1 Sxd1 mit klar besserer Stellung für Schwarz.] 18…b5!

Diagramm 5

Schwarz lässt nicht locker 19.Lxf7+? und Weiss bricht direkt ein. [19.Lb3 a5!

Diagramm 6

bis hierhin hatte ich gerechnet und gesehen, dass Weiss den Angriff am Damenflügel kaum überleben wird: (19…Sd3+? 20.Txd3 Txd3 21.Sf3 und die Drohung 21.Se5 hätte Schwarz vor unlösbaren Problemen gestellt.; 19…Tae8 [Bronznik] hätte Schwarz höchstens Kompensation gegeben.) 20.Kb1 a) Nach 20.Df2? hätten sich die schönsten Varianten ergeben: 20…Dc6+! 21.Kb2 (21.Kb1 Txb3+! 22.axb3 a4 23.d5 Dg6+ 24.Kb2 axb3! 25.Kxb3 Da6!-+) 21…Txb3+! 22.axb3 (22.Kxb3 Dc4+ 23.Kb2 Dxa2+ 24.Kc1 Dxf2-+) 22…a4! Weiss hat einen Turm mehr, ist aber vollkommen verloren. 23.Dd2 (23.d5 a3+ 24.Kb1 a2+ 25.Kb2 (25.Dxa2 Dg6+-+) 25…Sd3+!-+) 23…axb3!! 24.Ta1 Txa1 25.Kxa1 Da8+ 26.Kb1 Sc2! 27.Dc3 Da2+ 28.Kc1 Se1!-+

Diagramm 7

Tolle Stellung! Gegen die Drohung 29…b2+ kann Weiss nichts ausrichten.;
b) 20.Sf3 a4 21.Lc2 Tc3! 22.Se1 a3 23.Da1 Dd5! 24.Kb1 Dc4 25.Td2 Sxc2 26.Sxc2 (26.Txc2 b4 27.Txc3 bxc3 28.Sc2 Dd3!-+) 26…b4-+; 20…a4 21.Lc2 g6 22.Ka1 a3 23.Db1 c5 24.Sf3 Te2 25.Tc1 cxd4-+;
19.Lxb5? Tc3+ 20.Kb1 Dg6+-+] 19…Kxf7 20.Df2+

Diagramm 8

Df6 [20…Kg8! Schade, dieser Zug hätte die Partie direkt entschieden, da Weiss den Turm auf e3 nicht schlagen darf. 21.Dxe3 Dc6+ 22.Kd2 Dc2+ 23.Ke1 Dxg2 24.De6+ Kh8 25.Txh7+ Kxh7 26.Dh3+ Dxh3 27.Sxh3 Sxa2-+] 21.Dxf6+ [21.Dxe3? Dc6+ 22.Kd2 (oder 22.Kb2 Dc2+ 23.Ka3 Da4+ 24.Kb2 Dxa2+ 25.Kc3 Dc2+ 26.Kxb4 a5+ 27.Kxb5 Tb8+ 28.Ka6 Dc6+ 29.Kxa5 Db5#) 22…Dc2+ 23.Ke1 Te8-+] 21…Kxf6 22.Tf1+ Kg6 23.Sf3 h6! 24.Sh4+ Kh7 25.Tf7 Txg3 26.Txc7 [26.Sf5 Txg2 27.Txc7 Sd5!-+] 26…Tf8! Aktiviert auch den zweiten Turm und lässt Weiss keine Chance. 27.Txa7 Tf2 28.Kb1 Sd5 29.Ka1 b4 30.Ta5 Ta3! 0-1

Diagramm 9

Wahrscheinlich die beste Partie, die ich je gespielt habe. 10.Le3 wird der Weisse wohl ad acta legen müssen.

Am Abend wurde ich von meinen griechischen Freunden gefeiert und die GM-Norm war beschlossene Sache. Ich wusste es besser, doch dass ich kein Bein mehr auf die Erde bringen würde, wäre mir nicht in den Sinn gekommen. Bis zum Ende des Turniers gelang mir kein weiterer Sieg, obwohl ich teilweise auf weitaus schwächere Gegner traf. Zumindest entschädigte diese Glanzpartie für magere 2,5 aus 7.

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