Jul
27
Parallelwelten
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In der neuen Ausgabe (08/2007) der Zeitschrift Schach durfte Elisabeth Pähtz sich im Interviewen üben. Ihr „Opfer“, der sonst so wortkarge GM Gata Kamsky. Heraus kam ein ziemlich skurril-witziges Interview über sieben Seiten, dass gewisse beiderseitige Wissensmängel offenbarte. Hier nur einige Auszüge:
Auf seine mangelnde Eröffnungskenntnisse angesprochen meinte G.K., dass diese insbesondere beim Weltcup 2005 zu Tage getreten wären. Darauf E.P.:
Welchen Weltcup?
Als die Eigenheiten von Schachspielern angesprochen wurden, wies E.P. auf Wladislaw Tkatschiew (aktueller Europameister) und seinen Alkoholkonsum hin. Darauf G.K.:
Der ist mir überhaupt kein Begriff.
Dann wurden auch die Unterschiede zwischen schachspielenden Männern und Frauen angesprochen. Selbstverständlich seien die Männer weitaus verrückter als die Frauen. Die logische Erklärung von G.K.:
Ja, ihr müsst ja auch die Kinder kriegen und werdet Mütter, das ist etwas anderes.
Sauber Gata, das Jurastudium hat sich ja mal so richtig gelohnt.
Jun
25
Ein riesiger Blumenstrauss an Schwachsinn oder komplexe Sachverhalte simpel erklärt
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In der heutigen Ausgabe, Nr. 26/25.6.07, der Zeitschrift „Der Spiegel“ ist auf S.125 ein Kurzinterview abgedruckt, in dem ein Neurologe ziemlich abstruse Vergleiche zwischen Fussball und Schach aufstellt. Hier einige Kostproben:
Spiegel: Werden Fussballspiele im Kopf entschieden?
Neurologe: Im Wesentlichen ja. […]. Was Fussball ausmacht, basiert auf einem riesigen Blumenstrauss von Hirnfunktionen.
Spiegel: Welche Funktionen sind das?
Neurologe: Die Leistung, die dem Gehirn beim Fussball abverlangt wird, ist grösser als beim Schach. Das Spiel fordert Logik und Kombinationsgabe. Fussball ist vielschichtiger: Motorik ist gefragt, Orientierung, Koordination, Aufmerksamkeit, Interaktion. […]
Spiegel: Ist Bastian Schweinsteiger intelligenter als Garri Kasparow?
Neurologe: Das kommt darauf an, wie man Intelligenz definiert. Klar ist, dass Schweinsteigers Gehirn die anspruchsvollere Aufgabe lösen muss. Man erkennt das zum Beispiel daran, dass ein Computer im Schach gegen einen Menschen gewinnen kann, aber ein Fussball-Roboter ist selbst gegen einen Achtjährigen chancenlos.
Spiegel: Warum gibt es dann so wenige Fussballer mit Abitur?
Neurologe: Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. […] Die koordinative Leistung eines Kickers ist nur noch mit der eines Konzertpianisten oder Violinisten vergleichbar.
Der Artikel wird höchst trefflich mit einem Foto der Komponisten Poldi und Schweini illustriert.
Apr
18
Interview mit Roland Schmaltz
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GM Roland Schmaltz ist mittlerweile 32 Jahre alt, alive and rockin und nach eigenen Angaben immer noch nicht vergeben. Die letzte aktuelle Elo-Zahl aus dem Jahr 2005 beträgt 2554 und hat sich seitdem auch nicht mehr verändert. Er war mal ´ne ziemlich grosse Nummer im Internet-Schach – alias Hawkeye – und hat über dieses Thema 2002 auch ein Buch mit dem Titel „The complete Chess Server guide“ geschrieben. Die Kritik überhäufte ihn zwar mit Lob, der erhoffte finanzielle Erfolg blieb aber aus.
GM Roland Schmaltz ist vierfacher Bullet-Weltmeister (1-Minuten-Blitz), lebt inzwischen in Brisbane (Australien) und hat sich mehr oder weniger vom Schach zurückgezogen.
Entwicklungsvorsprung gewährte er einen tieferen Einblick in sein jetziges Leben.
EV:
Roland, viele wissen, dass du inzwischen in Down Under lebst, aber die wenigsten kennen die Gründe. Erläutere uns doch mal die Umstände, die dazu führten, deiner Heimat den Rücken zu kehren?
Das ist eine lange langweilige Story, die irgendwas mit einer Ex-Freundin zu tun hat und auch nicht weiter von Interesse ist. Ich lebe in Brisbane, hat bestimmt kaum jemand schon mal gehört. Das einzige, was hier jemals das Interesse der Weltöffentlichkeit erregte, war die Expo 1988. Mittlerweile hat sich die Stadt aber zur drittgrössten Australiens entwickelt und boomt noch immer. Als ich herkam, habe ich erstmal Schach an den Schulen unterrichtet. Allerdings ist das ziemlich „hopeless“, wenn man die Kids hier die Klötzchen einstellen sieht. Keine Klasse voll Kinder, die nicht mal richtig mit König + Dame vs König Mattsetzen kann, braucht einen Grossmeister als Lehrer. Deshalb habe ich das Ganze nach ein paar nervenaufreibenden Stunden auch sein lassen.
EV:
Vermisst du Deutschland?
Etwas. Hier ist es schon ganz dufte, aber so ein paar Sachen vermisst man dann doch. Da wäre z.b. schnelles Autofahren (hier max. 110-¦gähn) und dass man 24h Bier an jeder Tanke kaufen kann.
EV:
In der globalen Schachszene bist du besser bekannt als „Hawkeye“, einer der besten Bulletspieler der Welt. Bist du eigentlich im ICC oder auf einem anderen Server noch aktiv?
Nein, hab genug gespielt in den letzten 17 Jahren. Ab und zu zieh ich mir noch die Schach-News rein oder lass mich von Fritz verprügeln. Aber das wars dann auch schon.
EV:
Du hast das Schachspiel mehr oder weniger an den Nagel gehängt, warum?
Vom Schach habe ich mich mittlerweile zurückgezogen wegen mangelnden Wettbewerbs und den daraus geringen Verdienstmöglichkeiten hier in Brisbane. Wie man sich vielleicht auch selber denken kann, sind die Australier nicht gerade die grössten Schachfans. Wenn man hier etwas werden will, muss man schon Football spielen oder tierisch gut surfen können. Allerdings spiele ich manchmal dann doch noch so zum Spass für meinen Club Bullwinkel. Dieser besteht eigentlich nur aus Amateuren und drei richtig netten, scharfen Mädels, die wissen wie die Figuren ziehen. Ein Beweisfoto kann ich hierzu leider nicht liefern. Deshalb nur dieses Bild von der letzten Runde der Brisbane-Club-Meisterschaft als Beweis, dass hier überhaupt Schach gespielt wird!
EV:
Dich hat wie viele andere Spieler aus der Schachszene der Pokervirus befallen. Beschreibe doch mal deine Erfahrungen, die Du damit gemacht hast.
In der Tat hat mich der Pokervirus befallen. Pokern boomt hier seit 2005 so richtig, nachdem Joe Hachem (ein Australier) die World Series of Poker gewonnen hatte. Seitdem denken viele, dass Sie das genauso gut können und versuchen sich hier im Casino. Da das Casino hier so das ziemlich einzige im Umkreis von 1000 Kilometern ist, welches 24h offen hat, nennt man die Stadt hier auch gerne BrisVegas. Mit Pokern werde ich hier auch erstmal weitermachen, um meinen sehr relaxten Aufenthalt zu finanzieren. Es erstaunt mich doch, wie man mit so wenig Aufwand eigentlich gutes Geld verdienen kann. Ganz anders als im Schach wo man jahrelang ackern muss, um wenigstens etwas Kohle zu schaufeln.
(Casino)
EV:
Australien ist jedem als wunderschönes Reiseziel bekannt, aber wie es sich dort lebt, weiss kaum jemand. Schildere uns doch mal deine Erfahrungen aus erster Hand, auch jene mit den Australiern selbst?
Dieses Land bietet in der Tat viele Reisemöglichkeiten. Zum einen kann man den „australischen Weg“ gehen und sich jedes Wochenende bei einem Barbecue (Grillsession) die Kante geben oder das Umland hier erforschen. Für Europäer gibt es hier unendliche Weiten zu entdecken. Es ist wirklich faszinierend wie man hier im Landesinneren durchs stundenlange Nichts fahren/ fliegen kann, ohne dass sich merklich etwas an der Wüstenlandschaft verändert. Richtig was zu sehen gibt es hier in Australien nur an der Ostküste. Vor allem die grösste Sandinsel der Welt, Fraser Island, ist mehr als nur einen Besuch wert. Auf der Insel geht es nur mit 4-Rad-Antrieb im Jeep voran. Strassen gibt es da nicht, nur ein paar freigeräumte Wege durch den Wald. So das ziemlich beste was man hier unternehmen kann. Natur, echtes Abenteuer pur und Party im Zeltlager. Sehr empfehlenswert!
Zu den Australiern muss man sagen, dass sie ein unheimlich nettes und aufgeschlossenes Volk sind. Die sind so nett, dass es manchmal schon nervt! Es gibt Tage, da wünscht man sich von einer mies gelaunten Aldi-Verkäuferin angeschnauzt zu werden, nur weil man fragt wo die Milch steht-¦ Aber alles in allem sind Australier sehr locker (muss am Wetter und den Mädels liegen) und ich habe hier auch schon eine Menge Freunde gefunden.
EV:
Du bist in den letzten Jahren viel gereist: Neuseeland, Thailand etc. Gibt es einen Ort, der dich besonders fasziniert hat?
Wenn man mal das Land verlassen will, gibt es nicht viel im näheren Umkreis ausser Neuseeland. Wer auf einsame Natur ohne Action steht, ist hier genau richtig. Für ein Party-Huhn wie mich allerdings zu öde. Die meisten Australier bevorzugen Bali als nächstentferntes Urlaubsziel (7,5 Stunden Flug). Mich zieht es aber eher nach Thailand (11 Stunden Flug, ja hier gibts nix einfach so um die Ecke) falls ich hier von dem ganzen Unfug mal zuviel habe und etwas Urlaub von dem ganzen Urlaub brauche. Schöne Strände, billig und lecker futtern und Party jeden Abend. Da lässt es sich aushalten!
EV:
(Mal ne blöde Frage) Bist du schon mal einem Känguru oder einem Koala begegnet?
Es ist nur ein Gerücht, dass jeder Australier drei Kängurus und vier Koalas als Haustiere hält. Die meisten Kängurus sieht man hier eigentlich nur tot am Strassenrand liegen und sind in den meisten Gegenden hier eine gefährliche Plage für Autofahrer. Koalas haben natürlich alle zum Knuddeln gerne und hier in Brisbane gibt es auch ein sehr schönes Koala-Sanctuary (Gehege), wo man das stinke kleine Knuddelvieh auch auf den Arm nehmen darf.
EV:
Dein früherer Verein OSC Baden-Baden ist wieder Deutscher Meister geworden. Verfolgst Du eigentlich noch die Szene und möchtest Du vielleicht Deinen alten Kameraden auf diesem Wege gratulieren?
Ja, ab und zu schaue ich mir die Ergebnisse an. Herzlichen Glückwunsch zum Deutschen Meistertitel 2007 -¦ ohne mich als Handicap ist es halt doch einfacher!
EV:
Zum Schluss ein kleiner Ausblick: Wie sind Deine Pläne für die Zukunft bzw. können wir wieder mit deiner Rückkehr rechnen? Oder sehen wir dich bald am final table der WSOP?
Bleiben werde ich wahrscheinlich noch weitere 2 Jahre, bis mein Visum ausläuft und was danach kommt, ist offen. WSOP wäre cool, aber ein Haus in Thailand würde erstmal reichen. Wenn nicht, geht es vielleicht zurück nach Deutschland.
So, das war es auch schon aus „Da Unten“.
Grüssen möchte ich alle, die mich noch kennen und vermissen (wohl kaum jemand) und die Leute von meinem früheren Schachklub Baden-Oos.
No worries
Roland Schmaltz